Schwein muss man haben!

  • An Tagen wie diesen überkam mich wieder dieses eingenartige Gefühl. Ich saß bequem in meinem Sessel und während im Fernsehen nur Quacksalber zu sehen war, träumte ich mich aus meinem Sessel an das Wasser.
    Wie schön wäre es doch jetzt in diesem Augenblick am See zu sitzen und einen schönen Fisch zu fangen.
    Ich stand aus meinem Sessel auf und machte ein paar entschlossene Schritte Richtung Balkon.
    Ein Blick in den wolkenlosen Himmel und auf das Thermometer welches mir angenehme 23Grad verriet, ließ mich plötzlich etwas unruhig werden.
    Es war Samstag und die Sonne strahlte ausgiebig. Der Wind wehte mäßig, gerade richtig um in unregelmäßigen Abständen für abkühlung zu sorgen.
    Und ich saß scheinbar unbeeindruckt in der lichtdurchfluteten Stube!


    So beschloss ich kurzerhand an den See zu fahren. Bei diesem makellosen Wetter haben die Hechte in unserem Vereinssee jedoch selten großen Appetit gezeigt, also wollte ich mich um die Karpfen kümmern, die sich selbst bei dem Besuch von vielzähligen Badegästen immer wieder mit ihren Rückenflossen und Moosgrünen, breiten Rücken völlig ohne Scheu direkt an dem Markierungsgitter am Nichtschwimmerbereich beobachten ließen.
    Die Wassertiefe dort schwankt zwischen 1Meter und 0,5 Meter im Uferbereich.
    Der See weist eine Größe von 16ha auf und beinhaltet durch seine zahlreichen Flachwasser Bereiche und zahlreichen Krautfelden einen optimalen Lebensraum für sämtliche Fischarten von Aal bis Zander.


    Nach tatkräftiger Überlegung entschied ich mich also zu dem vielversprechendem See zu fahren und mein Glück auf die Karpfen zu versuchen.
    Ich stellte mein Angelgerät sorgfältig zusammen und für einen eventuellen Nachtansitz durfte auch ein Schlafsack nicht fehlen den ich mir unter den Arm klemmte um eiligst sämtliches Gepäck im Fahrradanhänger zu verstauen.
    Endlich konnte es losgehen und nach 20minütiger Fahrradtour kam der entscheidene Hügel der mit mir einen kleinen Kampf auszutragen schien. Meine Beine schienen an Kraft zu verlieren und während ich die Straße hinaufstrampelte begannen mir die Beine zu zwicken. Nun konnte ich auch schon die Autobahnbrücke entdecken und der kleine Berg war fast geschafft.
    Das getöse der Motoren ließ mich vermuten ich wäre in die Großstadt geraten, aber ich überquerte die Brücke rasch und konnte endlich den Lärm hinter mir lassen als ich durch die 2Metall-Pfähle balancierte, die mich wissen ließen das das Ziel bald erreicht war.
    Die kleinen Pflastersteine führten mich zu dem asphaltierten Weg der sich mit einigen Abzweigungen um den See schlängelte. Ein kleiner Hügel stand noch bevor den ich mit bravour meisterte.
    Auf diesem Hügel befindet sich ein kleiner Kreisel der mich die Bremsen ziehen ließ.
    Sollte ich nun links oder rechts herum fahren? Diese Frage verfiel sehr schnell als ich das Südufer des Sees betrachtete.
    Es schien fast so als könnte ich den See überfliegen.
    Dunkelblaues Wasser das umringt von zahlreichen großen Bäumen und leuchtend grünen Sträuchern eingesäumt war, raubte mir für einen Moment den Atem.
    Der See lag mir förmlich zu Füßen während ein paar Möwen über dem Wasser ihre Runden flogen.
    Nachdem ich mich diesem traumhaften Anblick wieder entreißen konnte beschloss ich den Weg in die linke Richtung einzuschlagen.
    Dieser Weg ist kürzer und nicht das ich faul gewesen bin, nein, ich konnte es einfach nicht mehr abwarten mich in meinem Stuhl zu entspannen und dabei die Ruten im Augenschein zu belassen.
    Ich ließ mich den Hügel richtung See hinunter rollen. Ich nahm stetig an Geschwindigkeit zu und der Fahrrad Anhänger klapperte laut.
    Ein paar flüchtige Blicke von Sonnenanbetern die sich in ihrer Ruhe gestört fühlten ließen mich völlig kalt.
    Ich musste nunmal schnell an meinen ausgewählten Angelplatz ankommen.
    Ich düste durch einen kleinen baumbewachsenen Abschnitt der nicht einen Sonnenstrahl mehr auf den Boden scheinen ließ.
    Dann wurden die Baumkronen kleiner und die Luft erwärmte sich wieder schlagartig.
    Ich gelangte an einem stellenweise beschatteten Platz an dem sich keine Badegäste befanden.
    Ich bremste ab und stieg vom Drahtesel und schob meine sieben Sachen Richtung Wasser. Ein kleiner Pfad führte mich zu dem für Karpfen berüchtigtem Hotspot.
    Doch die Brombeer Büsche schienen mit dem bereits überwältigtem Berg gleiches Spiel zu treiben und die teilweise Blätterlosen Äste die sich mit ihren scharfen Dornen an meinen Beinen zu schaffen machten verloren jedoch ebenfalls diesen kleinen Kampf. Mit schmerzverzerrtem Gesicht begutachtete ich meine zerkratzten Unterschenkel und stellte zeitgleich unbeirrt das Fahhrad ab und entlud den Anhänger um fein säuberlich alles Gepäck und Angelgerät übersichtlich abzulegen.
    Skeptisch beobachtete ich die planschenden Kinder.
    Eigentlich wäre mein Angelausflug auch schon beendet, zumindest an dem von mir auserwählten Platz, denn wir AnglerInnen müssten nunmal Rücksicht auf die Badegäste nehmen... Eigentlich! :)


