Hallo Angelfreunde!!!
Ich bin heute beim Superwetter Fliegenfischen gewesen und habe für mich ein neues „Revier“ entdeckt.Es ist kein richtiges Revier, besser gesagt ein Rückhaltebecken. Aber alles der Reihenfolge nach.
Als ich mit meinem Fahrrad und der Fliegenfischerausrüstung durch die Gegend fahre, auf der Suche nach einem entspannenden Angeltag, halte ich kurz vor einem kleinen Teich. Naja, es ist in Wirklichkeit kein Teich, sondern ein Regenrückhaltebecken. Ich bin selbst erstaunt, als ich einen Ring entdecke und kurz darauf einen kleinen Schwall. In der „Pfütze“ etwas fangbares??? Nichts wie los. Ich also packe meine Fliegenrute aus und knotee die neu gebundene Pheasant Tail mit schwarzem Körper und gelber Haube (eigenkreation) an mein 18er Vorfach. Die ersten Würfe bringen eine kleine Rotfeder, worauf einige folgen. Zwischendurch raubt in der anderen Ecke immer wieder etwas. Ich knüpfe also den schwarzen Zonker dran und rein damit. Als sich nichts tut, steige ich wieder auf Nymphe um und hake noch ein paar Rotfedern und Rotaugen. So gegen drei bin ich dann zuhause, ess` schnell was und ziehe gleich wieder los. Es tut sich zunächst herzlich wenig, doch dann raubt es wieder und nachdem alle Fische einmal frische Luft geschnappt haben ist meine leichte Rute krumm. „Hääää?? Ich hab` doch die 12er Pheasant Tail dran. Seitlich gehakt??? Gezockt???“
Nach kurzem Drill gleitet ein 50er Hecht über die Steine und verabschiedet sich mit einem Schwall. Ich berühre gerade noch seine Flanke. Klar, 18er vorfach?? Das konnte nicht gutgehen.... dem Hecht schadet`s es nicht, denn ich fische wiederhakenlos...
Ein paar Würfe und fische später sehe ich eine Welle am anderen Ufer des Beckens schwimmen und ich platziere meine Nymphe exakt 1m vor der Welle (langsam kommt man wieder in Übung...). Ein kleiner Ruck und die Rute biegt sich wie ein Flitzebogen!!
Nach etwa 5 minütigem Drill kann ich einen 42cm langen Döbel per Hand landen.
Nun stellt sich mir die Frage, mitnehmen oder releasen??? Ich bin eigentlich immer für`s releasen, sofern es vom Zustand des Fisches her geht. Aber bei diesem kleinem Gewässer?? Das becken führt zur Zeit wenig Wasser und ist ca.10-12m breit und 45m lang. Die Durchschnittliche tiefe schätze ich auf ungefähr 1 m. Also ein ziemlich kleiner Lebensraum. Es ist von niemandem gepachtet und gehört der Stadt. Beachtlich was die Natur für eine Artenvielfalt aufbaut ohne Eingriff des Menschen. Obwohl?? Die Weißfische kommen sicherlich von den Enten als mitbringsel, aber der Hecht?? Hat da keiner „nachgeholfen“? Ich werde es wohl nie erfahren und außerdem ist das eine andere Sache.
Wo war ich? Ach ja, soll ich ihn wieder schwimmen lassen oder nicht. Mir bleibt nicht lange Zeit, denn es tut dem Fisch nicht besonders gut hier im flachen Wasser, bzw. in meiner Hand zu dümpeln.
In jedem Fluss oder größerem See hätte ich dem Fisch die Freiheit geschenkt, doch was passiert, wenn diese millionen Mama (ich hab mitlerweile festgestellt, dass sie hochschwanger ist) ihre Kinder „durchbringt“??? Ich denke da an die verbutteten Gewässer und an die grausamen Abfischaktionen.... Aber da war ja der Hecht... gibt`s noch einen Zweiten? Mann und Frau?? Dann wäre das Problem gelöst.... Ich hasse diese Situationen, wenn man über Sachen entscheiden muss, die man nie entscheiden dürfte, gar kein „Recht“ dazu hat. Ich bin gegen jegliches Eingreifen in der Natur!!
Oder soll ich mich mal nicht so anstellen, dem Rückhaltebecken den Fisch schenken und fertig?
Wertvoll ist er für mich nicht, da er viele Gräten hat, aber vielleicht verliert das Gewässer dann an Reiz?? Ich könnte ihn ja nochmal fangen, noch so`n Drill??? Nein, was denke ich?? Wie kann ich jetzt noch egoistisch sein?
Es wird Zeit mich zu entscheiden. ich blicke noch einmal über das Wasser, sehe die vielen kleinen Ringe und denke, Nachwuchs gibt`s genug und eventuell ist es ja gut, wenn es dann ein Fisch weniger in diesem Becken gibt. Einer weniger, der zur Verdreckung beiträgt, der die Sauerstoff bringenden Pflanzen in Kot umwandelt. Ich bin jetzt zum eiskalten Killer mutiert und schlage ihn ab.
Nach etwa 10 Mituten sehe ich einen Schwall in der Richtung, in der meine Nymphe verführerisch tanzt und spüre einen Ruck. Ich lasse meinen Köder einen Spurt einlegen und eine Sekunde später lösen sich die Schnurklängen auf dem Boden und fliegen durch die Ringe. Aha, es gibt also noch so einen Rabauken...
Zum Glück ist nach kurzem Drill Schluss. Die Leine hängt durch, der Fisch ist ausgestiegen. Mir fällt ein Stein vom Herzen....
Als die Sonne langsam hinter den Wolken verschwindet, packe ich meine Sachen. Es war ein sehr schöner 1. Mai!!!! Ein leichter Fischgeruch liegt in der luft, aber nicht der, der von verfaulten Fischen ausgeht, sondern ein frischer, beflügelndender. Manche von euch kennen ihn vielleicht... Oder sind es schon halluzinationen??? Denn ich hab mir gerade ausgedacht, was ich mit meinem Fisch mache. Ich kann ich doch verwerten, da in meiner Küchenschublade eines meiner Haustiere wartet. Der Fleichwolf. Vielleicht rieche ich schon das Essen von morgen Mittag. Es gibt Fischfrikadellen mit Döbel-Kaviar. Als Beilage kommen Kartoffeln und Salat auf den Tisch, denn mein Bruder, meine Schwester und meine Eltern erwarten satt zu werden. Und das wird man, von 900 gramm Rückhaltebeckendöbel pur, nicht!!!
Was meint ihr?? Hab ich Richtig gehandelt oder wäre es besser gewesen, ihn schwimmen zu lassen???
Bigbarsch
