Zander abgeschleppt

Beim Zanderangeln geht Raubfisch-Experte Bertus Rozemeijer gern eigene Wege. Aller­dings mag er nicht gänzlich auf seine ­gelieb­ten Kunstköder verzichten und versucht es statt mit Gummiködern zur Abwechslung mal mit Wobblern. Vor allem beim Schlepp­angeln sind Wobbler den ­gängi­gen Zander­ködern zu­mindest eben­bürtig.

Zanderangeln Wobbler schleppen

Zander im Sommer? Und ob! ­Gerade auf die Dickschiffe unter den Wobblern beißen die Großen.

Ich habe lange Zeit mit keinem anderen Köder auf Zander geangelt als mit Wobblern. Dabei gelten Wobbler nicht gerade als ausgewiesene Zanderköder. Tatsächlich haben sie auch ihre Nachteile, wenn es darum geht, den Zander in der Nähe des Gewässerbodens zu suchen. Zuerst also ein paar Worte dazu: Angelt man vom Ufer, so muss man tief tauchende Wobbler einsetzen.

Fällt das Gewässer dicht vor dem Ufer steil ab und hat eine gleichmäßige Tiefe, mag man den Wobbler sogar noch gut führen können. Meistens sieht der ­Bodenverlauf eines Gewässers aber anders aus. Vom Ufer wird das Gewässer nach einer Flachwasserzone allmählich tiefer. Führt man den Wobbler dann aus dem tieferen Wasser heran, stößt er unweigerlich im achen Wasser auf den Boden. Wenn er dabei ein bisschen Kraut einsammelt, ist das nicht so schlimm, aber so mancher Wobbler bleibt auch auf ­nimmer Wiedersehen am ­Gewässergrund.

Biss oder Boden

Gelegentlich liest man, dass der Wobbler beim Einholen immer mit der Tauchschaufel auf den Grund stoßen soll. In meinen Augen ist das völliger Unsinn, denn wie soll ich bloß das permanente Aufstoßen des Wobblers auf den Boden von einem Biss unterscheiden? Bei einem Biss muss ich aber einen Anhieb setzen. Schlage ich nun an, ­obwohl ich lediglich Bodenkontakt hatte, besteht akute Gefahr, dass ich den Wobbler endgültig in den Boden ramme.

Mit einem Gummisch hat man kaum derartige Probleme. Na, und wenn man einmal ­einen Gummiköder verliert, kostet das nicht die Welt. Bei einem guten Wobbler ist der Verlust weit schmerzhafter. Deshalb sollte man die guten Stücke am besten vom Boot schen. Bietet man den Wobbler dann noch mit einem gewissen Geschick an, wird man feststellen, dass es kaum etwas Gefährlicheres für Zander gibt. Wenn ich zu Saisonbeginn mit Wobblern Zander fange, dann sind das ich muss es gestehen meistens Beifänge beim Hechtangeln. Und ich muss noch etwas gestehen: Ich fange dabei mehr Zander als Hechte.

Das hängt sicherlich damit zusammen, dass die Zander im Juni und Juli in den Seen, die ich beangle, recht hoch stehen. Oft fange ich sie dann in Tiefen von zwei, höchstens drei Meter, weit über dem Grund. Habe ich die Zander beim Schleppen gefunden, stoppe ich, und fange an, die interessante Stelle abzudriften und dabei zu werfen. Oft zeigt es sich dann, dass die Zander in kleinen Trupps unterwegs sind. Würde ich weiter schleppen, würden mir die meisten dieser Fische entgehen. Werfend kann ich jedoch die Stelle gründlich beangeln und noch einige Zander aus dem Trupp ent­führen. Beim Werfen und Einholen ist zu bedenken, dass man auf die Tiefe kommen muss, die der geschleppte Wobbler hatte. Deshalb sollte man so weit wie möglich auswerfen und den Wobbler mit schnellen Kurbelumdrehungen auf Tiefe ­bringen.

