Was kommt vorneweg? Raubfischvorfächer im Vergleich

Beim Thema Raubfischangeln stellt sich die Frage, welches Vorfach man verwendet. Wir stellen die verschienen Materialien vor – und die passenden Einsatzgebiete.

Bild: F. Schlichting

Beim Raubfischangeln – besonders, wenn Hechtgefahr besteht – stellt sich die Frage nach dem richtigen Vorfach. Hier gibt es die gängisten Optionen.

Monofil/Nylon: Günstig und unauffällig

Monofile Schnur aus Nylon ist günstig, knotbar, knickfest und bereits recht unauffällig. Für Raubfische mit weniger ausgeprägten Zähnen genügt bereits ein einfaches Monovorfach. Das ist bereits viel unauffälliger als die geflochtene Hauptschnur und bringt etwas Dehnung ins Spiel, sodass Kopfstöße von Fischen beispielsweise etwas abgepuffert werden. Für Forelle genügt eine 0,16-0,20er Vorfachschnur, für Barsch eignen sich Stärken von etwa 0,20 – 0,30 mm, für Rapfen 0,25-0,30 mm und für Zander und Aal etwa 0,30 – 0,40 mm.

Damit gewöhnliches Monofil Hechtzähnen etwas entgegensetzen kann, sollte das Vorfach beim gezielten Hechtangeln eher 0,80 mm, besser sogar 1,00 mm dick sein. Dicke Nylonschnüre sind auch als Vorfachmaterial beim Welsangeln beliebt. In solchen Stärken ist Mono aber bereits recht steif, es eignet sich daher eher für größere/schwerere Köder und weniger als unauffällige „Hechtversicherung“ mit kleineren Ködergrößen. Auch gibt es speziell für Raubfischvorfächer zum Hechtangeln sogenanntes Hardmono, das um ein Vielfaches härter (aber auch steifer) ist als normales Nylon. Solche Vorfächer sind bereits in Durchmessern ab ca. 0,60 mm ziemlich hechtsicher, müssen dann aber normalerweise mit Klemmhülsen verarbeitet werden.

Bild: W. Krause

Für Zander reicht gewöhnliches Monofil als Vorfach völlig aus – vorrausgesetzt, es kommen keine Hechte vor.

Bild: J. Müller

In großen Stärken kann Monofil sogar für hechtsichere Raubfischvorfächer verwendet werden.

Fluorcarbon: Unsichtbare Raubfischvorfächer

Durch den anderen Lichtbrechungsindex ist Fluorocarbon im Wasser unauffälliger als Nylon und andere Raubfischvorfächer. Außerdem sinkt es schneller als Mono, hat weniger Dehnung und eine höhere Abriebfestigkeit. Allerdings ist Fluorcarbon auch etwas steifer als Nylon. Für Raubfische ohne scharfe Zähne eignen sich dieselben Stärken wie bei Nylon.

Beim Hechtangeln hat sich dickes Fluorcarbon, oder  besonders robustes und steifes „Hard Fluorocarbon“ als Vorfach ebenfalls etabliert. Wie auch bei Nylon, ist dickes Fluorcarbon in hechtsicherer Stärke (ab ca. 80 lbs bei normalem Fluorcarbon, 60 lbs by Hard Fluorcarbon) aber recht steif und eher für größere und schwerere Köder geeignet. Gerade beim Angeln mit Swimbaits und anderen Großködern verhindert das steife Material jedoch auch ein Überschlagen des Köders im Wurf und somit Verwicklungen mit der Schnur.

Bild: W. Krause

Wer besonders unauffällig fischen möchte und nicht mit Hecht rechnen muss, sollte zu Fluorcarbon greifen.

Bild: M. Werner

Sogar beim gezielten Hechtangeln mit großen Ködern hat sich Fluorcarbon in großen Durchmessern etabliert. Die Steifigkeit verhindert beim Werfen ein Überschlagen des Köders im Wurf.

Geflochtenes Vorfach: Für Sensibelchen

Geflochtene Vorfächer aus PE, oder auch Kevlar sind besonders weich und auch ziemlich abriebfest. Als Hechtsicher können solche Materialien aber nicht eingestuft werden. Gerade, wer auf scheue Zander in Gewässern ohne nennenswerten Hechtbestand fischt, hat mit weichen, geflochtenen Vorfachschnüren aus dem Karpfenbereich eine gute Vorfach-Option vor sich. Auch auf Aal funktionieren geflochtene Vorfächer hervorragend. Beim Welsangeln haben sich schon lange starke Geflechtschnüre als Vorfach etabliert.

