Nun sag’s schon selbst: „Das ist doch mit Abstand die beste Art, auf Wels zu angeln! Man ist sehr aktiv, kann interessante Stellen sorgfältig ausfischen und mit etwas Glück einen Wels fangen. Das ist mir deutlich lieber, als darauf zu warten, dass sie an einem Haufen Würmer knabbern – nur, um dann doch nicht gehakt zu werden.“ Die Sache ist klar: Wobbler, Gummifische & Co. sind für Goran Krnjic die einzig wahren Köder. Das war schon in seiner Kindheit und Jugend in Serbien so – und gilt für den 38-Jährigen auch noch heute in den Niederlanden. Ihn begeistert das Spinnfischen auf Wels. „Alte Liebe rostet nicht“, sagt er mit einem Augenzwinkern.
Aktiv auf Wels: Unzählige Stunden und Kilometer für den Erfolg
Als er acht Jahre alt war, unternahm Goran seine ersten Versuche beim Welsfang. „Wir wohnten zwei Kilometer von der Donau entfernt, und sowohl mein Vater als auch mein Großvater waren Angler. So habe ich die Leidenschaft wohl in die Wiege gelegt bekommen.“ Bereits damals angelte er viel mit Kunstködern. „Herumsitzen und warten ist doch nichts für Kinder. Ich hatte nicht die Ruhe dafür. In dieser Hinsicht hat sich wenig geändert – ich bin immer noch kein geduldiger Typ“, sagt er und lacht.
Dennoch widmet er seiner Leidenschaft unzählige Stunden und schier grenzenlose Energie. Für diese Session fuhr er zum Beispiel mehr als 200 Kilometer von seinem Wohnort Rotterdam nach Limburg. „Dort haben die Welse wegen des kalten Frühjahrs noch gelaicht. Wenn alles gut geht, sollte es hier etwas einfacher sein, einen Fisch zu fangen.“
Spinnfischen auf Wels mit Ködern aus serbischer Eigenproduktion
Goran meint jedoch, dass wir uns noch eine Weile gedulden müssen. „Schau, wie hoch die Sonne jetzt steht. Wenn man bedenkt, dass Welse sehr lichtscheu sind – die in meinem Aquarium schwimmen unter die Steine, sobald ich das Licht einschalte –, denke ich, dass die Abendstunden die beste Zeit sind.“ Wir haben anfangs also jede Menge Zeit, um Gorans Köderbox zu inspizieren. Darin liegen große Crankbaits, Blinker, Shads und eine Art Jerkbait. „Das sind sogenannte ,Big Heads‘ von Nemo. Ich bekomme sie aus Serbien, wo mein Vater und mein Onkel sie in Handarbeit herstellen.“ Anschließend zeigt Goran, wie er diese Köder einsetzt.
Köderführung beim Spinnfischen auf Wels
„Sie sind zwischen 50 und 200 Gramm schwer, sodass man sie weit werfen kann. Lassen Sie den Big Head auf den Grund sinken und fischen Sie ihn dann mit kräftigen, langen Zügen von ein bis eineinhalb Metern. Die starken Vibrationen dieses Köders werden von keinem Raubfisch – Wels, Hecht, Zander oder Rapfen – unbeachtet bleiben.“ Mit diesen anderen Raubfischen – und dem Wolfsbarsch – begann er den niederländischen Teil seiner Anglerlaufbahn. „Als ich vor 16 Jahren hierher kam, hatte ich wirklich keine Ahnung, dass auch in den Niederlanden Welse schwimmen. Es ist mir einfach nicht in den Sinn gekommen, meine Erfahrungen aus Serbien hier anzuwenden. Erst als ich beim Zanderfischen mit Kunstködern im Fluss Lek einen an der Angel hatte, fiel bei mir der Groschen.“
Material fürs aktive Welsangeln
- Rute: 2,40 bis 2,70 Meter, Wurfgewicht max. 120 Gramm
- Rolle: Größe 5000 bis 6000 Hauptschnur: 0,28 bis 0,35 Millimeter starke, geflochtene Schnur
- Vorfach: 1 Millimeter starkes Kevlar
- Wirbel: groß und robust, für einfache Köderwechsel auch im Dunkeln
- Kunstköder: Big Heads, Blinker, Wobbler, Gummifische (im Winter für passive Fische)
- Drillinge und Sprengringe: Achten Sie darauf, dass Sie extra starke Drillinge und Sprengringe verwenden, um Ihre Köder Wels-sicher zu machen.
