Früh am Morgen stehe ich am Ufer eines kleinen Stichkanals und genieße den Moment: Die Sonne ist zwar schon aufgegangen, aber es herrscht noch absolute Ruhe. Ich mag es, angeln zu gehen, wenn noch nicht so viele Menschen unterwegs sind. Denn das ist oft auch die Zeit, in der die alten, schlauen Barsche auf meine Köder hereinfallen. Heute versuche ich das gezielte Twitchen auf Dickbarsch.
Ich werfe den Auslauf einer Schleuse ab, und twitche meinen Wobbler mit harten Rucken vor der Spundwand her, in deren Einbuchtungen sich häufig mal Barsche einstellen, um Deckung zu finden. Auf halbe Wurfentfernung mache ich nach drei harten Rucken mit der Rutenspitze eine lange Pause und lasse den schwebenden Wobbler einfach mal fünf Sekunden im Wasser stehen.
Spinnstopp beim Twitchen bringt Dickbarsch
Als ich den Köder gerade wieder mit der Rolle beschleunigen will, kommt ein harter Biss wie aus dem Nichts. Sofort kreischt die Bremse meiner Rolle, die ich bei dieser Angelei immer präzise einstelle. Die leichte Rute krümmt sich bis ins Handteil. Die erste schnelle Flucht des Fisches lässt mich kurz vermuten, dass ein Hecht meinen Wobbler „weggesnackt“ hat. Aber dann spüre ich das bockige Kopfschütteln, eine typische Bewegung meines Zielfisches, dem Barsch. Immer wieder nimmt der Fisch Schnur und versucht, entlang der Spundwand Richtung Schleuse zu flüchten, aber ich kann ihn bremsen.
Im klaren Wasser vor meinen Füßen taucht ein traumhaft bunt gezeichneter Dickbarsch auf. Mit seiner aufgestellten Rückenflosse sieht er ziemlich grimmig aus. Ich greife nach meinem kleinen Kescher, den man beim Barschangeln mit Wobblern wegen der scharfen dünnen Drillinge immer dabei haben sollte und löffle den Fisch sicher ein. Meine Freude ist riesig. Bereits seit etlichen Jahren angle ich an diesem Kanalstück und fange hier pro Jahr nicht viele Fische über 40 Zentimeter, aber dieser Barsch ist deutlich mehr als 40 Zentimeter lang!
Das Barschangeln mit Wobbler hat seinen Preis!
Wenn ich in Deutschland, Spanien, Holland oder wo auch immer Angler treffe, die auf Barsche fischen, haben die meisten einen Gummiköder am Ende der Schnur. Es gibt heutzutage tausende Köder aus Gummi, die kleine Beutefische, Krebse, Würmer oder irgendwelche Insekten imitieren. Und ja, sie haben absolut ihre Berechtigung, denn sie fangen ja nun mal Fisch. Eher selten trifft man hingegen Angler, die eine Auswahl an guten Wobblern im Gepäck haben und damit gezielt auf große und größere Barsche angeln. Nennen wir sie mal „Besser-Barsche“ von 25 Zentimeter plus.
„Man braucht schon ein paar mehr Modelle“
Ich denke, das liegt vor allem daran, dass die Preise für solche Hightech-Köder viele abschrecken. Wenn man sich in das Angeln mit Twitch- und Crankbaits reinkniet, sind es schon ein paar mehr Modelle, die man braucht – und vor allem auch in einer gewissen Farbauswahl und Tauchtiefen-Varianz. Wenn man zum Beispiel einen neuen Gummifisch im Angelladen entdeckt, in den man gleich sein Vertrauen setzt, weil man ihn aus der Werbung kennt oder der vertrauenswürdige Fachhändler ihn empfiehlt, greift man gleich zu den zwei oder drei bekanntesten, besten Farben und jiggt oder faulenzt diese wie schon immer über den Gewässergrund.
Wenn da aber eine große Wobblerwand hängt, nimmt man vielleicht mal einen von ihnen mit, um ihn auszuprobieren. Selten kauft man gleich drei Wobbler des gleichen Modells nur in anderen Farben. Aber genau das ist ein wichtiger Punkt. Ich glaube, dass jeder erfahrene Angler schon den Tag erlebt hat, an dem die Fische wirklich nur auf eine Farbe des Gummiköders gebissen haben. Genau das gibt es natürlich auch beim Angeln mit Wobblern.
Köderfarben für das Barschangeln mit Wobblern
Ich selber habe meistens mindestens zwei bis drei Farben je Wobbler-Modell dabei und probiere die auch immer mal wieder durch, wechsle also beim Angeln häufig den Köder am Tag, wenn auch nur, um den Fischen mal ein anderes Farbdesign zu präsentieren. Die Farbwahl kann an mehr Tagen im Jahr entscheidend sein, als so mancher Angler glauben mag! Das Angeln mit Wobblern ist anspruchsvoller als das Angeln mit dem Gummifisch. Die Köderführung ist im Vergleich zur Angelei mit Gummifisch viel abwechslungsreicher. Das liegt daran, dass jedes Wobbler-Modell anders läuft. Dieser Umstand erfordert etwas Training, wovor man aber auch als Einsteiger überhaupt keine Angst zu haben braucht.
