Im Schutze der Dunkelheit ziehen die Aale aus ihren Unterständen und durchstreifen auf der Suche nach Nahrung die flachen Uferzonen. Kleinfische, Schnecken, Krebse und Insekten stehen auf dem Speiseplan der Schleicher. Unbemerkt und ohne viel Wirbel schlagen sie zu. Und mit den richtigen Tricks und Montagen lassen sich große Aale jenseits der Zwei-Pfund-Marke fangen.
Das oberste Gebot lautet Ruhe!
Da die meisten Aale zur Nahrungsaufnahme dicht am Ufer entlangziehen, lautet das oberste Gebot beim Aalangeln: Ruhe! Lautes Stampfen und hektische Sprints zur Rute gilt es zu vermeiden. Unnatürliche Lichtquellen, selbst wenn sie auch nur kurzzeitig auf die Wasseroberfläche scheinen, vernageln den Fischen die Mäuler. Aale sind wahre Mimosen. Sie können zwar schlecht sehen, verfügen jedoch neben dem wohl besten Geruchssinn im Süßwasser auch über die außer- gewöhnliche Fähigkeit, selbst kleinste Erschütterungen im Erdreich wahrzunehmen. Nur wer sich mucksmäuschenstill verhält, hat die Chance auf einen der ganz großen Aale.
Große Happen für große Aale
Bei der Köderwahl auf Großaal gilt: Alles oder nichts! Ich habe viele Experimente am Wasser gewagt und bin so manches Mal als Schneider nach Hause gefahren. Ob Leber, Käse, Garnelen und Krebse, all diese Köder haben versagt. Wirklich überzeugen konnten nur drei: Tauwurm, Köderfisch und Bienenmaden in Kombination mit Fleischmaden. Während ein halber Tauwurm am besten in die schmalen Mäuler der meisten Aale passt, kann ein ganzer Tauwurm für Exemplare jenseits der 80-Zentimeter-Marke kaum groß genug sein. Im Zweifel bestücke ich meinen Haken gar mit zwei Würmern. Einen großen Tauwurm ziehe ich am liebsten mit der Ködernadel auf das Vorfach und durchsteche den Kopf des Wurmes zweimal. So bildet sich eine kleine Verdickung auf dem Hakenbogen und es ist sichergestellt, dass selbst der vorsichtigste Aal vom Haken im Köder nichts mitbekommt.
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Köderfische doppelt durchstechen
Köderfische sollten nicht länger als acht Zentimeter sein. Ideal geeignet sind neben Rotaugen und Lauben auch Kaulbarsche und Flussbarsche. Sie sind schlank und schmal, passen daher am besten und ohne lange Wartezeit zuverlässig ins Maul der Fische. Damit der Köderfisch am Haken mehrere Würfe übersteht, ohne vom Haken zu reißen, durchsteche ich den Fisch zuerst im Schwanzbereich, danach ein zweites Mal zwischen Kopf und Rückenflosse. Beißt nun ein Aal, löst sich der Hakenbogen aus dem weichen Rückenfleisch beim Anhieb zuverlässig und greift sicher im Fischmaul.
Mit Aromen bei großen Aalen punkten
Ohne Aroma geht besonders in den Gewässern wenig, in denen eine leichte Strömung herrscht. Richtig steigern konnte ich die Ausbeute, als ich auf den Aal-Lockstoff von Balzer gestoßen bin. Basierend auf Buttervanille reicht schon ein Sprühstoß, um den Wurm nach süßer Vanille duften zu lassen. Köderfische bleiben jedoch unbehandelt! Anfangs eher skeptisch betrachtet, wurde das kleine Sprühfläschchen schnell zum unerlässlichen Helfer. Nahezu alle Aale im Kanal oder langsam fließenden Fluss fing ich auf einen Wurm, der mit dem Aal-Lockstoff eingesprüht wurde.
