Die meisten Leser kennen mich, Veit Wilde, ja als Zander- und Hechtangler. Zwar ist das Spinnfischen auf diese beiden Arten nach wie vor meine große Leidenschaft, aber das Kunstköderangeln hat eben noch auch noch ganz andere Facetten, die ich genauso reizvoll finde. Dabei müssen nicht immer Raubfische im Mittelpunkt stehen. Eine heimliche Liebe von mir ist nämlich das gezielte Beangeln von Döbeln und Barben mit der Spinnrute. Obwohl es sich dabei eigentlich um Friedfische handelt, lassen sich gerade die großen Exemplare dieser beiden Arten auch ausgezeichnet mit Kunstködern überlisten.
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Und so nutzten mein Angelfreund Hendrik Zietz und ich die ersten sommerlichen Tage des Jahres am vergangenen Wochenende dazu aus, um den friedlichen Räubern im Fluss auf die Schuppen zurück. Schnell strömende Abschnitte mit Kiesbänken in kleineren bis mittelgroßen Flüssen sind die besten Stellen, um diese Zielfische zu fangen. Schon am ersten Platz deutete augenscheinlich alles darauf hin, dass wir einen fantastischer Angeltag erleben könnten. Das lag weniger an Sonnenschein und wolkenlosem Himmel, wobei wir uns darüber natürlich auch freuten, nachdem es gut eine Woche zuvor noch Schneeschauer gegeben hatte. Vielmehr fiel uns aber die starke Fischaktivität ins Auge. Immer wieder raubten Döbel im flachen Wasser nach Kleinfischen und Insekten.Hendrik montierte einen 4er Mepps-Spinner und schon beim ersten Wurf war seine Rute krumm. Ein rund 50 Zentimeter langer Döbel konnte gelandet werden. Schon der nächste Wurf brachte ihm einen weiteren Fisch dieser Größenordnung.
Bei mir verlief der Start in den Angeltag zunächst nicht ganz so gut. Ich fischte mit einem 5 Zentimeter langen Salmo Butcher-Wobbler im Naturdekor und bekam auch darauf sofort Bisse. Die ersten drei Fische stiegen mir allerdings im Drill aus. Als ich schon leicht am Verzweifeln war, wendete sich das Blatt. Meine 2,10 Meter lange Spinnrute mit 30 Gramm Wurfgewicht war plötzlich so richtig krumm. Zum Glück hatte ich die Rollenbremse optimal eingestellt. Mir war schnell klar, dass dies kein Döbel sein konnte. Der Gegner war einfach zu kampfstark. Er folgten mehr als fünf ziemlich bange Drillminuten, dann konnte ich mit Hilfe von Hendrik eine echte XXL-Barbe landen. Das Maßband hatten wir zwar vergessen, aber kapital war diese Bartelträgerin so oder so. Wir schätzten sie auf 80 Zentimeter. Ob die auch auf Käsewürfel oder Wurm gebissen hätte? Während Hendrik weitere Döbel fing, hatte ich an diesem Tag offenbar das Barbenglück für mich gepachtet, denn ich konnte noch zwei weitere Exemplare dieser Art landen. Nicht ganz so groß wie der erste Fisch, aber am leichten Gerät waren die dennoch Drills äußerst spannend. Zum Glück war das Wasser an dieser Stelle flach. So konnte man den Torpedos, die mit der Strömung flussabwärts flüchteten, immer ein Stück folgen.
Wir beangelten im Laufe des Tage noch weitere vergleichbare Plätze und bekamen fast überall Fischkontakte. Immer wieder stiegen Großdöbel auf die kleinen Wobbler und Spinner ein. Ganz ohne echte Raubfische ging es dann aber auch nicht. Neben den Döbeln und Barben vergriffen sich nämlich auch mehrere Bachforellen an unseren Kunstködern. Ich hatte das Glück, sogar ein richtig gute Forelle von 50 Zentimeter verhaften zu können. Das Abendessen war somit auch gesichert, denn es gibt keine Fischart, die mir so gut schmeckt wie die Bachforelle. Hendrik hielt fast den gesamten Tag am Spinner fest und fing damit ähnlich gut wie ich. Bei mir kamen ausschließlich Wobbler zum Einsatz. Kleine Crankbaits, wie der bereits genannte Salmo Butcher, der Ugly Duckling in 6 cm und der Salmo Hornet in 5 cm brachten dabei die meisten Bisse. Um diese kleinen und leichten Köder noch weit genug werfen zu können, sollte neben der feinen Rute vor allem eine relativ dünne Schnur verwendet werden. Ich habe eine 0,08 Millimeter Power Pro von Shimano im Einsatz vor die ein 0,25 Millimeter Fluorocarbon-Vorfach geschaltet wird um die recht schnurscheuen Zielfische nicht zu vergrämen. Gewässer, wie wir sie beangeln, gibt es fast überall in Deutschland. Der Fang von Döbel, Barben und Forellen gestaltet sich dort oft wesentlich leichter als das Zander- und Hechtangeln. Ich werde meine schweren Ruten in den nächsten Monaten auf jeden Fall öfters gegen das leichte Gerät tauschen und mich der kurzweiligen Angelei auf friedliche Räuber widmen.
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