Die drei Phasen beim Twitchen auf Dickbarsch
Das „Twitchen“ des Köders ist eine Kombination aus drei einfachen Aktionen:
- Wobbeln: Kurbeln über die Rolle,
- Twitchen: Schläge in die Schnur über ruckartige Bewegungen mit der Rutenspitze und
- Stehen lassen: gelegentliche Pausen, in denen man den Wobbler einfach mal bis zu fünf Sekunden im Wasser stehen lassen kann.
Am einfachsten ist es, den Lauf eines Wobbler-Modells im klaren Wasser zu beobachten und sich dann dieses Bewegungsmuster zu merken, um es auch dann abrufen zu können, wenn man den Köder nicht sehen kann, weil er schlichtweg zu weit weg oder das Wasser zu trübe ist.
Neue Twitchbaits einfischen
Wenn ich mich auf ein neues Twitchbait-Modell einfische, gehe ich wie folgt vor: Ich besuche einen Gewässerabschnitt, von dem ich weiß, dass das Wasser glasklar ist und dass ich meinen Köder von einer erhöhten Position beobachten kann. Das ist zum Beispiel bei vielen Kanalstücken in Deutschland der Fall. Es geht aber natürlich auch an jedem Baggersee oder einer Talsperre. Das Wichtigste ist, dass Sie nur so weit werfen, dass Sie sehen können, was der Köder macht, wenn Sie ihm Aktion einhauchen. Ich beobachte dann meinen Köder und zupfe mit der Rutenspitze einen Rhythmus meistens in Verbindung mit einem Musiksong, den ich gerne höre.
Dann schlage ich den Wobbler meinetwegen dreimal über die Rute an, kurble langsam die leere Schnur auf und mache eine kurze Pause von ungefähr ein bis zwei Sekunden, in denen der Wobbler lediglich im Wasser stehen bleibt. Danach mache ich einfach mal drei Kurbelumdrehungen, bei denen der Köder nur ein kurzes Stück wobbelt, dann schlage ich wieder zweimal und mache dann eine lange Pause von zirka drei bis fünf Sekunden – und wiederhole das Ganze von vorne. Das schaue ich mir genau im Wasser an und verändere den Rhythmus so, wie ich meine, dass der Wobbler attraktiv für die Fische laufen könnte. So präge ich mir für meine Lieblingsmodelle an Wobblern immer zwei oder drei Bewegungsrhythmen ein, die ich immer wieder abrufe.
Präzise Köderführung lohnt sich!
Man merkt schnell, dass man im Vergleich zum herkömmlichen Weichplastikköder, den man im Grunde immer im gleichen Rhythmus angelt, bei Wobblern etwas mehr Arbeit investieren muss, die sich unterm Strich aber lohnt, denn diese Köder fangen verdammt gut Barsche. Auch wenn man am Anfang vielleicht nur mit einem Twitchbait-Modell angelt, aber dieses beherrscht, wird man definitiv damit fangen. Wenn man dann merkt, dass man in anderen Gewässerbereichen eine andere Eigenschaft braucht, vielleicht ein Modell, das etwas tiefer oder flacher läuft, oder eins, das beim Kurbeln mit etwas mehr Druck wobbelt, kann man das nächste Wobbler-Modell ausprobieren. Für diese Angelei eignen sich besonders schlanke Suspender, also Wobbler, die auch in Einholpausen in einer bestimmten Tiefe stehen bleiben.
Gerätetipps für das Twitchen auf Dickbarsch
Bei der Gerätewahl empfehle ich Anfängern eine leichte Spinnrute zwischen 2,10 und 2,55 Metern Länge mit einem Wurfgewicht um die 25 Gramm und einer weichen parabolischen Aktion. Als Rolle kommt ein 2500er-Modell zum Einsatz. Mit dieser Gerätezusammenstellung erreicht man akzeptable Wurfweiten. Ganz wichtig ist eine gut funktionierende Rollenbremse, die sofort ohne Rucken anläuft. Die Bremse sollte man auf keinen Fall zu fest einstellen, weil sonst die Gefahr besteht, dass der Haken aus dem weichen Barschmaul ausschlitzt.
Als Schnur sollte man ein dünnes Geflecht um die 0,12 Millimeter nehmen. Die Schnur ist extrem wichtig bei dieser Angelei, denn mit ihr kann man auch deutlich die Eigenschaften der Wobbler beeinflussen. An zu dicken Schnüren lassen sich die Wobbler nicht mehr weit und präzise werfen und sie laufen auch nicht mehr so schön wie an dünnen Schnüren, die einfacher das Wasser durchschneiden. Meine Lieblingsrute zum Twitchen ist die Daiwa Tatula in einer Länge von 2,40 Meter, mit einem Wurfgewicht von 14 bis 42 Gramm und einer tollen parabolischen Aktion, die die harten Bisse super abfedert, bevor die Bremse der Rolle einsetzt.
Natürlich klappt das Twitchen auf Dickbarsch auch mit anderen Gerätekombinationen. Probieren Sie es einfach aus und finden Sie den richtigen Twitch-Rhythmus. Und zwar am besten jetzt! Das Wasser ist kühl und voller Sauerstoff, die Räuber sind aktiv. Holen Sie sich Ihre Besser-Barsche!
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