Sind unsere Raubfische, also Hechte, Zander, Welse, Forellen und Barsche, auf ganz bestimmte Beutefische fixiert? Oder fressen sie alle ihren eigenen Nachwuchs und sind deshalb auch klassische Kannibalen? Die Frage kann ganz klar mit JA beantwortet werden! Kein einziger Raubfisch in unseren Gewässern prüft vorm Zubeißen, ob es sich eventuell um einen kleineren Artgenossen handelt. Es wird gefressen, was zur Verfügung steht und was ins Maul passt.
Hechte übernehmen sich.
Bei Hechten kommt es immer wieder vor, dass sie ihr Maul mit einem fast gleich großen Artgenossen so voll nehmen, dass sie daran ersticken. Meist passiert das allerdings während der Laichzeit. Wenn die häufig größeren Weibchen (Hecht-Muttis) abgelaicht haben, ist es nicht ungewöhnlich, dass die Dame sich danach über ihren Partner hermacht und versucht ihn zu fressen. Wenn das Männchen deutlich kleiner ist, schafft es das Weibchen tatsächlich, ihn erst quer ins Maul zu nehmen, zu drehen und dann zu verschlucken. Wenn der Größenunterschied der beiden Raubfische aber zu gering ist, kann es wie gesagt passieren, dass das Vorhaben für beide tödlich endet (siehe Foto von Christian Wienecke). Aber auch außerhalb der Laichzeit sind kleine Hechte niemals sicher vor ihren großen Artgenossen. Wobei sich die Hechte dabei selten übernehmen, sondern das fressen, was tatsächlich ins Maul passt.
Barsche sind waschechte Kannibalen.
Barsche sind dafür bekannt, sich im Spätsommer regelrecht auf Kleinfische „einzuschießen“. In großen und tiefen Seen machen die Barsch-Schwärme regelrecht Jagd auf die 4 bis 6 cm kleinen Brutfische. Dabei hetzen die Raubfische die Winzlinge teilweise bis an die Wasseroberfläche, so dass diese panisch aus dem Wasser springen. Dort werden sie dann häufig von Möwen empfangen. An großen Seen wird dann davon gesprochen, dass die „Möwen stechen“. Klassischerweise sind es kleine Binnenstinte, auf die es die Barsche dort abgesehen haben. Aber wo es keinen Binnenstinte gibt, werden genauso auch alle kleinen Weißfische und eben auch kleine Barsche gejagt. Barsche sind somit waschechte Kannibalen.
Zander rauben heimlich
Auch Zander machen als Raubfische nicht vor ihrem Nachwuchs halt. Es kommt allerdings selten vor, dass es Beweise dafür gibt, dass sie Kannibalen sind. Da fingerlange Zanderbrut nicht wie Barschbrut in riesigen Schwärmen unterwegs ist, „schießen“ sich die größeren Zander nicht wie Barsche gezielt auf ihren eigenen Nachwuchs ein. Das heißt aber nicht, das die kleinen Zander deshalb sicher wären. Beim Ausnehmen größerer Zander werden immer wieder auch mal halb verdaute Mini-Zander entdeckt.
Welse fressen als große Raubfische alles
Auch Welse sind Kannibalen. Wie bei Zandern ist ihr Nachwuchs aber nicht in Schwärmen unterwegs, so dass die Welse nicht gezielt ihre Nachkommen fressen. Auch, wenn Welse mit ihren empfindlichen Barteln problemlos in der Lage wären, zwischen eigenem und fremdem Nachwuchs zu unterscheiden, fressen sie, was alles, was passt. Und das ist nicht nur auch die eigene Nachkommenschaft, die Raubfische schnappen sich auch gerne mal ein auf dem Wasser schwimmenden Vogel. Angesichts der Größe von Welsen, sind es aber nicht nur Miniwelse des ersten Jahrgangs, die auf dem Speiseplan stehen. Auch halbwüchsige Welse bis 80 cm Länge landen regelmäßig im Magen ihrer großen Artgenossen.
Forellen nehmen keine Rücksicht.
Auch winzige Forellen bzw. Salmoniden müssen immer vor ihren eigenen Artgenossen auf der Hut sein. Dass auch Forellen Kannibalen sind und die Eigene Brut fressen, zeigt ja schon die Tatsache, dass es viele kleine Wobbler mit klassischem Forellen-Design gibt. Aber auch hier kann man sagen, dass der eigene Nachwuchs eher zufällig mal zur Beute wird. Auch, wenn sie somit auch nur Gelegenheits-Kannibalen sind, sind sie trotzdem Kannibalen.
Wichtig für die Köderwahl
Es ist aber nicht nur grundsätzlich sehr interessant, ob alle unsere Raubfische als Kannibalen unterwegs sind. Das Thema spielt natürlich auch bei der Köderwahl eine große Rolle. Wobei hier auf keinen Fall empfohlen werden soll, kleine Hechte, Zander, Bachforellen oder Welse als Köderfische für ihre großen Artgenossen zu verwenden! Während es sicherlich auch einige Angler gibt, denen das egal ist, Hauptsache der Köder fängt, sind kleine Hechte, Zander, Bachforellen und Welse bei den meisten Raubfischanglern als Köderfische tabu! Größtenteils sind sogenannte „Edelfische“ ohnehin nicht als Köderfische erlaubt. Als Köderfische sollten am besten immer nur echte „Massenfische“ wie Barsche und häufig vorkommende Weißfischarten verwendet werden.
Kunstköder im Raubfisch-Design
Zu wissen, dass alle unsere Raubfische Kannibalen sind, kann aber bei der Wahl von Kunstködern sehr hilfreich sein. Das heißt, dass ein Kunstköder in Form und Farbe auch durchaus wie ein kleiner Hecht, Barsch, Zander oder eine Bachforelle aussehen kann oder sogar sollte! Zum Schleppangeln gibt es beispielsweise auch XXL-Gummifische in naturgetreuem Hecht-Design. Und ganz viele Köder haben mit ihren Streifen enorme Ähnlichkeit mit Barschen und Zandern. Auch Köder im Bachforellen-Design gibt es in vielen verschiedenen Ausführungen. Nur kleine Welse werden nicht wirklich als Kunstköder angeboten …
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