Am Mittwoch war bei uns im Wild- und Naturpark Nachtangeln angesetzt. Ich habe den ganzen Tag schon drauf hingefiebert, denn der Weiher dort ist für seinen exzellenten Großfischbestand bekannt (Schleien bis 6 Pfund, Hechte bis 23 Pfund, Karpfen weit über 40 Pfund, Karauschen bis 6 Pfund, Barsche über 40 cm, Lauben bis 25 cm, Aale mit 4 Pfund und Rapfen bis 7 Pfund wurden schon gefangen und von mir begutachtet ;)). Und da dort nur 9 Mal im Jahr gefischt werden darf, versuche ich natürlich jeden Termin wahrzunehmen.
Um 19 Uhr wollten wir am Wasser sein und hofften, dass zu dieser Zeit die nervigen Parkbesucher schon nicht mehr so zahlreich sein würden. Da an diesem Tag meine Freundin und ich ein kleines Jubiläum hatten (11 Monate zusammen), sie aber abends mit dem Deutsch-Grundkurs grillen gehen musste, konnte ich den Termin zwar wahrnehmen, kam aber in arge Hektik und als ich meinen Angelkumpel abgeholt hatte und wir am Wasser ankamen, fiel uns auf, dass der 9V-Block für den Bissanzeiger daheim lag...
Naja, egal, ging ja früher auch ohne. Für meinen Bruder war es der erste Angeltag mit eigenen Jugendfischereischein und da die beste Angeleinstiegsdroge nun mal Fische sind, drückte ich ihm die KöFi-Stippe in die Hand und er machte auf eine halbe Stunde den Eimer gut voll. Ein größerer Brachsen und das (noch) nicht vorhandene Gefühl für Gerät und Fisch beendeten das Dasein der Montage an der Stippe ... egal, KöFis waren genug da, von ca. 10 - 20 cm und da mein Vater vom Erlaubniskarten ausgeben zurück war, trennten wir uns auf 2 ca. 20 m voneinander entfernte Plätze auf. Mir gefiel unser Platz nicht sehr, da es hier relativ flach war ... ich sollte recht behalten, obwohl beim ersten Wurf mit dem leuchtgelben Shad ein Hecht den Köder ca 3 m vor dem Ufer nicht richtig zu fassen bekam.
Mittlerweile war der Vater meines Angelkumpels mit einem Freund per Fahrrad eingetroffen, weil sie schauen wollten, ob was geht. Ich kann nur sagen, ich hasse nichts mehr als "ältere" (so ab 40) Leute, die meinen, nur weil man jung ist, kann man nicht angeln ... "Ihr müsst dahin werfen, wo die Enten schwimmen. Die sch**ssen ins Wasser und das fressen die Fische dann!" "Was willst denn mit so einem Gummifisch fangen? So blöd sind die Fische nicht!"
Als die 2 wieder weg waren, atmeten wir auf und freuten uns auf den Abend. Leider ging außer 4 mittleren Brachsen gar nichts an dem Platz, mein KöFi blieb unbeachtet, obwohl es rund um die Pose raubte ...
Um 22.30 Uhr packten mein Vater und mein Bruder zusammen, meinem Bruder war es langweilig geworden. Basti und ich wollten noch bleiben. Nachdem ich meine KöFi-Montage an einem Baum angebaut hatte, beschloss ich, dem neongelben Shad mit den Bissspuren noch einen Chance zu geben. Ich montierte ihn und ging an die Stelle, an der mein Vater gesessen hatte. Ich warf ihn gute 20 m aus, ließ ihn absinken, kurbelte an, ließ ihn absinken und dann verneigte sich die Rute. Der Anhieb saß und ich rief laut: "Basti!!!" - "Was?" - "Kescher!" - "Wo bist du?" Unsere einzige Taschenlampe hatte ja ich dabei. Ich beging die Todsünde und ließ die Schnur locker, um die Taschenlampe anzumachen und auf den Boden zu legen, um Basti meinen Standort zu zeigen. Da kam er schon angelaufen.
Ich kurbelte wieder auf Spannung, aber der Kämpfer am andren Ende war weg, es hing nur ein Ast dran. Enttäuscht kurbelte ich ein und leuchtete mit der Lampe ins Wasser und was sah ich: 2 Glasaugen leuchteten mich an. Basti, ein Anglerneuling (seine 3. Angeltour war es), stieß mit dem Kescher nach dem Fisch, darauf hin nahm ich ihm den Kescher ab und versuchte den Fisch selbst zu landen. Aber der Held hatte die Teleskopstange nicht festgemacht. Irgendwie gelang es mir doch, den Fisch in den Kescher zu bugsieren.
Da lag mein 1. Zander im Kescher, 57 cm lang, 2,8 Pfund schwer.
Ich war stolz wie Oskar.
Leider ging dann nichts mehr und wir packten gg 1 Uhr zusammen, weil Basti am nächsten Tag früh rausmusste