Fleißig werfen statt bequem schleppen ist an schrägen Kanten und Barschbergen angesagt. Hier bevorzugt Bertus Rozemeijer die Spinnrute mit Multirolle. Foto: Blinker

Fleißig werfen statt bequem schleppen ist an schrägen Kanten und Barschbergen angesagt. Hier bevorzugt Bertus Rozemeijer die Spinnrute mit Multirolle. Foto: Blinker

Kontrollierte Köder

Habe ich eine Stelle ausreichend abgescht, setze ich die Fahrt fort, bis der nächste Zander den geschleppten Köder nimmt. Dann heißt es wieder: driften und werfen. Natürlich sollten Sie beim Bootsangeln, wenn es sehr da­rauf ankommt, in der richtigen Tiefe zu schen, ein Echolot dabei haben. Damit bewahren Sie sich außerdem auch vor Köderverlusten, denn Sie kontrollieren schließlich, über welcher Gewässertiefe Sie sich bewegen. Und Sie erkennen so rechtzeitig, wenn Sie ins Flach­wasser geraten und es für die Wobbler gefährlich wird. Stehen die Zander dicht über dem Boden, muss der Wobbler dementsprechend tief geschleppt werden.

Dann kommt es sehr darauf an, den Köder mit dem richtigen Abstand von der Rute, oder anders ausgedrückt, mit der richtigen Schnurlänge zu führen. Ich werfe meinen Köder dann nicht aus, ich setze ihn vielmehr während der Fahrt aus und ­lasse so viel Schnur ablaufen, bis der gewünschte Abstand erreicht ist. Dann schließe ich den Rollenbügel, und der Wobbler geht auf Tauchgang. Habe ich nach etwa einer ­Minute noch keinen ­Bodenkontakt gehabt, gebe ich mehr Schnur und beobachte erneut, ob ich Bodenkontakt bekomme. Ist das der Fall, nehme ich wieder ein paar ­Meter Schnur auf, so dass ich sicher sein kann, dass der Wobbler über dem Boden läuft. So kann der Zander den Köder auch von unten packen. Bleibt der Erfolg aus, gehe ich davon aus, dass die Zander tiefer stehen. Also suche ich tiefere Gewässerstellen auf. Dort gebe ich nun wiederum mehr Schnur aus, um erneut den Boden abzutasten. So suche ich immer weiter, bis ich die richtige Tiefe gefunden habe. Hängt dann der erste Zander, kann ich davon ausgehen, dass sich auch noch einige Brüder und Schwestern in derselben Tiefe aufhalten.

Ab in die Tiefe

In tiefen Gewässern wie Ka­nälen oder Baggerseen, sollte man ab Juli auch tatsächlich die richtig tief tauchenden Wobbler einsetzen. Wundern Sie sich dann nicht, wenn die Zander in zehn Meter Tiefe oder sogar noch tiefer beißen. Mit welchen Wobblern soll man aber in solchen Tiefen schen? Persönlich habe ich eine Abneigung gegen sinkende Wobbler. So lange es irgend möglich ist, sche ich mit schwimmenden Modellen. Wenn ich auf Tiefe kommen will, nehme ich eben einen tief laufenden Schwimm-Wobbler. Über Schwimm-Wobbler habe ich einfach die bessere Kontrolle. Gegebenenfalls beschwere ich den Wobbler mit Blei. Solange das Hinterteil des Wobblers dabei noch aus dem Wasser schaut, der Wobbler also noch Auftrieb hat, ­habe ich ihn auch mit Bleibeschwerung ständig unter Kontrolle.

Zanderfang auf Hechtwobbler. Man tut gut daran, Wobbler mit natürlichen Farben in seiner Köderbox zu haben. Darauf werden die meisten Fische gefangen. Foto: Blinker

Zanderfang auf Hechtwobbler. Man tut gut daran, Wobbler mit natürlichen Farben in seiner Köderbox zu haben. Darauf werden die meisten Fische gefangen. Foto: Blinker

Irgendwo sind dem aber Grenzen gesetzt, und dann muss man zu einer speziellen Montage fürs Schleppangeln greifen. Ich verwende dabei ein sehr einfaches System mit ­einem Dreiwegewirbel. Dabei wird die Hauptschnur an eine der beiden sich gegenüber stehenden Ösen gebunden. An die andere Öse wird eine Schnur mit Bleigewicht geknotet, die also die Schnur insgesamt nach unten zieht. An die dritte Öse, die rechtwinklig zu den beiden übrigen steht, wird das Vorfach mit dem Wobbler gebunden. Wobei ich dann am liebsten einen ach laufenden Wobbler verwende.

