Angel-Abenteuer in Kanada

Das man in Kanada nicht nur Lachse fangen kann, wussten wir schon lange. Das es aber ein echtes Angel-Abenteuer mit außergewöhnlich vielen Fängen wurde, wenn man abseits von Straßen und Lodges angeln geht, hatten wir in diesem Umfang nicht erwartet.

Am 1. September 2007 war es endlich soweit. Abflug in Frankfurt, über Philadeplhia nach Toronto. Von dort aus weiter nach Norden an den „Lake Superior“, ebenfalls mit dem Flieger. Im Gepäck: 2 Traveller-Steck-Ruten, eine leichte Spinnrute bis 35 Gramm und eine bis 65 g WG. Zelte, Rucksack, Schlafsack und was man im Wildnis sonst noch so braucht. Geplant waren 16 Tage in der Wildnis, nur mit Kanus, Bären, Wölfen und uns natürlich. Wir, das sind Hannes, weltbereister leidenschaftlicher Angler und gelernter Fischwirt, und ich, Achim, Wildnisführer und Angelausbilder. Ohne diese „fachlichen“ Voraussetzungen wäre eine solche Tour, abseits von Handy und Straßen in abgelegener Wildnis sehr riskant. Der erste Tag in diesem Wort wörtlich letzten Ort Richtung Norden diente der Vorbereitung. Lizenzen besorgen, Kontakte knüpfe, was bei den freundlichen Canadieren sehr schnell geht, Lebensmittel einkaufen und Ausrüstung verpacken. Da es hier gar kein Tourismus gibt, leisten wir Pionierarbeit, und so ist alleine das organisieren von 2 Kanus schon ein „kleines Abenteuer“. Unsere persönlichen Daten, das Gebiet in dem wir uns bewegen, Kontaktdaten nach Deutschland und unsere Zeitplanung hinterlegten wir aus Sicherheitsgründen bei einem Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Man weis ja nie.

Wir ließen uns von „Tom“, welchen wir vor Ort kennen lernten, mit den einzigen zwei mietbaren Kanus und etwa 120 kg Ausrüstung und Lebensmittel über kilometerlange lange Waldwege an einen für canadische Verhältnisse „kleinen“ etwa 12 km langen See fahren. Noch am selben Nachmittag. Die ersten paar Kilometer zu unserem ersten Campsite schafften wir in etwa 3 Stunden.

Die ersten 2 Tage waren fischtechnisch unspektakulär, 40 Minuten angeln brachten und vier überraschend kampfstarke Hechte bis 70 cm. Unsere Fischbeilage für das Abendessen war gesichert. Unser Ziel war es erst mal an die oberen Seen zu kommen, denn da sollte es „richtig rund gehen“, wurde uns gesagt.

Der späte Tour-Termin ließ die Nächte schon kalt werden, dafür aber Moskito frei. Feuer ist jedoch Pflicht, wegen der Bären die nachts gerne die Lager besuchen und nur durch Sauberkeit und Disziplin fern gehalten werden können. Wir hatten nur einmal Besuch, aber da haben wir aber geschlafen.

Nach einer extrem anstrengenden Portage kamen wir an einen optisch traumhaften See, mit Insel natürlich, auf welcher wir 2 Tage zum Fischen blieben.

Doch irgendwie wollten die Fische nicht so wir wir uns das vorstellten. Kein Hecht, kein Zander, kein Barsch. Nach vielem probieren ging es dann doch. Auf nur ganze zwei bestimmte Kunstköder (Krokodil-Blinker und Twister 4 cm „Killer Grub“ in chatreuse mit Rippen am Körper) bissen SIE dann doch. „Brook Trouts“, zu deutsch „Saiblinge“. Und was für welche! Die meisten um die 30 cm, die größten bis 50 cm. Und die ganz großen – ja dafür war unser Gerät zu schwach. Mehrfach brach die Schnur nur durch den Biß. Bisse wie Schläge mit einem Hammer; knüppelhart, unglaublich! Es dauert eben seine Zeit bis man weis wo sie stehen und wie man sie fängt, aber diese zwei Tage wede ich sicher nie vergessen.

Dann ging es weiter, nach ein paar Portagen (Landbrücken), an einen „gescheiten“ See, etwa 50 km lang, im Schnitt 1-2 km breit und auch etwa 100 Höhenmeter tiefer gelegen. Keine Straße führt hier hin, kein Handy funktioniert.

Und was machen die Fische? In der Mittagspause warf ich mal eben die immer griffbereite Spinn rute aus, als Köder ein gelber Twister von 12 cm. Erster Wurf, Köder absinken lassen, „mensch ist das flach! Grad 1 m tief“ — rief ich– bis die Schnur anfing zu laufen. Hecht 90 cm!

So ging es eigentlich die nächsten Tage weiter. Viele km gepaddelt und unmengen an Fisch gefangen. Meist Hecht ( Northern Pike ) und Zander ( Walleye). Diese werden zwar nicht so groß wie bei uns in Europa, dafür gibt es aber eine „blaue“ Art, die wirklich faszinierend ist. Aber wir hatten ein anderes Problem. Unsere Kunstköder gehen zur neige und wir haben gerade mal die Hälfte der Tour um. Wer hätte mit so Fisch und natürlich entsprechend hohen Köderverlusten gerechnet? Außerdem waren die Jigköpfe die wir vor Ort gekauft haben, von schlechter Qualität und bogen sich manchmal beim Biß auf oder brachen sogar ab. Also wurden eigene Kreationen mit Drilling, Olivenblei und Stahl entwickeln und mit ein bischen probieren fingen diese dann auch.