    Da es bereits 17Uhr nachmittags war, hoffte ich das die Seebesucher bald ihre Plätze verließen und ich hätte somit freie Bahn zum Fischen.
    Da sich die Gäste tatsächlich nur im Nichtschwimmerbereich aufhielten ließ ich mich nicht davon abhalten meine Geräte zu montieren.
    Während ich den ersten Reißverschluss meiner geräumigen Angeltasche öffnete, bemerkte ich plötzlich ein entschlossenes Fingertippen auf meiner rechten Schulter.
    Ich drehte mich etwas erschrocken um und ein braungebrannter, großgewachsener Schwimmer der anliegenden DLRG stand lächelnd neben mir: "Sie wollen angeln?" "ja, das haben Sie richtig vermutet..." Mich überkam der Gedanke das er mich eines anderen Platzes verweisen würde: "Achten sie bitte auf die Badegäste... es sei den sie möchten Badehosen fangen!" Ich musste etwas schmunzeln und versprach mit zuversicht das ich es nicht auf Badebekleidung abgesehen habe.
    Mit einem Petri heil schlenderte er wieder zurück zur DLRG-Station.
    So fängt der Tag doch schon recht gut an.


    Während ich nun meine Bissanzeiger auf die Rutenhalter schraubte klang schon das herrliche Piepen dieser hilfreichen Geräte in meinen Ohren. Der große Karpfenkescher wurde anschließend bereitgelegt um dann meine Ruten aus dem Futteral zu schaffen. An den beiden Vanquish Carp Ruten von Exori mit 2,5lbs Testkurve montierte ich die 40er Solid free Freilaufrollen bespult mit monofiler 0,35mm Exotan. Das sollte genügen um den kampfstarken Rüsslern paroli bieten zu können.
    Ein festgestelltes 80Gramm Flossenblei kombiniert mit einem 30cm langem Hair-Rig Vorfach sollten die Selbshakmontage zuverlässig komplettieren.
    Rasch fädelte ich zwei 16mm Fish&Fruit Boilies auf das Haar um sie anschließend mit einem Boilie Stopper vor dem abrutschen zu sichern.
    Mit einem hochmotiviertem Blick nahm ich die Rute um sie begleitend von einem Fauchen zielsicher an dem Rand des Gitters, welches den Badebereich markierte auszuwerfen.
    Mit einem "Plums" verschwand die Montage unter dem Wasserspiegel.
    Ich straffte die Schnur und legte die Rute ab um anschließend den Freilauf einzuschalten.
    Der Bissanzeiger wurde eingeschaltet und ein kurzer Piepton zeigte mir seine Einsatzbereitschaft an, zuverlässig jeden noch so vorsichtigen Zupfer zu melden.
    Während ich die zweite Montage mit den eben gleichen Boilies bestückte, zählte ich die Pfähle des Gitters um die Erste bereits ausgelegte Montage nicht zu überwerfen.
    Der zehnte Pfahl war der Hinweis dafür, dass ich ich den Köder in etwa 1Meter Tiefe anbot.
    Die zweite Rute sollte die Montage in geringerer Entfernung zum Ufer hinausbefördern.
    Mit viel Gefühl und einem leiseren zischen der Rutenspitze schaffte ich die Montage an einem nähergelegenen Plätzchen das etwa 70cm tief, oder besser gesagt, flach ist.
    Ebenfalls nahe des Gitters da dort das Kraut nur ganz vereinzelt seine zarten vielverzweigten Stengelchen durch das Wasser wiegen lässt.
    Die zweite Rute abgelegt und ebenfalls den Freilauf und Bissanzeiger eingeschaltet, machte ich nun meinen Platz zurecht.
    Ich stellte den großen Angelschirm auf der für genügend Schatten sorgte um die Boilies und meine Verpflegung nicht ins Schwitzen geraten zu lassen.
    Alsdann stellte ich den Stuhl mit Fußablage auf die Beine um es mir so richtig gemütlich zu machen. Ich lehnte mich zurück, schloss die Augen und ließ die Sonnenstrahlen und den gelegentlich aufkommenden Wind für Entspannung höchsten Grades sorgen.


