Zanderangeln im See: Den kapitalen Fischen auf der Spur!

Zanderangeln im See gilt als heikel. Doch mit der richtigen Technik bekommt man sie an den Haken – und das sogar das ganze Jahr hindurch. Wie, das erklärt Ihnen Raubfisch-Experte Veit Wilde.

Veit Wilde mit einem stattlichen Zander. Foto: V. Wilde

Veit Wilde mit einem stattlichen Zander. Foto: V. Wilde

Es gibt viele stehende Gewässer, die über hervorragende Zanderbestände verfügen. Dennoch stellen die meisten Angler den Zandern lieber in Flüssen nach. Klar: Die Hot-Spots fallen dort schneller ins Auge und in der Strömung reagieren Zander gerade auf Kunstköder mit deutlich weniger Argwohn. Passt man sich jedoch den Eigenheiten eines Sees an, so kann man dort das ganze Jahr über tolle Zanderfänge erzielen. Wichtig ist, dass Sie zunächst einmal einen See in Ihrer Umgebung suchen, der ein ordentliches Potential für Zander aufweist. Denn nur dann ist das Zanderangeln im See erfolgreich.

Es gibt zwei Merkmale, die ein gutes Zandergewässer ausmachen:

  • feste Bodenstruktur mit viel Kies und Sand
  • trübes Wasser

Selbst wenn nur eines dieser Merkmale erfüllt ist, können sich die Glasaugen eigenständig vermehren. An zwei Stillwassertypen findet man derartige Verhältnisse besonders oft vor: Talsperren beziehungsweise Stauseen und Baggerseen, wo noch aktiv abgebaut wird.  An sehr klaren oder verkrauteten Seen dominiert hingegen der Hecht. Wenn Sie ein Gewässer der zwei genannten Typen kennen, ist das schon einmal die halbe Miete für gute Zanderfänge. Nun gilt es nur noch, sich bei der Wahl von Angeltechnik und Köder den aktuellen Verhältnissen anzupassen. Eine essentielle Rolle spielt dabei an stehenden Gewässern die Jahreszeit. Während es in Fließgewässern viele Stellen gibt, wo man das ganze Jahr über mit einem Gummifisch am Jigkopf seine Zander fangen kann, muss man sich in Seen schon etwas mehr Mühe geben. Methoden, die im Frühjahr gut funktionieren, versagen bei der Jagd auf Stillwasserzander im Winter oft gänzlich.

Einlaufbereiche von Stauseen, wie hier am Muldestausee, sind im Frühjahr ein äußerst viel versprechender Platz, um Zanderangeln im See.

Einlaufbereiche von Stauseen, wie hier am Muldestausee, sind im Frühjahr ein äußerst viel versprechender Platz.

Zanderangeln im See: Hunger durch Frühlingsgefühle

Eine besonders gute Zeit zum Fang von Zandern im See ist das späte Frühjahr. Direkt nach der Laichzeit stehen die Stachelritter in den flachen Bereichen des Gewässers bestens. Dort verweilen die Zander nach dem anstrengenden Laichgeschäft noch einige Wochen, denn Sie finden einen reich gedeckten Tisch vor. Kurz nach den Zandern laichen nämlich die Weißfische. Dieser Vorgang spielt sich ebenfalls im Uferbereich der Seen ab. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Zander aggressiv und hungrig sind. Das Liebesspiel hat die Kammschupper einiges an Kraft gekostet. Im Frühjahr sind gerade Uferangler im Vorteil. Jetzt ist aktives Fischen mit der Spinnrute angesagt. Machen Sie viel Strecke am Ufer, denn die Zander ziehen oft in kleinen Trupps umher, die es zu finden gilt.

Ein besonderes Augenmerk sollten Sie auf kiesige oder sandige Buchten legen. Auch an versunkenen Hindernissen im Flachwasser ist mit Bissen zu rechnen. An Stauseen ist der Einlaufbereich jetzt ein besonders guter Spot. Hier ist die Wassertiefe meistens nicht sehr groß und es wird sauerstoffreiches Wasser eingetragen. Als Köder eignen sich im Frühjahr 10 bis 15 Zentimeter lange Gummifische, die grundnah angeboten, aber nur mit relativ leichten Jigköpfen ausgestattet werden. Viele Bisse kommen auf Shads fangen, die sehr lebhaft laufen. Der „Attractor“ von Profi Blinker oder der „Fury Shad“ von Delalande sind heiße Ködertipps. Lebhaft darf auch die Köderführung ausfallen. Aktives Jiggen über die Rute ist der eher passiven „Faulenzer-Führung“ per Rolle nach der Laichzeit deutlich überlegen. Auch schlanke Wobbler, die maximal fünf Meter tief laufen, können beim Uferangeln im Frühjahr erfolgreich angeboten werden.

