Der Winter ist für Raubfischangler die segenreichste Zeit des Jahres. Jetzt gehen oft kapitale Hechte an den Haken und sorgen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt für heiße Drills. David Hagemeister verrät, wo und wie er die tiefstehenden Räuber fängt.
In den Herbst- und Wintermonaten kühlt das Wasser an der Oberfläche der Seen ab. Starke Winde haben begonnen, die gesamte Wassersäule zu durchmischen. Für die Fische wird es in den oberen Wasserschichten ungemütlich. Sie ziehen sich in tiefere Regionen zurück, um Energie für den langen Winter zu sparen. Da sich jetzt nahezu der gesamte Fischbestand im Tiefen aufhält, ist es für uns Raubfischangler einfach, mit dem Boot und Echolot die großen Weißfischschwärme ausfindig zu machen, in deren Nähe sich auch die Hechte aufhalten. Hat man diese Schwärme gefunden, sind gute Fänge beinahe garantiert.
Der schwarze Kopyto, ein Köderfavorit von David Hagemeister hat in der Tiefe zugeschlagen. Beim Vertikalangeln setzt der Autor auf Gummifische am hechtsicheren Stahlvorfach.
Flexibel mit Blei und Stahl
Beim Vertikalangeln auf Hecht ist es wichtig, Bleiköpfe in verschiedenen Größen und Gewichten dabei zu haben, um flexibel auf unterschiedliche Wassertiefen und Driftgeschwindigkeiten reagieren zu können. Auf meinen Angeltouren habe ich immer ein großes Arsenal an Bleiköpfen in Gewichten von 15 bis 65 Gramm mit Haken in Größen zwischen 1/0 und 6/0 an Bord. Mit wenigen Handgriffen lassen sich die Köpfe, Haken und Gummis austauschen.
Größere Gummifisch-Modelle werden mit Zusatzdrillingen am Stinger ausgerüstet, um Fehlbisse und Aussteiger im Drill zu vermeiden.
Erste Wahl: Stahl! Diese scharfen Hechtzähne hätten ein normales Vorfach mit Sicherheit durchtrennt.
Anheben und Absenken
Auch das Wetter und die Tageszeit haben entscheidenden Anteil am Fangerfolg. Ein nahezu idealer Tag, um im Winter vertikal auf Hecht zu angeln, sieht wie folgt aus: Seit einigen Tagen weht der Wind mit schwacher bis mittlerer Stärke aus südlicher bzw. westlicher Richtung. Das Wetter ist stabil mit einem Sonne-Wolken-Mix und Tagestemperaturen zwischen 3 und 8 Grad. In der Regel beginne ich am frühen Vormittag, die Fische in den flacheren Regionen zwischen 6 und 8 Metern Wassertiefe zu beangeln. Im Tagesverlauf ziehen sie sich in tiefere Regionen zwischen 10 und 18 Meter zurück. Zum Abend hin kehren die Fische dann wieder ins flachere Wasser zurück. Ich habe aber auch schon Tage erlebt, an denen sich die Hechte ganztägig im tiefen Wasser aufhielten und ausnahmslos zwischen 12 und 18 Metern bissen. Ausnahmen gibt es also auch bei dieser Angelei. Wenn ich die Fische gefunden habe, suche ich eine günstige Bahn, um das Boot mit dem Wind auf den Hotspot zu und darüber hinweg treiben zu lassen. Die ideale Driftgeschwindigkeit liegt zwischen 0,5 und 2 Kilometer pro Stunde. Wird die Drift durch den Wind zu schnell, werfe ich einen Driftanker aus oder steuere mit langsamer Fahrt mit Hilfe eines Elektromotors im Rückwärtsgang das Heck des Bootes gegen den Wind, um die Drift zu verlangsamen. Habe ich eine gute Bahn zum Driften gefunden, lasse ich auf der dem Wind zugewandten Seite des Bootes meinen Köder zum Gewässergrund und beginne mit dem Vertikalangeln, indem ich den Gummifisch mit dem schweren Bleikopf zügig ein bis eineinhalb Meter anhebe. Der Köder verharrt nun für 3 bis 5 Sekunden in dieser Höhe. Die erhobene Rute sollte dabei idealerweise in der 11-Uhr-Position stehen. Anschließend senke ich den Köder langsam aber wirklich langsam an gespannter Schnur wieder zum Boden ab. Dann lasse ich ihn für 2 bis 3 Sekunden am Boden liegen und beginne erneut mit dem Zusammenspiel von Anheben und Absenken.
Die Hechtbisse kommen in der Regel in der Haltephase über dem Gewässerboden oder in der langsamen Absenkphase mit einem kurzen und satten Tock, der deutlich bis ins Handteil der Rute zu spüren ist. Mit einem schnellen und kräftigen Anhieb dringen die Haken gut ins Hechtmaul ein. Der Drillspaß beginnt. Dass bei dieser Angelei mitunter auch der eine oder andere Überraschungsgast in Form eines dicken Zanders oder Barsches beißt, stört wohl niemanden von uns Raubfischanglern. Im Gegenteil: Es macht die Sache umso reizvoller, in der Kälte einige Adrenalin geladene Angelstunden auf dem Wasser zu verbringen, anstatt zu Hause vor dem warmen Ofen zu sitzen.