    Das sollte jedoch nicht lange gewährt bleiben. Ein eindeutiges Zwicken am Bein ließ mich erschrocken zusammenzucken. Ein plötzlich ertönendes Lachen ließ mir zeitgleich mit dem Blick über meine Schulter bewusst werden das mir mein ach so netter Angelkamerad, bewaffnet mit einer Zwille, geradewegs mit einem 20mm Boilie einen blauen Fleck verpassen wollte. Eigentlich wollte ich ihn in Grund und Boden schimpfen doch sein leise gemurmeltes "Entschuldigung" verursachte bei mir lediglich ein Kopfschütteln das mit einem Lächeln einher ging. Wie es mein Naturell verlangte, schmiedete ich schon einen Racheplan der im Laufe des Tages verwirklicht werde sollte.
    Nach einem kurzen Gespräch stellten wir fest das wir beide den Karpfen nachstellen wollten und so gesellte er sich zu mir um auf einer nahegelegenen Sandbank sein Glück zu versuchen.


    Unsere ausgewählten Plätze wurden in unregelmäßigen Abständen, jedoch über Wochen mit Boilies, Mais und Pellets angefüttert.
    Nachdem auch mein Angelkamerad Ralf seinen Platz zurechtgemacht hatte und seine Montagen mit 20mm Muschel Boilies ausgeworfen hatte, wurde es auch wieder ruhig.
    Fast schon zu ruhig. Bis auf ein Kleinkind das mit seinem Vater eine Sandburg baute und lautstark diskutierte die Burg müsste noch größer werden, war im Wasser selbst nicht ein Badegast mehr zu entdecken.
    Die Sonne schimmerte längst nicht mehr so kraftvoll und die langen Schatten ließen erkennen das die Abenddämmerung bald bevorstehen würde.
    Ich beobachtete zwei kleine Blesshühner die langhalsig meine ins Wasser getauchte Schnur umschwammen.
    Die ersten Grillen fingen an zu zirpen und ich schloss erneut meine Augen. Ich kämpfte schon ein wenig mit der Müdigkeit.
    Nach 10Minuten fiepte plötzlich ein Bissanzeiger los. Pausenloses Piepen ließ mich schnell wieder die Augen öffnen. Ralf schaute erschrocken auf die Spitze meiner Rute die trotz leicht eingestellten Freilaufs wilde Tänzchen veranstaltete.
    Ich sprang auf, griff entschlossen die Rute und mit einer Kurbelbewegung setzte die streng eingestellte Frontbremse in Kraft. Trotz dessen zog der vermeintliche Karpfen weiter mit viel Kraft Schnur von der Rolle. Nachdem ich ihn einigermaßen von seiner Flucht gegen die Schnurrichtung abbringen konnte, zog der Fisch nun quer in Richtung des tieferen Wasserbereiches um sich für einen Moment in einem Krautfeld abzusetzen.
    Ich hielt vorsichtig dagegen und der Fisch setzte sich ernut mit einer starken Flucht in Bewegung.
    Im Augenwinkel nahm ich Ralf wahr, wie er lächelnd den Kescher in das Wasser tauchte.
    Ich kurbelte ein und hob die Rute um den Fisch an das Ufer zu ziehen.
    Kräftige Kopfstöße ließen mich einen größeren Kaliber vermuten.
    Nach etwa 5 Minuten hatte ich den nun gut zu erkennenden Spiegler in 3Meter Entfernung zum Kescher heran kurbeln können.
    Seine große Rückenflosse ragte einen Moment lang aus dem Wasser heraus als er erneut unter dem surren der Rollenbremse eine weite Flucht in Angriff nahm.
    Mein Herz klopfte wie wild.
    Nach ein paar Minuten hatte ich den Rüssler erneut an das Ufer bugsiert.
    Nur noch 1Meter und die feinen Maschen des Keschers würden den hübschen, etwa 10pfündigen Spiegelkarpfen umgarnen. Ich machte ein paar gemächliche Schritte rückwärts. Ralf beugte sich über dem Wasserspiegel um den Kescher im richtigen Moment anzuheben. Währenddessen schaute ich dem Karpfen auf die breite Stirn und plötzlich sah ich das Flossenblei in voller Pracht als der Spiegler sich ruckartig um 180Grad drehte und ausschlitzte... Für eine Weile verharrte ich wort- und bewegungslos.
    Ralf blickte mich fragend an und ich blickte ebenso fragend zurück. Ich muss zugeben ich war etwas traurig als ich zu dem Boilie Eimer lief um erneut anzuködern.
    Mit dem Gedanken das dieser verlorene Rüssler die anderen Karpfen verscheucht haben könnte warf ich die Montage trotz der Misere an der schon zuvor ausgewählten Stelle.
    Nachdem Ralf mir tröstende Worte zusprach, verwarf ich meine bestehende Enttäuschung und die Selbstzweifel, da solche Situationen mit Sicherheit auch in der Zukunft passieren würden.


