Winterliches Fischbuffet: Hecht mit Köderfisch – Tipps von den holländischen Profis

Die Wintermonate stehen ganz im Zeichen des Hechts.
Mit einem ausgeklügelten System – bei dem die Sicherheit der Fische an erster Stelle steht – und toten Meeresfischen wie Makrelen, geht es gezielt auf Großhecht. Unsere holländischen Kollegen zeigen Taktik, Technik und Gerät.

Bild: Frank Van Der Burg

Der Winter steht ganz im Zeichen Hechts – und im Zeichen des toten Köderfisches!

Aswin zeigt in die Ferne:“Da ist er!“ … nein es ist kein Hecht. Aber, dass er den Seeadler so schnell erspäht hat, ist kein Zufall, denn er hat unzählige Angelstunden im Biesbosch in Holland hinter sich. „Man konnte an der Aufregung in der Natur erkennen, dass etwas los war. Die Gänse waren hörbar in Panik und flogen aufgeregt auf und ab. Schon da wusste ich, dass sich das ‚fliegende Scheunentor‘ zeigen könnte“, sagt der Brabander, während er seine Ruten hochzieht. Nachdenklich berichtet Aswin, dass die letzten Wochen im Biesbosch fangtechnisch schwierig waren. „Die großen Temperatur- und Wasserstandsschwankungen haben die Hechte aus dem Konzept gebracht, so dass sie ihr Maul fest verschlossen hielten.

Dabei ist dieser Zeitraum normalerweise gut. Aus der Merwede und der Bergschen Maas wandern die Hechte im Herbst in den Biesbosch, um ihn nach dem Laichen im zeitigen Frühjahr wieder zu verlassen.“ Für heute hat er zwei Stellen im Visier. Die erste Stelle ist ein flacher Nebenfluss einer Wasserstraße. „Hier ist es nur eineinhalb bis zwei Meter tief, so dass sich das Wasser schneller erwärmt. Das ist praktisch nach dieser kalten Nacht“, sagt Aswin, während er den Beutel mit den Köderfischen öffnet.

Das Hecht-Buffet ist angerichtet: Makrele-Spezial

Aus dem Sortiment greift Aswin sofort zu einer Makrele. „Die riechen wegen des Fetts stark, sind fest, damit sie beim Wurf gut am Haken bleiben, und doch weich genug, um den Haken beim Anbiss herauszuschlagen“, sagt er. Mit einem Stanley-Messer entfernt er den Kopf und den Schwanz, so dass das Blut an zwei Seiten austritt und mehr Geruch im Wasser vorhanden ist.

Bild: Frank Van Der Burg

Der Köderfisch wird vorne und hinten angeschnitten, damit er noch mehr Geruch verströmt.

Bild: Frank Van Der Burg

So sieht er fertig montiert aus – ein Gummiband sichert den Köder zusätzlich.

Dann sticht er die Hakenspitze des ersten Drillingshakens dicht an der Schwanzwurzel ein, der zweite Drillingshaken bohrt sich in die Flanke der Makrele. Dann macht Aswin eine kleine Kerbe in den Bauch des Köderfisches und zieht ein Gummiband heraus, das normalerweise für Dreadlocks verwendet wird. Dieses klemmt er um den Köderfisch und das Vorfach und verankert es in der Kerbe. „Sollte sich der untere Drillingshaken unerwartet lösen, ist der Haken wenigstens noch in der Nähe des Köderfischs und ‚flattert‘ nicht herum.“ Mit einem kräftigen Schwung der 3,5 lbs-Rute landet die Makrele dann auf dem Angelplatz im Wasser. „Der Vorteil dieses Systems ist, dass man bei einem Biss schnell anschlagen kann und – nach etwas Übung – fast nie einen Fehlbiss hat“, erklärt Aswin, während er die Schnur bei geöffnetem Rollengriff in den Bügel klickt.

Abzug Ohne Widerstand

„Beim Biss zieht der Hecht die Schnur aus dem Clip und kann mit dem Köderfisch wegschwimmen, ohne einen Widerstand zu spüren. Auch das Wurfgewicht spürt er nicht, denn es ist ein Gleitsystem“, erklärt der erfahrene Hechtangler. Auf ein praktisches Beispiel, wie es genau funktioniert, müssen wir nicht lange warten.

Bild: Frank Van Der Burg

Der Autor setzt auf farbige Schnüre, die lassen sich leichter beobachten. Dazu kommen elektronische Bissanzeiger zum Einsatz.

Von seinem Stuhl aus hat Aswin bereits gesehen, wie sich die orangefarbene Schnur und die Rutenspitze bewegen, bevor der Bissanzeiger piept. Sofort nimmt er die Rute in die Hand. Die Schnur ist bereits aus dem Clip gezogen, die er nun zwischen Daumen und Zeigefinger hält, um zu spüren, was passiert. Sobald der Fisch die Schnur nimmt, schließt Aswin sofort den Bügel und setzt den Anhieb. Die Rute geht krumm und der Fisch – trotz des kalten Wassers – zweimal deutlich über die Bremse. Ziemlich schnell kann er einen schönen Hecht von 91 Zentimetern Länge an Land ziehen. „Ein Seeadler am Himmel und ein Hecht am Ufer: Der Tag könnte schlechter beginnen“, sagt Aswin, während er den Fisch mit Kescher und allem in das Cradle legt.

