Streetfishing: Der moderne Weg zum Fisch

Beim Streetfishing mit ultraleichtem Gerät kann man einfach und schnell ein paar Fische fangen. Meist sind es Barsche, aber ab und zu beißen auch Zander und Hechte. Der holländische Experte Bart van der Walle verrät hier seine Tipps und Tricks, wie es mit den Großstadt-Fischen klappt.

Bild: Nathan Wattinema

Streetfishing ist voll im Trend und eie gute Methode, den Räubern mit feinen Methoden nachzustellen Foto: ESOX/Nathan Wattimena

Dabei beißen nicht unbedingt immer die größten Fische. Auch Bart van der Walle fängt nicht immer Monsterfische. Aber dank feiner Ausrüstung hat er selbst beim Angeln der kleineren Fische jede Menge Spaß. Das wohl Wichtigste beim ultra-leichten Streetfishing ist also die Zusammenstellung des Geräts. Das ist zwar immer wichtig, aber vor allem am sehr leichten Material darf es im Drill keine Schwachstelle geben, um dadurch keinen Fisch zu verlieren.

Streetfishing: Aufs Gerät kommt es an

Grundlage bildet die Rute, in diesem Fall eine 2,00 bis 2,30 Meter lange Dropshot-Rute mit einem Wurfgewicht von 0,5 bis 5 Gramm. Durch die Verwendung von hochwertiger Kohlefaser ist es heutzutage möglich, schlanke und leichte Ruten mit einem niedrigen Wurfgewicht herzustellen. Sie sollte eine schnelle Spitzenaktion haben, sodass der Anhieb bei einem Biss möglichst zügig übertragen wird.

Im Drill sollte die Kraft gut in Richtung Handteil weitergeben werden, ohne dass die Rute dabei komplett durchbiegt. Die Wahl einer passenden Rolle ist wesentlich einfacher. Abhängig von der Marke greift man zu einem 500er, 1000er oder 1500er Modell. Mini-Rollen eignen sich weniger, da man auch bei ihnen eine ganze Menge Schnur aufspulen muss – und außerdem nach ein paar Stunden kurbeln an so einer Kaffeemühle einen lahmen Arm bekommt.

Rute, Rolle, Schnur und eine kleine Tacklebox mit den Ködern – mehr braucht man nicht zum Streetfishing. Foto: ESOX/Nathan Wattimena

Bild: Blinker/Nathan Wattimena

Rute, Rolle, Schnur und eine kleine Tacklebox mit den Ködern – mehr braucht man nicht zum Streetfishing.

Beim Angeln trägt Bart eine Tasche samt kleiner Boxen, mit deren Inhalt er nahezu jede Montage knüpfen kann. In seinen „heiligen Boxen“ befinden sich:

  • Dropshot-Bleie (0,9 bis 4 Gramm)
  • Geschoss-Bleie für Texas- und Carolina-Rigs (0,9 bis 3,5 Gramm)
  • Einsteckgewichte (Nailsinkers) fürs Neko-Rig (0,9 bis 2,6 Gramm)
  • Blei-Schrote AAA bis SSG (0,8 bis 1,6 Gramm)
  • verschiedene Arten Blei-Köpfe (0,9 bis 3,5 Gramm)
  • Dropshot-Haken (Größe 12 bis 2)
  • Haken mit weitem Schenkel fürs Neko-Rig (Größe 1/0 bis 2)
  • Offset-Haken (Größe 6 bis 2/0)
  • kleine Glasperlen, Einsteckgewichte, Wirbel und Stopper
  • kleine Pilker, ASP-Spinner und Zikaden

Sehr dünne Hauptschnur

Die beste Kombination aus Rute und Rolle nützt nichts, wenn man die falsche Schnur benutzt. Durch das niedrige Wurfgewicht des Köders muss man den geringeren Widerstand beim Werfen sowie die Windempfindlichkeit und Geschmeidigkeit der Schnur beachten. Eine 0,06er oder noch dünnere Geflochtene eignet sich gut als Hauptschnur.

