Serie von Terroranschlägen erschüttert in London
London (dpa) - London ist am Donnerstag von einer Serie von Terroranschlägen erschüttert worden. Während im schottischen Gleneagles die Staats- und Regierungschefs der G8 tagten, gab es in der britischen Hauptstadt mindestens sechs Explosionen, fünf davon in U-Bahnhöfen und eine in einem Doppeldeckerbus. London versank im Chaos.
Chaos in London
Ratlose Pendler in London nach ersten Meldungen über Explosionen in Bussen und Underground.
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Mindestens zwei Menschen wurden getötet, weit über hundert verletzt. Andere Quellen sprachen von bis zu 20 Toten. Der britische Innenminister Charles Clarke sprach von "furchtbaren Verletzungen", der innenpolitische Sprecher der oppositionellen Konservativen, Alan Duncan, sagte: "Dies ist der ultimative Albtraum." Die Aktienkurse in Großbritannien und Deutschland brachen ein. Trotz der Serie von Terroranschlägen wurde der G8-Gipfel fortgesetzt.
Der britische Premier Tony Blair hat bestätigt, dass es sich bei den Explosionen in London um Terroranschläge handelte. Er werde in den nächsten Stunden den G8-Gipfel in Richtung London verlassen, sagte er am Donnerstag in einer Fernsehansprache im schottischen Gleneagles. Der Gipfel gehe aber weiter, und er selbst wolle am Abend zurückkehren.
Blair bezeichnete es als "besonders barbarisch", dass die Terroristen zugeschlagen hätten, während die Staats- und Regierungschefs der G8 in Schottland über Afrikahilfe und Klimaschutz gesprochen hätten. "Die Anschläge wurden so angelegt, dass sie mit dem Beginn des G8-Gipfels zusammenfielen", sagte er. "Tod und Zerstörung" könnten Großbritannien und die anderen Demokratien aber nicht davon abhalten, ihre Werte zu verteidigen. "Was immer sie tun, es wird ihnen nicht gelingen, das zu zerstören, was uns in diesem Land lieb und teuer ist", sagte Blair.
Terrorexperten sagten im britischen Fernsehen, dies sei eine "äußerst genau koordinierte" Serie von Anschlägen auf zivile Ziele. Der britische El-Kaida-Experte Prof. Paul Wilkinson sagte, die Anschläge trügen die Handschrift der islamischen Terrororganisation.
Scotland Yard und der Londoner Bürgermeister Ken Livingstone hatten in den vergangenen Jahren immer wieder gesagt, ein großer Terroranschlag in London sei "nur eine Frage der Zeit". Livingstone flog nach der Schreckensnachricht aus Singapur ab, wo London am Vortag den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2012 bekommen hatte.
Während des morgendlichen Berufsverkehrs waren die ersten Meldungen über Explosionen in U-Bahnhöfen eingegangen. Zunächst sagte die Bahnpolizei noch, Kurzschlüsse seien die Ursache. Binnen kurzer Zeit wurde die gesamte Londoner U-Bahn, mit der täglich drei Millionen Menschen reisen, stillgelegt. Bahnhöfe wurden geräumt, Hunderte von Feuerwehrautos und Krankenwagen fuhren vor. Notärzte behandelten auf der Straße Verletzte, Notzelte wurden aufgebaut. Hunderttausende von gestrandeten Pendlern irrten durch die Straßen.
Schon bald erhärtete sich der Verdacht, dass es um einen Terroranschlag ging, wie ihn Großbritannien noch nicht erlebt hat. Die Regierung kam zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen, Polizisten mit Maschinengewehren zogen vor dem Buckingham-Palast auf, Königin Elizabeth II. war aber in Windsor. Die deutsche Botschaft in London richtete einen Krisenstab ein.
Das Fernsehen berichtete, in der Innenstadt seien Soldaten aufgezogen, was das britische Innenministerium aber dementierte. Viele Polizisten aus England sind zurzeit in Schottland stationiert, wo der G8-Gipfel stattfindet. Der Scotland-Yard-Chef Ian Blair rief alle Londoner auf, dort zu bleiben, wo sie sich im Moment aufhielten. Das Fernsehen berichtete, die Polizei befürchte weitere Anschläge.
Loyita Worley (49), die zum Zeitpunkt der Anschläge in einer U- Bahn im Finanzdistrikt saß, berichtete: "Es gab einen lauten Knall und dann ganz viel Asche - ich konnte nicht mehr atmen." Sie habe mehrere Schwerverletzte gesehen.
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