Bild: Frank Van Der Burg

Ein „Cradle“ erlaubt eine besonders schonende Handhabung der Hechte nach der Landung.

Als er sieht, dass sich einer der Drillinge im Netz verheddert hat, greift er sofort zur Schere, um die Leine zu kappen. „Wenn ein Drillingshaken im Maul und der andere im Netz steckt, kann es schon mal passieren, dass der Hecht eine ‚Krokodilrolle‘ macht. Um Ärger zu vermeiden, schneide ich lieber das Vorfach durch. Der Fisch ist schnell vom Haken befreit und darf nach einem kurzen Foto wieder schwimmen.

Warten Sie nicht zu lange mit dem Anhieb!

Während er die Ausrüstung wieder in Ordnung bringt, weist Aswin darauf hin, dass die Bisse ganz unterschiedlich ausfallen können. Der Fisch von gerade eben hat gut angebissen, aber die großen Hechtdamen beißen oft vorsichtiger. Sie tippen zuerst an und lassen den Köderfisch los, wenn sie Widerstand spüren. Sie brauchen etwas länger, um die Makrele richtig zu packen. Daher rührt auch der Mythos, dass man einen Hecht minutenlang anbeißen lassen muss.

„Aber das ist wirklich etwas aus der Vergangenheit, als man noch Hechte entnahm und verzehrte. Das ist nicht mehr aus unserer Zeit“, erklärt der Hecht-Profi. „Schau mal, ein mittlerer Gänsesäger!“, ruft er, nachdem er einen schwarz-weiß gefärbten Vogel gesichtet hat. Die Aufmerksamkeit richtet sich aber wieder schnell auf die Rute, als ein Piepton zu hören ist. Sofort ist Aswin zur Stelle. Doch dieser Fisch ist sehr vorsichtig und nimmt keine Schnur. Angespannt wartet er, die Schnur zwischen Daumen und Zeigefinger geklemmt. Sobald er ein paar kleine Zupfer spürt, beschließt er, den Anhieb zu setzen.

Das misslingt, denn er schlägt ein Loch in die Luft. „Na, das ist ja schon fast der Vorführeffekt: Ich erzähle dir gerade, dass ich fast nie einen Fang verpasse“, sagt er und lacht. Bei näherer Betrachtung des Köderfisches sind Zahnspuren im Bauch zu erkennen, die von einem Zander stammen könnten. Inzwischen hat die Sonne den Raureif auf dem Boden gut vertrieben, aber die Hechte scheren sich nicht darum. Aswin schlägt daher vor, zur zweiten Stelle zu gehen und dort, sobald die Ruten auf den Haltern liegen, einen Happen zu essen.

Hecht mit Hornhecht

Am zweiten Spot zielt Aswin mit seinem Köderfisch zwischen den Pfeilern einer Brücke und in einer Rinne. Noch bevor der erste Hamburger aus der Brotzeit ausgewickelt ist, folgt ein Piepsen. Vielleicht Wind oder Strömung? Der kräftige Schlag auf die Rutenspitze lässt jedoch keinen Zweifel zu. Als der Hecht mit dem Köderfisch davonschwimmt, schlägt Aswin an und in ein enormes Gewicht hinein.

Bild: Frank Van Der Burg

Die Pfeiler diese Brücke signalisierten einen Hotspot – kurz nachdem der Köder am Platz war, kam bereits der Zugriff eines Hechtes.

Trotzdem läuft der Drill besonders reibungslos, und er kann den Fisch problemlos aus dem Wasser keschern. „Kein Meterfisch, aber ein schönes Exemplar“, sagt er mit dem Blick eines Zimmermanns, während er einen Eimer Wasser über den Hecht gießt. In dem Cradle kann er den Fisch gut nass halten und ihn schnell aushaken – auch dank der Zange mit extra langen Backen. Zum Messen wandert der Fisch kurz auf die Abhakmatte. Mit 95 Zentimetern verzeichnen wir einen rasanten Start bei diesem neuen Angelplatz. „Dieser war sehr schnell da, aber es zahlt sich aus, einem Angelplatz ein wenig mehr Zeit zu geben, damit der Hecht die Duftspur des Köderfisches aufnehmen kann. Deshalb bewege ich mich während einer Session höchstens einmal.

Bild: Frank Van Der Burg

Auch dieser Fisch kann sich definitiv sehen lassen!

Vor allem große Hechte hängen manchmal stundenlang um den Köderfisch herum, bevor sie anbeißen.“ Es gibt anscheinend tatsächlich mehrere Fische an dieser Stelle, und schon bald hat Aswin einen weiteren Biss. Diesmal bleibt der Fisch ruhig am Platz liegen, aber sobald er den Köder vorsichtig anknabbert, setzt Aswin den Haken. In der Strömung wehrt sich der Hecht heftig, aber schließlich muss er kapitulieren. Wieder geht ein schöner Hecht von 90 cm Länge ins Netz. Dann fällt auf, dass der Köderfisch – der außerhalb des Mauls hängt – diesmal keine Makrele ist. „An der rechten Rute hatte ich eine Art Hornhecht. Die sind schön fest, was bei dieser starken Strömung gut ist“, erklärt Aswin.

