Wer sucht, der FÄNGT!

Gesucht – und gefunden!

Der Herbst ist für Raubfischangler die segensreichste Zeit des Jahres. Durch das reduzierte natürliche Nahrungsangebot steigen die Chancen, regelmäßig Hecht & Co. an den Haken zu bekommen. Doch vor dem Fangen steht das Finden. David Hagemeister verrät, was es auf großen Seen dabei zu beachten gibt.

Der Oktober gilt unter den Raubfischanglern als der beste Monat, um Hecht, Barsch und Zander auf die Schuppen zu legen. Fragt man allerdings 100 Angler nach ihren Raubfischfängen im Oktober, wird man feststellen, dass von diesen 100 Petrijüngern nur etwa die Hälfte akzeptable Fänge vorweisen kann. Die restlichen Angler gingen oft als Schneider nach Hause. Warum ist das so? Die Schwierigkeit des Raubfischangelns von Ende September bis etwa Mitte November in großen Seen liegt darin, die Raubfische überhaupt zu finden. Plätze, die noch vor einigen Wochen gute Fische brachten, sind wie leergefegt. Mit dem Echolot lassen sich in vielen Seeteilen keine Fische erkennen, obwohl sie dort vor einigen Tagen noch massenhaft vorkamen. Das Geheimnis dieses Phänomens liegt in der einsetzenden Vollzirkulation der gesamten Wassersäule eines Gewässers mit ihren temporären Strömungsfahnen. Durch die nun auftretenden kühleren Wetterlagen wird mit Hilfe des Windes die gesamte Wassersäule durchmischt. Je nach Lufttemperatur, Windrichtung und Stärke des Windes entstehen so im Gewässer Bereiche mit unterschiedlichen Wassertemperaturen, die durchaus auch in den verschiedenen Wassertiefen variieren können. Wenn zum Beispiel die gemessene Wassertemperatur in der Seemitte an der Oberfläche 15 Grad beträgt, kann es durchaus sein, dass an der nun windzugewandten Seeseite in 2 Meter Tiefe die Wassertemperatur 15,5 Grad beträgt, im tieferen Bereich zwischen 6 und 10 Metern dagegen eine konstante Temperatur von 14,5 Grad herrscht und unter der 10-Meter-Wasserlinie die Temperatur nur noch 10 Grad beträgt.

Gesucht – und gefunden!
Nur wer bereit ist, die Fische zu suchen, wird im Oktober trotz Wasserumwälzung regelmäßig mit solchen Hechten belohnt!

