Reine Formsache

Gummis mit V-Schwanz, sogenannte No Action-Shads, bringen nicht nur im Winter gute Fänge.

Immer wieder erobern neue Gummiköder den Angelmarkt. Die Auswahl der Formen ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen. Bei der enormen Vielfalt kann man am Köderregal schnell den Überblick verlieren. Raubfisch-Experte Veit Wilde verrät Ihnen, wann welcher Typ die besten Fänge bringt.

Gummifische haben das Spinnangeln auf Raubfische revolutioniert. Die kleinen Kunstwerke aus Weichplastik sind für viele Angler mittlerweile Spinnköder Nummer eins. Die Gerätehersteller reagieren entsprechend mit einem immer umfangreicheren Angebot von Köderformen aus Gummi. Viele dieser Verführer sind für das Jiggen und Vertikalangeln grundsätzlich geeignet. Fakt ist: Jeder dieser Köder hat seine Berechtigung und fängt Fische. Es steht aber auch fest, dass bestimmte Gummiformen unter gewissen Bedingungen besser oder schlechter funktionieren. Ein No Action-Shad ist zum Einsatz beim nächtlichen Spinnfischen beispielsweise eine schlechte Wahl, weil hierbei Köder mit einer starken Köderaktion am besten punkten. Hingegen ist ein Köder mit großem Schwanzteller, der entsprechend Alarm unter Wasser macht, im Winter nur selten erfolgreich, da er dem Bewegungsmuster der trägen Beutefische nicht entspricht. Auch die Vorlieben der einzelnen Raubfischarten sind unterschiedlich. Ein Zander nimmt einen Gummiköder dank seiner guten Sehleistung beispielsweise optisch selbst bei trübem Wasser noch wahr. Darum bringt ein schlanker Köder mit dezenter Aktion häufig die meisten Zanderbisse. Ein solcher Shad passt einfach am besten ins Beuteschema des Zanders. Ganz anders der Wels: Seine Augen sind schlecht. Dafür nimmt er mit Barteln und Seitenlinie Druckwellen – die aus einer lebhaften Köderaktion resultieren – sehr gut wahr. Um Ihnen die Wahl des richtigen Gummis zu erleichtern, möchte ich die gängigsten Köderformen vorstellen und verraten, unter welchen Umständen Sie damit die meisten Bisse bekommen.

Action-Shad sind insbesondere beim Hechtangeln eine gute Wahl.

Action-Shad Der klassische Gummifisch mit großem Schwanzteller liegt in der Gunst vieler Raubfischjäger noch immer ganz weit vorn. Das liegt aus meiner Sicht vor allem daran, dass diese Form schon sehr lange auf dem Markt ist und man damit relativ viele Zielfische anspricht. Mit seinem Schwanzteller erzeugt der Action-Shad kräftige Druckwellen. So macht er selbst bei starker Wassertrübung oder in der Dunkelheit Raubfische auf sich aufmerksam. Aggressive Räuber wie Hecht und Barsch oder auch Welse, die Ihre Beute vor allem über Barteln und Seitenlinie wahrnehmen, sprechen fast immer sehr gut auf Action-Shads an. Ebenfalls gute Erfahrung habe ich mit derartigen Gummis beim Rapfenangeln gemacht. Speziell in starker Strömung, wo sich die Silberpfeile gerne aufhalten, fällt ein Action-Shad am besten auf. Da der Schwanzteller die Absinkphase des Köders bremst, lässt er sich außerdem sehr gut beim stupiden Durchleiern im Mittelwasser oder knapp unter der Oberfläche anbieten, wo sich Rapfen häufig aufhalten. In Gewässern mit hohem Angeldruck, bei kalten Wassertemperaturen oder beim Zanderangeln am Tag halten sich die Fänge mit Action-Shads hingegen in Grenzen.

Gummis mit V-Schwanz, sogenannte No Action-Shads, bringen nicht nur im Winter gute Fänge.

