Barsche schlagen sich vor dem kalten Winter ihre Mägen mit allem Fressbaren voll, was ihnen vors Maul kommt. Würmer sind dabei eine leichte Beute. Deshalb greift Stephan Gockel zu den schlanken Verführern als Natur- und Kunstköder oder in fängiger Kombination.
Bunte Vielfalt
Es gibt kaum einen Fisch in unseren heimischen Gewässern, den man auf so vielseitige Art und Weise beangeln kann, wie den Barsch. Kein anderer Fisch ist so launisch, so intelligent und trotzdem so triebgesteuert, um im Wahn der Jagd jegliche Vorsicht zu verlieren. Es gibt viele unterschiedliche Methoden, Techniken und Köder, um den gestreiften Räuber auf die Schuppen zu legen. Jedoch führt für mich kein Weg an Würmern vorbei in natürlicher wie auch in künstlicher Form.
Regen oder Schneeschmelze spült frisches Wasser in die Gewässer. Mit dem Wasser werden Würmer und jede Menge anderes Kleingetier ins Gewässer geschwemmt. So rückt die eiweißreiche Wurmkost in das absolute Interesse der Barsche. Es handelt sich um leicht zu erbeutende Kalorien, die sie nur einsammeln müssen.Barsche im Schlaraffenland
Die einfache Form der Nahrungsaufnahme eröffnet sich den Barschen vor allem bei Hochwassern und steigenden Wasserständen. Durch das steigende Wasser würden die Würmer und anderen Kleinlebewesen in der Erde ertrinken. Ihre einzige Chance zu überleben, besteht darin, das Erdreich zu verlassen. Darauf spekulieren die Frühjahrsbarsche und patrouillieren nur zu gerne über diesen frisch überfluteten Flächen. Für sie sind diese überschwemmten Gebiete vergleichbar mit dem Schlaraffenland. Eine andere heiße Stelle finden wir an flachen Ufern, an denen Wellen gegen die Uferkante schlagen. Dabei bröckelt immer wieder Erde ab und fällt ins Wasser und mit ihr Würmer und Lebewesen, die in und auf ihr leben. Wenn man sich solche Uferstrecken genauer anguckt, erkennt man genau, an welcher Stelle die Barsche unterwegs sein werden.
Aber auch Uferbereiche, an denen der Regen fressbare Lebewesen ins Wasser spült, sollten Sie gerade bei Regen gewissenhaft abangeln. Neben den Barschen besuchen auch Kleinfische diese Bereiche, um sich den einen oder anderen Leckerbissen zu sichern. Diese kleinen Fische locken die Barsche zusätzlich an.Kunst oder Natur
Es kann sich lohnen, die Stachelflosser etwas weiter draußen zu beangeln. Deutlich effektiver ist es jedoch, die Barsche an diesen Frühjahrs-Hotspots nah am Ufer zu suchen, denn die Fische, die nah ans Ufer kommen, sind in der Regel aktiv auf Nahrungssuche. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie unsere Köder nehmen, ist bedeutend höher als bei einem inaktiven, sich von der Jagd erholenden Barsch weiter draußen. Prinzipiell zählen auch Einläufe von Bächen und Rinnsalen zu den Hotspots. Mit dieser Aussage halte ich mich im Frühjahr aber eher zurück, denn zu dieser Jahreszeit ist es oft Schmelzwasser, das an diesen Stellen ins Gewässer fließt. Sobald die Wassertemperatur des Einleiters unter der des Gewässers liegt, meiden die Stachelritter diese kälteren Regionen. Sie stehen dann höchstens weiter entfernt von den Einläufen, jedoch nie direkt in ihnen. Genauso wichtig, wie die Frage Wo stehen die Barsche?, ist auch zu wissen, worauf sie stehen. Womit fangen wir Barsche im Frühjahr am besten und wie präsentieren wir unseren Köder zwischen