Bach-, See- und Meerforelle

  • Hallo da draussen.
    Ich hatte heute mit meinem Vereinskollegen ein Gespräch beim Angeln über Gott und die Welt und:
    Bach-, See- und Meerforellen und wir stellten fest, dass wir beide nicht wirklich sattelfest sind, was diese Forellen betrifft.
    Welche Arten stecken dahinter, und wie sind die Lebensgewohnheiten ?


    Kurz und knapp reicht mir völlig.


    Über eine Antwort freut sich:


    Laserbeak aus Nordhessen

  • Ich bin so frei und zitiere einfach den Wolfgang:


    Europäische Forelle
    (Salmo trutte Linnaeus)
    Bachforelle - Meerforelle - Seeforelle


    Die Fischgruppe der Salmoniden ist eine entwicklungsgeschichtlich recht junge Fischgruppe, das zeigt sich in der geringen Differenzierung der einzelnen Arten, verfügen sie doch über viele Gemeinsamkeiten, sei es in der Lebensweise oder im Körperbau.
    Bei Salmo trutta handelt es sich um nur eine einzige Art, welche sich in drei Unterarten aufteilt, es handelt sich dabei um die Unterarten:


    Mittelmeerforelle - Pontokaspische Forelle - Atlantische Forelle


    Die bekannten Formen, Bachforelle - Seeforelle - Meerforelle sind keine Unterarten sondern lediglich verschiedene Lebensformen und können bei jeder der genannten Unterarten auftreten.
    So ist die Bachforelle als stationäre Lebensform einzuordnen, während die Seeforelle bereits als Wanderform angesehen werden muß, da sie zum Laichen in geeignete Fließgewässer aufsteigen muß, die Meerforelle ist eindeutig als anadromer Wanderfisch anzusehen.


    Aus diesem Grund möchte ich diese interessante Art zusammenfassend in einem Datenblatt behandeln und mich auf die haupsächlich bei uns vorkommende Atlantische Forelle beschränken.


    Merkmale:
    Forellen besitzen einen torpedoförmigen, seitlich leicht zusammengedrückten Körper, wie alle Salmoniden besitzt die Forelle eine Fettflosse ohne Flossenstrahlen.


    Die Zahl der Seitenlinienschuppen beträgt 100 - 130, 13-22 Kiemenreusendornen, 20-59 Pylorusanhänge(blindarmähnliche Darmanhänge), 51-62 Wirbel.
    Die Kiefer und das Pflugscharbein [(Platte(5 Zähne) und Stiel(zwei Reihen Zähne)] sind bezahnt.
    Bei Jungfischen ist die Schwanzflosse gegabelt, mit zunehmendem Alter vergradet die Hinterkante der Schwanzflosse.


    Die Färbung der Jungfische ist bei allen Unterarten und Lebensformen recht ähnlich.


    Die Abbildung zeigt einen Jungfisch(Parr) mit der typischen Parrzeichnung.


    Die Färbung adulter Exemplare unterscheidet sich sehr deutlich, je nach Lebensform und Gewässeranpassung, überhaupt ist Salmo trutta eine recht bildhafte Art, selbst im gleichen Gewässerbereich gibt es oftmals Fische recht unterschiedlicher Färbung.


    Wie eng die Beziehungen der Lebensformen ist läßt sich recht gut an Bachforelle und Meerforelle verdeutlichen, so ist es möglich, daß Bachforellenbestände , welche zum Beispiel durch Öffnung der Gewässer im Rahmen von Renaturierungsmaßnahmen, die Möglichkeit dazu bekommen, plötzlich anfangen zu wandern, also die Lebensweise der Meerforelle übernehmen, ebenso kann es vorkommen, daß sich aus einem migierenden Meerforellenbestand ein stationärer Teilbestand bildet, der fortan die Lebensweise der Bachforelle annimmt.
    Welche Faktoren für das "Einschalten" und "Ausschalten" des Wandertriebs verantwortlich sind, ist noch nicht völlig geklärt.


    Bachforelle
    Das bekannteste typische Färbungsmerkmal der Bachforelle sind die roten Punkte an den Flanken, diese können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein, bei manchen Fischen sind diese leuchtend rot, teilweise mit einem weißlich gelben auch bläulichen Rand umgeben, bei anderen Fischen sind sie winzig klein und nur in geringer Zahl vorhanden, bei einigen Forellenstämmen (meist in Tieflandbächen) sind sie groß, verwaschen und eher dunkelbraun.