Darüber hinaus sollte die Schnur eine gut sichtbare Farbe haben, um den Lauf des Köders in allen Situationen verfolgen zu können. Da man mit sehr leichten Gewichten angelt, kann man die Bisse schneller über die Schnur erkennen, ehe man sie in der Rute spürt.
Weil geflochtene Schnur – vor allem in geringer Stärke – recht anfällig und zudem auch unter Wasser noch gut sichtbar ist, sollte man immer ein Fluorocarbon mit einer Stärke zwischen 0,14 mm und 0,25 mm als Vorfach verwenden. Mit einem Albright-Knoten kann man beide Schnüre sicher und nahezu unsichtbar verbinden.

Dünne Geflochtene um die 0,6 mm eignen sich als Hauptschnur. Foto: Blinker/Johannes Dietel

Bild: Blinker/Johannes Dietel

Dünne Geflochtene um die 0,6 mm eignen sich als Hauptschnur.

So funktioniert ultraleichtes Streetfishing

Die Grundlagen sind nun klar, aber wie gehen wir am Wasser vor? Im Prinzip eignen sich alle Techniken für das ultraleichte Streetfishing. Der Unterschied ist nur, dass alles fünf- bis zehnmal leichter ist als sonst. Man verwendet keine Bleiköpfe von 15 Gramm, sondern eher Köpfe von etwa 0,9 bis 3,5 Gramm.

Neben zahlreichen Kleinteilen zum Binden der Montagen brauche ich natürlich noch ein paar Köder. In meiner Tasche ist nur wenig Platz, so dass ich bei der Auswahl meiner Kunstköder kritisch bin. Dennoch gibt es einige Köder, die ich immer mit dabei habe. Zum einen sind das 4 bis 10 Zentimeter lange Gummifische mit Twisterschwanz. Meine ersten Barsche und Zander habe ich auf einen weißen „Mister Twister“ gefangen – und mit ihm fange ich auch noch heute.

Diesen Typ Gummifisch kann man wirklich bei allen Techniken einsetzen. Zum anderen habe ich auch immer schlanke Gummifische mit Schaufelschwanz und etwas voluminösere Shads dabei – beide bis 7,5 Zentimeter lang. Diese Gummis eignen sich ideal für das Angeln am Bleikopf.

Mit wenig Gepäck und kleinen Ködern ist man beim Streetfishing sehr flexibel.

Bild: Blinker/Nathan Wattinema

Mit wenig Gepäck und kleinen Ködern ist man beim Streetfishing sehr flexibel.

Krustentiere fangen!

Außerdem habe ich auch immer Wurm- und Krebstier-Imitationen im Gepäck – egal ob im Sommer oder Winter. Vor allem Barsche lieben die kleinen Krustentier-Gummis. An manchen Tagen fängt man mit ihnen deutlich besser als mit Standard-Shads. Auch Gummiwürmer werden vielerorts immer noch unterschätzt. Dank ihrer schlanken Form kann man relativ große Köder verwenden und so auch die Aufmerksamkeit größerer Fische erregen – ohne dabei die kleineren Exemplare zu vernachlässigen. Ein 20-Zentimeter-Barsch hat nämlich kein Problem damit, einen 10 bis 15 Zentimeter langen Wurm zu fressen.

Der Inhalt meiner letzten Box ist ein bisschen abhängig von der Jahreszeit. Im Sommer ist sie mit kleinen Wobblern gefüllt – schwimmend und sinkend, tief tauchend und flach laufend. Bei hohen Temperaturen halten sich die Fische oft in den oberen Wasserschichten auf. Dann stürzen sie sich gern auf schnell geführte Wobbler. Im Winter, wenn die Fische deutlich passiver sind, nehme ich lieber No-Action-Shads mit. Diese Gummis besitzen keinen Schaufel- oder Twisterschwanz, dafür aber einen Gabelschwanz oder einen sogenannten Pintail.