all den Frühjahrs-Leckereien? Die Frage nach dem besten Köder ist schnell geklärt: Da sich die Barsche im Frühjahr auf Würmer und Kleinstlebewesen eingeschossen haben, lege ich den Schwerpunkt aufs Angeln mit Würmern in allen möglichen Variationen. Nur wie präsentiere ich den Barschen mein wurmiges Angebot? Kunst oder doch natürlich, frisch und krabbelnd? Auf Grund legen oder doch lieber aktiv amerikanisch mit halbem Wurm am Dropshot-, Wacky-, Carolina- oder Texas-Rig? Ein Ansitz mit Tauwurm kann durchaus einen Dickbarsch bringen. Ich bin jedoch immer der aktive Angler, der nicht lange wartet, sondern seine Fische sucht. Weiß ich genau, wo die Gestreiften stecken, angle ich liebend gerne mit dem Dropshot-Rig entweder mit künstlichen Würmern, aber auch mit halben Tauwürmern, die ich durch die Schnittstelle anködere. So können sie weiterhin im Wasser schlängeln. Moderne Kunstwürmer riechen zwar teilweise schon recht natürlich, sind und bleiben jedoch künstlich. Das muss aber nicht zwangsläufig ein Nachteil sein. Sie sind deutlich widerstandsfähiger und haben auch in Sachen Farbe einiges mehr zu bieten als ihre natürlichen Vorbilder.
Vor allem, wenn die Barsche ein großes Futterangebot finden, haben sie sich auf eine Beute eingeschossen. Sie nehmen dann bevorzugt Beute mit ein und derselben Silhouette. Ein natürlicher Wurm ist in solchen Situationen ohne Zweifel ein absoluter Top-Köder. Jedoch ist ein solcher Happen für einen Barsch in diesem Moment nichts Besonderes. Ist der Stachelflosser gerade mal nicht in Fresslaune, kann er es sich bei einem Nahrungsüberangebot auch erlauben, ihn zu verschmähen. Wenn dieser Wurm nun eine andere Farbe hat als alle anderen, die er kennt, kann ihn das auf der einen Seite natürlich misstrauisch machen. Sehr oft wird er aber nicht misstrauisch, sondern neugierig. Barsche sind von Natur aus eher die Probierer. Neue Dinge werden genauestens betrachtet. In der Regel nehmen sie die Neuheiten auch gerne ins Maul nur um sie zu ertasten. Dieser Farbtrick funktioniert übrigens auch bei einem Überangebot an Brutfischen. In einem Fischschwarm darf die Köderfarbe ruhig grell ausfallen, um mit seinem Köder nicht einer von vielen zu werden.Kunstvoll garniert
Absolut fängig wird unser Köderangebot, wenn man es schafft, einen natürlichen Wurm so aufzupeppen, dass er eine Spur anders ist, und dennoch so verführerisch wirkt, dass ein Barsch auf keinen Fall widerstehen kann. Ich angle liebend gerne mit einem echten Wurm am Carolina-Rig. Als Haken verwende ich einen 8er Forellenhaken und garniere ihn zusätzlich zum Wurm mit einem Stück auftreibendem Gummiköder entweder in Pink oder einer anderen knalligen Farbe. Dieses Stück Gummi setzt nicht nur einen Farbreiz, sondern verlangsamt auch noch die Fallgeschwindigkeit des Wurms, wenn das Bleigewicht schon den Grund erreicht hat. Die Führung des Köders ist dabei deutlich verhaltener, als man es sonst mit dieser Methode gewöhnt ist. Anstelle der obligatorischen Zupfer, ziehe ich das Blei nur einmal leicht an, um es anschließend wieder für 10 oder mehr Sekunden am Grund liegen zu lassen. Bei dieser Köderführung ist Geduld gefragt, denn ein Großteil der Bisse kommt erst einige Sekunden nachdem man das letzte Mal das Blei bewegt hat.
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