Ein besonderes Erlebnis in diesem See war auf jeden Fall noch ein Abend auf einer Inseln in diesem gewaltigen Lake. Ich stellte mich neben unserem Lagerplatz auf einen großen Stein und warf meinen 12 cm Twister aus und hatte bei jedem (!) Auswurf einen harten Biss. Bekam aber keinen Fisch gehakt. Seitendrillinge waren aus und die Jighaken für die großen Twister zu schwach. Jeder Biss bog den Haken auf! „Hannes komm mal“, rief ich. ‚Mr. Pike‘, so ein Spitzname soll’s richten. Ich weis nicht mehr wie viele es waren, aber ich glaube mit dem Blinker waren es 6 Hechte in 30 Minuten vom gleichen Stein aus geworfen. Derweil ging ich ins Kanu, machte meine kleinen langsam sinkenden „Killer Grub“ Twister drauf und fischte an die gleiche Stelle. Es kamen dann noch sechs Walleys bis 70 cm dazu. Was für ein Erlebnis!

Am Ende vom „Long Lake“ angekommen ging es 70 km zurück auf einen kleinen Fluß mit vielen mittleren See durch ehemaligen Indianergebiet der Sioux. Vereinzelte Felsmalereien zeugen davon. Alte Trapperhütten, zahllose Biberdämme, Wolfsgebell in der Nacht, Moos ( Elch) in Tümpeln und neugierige Streifenhörnchen im Sand begleiteten unseren Weg.

Und natürlich Fisch ohne Ende, zumindest in den Seen durch die der Fluß immer wieder floß.

An einem weiteren Lagerplatz an einem kleineren See hatten wir auch noch ein einprägsames Erlebnis. Wir gewohnt geht es erst mal im Kanu los Kanten, Löcher und Rinnen zu loten. Mit dem Gummifisch geht das ja ganz gut. Die ersten zwei Kanten brachten keine Zander, aber im Zulauf des Sees musste auch eine Kante sein. Der Wind blies heute sehr kräftig durch den Zulauf in den Lake so das wir uns in den Windschatten etwas seitlich stellen mussten. Wir immer hatte ich ruck-zuck 5-6 Walleye, einige blaue darunter und ‚Mr.Pike“ 2-3 Hechte. Wir beschlossen, damit auch Hannes mal wieder einen Zander und ich einen Hecht fange, die Köder zu tauschen. Hannes machte also meinen 5 cm Twister an seine 35 Gramm Spinnrute und ich nahm Blinker.

Hannes warf also aus, in den wirklich heftigen Wind, und was Biß?? Drei mal dürft ihr raten! Ein Hecht. Jetzt ging ein Tanz los. Der kapitale Hecht kämpfe an der leichten Rute so stark, das wir ins Kanu mußten und in die tiefe Rinne, welche inzwischen sicher 40 cm Wellengang hatte und richtig starken Wind. Ich paddelte mit aller Kunst und Kraft, um das Kanu einigermassen am Ort zu halten, während Hannes drillte und drillte, die Rute immer bis zum Anschlag gebogen. Nach gut 20 Minuten war es geschafft. Unser Meisterstück in Kooperation der Drillkunst und Paddeltechnik lag vor uns: 125 cm Northern Pike mit einer 8er Schnur ohne Stahlvorfach! Den Hecht setzten wir zurück, wir hatten am Ende des Tages gute 25 Zander an diesem Platz gefangen und 1-2 Stück landeten wie immer auf dem Feuer.

Der Rest vom Fluß war eher fischarm und wir waren auch etwas „satt“, wenn man das so sagen darf. Schade war das wir mit unserem zu schwach dimensioniertem Gerät keine der großen Seeforellen herausbekommen haben, obwohl wir einige dran hatten.

Insgesamt hatten wir ein gutes halbes dutzend Hechte über 100cm und etwa genau so viele ab 80 cm. Darunter haben wir das zählen irgendwann aufgegeben. Zander ebenfalls zahllos, der Größte war ein für dortige Verhältnisse kapitaler von 70 cm. Abgerundet durch Saiblinge der schönsten Art und unglaublich viel Natur kehrten wir mehr als zufrieden in die Stadt zurück.

Inzwischen waren wir in dieser kleinen Ortschaft am volumengrößten Süßwassersee der Erde als „the crazy germans“ sehr bekannt. Auch auf Interesse der Leute vor Ort und der Faszination dieses Revieres habe ich diese Tour auch in mein Programm als Abenteuer-Angelreise mit aufgenommen. In abgespeckter Version als Pauschalreise und als echte Abenteuer-Reise mit Expeditionscharakter. Wer Interesse hat mit uns mal wieder dort angeln zu gehen, kann dies gerne machen. Von 11. Juni bis 20. Juni biete ich eine Angelreise an, kombiniert mit 2 Tagen Seeforellen angeln auf dem Lake Superior.


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AngelWoche ist die aktuellste und meist verkaufte Angelzeitung auf dem deutschen Markt. News aus der Industrie, aktuelles von den Angelgewässern, reich bebilderte, kurz und verständlich gehaltene Artikel, verbunden mit einer großen Themenvielfalt charakterisieren die AngelWoche.

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