- Handschuh: um dem Wels bei der Landung ins Maul zu fassen
Hotspots beim Spinnfischen auf Wels
Seitdem hat Goran viel Energie, Zeit und Mühe in die Welsangelei gesteckt. „Damals war es nicht annähernd so bekannt und beliebt wie heute. Das Welsangeln in den Niederlanden steckte damals noch in den Kinderschuhen, sodass man fast alles selbst ergründen musste. Also habe ich an Flüssen wie dem Lek, der Waal und der Merwede viel Zeit in die Suche nach aussichtsreichen Uferstellen investiert.“ Tiefen Rinnen und Löchern schenkt Goran besondere Aufmerksamkeit: „An diesen Plätzen werden sie weniger vom Tageslicht beeinflusst. Vor allem, wenn seichtere Gewässerabschnitte in der Nähe sind, in denen sie in der Morgen- und Abenddämmerung jagen können, hat man einen potenziellen Hotspot.“
Nach Waller-Verstecken suchen
Lassen Sie auch Hindernisse und Strukturen im Wasser nicht aus. „Brücken, Anlegestellen, Kais, Boote, versunkene Bäume, Löcher im Ufer, im Grunde überall, wo sie Unterschlupf finden, kann man auf Welse treffen“, sagt Goran. Vor allem im Frühjahr, Sommer und Herbst gilt es daher, viel Wasser abzuangeln – was mit Kunstködern durchaus möglich ist. „Zu dieser Jahreszeit sind sie aktiver und verteilen sich viel mehr. Man kann sie überall erwarten, selbst an den unlogischsten Orten. Im Winter tendieren Welse dazu, sich mehr in den tieferen Regionen des Gewässers zu konzentrieren.“ Selbst an einer guten Stelle hat man noch keine Fanggarantie. Die erste Stelle in der Nähe eines Wehrs war erfolglos, und auch die nächste, an der ein Kanal in den Fluss mündet, schien es keine Welse zu geben.
Beharrlichkeit zahlt sich aus
„Schreib die Stelle aber nicht zu früh ab“, warnt Goran. „Manchmal sind die Fische da, aber sie beißen nur während einer gewissen Zeit. Einmal habe ich zum Beispiel von sechs Uhr morgens bis 18 Uhr abends geangelt, ohne einen einzigen Fisch zu landen. In den nächsten 45 Minuten haben wir dann zu zweit sechs Fische gefangen. Es war fast so, als ob jemand unter Wasser einen Schalter umgelegt hätte. Man konnte kaum etwas falsch machen. Um 18.45 Uhr war es dann abrupt vorbei und wir haben keinen einzigen Fisch mehr gefangen. Stundenlanges Arbeiten lautet die Devise – häufig sogar mehr. „Manchmal tauchen die Fische an mehreren Angeltagen hintereinander nicht auf. Das muss man dann auch einfach mal so hinnehmen können. Wir sind schließlich nicht beim Zanderfischen, bei dem man hier fast immer fängt.“
Faszination Wels: brachial und unberechenbar
Da stellt sich natürlich die Frage, was das Tolle am Angeln auf Welse ist? „Offensichtlich nicht das Aussehen. Der Wels ist nicht unbedingt eine Schönheit“, sagt Goran und grinst. „Es ist einfach die Kraft, diese Tiere sind wirklich unglaublich stark. An diesem relativ leichten Material kann man sich auf einen anständigen Drill gefasst machen, wenn man einen guten Fisch am Haken hat.“ Auch die Unberechenbarkeit des Welses hat es ihm angetan. „Es ist unmöglich, einen Angeltag im Voraus zu planen. Es ist jedes Mal spannend, was die Session bringen wird. Außerdem kann man jederzeit einen Biss bekommen – entweder beim Absinken oder beim Einholen des Köders. Wenn ihn die Vibrationen reizen, wird er zuschlagen. „Wenn man den Köder in der richtigen Wasserschicht präsentiert, werden sie es tun und ungestüm zupacken. So einfach ist das, meiner Meinung nach“, sagt Goran.
Freudenschrei beim Spinnfischen auf Wels
So sehr wir es auch bis zum Einbruch der Dunkelheit versuchen – einzig Hechte und Zander beißen. „Schön sie zu fangen, aber dann bitte mit leichterem Gerät. Jetzt liegt unser Fokus ganz auf dem Wels“, sagt Goran entschlossen. An diesem Tag bleiben wir aber erfolglos, sodass wir vereinbaren, zwei Wochen später in der Nähe von Rotterdam einen weiteren Versuch zu unternehmen. Für dieses „Heimspiel“ nimmt Goran die Hilfe seines Angelkumpels Alex in Anspruch. Trotz der tatkräftigen Unterstützung bekommen wir in den ersten Stunden nur einen halbherzigen Biss. „Ich zähle diesen Fehlbiss nicht einmal als echte Chance“, knurrt Goran etwas besorgt.
Im Laufe des Abends wachsen zunächst die Zweifel, doch dann krümmt sich Alex’ Rute plötzlich. „Ich glaube, das ist ein schönes Exemplar“, sagt er etwas unterkühlt, während sich die kräftige Rute mit einem Wurfgewicht von 200 Gramm – von Kaimauern angeln Goran und seine Kumpels mit schwererem Geschirr – deutlich biegt. Während Alex den Fisch vorsichtig ans Ufer drillt, zieht sich Goran einen Regenanzug und Handschuhe an. „So einen großen Fisch muss man sich nach der Landung ans Herz drücken. Aber dann kriegt man den stinkenden Schleim nie wieder aus den Klamotten raus.
Nach guter Teamarbeit ist der Fisch bereit gelandet zu werden. Ein kurzer Check mit dem Maßband zeigt, dass dieser Riese knapp über zwei Meter lang ist. Breit grinsend posieren Alex und Goran mit dem Wels für ein schnelles Foto. Dann setzen sie den Fisch vorsichtig in den Fluss zurück, denn beim Welsangeln in den Niederlanden gilt striktes „Catch & Release“. Anschließend schallt ein Freudenschrei übers Wasser. „All die Stunden, in denen nichts passiert ist, sind schnell vergessen. Genau das ist es, wofür du das alles tust“, beendet Goran glücklich lächelnd die Tour.