Im Hochsommer lohnt sich das Schleppen mit Wobblern im Freiwasser. Der Köder muss knapp oberhalb der Sprungschicht laufen.

Im Hochsommer lohnt sich das Schleppen mit Wobblern im Freiwasser. Der Köder muss knapp oberhalb der Sprungschicht laufen.

 

Wobbler für die Hitze

Wenn der Sommer sich, mit Temperaturen über 25 Grad und viel Sonne, in Bestform zeigt, wird Zanderangeln im See deutlich schwieriger. Die Kammschupper haben nun an einigen Seen mit einem niedrigen Sauerstoffgehalt des Wassers zu kämpfen. In sehr tiefen Standgewässern bildet sich oft eine Sprungschicht. Bootsangler mit Echolot sind jetzt im Vorteil. Die Sprungschicht lässt sich nämlich per Echolot genau erkennen. Bieten Sie direkt darüber einen Wobbler beim Schleppangeln im Freiwasser an. Es besteht auch die Möglichkeit mit einem solchen Kunstköder zu werfen, wenn Sie einen großen Futterfischscharm gefunden haben. Gerade beim Schleppen sind Wobbler zu empfehlen, die eine ausgeprägte Aktion besitzen. Der Salmo „Perch“ in 12 Zentimeter  und der „Super Shad Rap“ von Rapala sind eine gute Wahl. Eigentlich keine typischen Zanderwobbler, doch beim Freiwasserangelnim Sommer bringen sie dennoch so manchen Stachelritter an den Haken.

Mit seinem UV-akiven Dekor fällt er auch im dunkeln bei den Räubern auf. Foto: S. Kaufmann

Mit seinem UV-akiven Dekor fällt er auch im dunkeln bei den Räubern auf. Foto: S. Kaufmann

Auch als Uferangler können Sie trotz Hitze Zanderfänge erzielen. Allerdings sollten Sie dabei in der Dunkelheit fischen. Besonders gute Chancen bestehen an Badestränden oder flachen Kiesbänken. Dort gehen die Zander in der Nacht auf Raubzug. Auch dort sind Wobbler erste Wahl. Allerdings sollten es in diesem Fall schwimmende Flachläufer sein, die langsam eingekurbelt werden  Gerade in Nächten mit hellem Mond verraten sich die Zander oft durch Raubaktivitäten knapp unter der Oberfläche. Meine Lieblingswobbler für das Nachtspinnfischen im Stillwasser sind der „Flap Slap“ von Megabass und der „Long A“ von Bomber.

Die Fangtiefe finden

Im Herbst nimmt die Aktivität der Stillwasser-Zander wieder deutlich zu, doch noch fällt es nicht ganz leicht, die Räuber zu lokalisieren. Je kälter das Wasser wird, desto tiefer stehen die Glasaugen. Da die Algenblüte abnimmt und damit gleichzeitig die Wassertrübung, führt auch sonniges Wetter im Herbst dazu, dass die lichtscheuen Zander etwas tiefer stehen. Die Schwierigkeit besteht darin, die aktuelle Aufenthaltstiefe zunächst einmal rauszufinden, wobei Bereiche, die tiefer als 10 Meter sind für den Herbst noch ausgeschlossen werden können. Da die Sprungschicht wieder verschwunden ist, können Sie ganz gezielt mit Gummifischen den Gewässerboden abklopfen. Diese führe ich hauptsächlich per Faulenzermethode. Im Frühherbst dienen mir meist drei und im Spätherbst nur ein bis zwei Kurbelumdrehungen zum Starten des Köders vom Grund.