Auf der Suche nach Stabilität Um diese Temperaturschichtungen zu analysieren, verwende ich ein technisches Hilfsmittel, das GTM 40 von der Firma Sänger. Dieses Gerät misst die Wassertemperatur in 2-Meter-Schritten unter Angabe der Wassertiefe. Da die Fische im Herbst darauf bedacht sind, möglichst viel an Gewicht zuzulegen, ohne dabei viel Energie zu verbrauchen, wird sich fast der gesamte Fischbestand eines Gewässers in der stabilen Temperaturschicht zwischen 6 und 10 Metern Wassertiefe aufhalten. An der windabgewandten Seite dieses Sees kann diese stabile Wasserschicht dann wieder ganz anders verlaufen und sich in Wassertiefen zwischen 2 und 6 Metern befinden. Wenn sich nun im Laufe der nächsten Tage das Wetter ändert, der Wind mit Sturmstärke aus einer ganz anderen Richtung bläst und sich auch die Lufttemperaturen rapide ändern, werden diese temporären Wasserschichten vermischt. Es bilden sich neue stabile Wasserschichten aus, die nun aber in völlig anderen Wassertiefen zu finden sind. Vielen Anglern ist ebenfalls nicht bekannt, dass sich diese temporären Wasserschichten nicht nur in horizontaler Richtung ausprägen. Bedingt durch Strukturen unter Wasser – etwa größeren Sandbänken oder Barschbergen – werden durch die Winde und dadurch unter Wasser vorhandene Strömungen auch vertikale Temperaturschichten ausgebildet, die als temporäre Strömungsfahnen bezeichnet werden. Wenn zum Beispiel mitten im See eine große Sandbank verläuft, die die Wassersäule bedingt durch Unterwasserströmungen in zwei verschiedenen Richtungen teilt, kann es gut sein, dass die linke windzugewandte Seite eines Sees in 4 bis 8 Meter Wassertiefe eine stabile Temperatur von 14,5 Grad aufweist, auf der rechten windzugewandten Seite keine stabile Schicht vorhanden ist und die Wassertemperaturen bunt durchmischt sind. Auf der rechten Seite wird in diesem Fall nicht ein Fisch zu finden sein. Es gilt also insbesondere in den Herbstmonaten, Gewässerbereiche ausfindig zu machen, die unter Wasser möglichst stabile Bedingungen aufweisen. Das Schwierige hierbei ist allerdings, dass sich aufgrund des ständig wechselnden Wetters auch diese stabilen Bereiche jeden Tag ändern und neu anordnen können. Deshalb müssen wir flexibel sein und die Fische jeden Tag aufs Neue suchen. Kleinfische ziehen Räuber an Das wichtigste Hilfsmittel, um diese Bereiche ausfindig machen zu können, ist das Echolot. Mit ihm fahre ich vorzugsweise die tieferen Seeteile ab und orientiere mich an großen Weißfischschwärmen, in deren Nähe auch die Raubfische anzutreffen sind. Oft sind die Kleinfische im Freiwasser zu finden. Anhand der Wassertiefe, in der sie sich aufhalten, kann man schnell erkennen, in welcher Wassertiefe man an diesem Tag erfolgversprechend angeln wird. Stellt man die Sensibilität in seinem Echolot manuell auf über 90 Prozent ein, kann man sogar die temporären Strömungsfahnen auf dem Bildschirm erkennen. Bedingt durch die verschiedenen Wassertemperaturen und damit unterschiedlichen Dichten des Wassers zeichnen sie sich als schwarze horizontale als auch diagonale Fahnen auf dem Bildschirm ab. [box_image_title imageurl=“/content/uploads/23445/Suche-Toptip-Bweb.jpg“ title=“Blick in die Tiefe“]Die geballten Formen auf den Echoloten sind jede Menge Kleinfisch. Sie stehen versammelt im kalten tiefen Wasser (links) und im wärmeren Mittelwasser (rechts). Die kleinen Sicheln auf der 8-Meter-Linie zeigen zwei aktive Hechte auf Beutejagd.[/box_image_title]   Wo es erlaubt ist, kann man die Raubfische im Freiwasser beim Schleppangeln mit Wobblern oder Gummifischen fangen. Ich bevorzuge hingegen das Wurfangeln vom driftenden oder verankerten Boot. Habe ich einen Bereich mit Fischen gefunden, orientiere ich mich am Echolot, in welcher Tiefe sich die Weißfische aufhalten. Dabei lasse ich das Boot über diese Bereiche treiben oder ankere mit einem extra langen Ankerseil in dem Bereich, sodass das Boot durch Wind und Wellen auf großer Fläche hin und her treibt. Nun wird mit Gummifischen in unterschiedlicher Größe der gesamte Wurfbereich rund um das Boot herum gründlich abgeangelt. Wenn wir zum Beispiel die Fische in 8 bis 10 Meter Wassertiefe lokalisiert haben, werfen wir unsere Köder möglichst weit aus, lassen sie an gespannter Schnur zirka 12 bis 14 Sekunden absinken und jiggen sie mit großen Zügen nach oben hin durch diese Wassertiefe. Wichtig ist hierbei nach dem Anjiggen nach oben, den Köder wieder für etwa 3 bis 5 Sekunden an gespannter Schnur sinken zu lassen, damit er wieder in den potenziellen Fangbereich gelangt. Die Bisse auf die Gummifische kommen zu dieser Jahreszeit bretthart und ohne Vorankündigung meistens in der Absinkphase.

Am liebsten Gummi.
Wenn David Hagemeister die Fische mit dem Echolot geortet hat, fischt er am liebsten mit Gummifischen. Denn nicht nur hecht oder Barsch, sondern auch Zander können „einsteigen“.

Faulenzer in der Ruhezone Ebenfalls sehr effektiv ist das Angeln auf Raubfische in ihren so genannten Holding Areas. Diese Ruhezonen der Raubfische befinden sich in der Regel nicht weit von den großen Weißfischschwärmen entfernt und sind durch Erhebungen am Gewässerboden gekennzeichnet, an deren Scharkanten dann Hechte, Barsche und auch Zander am Gewässerboden liegen und ruhen. Weil die Raubfische an diesen Plätzen konzentriert liegen, kann man sie sehr gut mit der Faulenzer-Methode mit Gummifischen vom verankerten Boot beangeln. Dank des Futterneids der Raubfische, sind Mehrfachfänge an solch einem Ankerplatz an der Tagesordnung. Aber auch diese Hotspots können sich durch einen Wetterwechsel und den sich damit verändernden Temperaturschichtungen von einen auf den anderen Tag ändern. [box_block_title title=“Guide zum Fisch“]Touren mit Autor David Hagemeister auf zahlreichen Mecklenburger Seen: ProNature MV Tel. 039927-889884 und 0174-1846729 E-Mail: [email protected] Internet: www.pronature-mv.de [/box_block_title]

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