Bild: J. Müller

Beim gezielten Zanderangeln ist geflochtenes Vorfach eine tolle Option, um besonders unauffällige Montagen zu binden.

Stahl: Die Standartlösung

Das gute alte Stahlvorfach ist der Klassiker unter den Raubfischvorfächern. Dabei handelt es sich in der Regel um geflochtene Edelstahlstränge. Meist zwischen 7 (1×7) und 49 (7×7) Einzelstränge stecken in einem Stahlvorfach. Teils gibt es noch eine Ummantelung. Für die Verarbeitung werden bei Stahl normalweise Klemmhülsen, und idealerweise eine spezielle Klemmhülsenzange verwendet. Die Faustregel ist: Je mehr Stränge in einem Stahl stecken, desto flexibler und „weicher“ wird es. Stahl eignet sich durch die große flexibilität für alle Ködergrößen.

Stahl ist, richtige Verarbeitung und Stärke vorausgesetzt, hechtsicher. Eines der größten Schwächen von Stahl ist jedoch seine Knickanfälligkeit. Wenn ein schwerer Köder sich im Wurf im Vorfach verwickelt, oder während eines Drills, kann Stahlvorfach schnell ein paar Knicke bekommen. Solche Knicke schwächen das Material, daher lieber verknickte Stahl-Raubfischvorfächer austauschen. Ein Stahlvorfach ergibt immer dann Sinn, wenn Hechtgefahr besteht. Bei kleinen Ködern für Barsch oder Zander reicht als Hechtversicherung bereits dünnes Material von 3-4 kg (Barsch) oder 6-7 kg (Zander). Zum gezielten Hechtangeln eignen sich etwas größere Stärken (ab ca. 9 kg) besser.

Bild: W. Krause

Stahl ist so etwas wie die Universallösung, wenn die Chance auf Hechtfänge besteht. Die größte Problematik bei Stahl ist jedoch die Knickanfälligkeit.

Titan: Raubfischvorfächer der Extraklasse

Titan ist ein noch relativ neues Material für Raubfischvorfächer. Dieses geniale Material gibt es geflochten oder Einzelsträngig. Es wird geknotet oder mit Klemmhülsen verarbeitet. Bei einzelfädigem Titan genügt beispielsweise eine Clinch-Knoten mit 2 Wicklungen (Achtung, der Knoten schließt sich nicht völlig, doch die Verbindung hält!). Das Material ist sehr dünn und haltbar, doch einer der größten Vorteile von Titan ist wahrscheinlich seine Knickfestigkeit: Es kehrt immer wieder in seine gerade Ursprungsform zurück. Einsträngiges Titan ist steifer als geflochtenes (z.B. 1×7) Titan, doch im Gegenzug auch deutlich dünner.

Einzelsträngiges Titan ist daher prädestiniert, sehr filigrane, unauffällige, aber auch völlig Hechtsichere Vorfächer zu binden. In den kleinen Stärken (3 – 4 kg Tragkraft) eignet Titan sich sogar für kleine Barschköder, 10 kg tragendes Titan ist bereits zum gezielten Spinnfischen auf Hecht ausreichend, und in einfädiger Version dann immer noch super dünn. Wer mit Großködern auf Hecht angelt, erhält durch die Verwendung von größeren Stärken beim Titanvorfach auch einen guten Verwicklungsschutz für den Köder im Wurf. Bei all den Vorteilen von Titan gibt es jedoch auch einen entscheidenden Nachteil: Titan knickt zwar nicht, kann jedoch nach einiger Benutzung ohne Vorwarnung brechen. Um das auszuschließen, sollte das Titanvorfach vorsichtshalber regelmäßig (nach ein paar Angeltagen) erneuert werden.

Bild: W. Krause

Wahnsinnig dünn, knickfest und absolut Hechtsicher: Titan ist ein herausragendes Vorfachmaterial, wenn immer auch mit Hechten gerechnet werden muss.

Bild: F. Pippardt

Wird Titan zu lange verwendet, kann es ohne Vorwarnung (sogar ohne Fisch) brechen. Lieber ab und zu vorsichtshalber austauschen.

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