Forellenangeln ist ein Angeln auf Sicht. Besonders für Fliegenfischer und Kunstköderangler ist trübes Wasser gleichbedeutend mit schlechten Fängen. So sagt man zumindest. Doch einige Sternstunden an trüben Tagen und Bächen haben meine Meinung geändert. Die Vorstellung vom Forellenfang am Bach sind recht klar: Im glasklaren Wasser des Baches spiegeln sich Bäume und Sträucher, und in der Abendsonne kreist ein Schwarm Maifliegen.
Die Fische werden auf Sicht gefangen. Auch der wenig geübte Fliegenfischer findet ohne langes Suchen sofort die fängigen Stellen. Unter solchen Bedingungen fühlt man sich als Angler wohl. So traumhafte Angelurlaubverhältnisse herrschen aber nur selten. Einige Stunden Regen können aus meinem klaren Bach innerhalb kurzer Zeit einen trüben Fluss machen. Da muss man schnell umdisponieren, aber fangen kann man immer noch, oft sogar noch besser.
Erst wandern, dann fangen
Wenn in einem großen Fluss Hochwasser herrscht, hat man natürlich schlechte Karten, denn in der reißenden trüben Strömung ist es fast unmöglich, effektiv auf Forellen zu fischen. In Bächen sieht die Sache dagegen ganz anders aus. Denn die Fische halten sich jetzt an bestimmten Stellen auf, die relativ einfach auszumachen sind. Besonders im Sommer waren die Forellenfänge in den letzten Jahren spitze, wenn der dunkle Himmel und die Regenfälle für diffuses Licht gesorgt haben. An einem trüben Bach mache ich einen Beobachtungsgang. Die Fliegenrute habe ich scharf gemacht, aber ich werfe nur, wenn ich etwas Verräterisches sehe, Ringe oder einen Schwall an der Oberfläche.
Nach dem Regen oder in den Regenpausen scheint manchmal schnell wieder die Sonne, und die Insekten fangen an zu schwirren. Dann ist es vergleichsweise einfach, die Forelle zum Anbiss zu verleiten. Denn durch die Trübung werdem die Forellen unvorsichtig. Wenn das Wasser trüb ist, spielt sich fast alle Aktivität an der Oberfläche ab. Daher lasse ich meine schweren Goldkopfnymphen und Streamer mit Tungstenkopf in der Kiste, denn jetzt sind zwei Typen von Fliegen gefragt. Trockenfliegen, wenns steigt und Streamer ohne schweres Kopfblei, die auffällig an der Oberfläche durchs Wasser furchen, in ebenso auffälligen Farben. Die großen Streamer, die ich an der Oberfläche präsentiere, reizen durch langsames Einholen die Bach- und Regenbogenforellen, die diesen auffälligen Köder an der Oberfläche auch im Trüben wahrnehmen und attackieren.
Exzellente Köder an der Fliegenrute sind jetzt auch Käferimitationen und Maus-Streamer. Ich lasse diese sehr laut aufklatschen, oft kommt unmittelbar nach dem Aufklatschen der Biss. Ich biete diese Käfer und Mäuse auch sehr gerne im Unterlauf des Baches an, wo ich mit großen Döbeln rechnen kann. Gute Trockenfliegen sind alle Maifliegen-Imitationen. Sie werden von den Forellen aufgrund ihres Volumens sehr gut wahrgenommen. Das Vorfach wähle ich mit 0,18 Millimeter etwas kräftiger, da selbst mittlere Forellen bei starker Strömung eine enorme Power entwickeln.
Meine Hotspots
Zunächst halte ich bei meiner Bachwanderung nach Einläufen von kleinen Bächen Ausschau. Dort kommt frisches Wasser in den Bach, und manchmal ist das Wasser dort sogar etwas klarer. An solch einem Einlauf braucht man nicht viel zu tun, um zu fangen: Das wichtigste ist der richtige Standplatz. Den wähle ich einige Meter oberhalb des Einlaufs. Den Streamer werfe ich einige Meter stromab, dann beginne ich, ein bis zwei Meter Schnur einzustrippen, lasse den Streamer wieder abtreiben und wiederhole das Spiel so lange, bis sich die Rute biegt. Dann beginnt meist ein heißer Tanz, denn in der starken Strömung sind die Forellen besonders stark. Auch an einigen unscheinbaren Uferstreifen sind manchmal gute Forellen zu fangen. Wichtig ist, dass dort die Strömungsgeschwindigkeit langsamer ist und der Randbereich den Forellen Schutz bietet. Dann beachte ich große Steine immer genau. Da fing ich ebenfalls gute Forellen, denn hinter den Steinen ist die Strömung weniger stark. Auch wenn große Steine nicht ganz aus dem Wasser ragen, sind diese Plätze sehr gut.