No Action-Shad Der No Action-Shad ist durch ein V-förmiges Schwanzteil gekennzeichnet. Für mich zählen auch Köder mit einem spitzen Abschluss, dem sogenannten Pin-Tail, oder Tentakeln zu der Kategorie „No Action“. Streng genommen geben aber all diese Modelle leichte Druckwellen und Vibrationen von sich. Völlig aktionslos ist also keiner von ihnen. Das ist ganz besonders so, wenn der Köder aus einer sehr weichen Gummi-Mischung besteht. In diesem Fall schwingt das Schwanzteil beim Auftreffen des Köders auf den Gewässerboden nämlich leicht nach. No Action-Shads stehen gerade im kalten Wasser bei Zandern und Barschen sehr hoch im Kurs, weil sie dem passiven Bewegungsmuster der Beutefische dann sehr nahe kommen. Dabei ist es ganz gleich, ob man sie beim Wurf- oder Vertikalangeln anbietet. Speziell Zanderangler sollten jedoch auch im Sommer nicht davor zurück schrecken, einen No Action-Shad zu testen. Hechtangler können gerade mit großen No Action-Shads zwar auch gelegentliche Fänge erzielen, dennoch ist die Wirkung auf die Entenschnäbel eher bescheiden. Dasselbe gilt, wenn Sie es auf Welse abgesehen haben. Aufgrund der schwachen Eigenaktion ist auch ein Einsatz in der Dunkelheit nicht sehr wirksam.

Zanderfan Veit Wilde setzt besonders gerne auf Low Action-Shads, wenn er seinen Lieblingsfisch beangelt.

Low Action-Shad Ein kleiner Schwanzteller und ein schlanker Körper bestimmen das Bild des Gummis vom Typ „Low Action“. Es sendet dezente, stets natürlich wirkende Druckwellen unter Wasser aus und spricht damit alle Räuber gut an. Wenn es darum geht, die natürlichen Beutefische der Räuber möglichst perfekt zu imitieren, liegen Sie mit einem Low Action-Shad ganzjährig richtig. Insbesondere Zander sind dafür bekannt, dass sie einen unnatürlich wirkenden Köder häufig meiden. Deshalb gibt es für mich beim gezielten Zanderangeln nur selten eine bessere Wahl als den Low Action-Shad. Doch auch alle anderen Räuber beißen bei dieser Köderform gerne zu. Lediglich in durch Hochwasser stark eingetrübtem Wasser oder in der Dunkelheit setze ich lieber auf eine stärkere Köderaktion, wenn ich die Stachelritter fangen möchte. Auch beim Spinnfischen auf Hecht, Wels und Rapfen sind Gummis mit einem intensiveren Bewegungsmuster teilweise im Vorteil. Dennoch können Low Action-Shads als Allroundtalente bezeichnet werden, mit denen Sie fast nie falsch liegen.

Nur noch selten verwendet, aber dennoch fängig: Twister.

Twister Mit seiner Form und seinem agilen Bewegungsmuster hebt sich der Twister von den anderen Gummitypen ein wenig ab. Er imitiert nicht zwangsläufig einen Kleinfisch, sondern erinnert auch an einen Wurm. Noch vor wenigen Jahren wurden Twister sehr häufig verwendet, mittlerweile hat man aber den Eindruck, dass sie ein wenig in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht: Diese Gummiform fängt gerade bei Hochwasser in Flüssen sehr gut Zander, Wels und Hechte. Dann werden nämlich oftmals Würmer aus den überschwemmten Böden ins Gewässer gespült und stehen auch bei größeren Räubern auf dem Speiseplan. Wenn der verwendete Twister ein relativ breites Schwanzteil hat, sendet er starke Druckwellen aus, was bei Hochwasser aufgrund der starken Eintrübung ein weiterer Vorteil ist. Bei klarem Wasser reagieren Hechte oft sehr gut auf große Twister-Modelle. Die Entenschnäbel legen wenig Wert auf eine natürliche Beutenachbildung und schnappen aus Aggression zu.


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