Beim leichten Streetfishing kommen dieselben Köder zum Einsatz, wie beim normalen Spinnfischen – nur alles deutlich leichter Foto: Foto: ESOX/Nathan Wattinema

Bild: Blinker/Nathan Wattinema

Beim leichten Streetfishing kommen dieselben Köder zum Einsatz, wie beim normalen Spinnfischen – nur alles deutlich leichter

Die besten Streetfishing-Methoden

  • Drop Shot
    Eine sehr beliebte Streetfishing-Technik ist das Dropshotten – vor allem im Winter, weil mit der Dropshot-Montage extrem langsam gefischt werden kann. Schlüssel zum Erfolg ist die möglichst langsame Köderpräsentation. Mit nicht viel mehr als ein paar kleinen Rucken kann man ihn bereits zum Leben erwecken. Dank des speziellen Wirbels auf dem Blei können die Gummis sowohl in Bodennähe als auch etwas weiter darüber angeboten werden. Bei niedrigen Wassertemperaturen befindet sich mein Gummifischchen manchmal nur fünf Zentimeter über dem Blei. Im Sommer sind es dagegen schon mal 30 bis 40 Zentimeter.

    Ein Dropshotköder am Seitenarm ist für den Fisch leichter einzusaugen. Dadurch sitzt der Haken sicher im Maul – so wie bei diesem Zander. Foto: BLINKER/O. Portrat

    Bild: BLINKER/O. Portrat

    Ein Dropshotköder am Seitenarm ist für den Fisch leichter einzusaugen. Dadurch sitzt der Haken sicher im Maul – so wie bei diesem Zander.

  • Gummifisch mit Bleikopf
    Während man beim Dropshotten langsam angelt und die Suche der Fische viel Zeit kosten kann, ist das Angeln mit einem Gummifisch am Bleikopf eine gute Möglichkeit, um relativ schnell zu fischen. Wenn die Fische aktiv sind, kann der Shad schnell geführt werden. Bleibt es aber nur bei ein paar Anfassern, sollte man auf einen leichteren Bleikopf oder die Dropshot-Montage wechseln. Wenn man mit größeren Gummis am leichten Bleikopf angelt, kann man die Absink- und Schwebephase des Köders verlängern. Vor allem unter Brücken ist dies ein Erfolgsrezept für Zander.

    Mit Erie-Jigs gibt es für Uferangler weniger Hänger und dafür mehr Bisse.

    Bild: Blinker/S.Gockel

    Mit Erie-Jigs gibt es für Uferangler weniger Hänger und dafür mehr Bisse.

  • Neko-Rig
    Noch nicht so bekannt – aber inzwischen eine meiner Lieblingstechniken – ist das Angeln mit dem Neko-Rig. Dabei können an einem Einzelhaken vor allem wurmartige Kunstköder mit Hilfe eines kleinen Einsteckgewichts (Nailsinker) im Kopf sehr natürlich präsentiert werden. Dank der kleinen Zusatzgewichte von 0,5 bis 1 Gramm sinkt der Köder verführerisch langsam zu Boden. Häufig schafft er es gar nicht ganz bis zum Gewässergrund. Bereits vorher hat der erste Fisch zugebissen.

    Die „rupfend-zupfende“ Präsentation hat vermutlich Pate gestanden bei der Namensgebung des Rigs.

    Bild: Blinker

    Die „rupfend-zupfende“ Präsentation hat vermutlich Pate gestanden bei der Namensgebung des Rigs.

    Wenn er den Grund erreichen sollte, kann man ihm mit kleinen Rucken etwas Leben einhauchen und Richtung Oberfläche führen. Danach folgt wieder eine längere Absinkphase. Das ist eine sehr gute Methode für den Fang von großen vorsichtigen Barschen in stark beangelten Stadtwassern.

Ihr werdet bemerkt haben, dass das ultraleichte Streetfishing für mich mehr ist als ein gesteigertes Drillvergnügen. Es gibt mir vor allem die Möglichkeit, einen Kunstköder so natürlich wie möglich zu präsentieren und damit auch die scheuesten Fische zu fangen. Denn um meinen Köder auf äußerst natürliche Art und Weise zu führen, muss ich so leicht fischen wie irgend möglich. Dass der anschließende Drill eines kapitaleren Burschen dann noch spektakulärer ist, betrachte ich mal als netten Nebeneffekt.

Kleine Köder heißt nicht immer auch kleine Fische. Foto: ESOX/Nathan Wattimena

Bild: Blinker/Nathan Wattimena

Kleine Köder heißt nicht immer auch kleine Fische.


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