Old Style oder offen für Neues?

  • Es ist unübersehbar: Die alte englische Tradition des Fliegenbindens ist ein Nebenprodukt der Jagd (wie auch die englischen Schrotbleigewichtsklassen und vieles andere).


    Traditionell werden also klassische Muster gebunden aus Golfasan- , Rebhuhn- und Entenfedern, Schwingen müssen entweder aus Schwungfedersegmenten oder Rehhaar sein, als Dubbings werden Hasen-, Eichhörnchen - , Fuchs- und Elchhaare verwendet.
    Will man klassische Muster nachbinden, muss man entweder gute Beziehungen zur Jägerzunft pflegen oder viel Geld aufwenden.


    Daneben haben sich aber bereits andere Bindematerialien etabliert:
    Antrondubbings, Polycelon, Foam, Sedgewings aus Synthetikfasern. Statt mit Entenbürzelfett werden Trockenfliegen mit Silikongel gefettet.
    Die Beispiele ließen sich mehren.


    Aber stattdessen meine Frage an die Fliegenfischer und Selbstbinder:
    Seid ihr eher "old-Style" - Fetischisten oder durchaus offen für neues?
    Müssen eure Fliegen aus 100% Naturmaterial sein - oder substituiert ihr manche Materialkomponente durch Errungenschaften der Textilchemie?

  • ich bin zwar noch ein fliegenfrischling, der gerade die ersten bindeversuche macht, aber:


    ich finde die alten traditionellen muster und materialien zwar faszinierend, dennoch würde ich nur der tradition wegen nicht immer daran festhalten, wenn es "modernere" oder fängigere varianten gibt!


    ich könnte mir auch vorstellen ne karnevals-federboa einzubinden, wenn ich damit fange.


    (auch wenn mir dafür jetzt wahrscheinlich fliegenpuristen den kopf abreissen)


    oder wie otto rehagel schon so ähnlich gesagt hat: modern ist, was erfolgreich ist (und fängt)

  • Um ehrlich zu sein, ich habe mir nie einen besonderen Kopf um irgendeinen Stil gemacht.
    Mag an meiner fliegenfischerischen Entwicklung liegen, als ich anfing gab es Fliegebindematerial hier quasi nicht zu kaufen, nicht mal Bindestöcke.
    Meine ersten Fliegen habe ich im Spindelstock meiner Uhrmacherdrehmaschine zusammengewurschtelt, den Haken im Spalt einer 3-teiligen Spannzange eingespannt.
    Beim Material war man auf Beziehungen zu Kleintierhaltern angewiesen, die über Hühner, Enten und Karnickel verfügten, ansonsten wurde halt gesammelt was draußen so rumlag, auch die Mauserfedern meines Wellensittichs wurden verarbeitet, das gab dunkelblaue Hecheln, leider hat son Vogel nur 2 Schwanzfedern, Mutters Nähkasten war auch eine Fundgrube. Ich habe damals aber auch noch viele Fliegen gekauft, meist tschechischer Herkunft, die waren nicht mal schlecht und außerdem recht preiswert. Auf jeden Fall hat man gelernt was Materialsubstitution ist.
    Ich arbeite viel mit syntethischen Materialien, gerade beim Binden von größeren Streamern haben synthetische Fasern viele Vorteile, sie nehmen kein Wasser auf, sodaß man Streamer mit großer Silouette binden kann die sich noch gut werfen lassen und sich nicht wie nasse Scheuerlappen verhalten wenn sie mal im Wasser waren.
    Ich nehm halt das was sich eignet, dabei ist es mir völlig wurscht was das dann für ein Stil ist, natürlich kommt man dabei nicht an bestimmten Materialien vorbei, wie guten Hechelfedern u.s.w.

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  • Also ich binde meist mit dem was nicht so teuer ist aber trotzdem auch nicht so schlecht. Ich kann es mir halt nicht leisten so super teure Bindematerialien zu kaufen und greife deshalb (mehr oder wenig gezwungenermaßen) auf billigere Sachen zurück, die dann zwar vollkommen untraditionell sind und so aber trotzdem fangen.

  • Es macht durchaus spaß OLD-STYLE zu binden, auch wenn dies meist etwas schwerer und teurer ist. Ich hab zwar einen Bekannten, der jäger ist, aber auf wunsch kann der mir auch nix schießen und solche sachen wie goldfasan laufen hier eh nicht allzu viele rum ;)


    Fazit: Ich binde am liebsten mit traditionellen materialien, bin aber immer offen für neues, was z.B. mein staubwedelflusenstreamer zeigt :lol: :lol:

    Sich zu melden verhält sich zu einfach drangenommen werden
    wie
    Von "Amts wegen" zu "auf Antrag"


    -Sprach der Rechtspfleger ;)

  • Binde gerne die traditionellen Muster: Pheasant Tail, Arthofer, Ritz.., Green Peter, Alexandra u. Ä.. Allerdings auch Eigenkreationen mit Allem was mir zum Binden in die Finger fällt.
    Es wird Alles was vorhanden ist auf den Haken gepfriemelt. Neben den gekauften Dingen aus dem Fliegenbinderfachhandel kommen auch Sachen aus der Bastelabteilung (Draht, Gummi, Federn, Foam, ...), selbstgefundene Federn (Schwan, Gans, Enten, Krähe, Auerhenne u. Ä.), von Nachbarskatzen gespendete Tierteile (Amselfedern und Mäusefell) oder Federn von Suizidopfern (z. B. gegen die Fensterscheibe geflogene Taube) und Sonstiges auf den Angelhaken zum Einsatz.

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