    Meerforelle
    Die Färbung der Meerforelle ist sehr variabel, während ihres Aufenthaltes im Meer sind die Fische meist völlig silbern, die roten Punkte fehlen völlig, dafür sind unregelmäßige schwarze Punkte zu finden, welche teilweise rund, aber auch sehr oft x-förmig sind.
    Während der Laichwanderung, bei Kurzdistanzwanderern auch schon vor der Laichwanderung färben sich die Fische dunkel, man sagt sie werden "braun", die Färbung wird mehr und mehr bachforellentypisch, bei einigen Stämmen ist eine Unterscheidung von der Bachforelle nicht möglich, insbesondere da wo teilwandernde Bestände vorkommen, deren stationäre Formen ebenfalls großwüchsig sind, auch der oft erwähnte Aufbau der Kiemendeckelknochen hilft nicht immer weiter


    Seeforelle
    Farblich ist die Seeforelle der Meerforelle recht ähnlich, jedoch sind bei ihr auch rötlich braune Punkte feststellbar, auch bei dieser Lebensform ist die Variationsbreite in der Färbung sehr groß.


    Lebensräume(atlantische Forelle):


    Bachforelle
    Ursprünglich lebte die Bachforelle in Europa von Island bis zur Murmanküste, westlich vom Ural bis nach Afgahanistan, Iran, Libanon und im marokkanischen Atlasgebirge. Seit 1864 erfolgte eine weltweite Verbreitung, welche in Tasmanien begann, seither gibt es Bachforellen in den USA und Kanada, Argentinien und Chile, im Himalajagebiet, sowie in Süd - und Ostafrika, nur in Nord - und Zentralasien fehlt die Bachforelle. Die Verbreitung der Bachforelle ist stark mit der englischen Kolonialisierung verbunden.
    Die Bachforelle bevorzugt fließende Gewässer mit hohen Sauerstoffgehalt und nicht zu hohen sommerlichen Temperaturen, bewohnt aber auch stehende Gewässer wenn sie ihr zusagen und einen Zufluß mit Laichmöglichkeiten besitzen, hier sind die Abgrenzungen zur Seeforelle fließend.


    Meerforelle
    Die Meerforelle lebt im europäischen Küstengebiet von Portugal bis zum weißen Meer, einschließlich Island.


    Seeforelle


    Die Seeforelle findet man von Skandinavien bis zum nördlichen Ural, auf den britischen Inseln inclusive Irland, sowie in den Voralpen - und Alpenseen, durch Besatz auch in anderen geeigneten Gewässern, insbesondere Talsperren.


    Größe:
    Die Europäische Forelle kann erhebliche Größen erreichen, Fische von über 30kg sind möglich, insbesondere bei der Lebensform Seeforelle, wobei hier der Fangdurchschnitt bei 6 - 10kg liegt.
    Meerforellen werden teilweise deutlich über 15kg schwer, ihr Fangdurchschnitt liegt bei 2 - 4kg.
    Bei der Bachforelle sind die Maximalgewichte etwas strittig, nach einigen Quellen wird sie weit über 10kg schwer, allerdings stammen die Fänge dieser starken Fische fast ausnahmslos aus stehenden Gewässern, sodaß man hier eventuell von Seeforellen sprechen muß.
    Die Bachforelle als maximal 50cm lang werdende Zwergform der Meerforelle zu bezeichnen ist aber unsinnig.
    Die Wachstumsgrößen der Bachforelle ist sehr stark gewässerabhängig und wird vom jährlichen Temperaturverlauf und dem Nahrungsaufkommen bestimmt, in manchen Mittelbegirgsbächen werden die Fische schon mit 12 - 13cm geschlechtsreif und erreichen kaum mehr als 25cm Länge, in anderen Gewässern, meist Niederungsbächen werden die Fische hingegen bis zu 80cm lang und über 5kg schwer.


    Nahrung:
    Die Bachforelle ernährt sich haupsächlich von Kleintieren, seien es Krebstiere, wie Gammariden oder Insektenlarven und Vollinsekten, einige Fische spezialisieren sich auch auf Fischnahrung, werden also zum Raubfisch. Das ist nicht zwingend der Größe der Bachforellen zu zuordnen, sondern hängt stark vom Nahrungsaufkommen der entsprechenden Gewässer ab.
    Dabei geht die Bachforelle stark opportunistisch vor, das was mit dem geringsten Energieaufwand und in der größten Menge verfügbar ist wird gefressen.
    Die Bachforelle kann , wie kaum ein anderer Fisch zu Nahrungsspezialisierungen neigen, welche genereller oder saisonaler Natur sein können.
    Die Meerforelle ernährt sich als Jungfisch genauso wie die Bachforelle, also meist von Kleintieren, im Meer bilden auch weiterhin Krebstiere, wie Gammariden und Wasserasseln sowie Garnelen einen Teil der Nahrung jedoch werden auch Fische gefressen, Tobiasfische, Sprotten und Heringe.
    Für die Seeforelle gilt als Jungfisch das gleiche wie für Bach - und Meerforelle, die Fische werden aber zunehmend zum reinen Raubfisch und ernähren sich von Maränenartigen, Weißfischen auch von den kleinwüchsigen Formen des Seesaiblings, gelten sogar als natürliches Regulativ der Saiblingsbestände.

    ff.