Angestachelt durch die Erfahrungen in Fluss und Kanal versuchte ich fortan auch im Teich, Aale auf mit Lockstoff garnierten Köder zu fangen. Die Erfolge blieben gänzlich aus. Dafür habe ich im Nachhinein sogar eine plausible Erklärung: Während sich das Aroma durch die leichte Strömung im Kanal oder der stärkeren Strömung im Fluss rasch verteilt, bildet sich im stehenden Gewässer eine kompakte Duftwolke um den Köder. Dem Aal ist das zu viel, er verweigert die Aufnahme des Köders völlig. Genau aus diesem Grund verzichte ich in stehenden Gewässern nun gänzlich auf Lockstoffe.
Einen natürlich süßen Geruch bietet die umgangssprachlich als Bienenmade bezeichnete Wachsmottenlarve. Sie ist nicht nur voller Eiweiß und Energie, sondern hat obendrein noch einen natürlich süßen Geruch – ein absoluter Bringer in lauen Sommernächten auf dicke Schlängler! Garniert mit drei oder vier Fleischmaden kann kein Aal dem reichhaltigen Köder widerstehen.
Ausschließlich auf Grund angeln
Bei den Aalmontagen kommt für mich ausschließlich die Grundmontage in Frage. Und das aus gutem Grund: Die Montage muss dem Fisch die Möglichkeit geben, in jeder Situation Schnur zu nehmen, ohne sich zu vertüddeln. Anstatt den Köder mit einem Mal zu inhalieren und eine brachiale Flucht hinzulegen, sind die meisten Bisse von Großaalen recht vorsichtig. Spürt der Fisch den Widerstand der Montage, lässt er schnell vom Köder ab. Deswegen nutze ich eine Montage, bei der Vertüddeln zu 100 Prozent ausgeschlossen ist. Entwickelt wurde diese vom englischen Aalpapst John Sidley. Am besten arbeitet die Montage mit Bleien über 30 Gramm.
Kleine Helfer zum Angeln
Selbst die beste Montage der Welt nützt nichts, wenn die Rolle geschlossen ist und der Fisch nicht frei Schnur nehmen kann. Aus diesem Grund arbeite ich mit Gummibändern vor dem Rollenhalter. Hier wird die Schnur als Schlaufe gelegt und ganz leicht unter das Gummi geschoben. So ist ausgeschlossen, dass zum Beispiel im Kanal der Sog eines vorbeifahrenden Schiffes unzählige Meter Schnur von der Rolle reißt und gleichzeitig, dass der Bissanzeiger nicht zuverlässig arbeiten kann.
Beim Biss hingegen kann der Fisch schon mit leichtem Zug die Schnur aus dem Gummi lösen und frei abziehen. Mein Bissanzeiger ist ein Knicklicht, kein gewöhnliches – ein Arm-Knicklichtreifen. Er wiegt nahezu nichts, lässt sich einfach montieren, zeigt jeden Biss zuverlässig an und kostet wenig Geld.
Kräftiges Gerät zum Angeln auf große Aale
Wer sich mit großen Aalen anlegen will, braucht kräftiges Gerät. Ich angle mit zweiteiligen Steckruten der Marke „Fiume“ mit einer Länge von drei Metern und einem Wurfgewicht bis 45 Gramm. Sie haben nicht nur genügend Power, um die Montage weit zu werfen, sondern auch, um Aale jenseits der 90-Zentimeter-Marke souverän zu drillen. An der Rute befindet sich eine Rolle der Größe 3000 oder 4000 mit einer mindestens 0,15 Millimeter starken Geflochtenen. Das Vorfach hat eine Stärke von mindestens 0,35 Millimetern. Auch bei den Karabinerwirbeln werden keine Abstriche gemacht. 20 Kilo sollten sie schon tragen.
Dieser Artikel erschien zuerst im ESOX 07/2016 – hier geht es zur aktuellen Ausgabe vom BLINKER!