Die bebleite Monoschnur sollte nicht länger als einen Meter sein. Diese Schnur muss immer auch eine niedrigere Tragkraft haben als die anderen Schnüre der Montage. Wenn sich dann das Blei einmal festsetzt, verliert man eben nur dieses, aber sonst nichts (siehe Infobox). Auch das Vorfach für den Wobb­ler besteht aus monoler Schnur. Das Vorfach wird nicht nur etwas stärker, sondern auch etwas länger gewählt als die Schnur fürs Blei. Das hat einen einfachen Grund: Das Blei schleift über einen unregelmäßigen Boden, und sobald der Boden ansteigt, geraten Blei und Wobbler dicht aneinander. Wenn die Schnur für das Blei länger ist, kann sie sich im Vorfach des Wobblers verfangen. Wenn sie kürzer ist, besteht diese Gefahr jedoch nicht. Für die Hauptschnur wird eine geochtene Schnur gewählt. Mit ihrer geringen Dehnung signalisiert sie zuverlässig, was sich am Ende der Schnur tut. Geochtene Schnüre sind aber zu weich und geschmeidig, um die gesamte Montage daraus zu fertigen. Die Gefahr, dass sich die Schnüre ineinander verwickeln, wäre zu groß.

Das Blei selbst darf ruhig ­etwas Gewicht aufbringen, 60 Gramm sind dabei nicht zu viel. Je höher das Gewicht, ­desto besser können Sie den Köder dicht am Boot und unter Kontrolle halten. Und bessere Kontrolle bedeutet mehr ­Fänge. Mit diesem System wird niemals geworfen. Man lässt es einfach neben dem Boot herab. Dabei kontrolliert man das Absinken mit dem Finger an der Schnur. Ist das Blei am Boden angekommen, wird noch etwas Schnur nachgegeben. Dann kann das Schleppen beginnen. Während der Fahrt sollten Sie das Blei und damit den Köder immer wieder etwas anheben und absinken lassen. So bekommt der Wobbler eine verführerische Wellenbewegung. Und das ist für Zander geradezu unwiderstehlich. Vergewissern Sie sich aber stets, dass das Blei noch Bodenkontakt bekommt. Diesen Kontakt müssen Sie unbedingt spüren, sonst kann Ihnen der Köder zu weit nach oben geraten, und dann packt ihn kein Zander mehr.

Top-Modelle

Zum Schluss noch ein Wort zu den Zander-Wobblern selbst: Zander haben eine Vorliebe für lange, schlanke Wobbler, sie dürfen auch durchaus etwas größer sein, das schreckt die Zander nicht. Spitzen-Modelle sind für mich die tief tauchenden Wobbler der Stretch-Serie von Manns, der Pradco Rebel Spoonbill und der Bomber Long A. Kleinere, aber fängige Modelle sind der Salmo Perch SRD und der Minnow DR. Am Schleppsystem sche ich am liebsten einen Salmo Sting, Manns Stretch oder einen Storm Thunderstick. Dann gibt es natürlich noch ­eine ganze Menge Wobbler anderer Hersteller, die den genannten ähnlich sehen und auch ähnliche Eigenschaften haben.

Nun noch ein allerletztes Wort und zwar zur Rute. Auf Zander wird viel mit leichten Ruten geangelt. Das ist in diesem Fall aber nicht so praktisch. Tief tauchende Wobbler entwickeln einen starken Widerstand im Wasser. Eine leichte Rute wäre schon krumm, ehe ein Fisch angebissen hat. Mit einer zu leichten Rute hätte man einfach kein Gefühl für den ­Köder und den Biss. Nehmen Sie also eine stärkere, härtere Rute! Die können Sie gebrauchen, wenn einmal ein richtig dicker Zander zupackt, und das passiert beim Schleppen mit Wobbler nicht selten.

Eine einfache Schleppmontage mit Dreiwegewirbel


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