Mit chronischer Gänsehaut angelte eine Gruppe Angler in einer Schlucht im Oberlauf des Fraser River in Kanada. Hier bieten die größten Weißen Störe der Welt aufregende Kämpfe.
Von Jörgen Larsson
Die Luft steht still, die Sonne knallt vom klaren, stahlblauen Himmel. Unser Boot ankert nur wenige Meter vom Ufer. Ein schmaler Streifen weißer Sand grenzt an dichten Tannenwald, der sich die steile, himmelhohe Bergwand hinaufzieht. Wir angeln in einer nicht allzu reißenden Rückströmung. Weiter draußen schießt das Wasser talwärts in einen schäumenden, wirbelnden, tobenden Hexenkessel. Immer wieder wird das Brausen des Flusses von gewaltigen Klatschern übertönt. Enorme Störe wälzen sich an der Oberfläche, und wir wissen: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis eines dieser Monster unseren Köder findet. Alle schweigen, eisern konzentriert, von knisternder Spannung gepackt. Ein Schweißtropfen rollt mir über die Stirn, brennt im Auge. Da, hat nicht eben die rechte Rutenspitze leise gezuckt? Sprungbereit, gespannt wie eine Stahlfeder, starre ich auf die Rute, mein Herzschlag dröhnt in den Schläfen. Sekunden vergehen, aber nichts geschieht.
Hatte ich eine Halluzination, war es vielleicht nur die Strömung? Minuten verstreichen, keine Bewegung, allmählich beruhigt sich der Puls wieder. Urplötzlich ohne die kleinste Vorwarnung beugt sich die Rutenspitze zur Wasseroberfläche. Offensichtlich hat sich der Fisch selbst gehakt, kaum gelingt es mir, die gespannte Rute aus dem Halter zu ringen. Ehe ich begreife, was vorgeht, macht der Stör eine kraftvolle Flucht unter den anderen Schnüren hindurch. Ein brodelnder Schwall, in höchster Fahrt schießt der Fisch hinaus in die reißende Strömung. Ich wusste nicht, wie unfassbar stark diese Fische sind und werde vom Temperament meines Gegners überrollt. Die Kräfte eines Störes sind Furcht einflößend, und jeder Drill macht Angst und fasziniert zugleich. Der gehakte Fisch ist nicht so riesig wie erwartet, aber nach einem harten Kampf wuchtet unser Guide Fred einen großartigen Stör ins Boot. Der Fisch misst 1,91 Meter, und ich bin mehr als zufrieden mit dem Start unseres schweißtreibenden Abenteuers.