  • Mann was für ein Forum. Es hat schlappe 8 Minuten gedauert, mich auf umfangreiche und kompetente Weise schlau zu machen.
    Vielen Dank Euch beiden.
    Ich werde die Essenz aus beiden Antworten meinem Kollegen mailen und freue mich schon auf das nächste Gespräch.


    Vielen Dank für Eure Mühe.....


    In Nordhessen freut sich:


    Laserbeak

  • Bei Bach-, Meer- und Seeforelle handelt es sich um die gleiche Art Salmo trutta!
    Es sind auch keine Unterarten sondern lediglich verschiedene Lebensformen.


    Bachforelle: Salmo trutta forma fario
    Seeforelle: Salmo trutta forma lacustris
    Meerforelle: Salmo trutta forma trutta



    Bachforelle :
    Stationäre Lebensform der Bäche und Flüsse unternimmt kurze Laichwanderung im Heimatgewässer oder in Nebenbäche.


    Meerforelle :
    Anadromer Wanderfisch, lebt überwiegend im Meer, steigt ins Süsswasser zum Laichen auf. Je nach klimatischen Verhältnissen halten sich die Jungfische zwischen einem und fünf Jahren im Süsswasser auf.
    Wanderwege bis über 1000km.


    Seeforelle :
    Hauptsächlich in großen Seen des Voralpenlandes und Skandinaviens lebende Form, aber auch in der Türkei, steigt zum Laichen ebenfalls in geeignete Bäche und Flüsse auf. Jungfische bis zu 3 Jahren halten sich oft in den Flüssen auf.
    Wanderwege laut Literatur bis 180km.



    Das Ganze ist bei weitem nicht so eindeutig, da die migrierenden Formen stationäre Formen hervorbringen können, genauso wie wandernde Formen stationäre Formen hervorbringen können, auch teilwandernde Stämme sind an der Tagesordnung.


    Der Vollständigkeit halber ist noch zu erwähnen, daß die Art Salmo trutta tatsächlich 3 Unterarten besitzt, die da wären Mittelmeerforelle(Salmo trutta macrostigma) - Pontokaspische Forelle(Salmo trutta labrax) - Atlantische Forelle(Salmo trutta trutta).
    Alle drei Unterarten sind auch zur Ausbildung der Lebensformen Bachforelle, Meerforelle und Seeforelle fähig.



    So ganz kurz und knapp lässt sich das alles nicht erklären.

    Diese Nachricht entspricht dem deutschen Forenreinheitsgebot von 2005, besteht aus 100 % chlorfrei gebleichten, FCKW-freien, wiederverwendbaren, geschmacksneutralen, nicht genmanipulierten Bits und ist frei von jeglichen Editierungen!©

  • Wenn ich gewußt hätte, daß ich zitiert werde, dann hätte ich mir das Schreiben gespart..... :D :D


    Das kommt davon wenn man zu langsam schreibt............

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  • Zitat von Laserbeak


    Kurz und knapp reicht mir völlig.


    :lol: :lol: Kurz und knapp waren die Antworten gerade nicht aber ..


    Stellt Euch mal vor wenn eine ausführliche Antwort gewünscht worden wäre .... :badgrin:


    Andal und Wolfgang wären den Sommer über beschäftigt gewesen ...... 8)


    Gruß,
    Peter

  • Zitat von Taxler

    Andal und Wolfgang wären den Sommer über beschäftigt gewesen ..... 8)



    Nee, so schlimm wäre es nicht gworden, wir hätten uns bloß ständig gegenseitig zitiert.................

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  • @ Wolfgang


    und vergesst nicht die Fischereiwissenschaftler und Taxonomen zu zitieren, die sich über den Sachverhalt gerade wissenschaftlich streiten.

    Wollen wir nicht noch so ein Thema zu den Coregonen beginnen, dann wird es erst recht lustig :lol:

  • Frank, man muß ja nicht unbedingt übertreiben, aber ist schon so bei den Lachsartigen egal ob Salmoniden oder Coregonen, es wird sicher nicht die letzte taxonomische Einteilung sein die wir jetzt haben.
    Bei Fischgruppen deren Arten untereinander so wenig differenziert sind auch kein Wunder, zumal wir wohl auch gerade Zeitzeugen eines ganz kleinen Stückchens stürmischer Evolution bei diesen Arten sind.


    Dieser Beitrag hier bringt auch "völlige Klarheit" bei der Thematik..... :D


    http://www.dfu.min.dk/ffi/consreport/Chapter%202.html

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