Die Pleißling/Österreich

Ein versauter Urlaub? An der Pleißling in Österreich gibt es das nicht, denn selbst nach tagelangem Regen sind hier noch schöne Forellen zu fangen. Zahlreiche Gumpen versprechen erfolgreiche Fischwaid. Bei uns hat noch jeder seine Fische gefangen, da machen Sie bestimmt keine Ausnahme, verspricht Hotelbesitzer Hans Krauthauf und schaltet den Jeep auf Allradantrieb.

Der Wagen ruckelt über die vom Regen aufgeweichte Viehweide, und von der Hangkante aus blicken wir auf die Pleißling. Zehn Meter unter uns schlängelt sie sich an Weiden und Erlen vorbei. Da sind die schönsten Gumpen. Wäre bestimmt nicht verkehrt, es dort zu probieren. Und weiter unten am Wasserfall, da wird’s besonders interessant. Hans Krauthauf kennt seine Fischwasser – Spötter behaupten gar, er kenne die Fische beim Namen. An diesem Wissen lässt der 68jährige Hotelier aus dem Salzburger Land seine Gäste großzügig teilhaben: Mit jedem Neuankömmling fährt der Flachauer hinaus ins Revier. Wer lieber selbst entdeckt, lässt sich die Fischereigrenzen zeigen und steigt dann in die Wathose. Wer den schnellen Erfolg will, lässt sich von Hans Krauthauf auf bewährte Standplätze aufmerksam machen. Zehn Minuten braucht man mit dem Auto vom Hotel bis zum Forellenteich, in einer Viertelstunde ist man am oberen Ende der Pleißling. Der anfangs nur ein bis zwei, später bis zu sieben Meter breite Gebirgsbach entspringt in den Radstädter Tauern in der Nähe des Scheibenkogels. Zum Revier gehören auch der Abendweidebach, der unterhalb des Nordportals des Tauerntunnels in die Pleißling fließt und der Marbach, der einige Kilometer bachaufwärts mündet. Insgesamt ist die Strecke fünf Kilometer lang. Fischereigrenze ist die Autobahnbrücke an der Schottergrube. Die Nähe zur Tauernautobahn stört den Angelgenuss nicht, denn das Rauschen des Wassers und die urwüchsige Natur entlang des Gebirgsbachs schirmen den Fischer völlig ab. Ideale Einstände Alle drei Bäche fließen schnell und klar über saubere Steine. Ideale Einstände für Bachforellen schaffen große Felsbrocken, vor allem im oberen Teil von Abendweidebach und Pleißling. An ihnen bilden sich tiefe Gumpen, schäumende Stürze und ruhige Kehrwasser. Dieser Teil ist den Fliegenfischern vorbehalten, zumal dort nur wenige Lärchen und Weiden am Ufer wachsen und daher genug Platz zum Werfen lassen. Weiter bachabwärts wird der Weg steiler, und das Gestrüpp nimmt zu. Fichten- und Erlendickicht reichen zum Teil bis ans Ufer. Dort kommen Spinner und Twister zum Zug. Mit einer leichten, kurzen Spinnrute bewältigt man die gelegentlichen An- und Abstiege am besten. In dem abwechslungsreichen, schnellfließenden Gewässer fühlen sich vor allem Bachforellen wohl, die Hans Krauthauf seit einigen Jahren ausschließlich einsetzt. Aus Altbeständen sind jedoch auch noch Regenbogenforellen vorhanden und einige wenige Bachsaiblinge, die aber nicht so gut gedeihen wie die Forellen. Ein für den Jahresurlaub großer Vorteil ist, dass die Pleißling selbst nach mehreren Regentagen befischbar bleibt. Das Wasser trübt zwar ein, wird jedoch nicht schmutzig, sondern lediglich milchig-türkis. Wer also bei Regen im zweifellos sehr behaglichen Hotelzimmer bleibt, kann sich nicht mit ungünstigen