Außenkurven sind jetzt Plätze, an denen sich oft gute Forellen oft stapeln, da die Strömung meist tiefe Kolke entstehen und Futter angetrieben wird. Es lohnt sich, dort einige Minuten zu verharren, um zu beobachten, ob die Forellen steigen. Uferbereiche, die von Wasserpflanzen gesäumt werden und bei erhöhtem Wasserstand überspült werden, ziehen bei schneller Strömung und trübem Wasser Forellen an, denn hier fällt der Wasserdruck, und kleine Elritzen suchen Schutz im Pflanzengewirr.
Halten Sie an solch einer Stelle einige Meter Abstand, da im flachen Wasser die Forellen sehr vorsichtig sind. Ich erinnere mich an einen Regentag, an dem ich 14 schöne Forellen aus dem trüben Bachwasser ziehen konnte, innerhalb weniger Stunden. Meistens hat es geregnet, dann habe ich mit Streamer geangelt. In den Regenpausen habe ich auf Trockenfliege gewechselt. Bei Regen und eingetrübtem Wasser hat man auch wesentlich bessere Chancen, die kapitalen Salmoniden zu fangen. Anders als bei glasklarem Wasser nehmen die erfahrenen Altforellen im trüben Wasser das Mono-Vorfach kaum war.
Und auch der Angler ist schließlich für den Fisch kaum zu erkennen. Regen bringt halt auch beim Angeln im Bach Segen. Kommt der Regen in einzelnen Schauern mit sonnigen Phasen dazwischen, herrschen ideale Bedingungen. In den Regenpausen ist die Chance sehr hoch, dass ein Insektenschlupf die Forellen zum Steigen bringt. Ganz wichtig ist es, in den trockenen Phasen an der richtigen Stelle zu sein. Deshalb lohnt ein gelegentlicher Blick zum Himmel, damit man auf die nächste heiße Phase gut vorbereitet ist.
Kurbeln überflüssig
Mein Angelfreund Mats hat am Bach immer eine zweite Waffe dabei, seine Spinnrute. Nicht, dass er nicht lieber mit der Fliegenrute fischt, aber manchmal passt es einfach besser mit der Spinnrute. Seine Köderauswahl ist dabei denkbar einfach, aber auch denkbar effektiv. In der braunen Brühe fischt er mit relativ großen Flachläufern, also großen Wobblern, meist in Forellendekor. Klart das Wasser an einer Stelle etwas auf, wechselt er auf ein kleineres Modell. Denn wie beim Fliegenfischen kommt es dann auf eine möglichst unauffällige Präsentation an.
Scheint wieder einige Stunden die Sonnen, sucht Mats die flachen Bachpassagen auf. Mats bewegt sich dabei sehr langsam und gebückt. Dann wirft er seinen Wobbler einige Meter über die guten Stellen hinweg ins Wasser. Aber im Gegensatz zum normalen Spinnfischen wird der Wobbler nur ein bis zwei Meter in den Bach geschnippt und treiben gelassen. Es wird also kaum oder gar nicht gekurbelt. Durch den Strömungsdruck des gestiegenen Wassers hat der Wobbler ein dermaßen gutes Eigenspiel, dass ein Einholen eigentlich überflüssig ist. Durch Halbkreisbewegungen der Rute wird der Miniwobbler ganz leicht bewegt und unter Wasser gezogen. So wird der ganze Bach sehr systematisch abgesucht. Die Bisse auch von kleinen Forellen kommen sehr vehement. Und an Stellen mit hohem Wasserdruck haben selbst die Kleinen eine erstaunliche Kraft.