Mit den Gezeiten gehen

In der Tat fließt das Wasser im Bach mit einem hohen Tempo. „Kurz vor dem Ende der ablaufenden Flut nimmt die Strömung kurzzeitig zu, verlangsamt sich dann und bleibt kurz stehen, bevor die Flut wieder ansteigt. Der Unterschied zwischen Ebbe und Flut beträgt im Biesbosch in der Regel etwa 50 bis 60 Zentimeter. Diese Wasserverschiebung wirkt sich auch auf das Schwimm- und Fressverhalten der Fische aus. Gerade die Momente des Gezeitenwechsels sind für den Hechtfang top.“ Deshalb will Aswin auch das Ende der ablaufenden Flut nicht verpassen. „Wer weiß, vielleicht fangen wir zum Abschluss noch einen schönen Meterfisch“.

Dem Ende entgegen

Inzwischen sinkt die Sonne langsam dem Horizont entgegen und die Temperatur sinkt merklich. Kurz vor Ende des Ansitzes erwacht die Rute in der Rinne zum Leben. Ein etwa achtzig Zentimeter langer Fisch ist schnell abgehakt und wird nach dem Drill zurückgesetzt. „Schau mal, da oben über den Bäumen: eine Rohrweihe“, beweist Aswin einmal mehr, dass seinen Adleraugen nichts entgeht.

Bild: Frank Van Der Burg

Deadbaiting hat sich einmal mehr als eine der erfolgreichsten Wintertechniken für Hecht herauskristalisiert!

Dann ist Ebbe und die Zeit läuft ab. Mit drei besonderen Vogelarten und vier Hechten ist er mehr als zufrieden. „Bei diesem Wetter draußen in der Natur zu sein, ist einfach nur ein Genuss. Der Rest ist Bonus.“ Mit diesem Artikel haben wir auch einen Bonus, in Form eines Videos. Schauen Sie sich die neue Folge von VISblad TV auf YouTube an, um weitere praktische Tipps zum Angeln mit toten Köderfischen zu erhalten.

Materialempfehlung für große Winter-Hechte

Rute: 3,60 m lang, Testkurve 3,5 lbs

Rolle: 4000er bis  6000er Größe

Hauptschnur: Geflochtene Schnur 0,23mm (18 kg Tragkraft)

Schlagschnur: drei Meter 0,50mm Fluorocarbon

Blei: 50 bis 120 g

Vorfach: 30-40 cm 49-fädig mit 18 kg Tragkraft (knickt weniger schnell), zwei Drillinge Gr. 4, Tönnchenwirbel, Sleeves, Anti-tangle Röhrchen und 40 cm 0,55mm Fluorocarbon

Bissanzeiger: Hechtswinger + elektronische Bissanzeiger

Kescher: groß und stabil, mit großen Gummimaschen

Fishcare: großes Cradle, eventuell eine Abhakmatte zum Messen

Zange: starke Kneifzange und Lösezange mit extralangen Backen

Bild: Frank Van Der Burg

Ruten mit 3,5 los Testkurve haben genug Rückgrat, um auch große Köder vernünftig auf Weite zu bringen und Großhechte zu drillen.

Bild: Frank Van Der Burg

Fluorcarbon in 0,55 mm Durchmesser verleiht der Montage mehr Steifigkeit und verhindert Verwicklungen im Wurf.

Hecht-Deadbaiting: Vermeiden Sie diese Anfängerfehler 

Beim Hechtangeln mit toten Köderfischen gibt es eine Reihe von häufigen Fehlern. Aswin nennt im Folgenden kurz die wichtigsten davon:

Angeln mit zu leichtem Gerät: Sie müssen sicherstellen, dass Sie die Fische unter allen Bedingungen beherrschen, auch wenn sie über einen Meter lang und schwer sind.

Fluorocarbon oder Nylon als Vorfach: Damit werden Sie es nicht schaffen – für das Angeln mit einem toten Köderfisch ist Stahlvorfach viel besser geeignet

Wenn Sie zu lange warten, bevor Sie den Anhieb setzen, können Sie nur Ärger bekommen. Sobald Sie spüren, dass der Fisch am Köder „knabbert“, setzen Sie sofort und entschlossen den Anhieb.

 Zu große Drillinge verwenden: Sie sind sinnlos. Sie haken nicht besser und die Wahrscheinlichkeit, dass man den Haken aus dem Köderfisch schlägt, ist geringer.

 Zu kurze/kleine Lösezangen: Sie sind bei einem großen Hecht buchstäblich zu kurz. Achten Sie darauf, dass Sie den Fisch immer schnell und reibungslos vom Haken lösen können.

Bild: Frank Van Der Burg

Eine extra lange Zange erleichtert die Handhabung, insbesondere bei großen Hechten.

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