Ich setze auf schlanke Gummifische, mit dezenter Aktion. Beangeln Sie bevorzugt Plätze mit steil abfallenden Kanten. So haben Sie die Möglichkeit viele verschiedene Tiefen abzufischen und so die Zander ausfindig zu machen. Hinzu kommt, dass die Fische solche strukturreichen Plätze generell bevorzugen. Es sind also automatisch auch Hot Spots. Meistens liegen viel versprechende Stellen noch in Wurfweite, Boot und Echolot erleichtern die Zandersuche im Herbst jedoch. Sind mehrere Fischanzeigen am Gewässerboden direkt nebeneinander zu sehen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich um Zander handelt. Setzen Sie dort den Anker oder beangeln Sie die Stelle mit der Vertikaltechnik. Eine erfolgreiche Methode für den Zanderfang im Herbst ist auch der Ansitz mit dem toten Köderfisch an einer Laufblei- oder Posenmontage. Gerade in der Dunkelheit sind die Erfolgsaussichten dabei hervorragend. Die Hot Spots dafür sind die gleichen wie beim Spinnfischen. Beachten Sie aber, dass die Zander in der Dunkelheit auch im Herbst immer etwas flacher stehen, als am Tage. Wenn Sie nicht gleich Bisse bekommen, dann legen Sie Ihre Montage regelmäßig an unterschiedlich tiefen Bereichen aus.

Im Herbst stehen die Zander noch nicht auf Maximaltiefe, so dass man auch als Uferangler oft drillen kann.

Im Herbst stehen die Zander noch nicht auf Maximaltiefe, so dass man auch als Uferangler oft drillen kann.

Vertikal genial beim Zanderangeln im See

Eigentlich ist der Winter ja eine kalte Jahreszeit, doch zum Zanderangeln im See ist sie ganz heiß. Die sonst oft vagabundierenden Stillwasser-Räuber ziehen jetzt kaum noch umher. Stattdessen stehen Sie in großer Stückzahl an tiefen Löchern am Gewässerboden. Wenn Sie solche Stellen kennen beziehungsweise finden, können Sie dort mehrere Zander kurz hintereinander erbeuten. Und das nicht nur sporadisch, denn die Winterspots bringen im Normalfall über mehrere Wochen -eben dann wenn die Wassertemperatur sehr niedrig ist-  gute Fänge. Einziges Problem: Die tiefen Stellen liegen für Uferangler nicht immer in Wurfweite und selbst wenn, dann sind Sie nicht mit bloßem Auge erkennbar. Es gibt aber Anhaltspunkte: An Talsperren befindet sich der tiefste Bereich oft in Nähe der Staumauer.

An aktiven Baggerseen, sollten Sie es unweit des Baggers versuchen. Dort ist es zwar nicht immer am tiefsten, dafür ist das Wasser durch die aufgewühlten Sedimente am trübsten und erwärmt sich bei etwas Sonnenlicht schneller. Somit ist die Wassertemperatur in der Nähe des Baggers meist etwas höher, was im Winter für Zander und deren Futterfische, wie ein Magnet wirkt. Ideal ist es, die interessanten Stellen im Winter per Boot  und Echolot zu suchen und dann vertikal mit Gummifisch zu beangeln. Diese Technik erlaubt eine sehr langsame und punktuelle Köderpräsentation. Während Sie beim Wurfangeln Ihren Köder oft nur für einige Sekunden in der Nähe des Zanderschwarms haben, können Sie Ihn dort beim Vertikalangeln für längere Zeit anbieten.

Wenn Sie als Uferangler zwangläufig Wurfangeln betreiben müssen, dann sollten Sie auf eine langsame Köderführung achten und den Shad jeweils nur mit einer Kurbelumdrehung vom Grund starten. Egal ob werfend vom Ufer oder vertikal vom Boot: No-Action-Shads mit V- oder Fransen-Schwanz sind meine erste Wahl auf Winterzander im See. Zu empfehlen sind der „Fin-S-Fish“ von Lunker City oder „The Legend“ von Fox. Da in der kalten Jahreszeit größere Köder um 15 Zentimeter und mehr ohnehin ideal sind, ist ein Zusatzdrilling absolute Pflicht. Aggressive Bisse von Stillwasser-Zander werden Sie im Winter nicht bekommen. Eine gute Alternative zu Kunstködern sind tote Köderfische, die an Drachkovitch-System oder Fireball-Jigkopf angeboten werden.


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