Wasserverhältnissen herausreden. Unser Körbchen war auch nach einem völlig verregneten Tag gut gefüllt. So langsam wie möglich Auf einem schmalen Pfad zwängen Heiko und ich uns an kleinwüchsigen Fichten und Lärchen vorbei, Tropfen pochen an die Kapuze. Vorsichtig nähern wir uns einer Einbuchtung, die das letzte Hochwasser ins Ufer gefressen hat. Ein großer Stein schützt die Bucht vor der Strömung. Das Wasser steht fast still. Ich suche nach etwas, das nach Fisch aussieht: ein länglicher Schatten, ein Maul… Tatsächlich entdecke ich eine Schwanzflosse unter einem „mützenförmigen“ Stein. Die Einbuchtung ist fast zu klein für einen Spinner, trotzdem werfe ich den Mepps aus und versuche, ihn so langsam wie möglich einzuziehen. So, dass sich das silberne Blatt gerade noch dreht. Die Schwanzflosse verschwindet. Ein dunkler Kopf schießt unter dem Stein hervor. Doch ich setze den Anhieb zu früh. Irritiert zieht sich die Forelle unter ihren Stein zurück, der Spinner schaukelt im Buchenast über mir. Dort lasse ihn erst einmal hängen, um nicht noch mehr Unruhe zu machen. Statt dessen binde ich eine Mühlkoppen-Imitation an die Schnur. Als die Schwanzflosse wieder unter dem Stein erscheint, zupfe ich den rot-weißen Gummifisch mit mehreren Pausen langsam daran vorbei. Wieder stößt die Rotgetupfte zu. Zwar nicht mehr so gierig wie beim ersten Mal, aber der Anhieb sitzt. Nach turbulentem Drill liegt schließlich eine schöne Pfündige mit fast schwarzem Bauch und großen, dunkelroten Tupfen im Kescher. Ganz anders fischt es sich am zirka 4.000 Quadratmeter großen Forellenteich. Ruhig und glatt liegt er in einem weiten Tal. Spinner und Twister kann man dort im Kasten lassen, denn der fast kreisrunde Teich ist ausschließlich den Fliegenfischern vorbehalten. Vor allem für Anfänger ist das Gelände ideal: Das Ufer ist frei zugänglich und bis auf Gras und wenige Birkensprößlinge kaum bewachsen, was sowohl Nerven als auch Gerät schont. Außerdem zeigt stehendes Wasser viel besser als fließendes, ob ein Wurf gelungen ist und sich die Schnur schön auf der Wasseroberfläche streckt. Zwar werden auch im Bach schöne Forellen gefangen, die größeren jedoch im Teich. Regenbogenforellen mit Gewichten um die drei Pfund sind keine Seltenheit, aber auch Bachforellen kommen in stattlichen Größen vor. Das ein bis zwei Meter tiefe Wasser ist gelegentlich so klar, so dass man zusehen kann, wie sich die Forellen dem Köder nähern und entweder gierig zuschnappen oder die Fliege argwöhnisch unter die Lupe nehmen und dann abdrehen. Auf Wunsch organisiert der Forellenhof Fliegenfischer-Kurse, die jedoch nicht im Pauschalpreis enthalten sind. Mit Karl Schauer hat das Hotel einen erfahrenen Fliegenfischer, der je nach Bedarf von der Insektenkunde bis hin zu ausgefallenen Wurftechniken alle Aspekte dieser schönen Fischwaid vermittelt. Am Teich ruhige Angeltage genießen und am Gebirgsbach die urwüchsige Natur der Tauern durchstreifen – in Flachau macht beides viel Freude. Äschen in Längen von mehr als 30 Zentimetern gehören eher zu den Ausnahmen. Sie verhalten sich äußerst sensibel. Ein Bericht von Maria Urban. Fotos: Verfasser / copyright © 2001 by Paul Parey Zeitschriftenverlag

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