Mit großem Interesse habe ich Ulis Bericht über die „Kanalzander“ gelesen. Als „Kanalfan“ möchte ich eine Variante der Zanderangelei nachliefern, die ich mittlerweile im Kanal für unübertroffen halte.
Da alles eine Vorgeschichte hat, werde ich zu Beginn ein wenig ausholen (ich hoffe, das wird nicht zu langweilig). Mein Elternhaus lag in Haltern, direkt am Wesel-Datteln-Kanal und somit war es fast unvermeidlich, dass Angeln meine Leidenschaft wurde. Als Jungangler waren v.a. Barsch und Aal meine Zielfische. Dass es auch Zander im Kanal gab, habe ich erst später realisiert. Das Zanderangeln habe ich dann zwangsläufig als Jungmitglied des ASV Haltern im Unterlauf der Stever kennengelernt. Damals war die Stever vom Halterner Stausee bis zur Lippemündung ein hervorragendes Zandergewässer. Mit dem Bau der zweiten Stever-Talsperre in Hullern ist das leider nicht mehr so und die Stever ist mittlerweile zu einem Rinnsal verkümmert – aber das ist ein anderes Thema. Geangelt wurde natürlich mit lebendem Köderfisch. Allerdings war das Angeln mit Stellfisch nie meine Sache. Ich habe die Zander gesucht, in dem ich den Fluß mit einer Angel ablief und den Köderfisch über die „heißen Stellen“ treiben ließ. Meine Angeltechnik hätte sich wahrscheinlich nie geändert, wenn nicht die Angelei mit lebendem Köderfisch verboten worden wäre. Was nun? Zwar konnte man mit totem Fisch oder Fetzen auch einmal einen Fisch überlisten. Doch eine überzeugende Alternative war das nicht. Es begann die Zeit des Ausprobierens. Aus der Vielzahl der möglichen Kunstköder wie Blinker, Spinner, Wobbler, und Co. kristallisierten sich Twister und Gummifische als am Fängisten heraus, da sie sehr leicht über die hängerträchtige Steinpackung durch das Wohnzimmer der Zander zu bewegen waren. Aus Ärger über die vielen Hänger habe ich irgendwann eine Laufpose mit Stopper auf meine Schnur gezogen. Das war es! Bereits die ersten fünf Würfe brachten mir drei Zander in meinen Rucksack und die ultimative Montage war geboren. Bis heute hat sich an der Montage nicht viel geändert. Ich angele mit einer drei Meter langen Rute (Wg. 5-30g) mit harter Spitze, einer kompakten Gleitpose (10-20g), einer 25er monofilen Schnur (wg. der Gleitpose), kleinen Gummifischen (8-10cm) und Bananenköpfen (7-10g). Ein Stahlvorfach halte ich nicht für notwendig. Die fängiste Farbe ist bei mir gelb – vielleicht liegt das aber auch daran, dass andere Farben von mir immer seltener eingesetzt werden. Weiterhin benötige ich einen Rucksack mit den notwendigen Utensilien (Kescher muss nicht sein) und natürlich auch ein Fahrrad. Der fängigste Bereich für Kanalzander ist in der Regel der Übergang von der Kanalsohle in den Uferbereich. Dieser Bereich wird von mir diagonal zur Uferlinie angeworfen. Die Pose kann durch einen Gummistopper schnell auf die jeweilige Wassertiefe eingestellt werden. Die optimale Einstellung ist dann gefunden, wenn der Gummifisch so eben auf den Grund fallen kann. Im allgemeinen kann man von einer Tiefe von drei bis vier Metern ausgehen. Wo aber liegen die Vorteile dieser Montage? Mit der Pose bekommt man eine zusätzliche optische Rückmeldung, wann der Bleikopf den Boden berührt, da die zurückdriftende Pose dann abrupt stehen bleibt. Durch anschließendes direktes Anzupfen geht die „Hängergefahr“ gegen Null. Dieser Aspekt hat allerdings nur Bedeutung für unseren Geldbeutel und unsere gute Laune. Viel wichtiger ist, dass der Gummifisch erheblich langsamer herangeholt wird. Beim Anzupfen wird er nicht direkt zum Angler, sondern durch die Pose eher nach oben befördert. Durch diese fast vertikale Bewegung haben die Zander viel mehr Zeit, den Gummifisch zu realisieren und zu attackieren – und das ist ja gerade bei beißfaulen Zandern sehr wichtig. Zuletzt noch einige Anmerkungen zum Thema Ort und Zeit. Ich kann bestätigen, dass das frühe Aufstehen nicht unbedingt belohnt wird und das kommt mir sehr entgegen. Aus meiner Sicht gibt es keine Tageszeit, die besonders hervorgehoben werden müsste. Mittlerweile wohne ich in Münster und fahre nach dem Frühstück in aller Ruhe mit dem Fahrrad zum Dortmund-Ems Kanal. Dort beangle ich in ca. 3 Stunden meine beiden Hot Spots (eine lange Außenkurve und die Schleuse) und bin zur Freude meiner Frau und meiner drei Töchter schnell wieder zu Hause (auch ein Vorteil dieser Angelei). Interessant ist auch, dass die Jahreszeit nicht von so großer Bedeutung ist. Den abgebildeten Zander habe ich z.B. zum Ende des letzten Novembers gefangen. Überraschenderweise fange ich sehr viele Zander im März vor der Schonzeit. Es lohnt sich also, den Kanalzandern auch in den schlechten Monaten bei milden Wetterlagen nachzustellen. Die Standortfrage hat Uli in seinem Bericht ausführlich behandelt. Bei uns in Münster – und das ist sicherlich an anderen Orten nicht anders – gibt es eine große Fraktion von Zanderanglern, die mit totem Köderfisch an Stellruten angeln. Dort wo man sie wiederholt antrifft, sollte man es einmal versuchen. Anfangs bin ich von einigen müde belächelt worden. Doch wenn ich nach kurzer Zeit mit einem Fisch wieder weitergefahren bin, musste ich dann doch meine Montage zeigen. Dennoch habe ich es noch nie gesehen, dass einer von ihnen einmal ohne seine Stellrute und seine Köderfische gekommen ist und es auch versucht hat. Letztendlich glaubt halt jeder an seine Methode. Aber vielleicht habe ich ja den einen oder anderen Leser dazu ermutigt, es auch einmal auszuprobieren. Und nicht gleich aufgeben, wenn es nicht sofort klappt. Vielleicht waren die Kanalzander an diesem Tag einfach nicht da. Bericht von Otto Breuer