    Nach kürzester Zeit begann der andere Bissanzeiger noch kräftigere Laute von sich zu geben. Diesmal führte die andere Rutenspitze noch wildere Tänze aus. Mein Puls erhöhte sich vermutlich auf 300Schläge die Minute als ich eine große "Bugwelle" vernahm, die sich mit enormer Geschwindigkeit an dem Gitter entlang rollte.
    "Das ist ein großer", rief mir Ralf zu der zeitgleich mit mir aufsprang.
    Nach einer halben Stunde nachdem ich den Spiegelkarpfen verlor, machte sich wieder ein strahlendes Lächeln in meinem Gesicht breit.
    Die ebenfalls scharf eingestellte Rollenbremse surrte mir ein Lied das langsame und schnelle Passagen beinhaltete.
    Nach einiger Zeit wurde mir das Liedchen dann doch zu flott und ich korrigierte es mit einem nachziehen der Rollenbremse.
    Ein Blick auf die Spule ließ mir bewusst werden das der Fisch geradewegs an das andere Ufer zerren wollte.
    Doch dann legte er eine kleine Pause ein und versuchte mir scheinbar mit den enormen Kopfstößen die Rute aus den Händen zu ziehen. Der Karpfen gab dann letztendlich klein bei und schwam mir recht zügig entgegen. Er orientierte sich ebenfalls an dem Gitter und nachdem er etwa 25Meter entfernt immer noch nicht die Richtung änderte warf ich einen Blick an das Ufer und entdeckte überhängende Äste die er sich wahrscheinlich zu nutze machen wollte, um sich von der störenden Montage zu befreien.
    Ralf rannte schnell zu dem Geäst und kurz bevor der Karpfen, dessen Rücken aus dem Wasser ragte dort angelangte, bewegte Ralf ihn mit einem Stampfen auf den Boden glücklicherweise zum umkehren.
    Er schwamm weiterhin gemächlich umher als der Spiegelkarpfen plötzlich eine ähnlich beeindruckende Flucht absolvierte, wie zu Beginn des Geschehens. Die Rute sah zum zerbersten nahe aus als nun auch noch der Bissanzeiger von Ralf piepte. Der große Rüssler schwamm durch die Schnur, machte aber glücklicherweise wieder kehrt. Pausenlos verspürte ich die Kopfstöße des kräftigen Fisches als Ralf mir bewusst machte das ich nun schon 10Minuten mit dem Karpfen ein unentschiedenes Tauziehen veranstaltete. Nach weiteren Augenblicken konnte ich den Karpfen in Keschernähe zergeln. Als er unsere neugierigen Augen und den Kescher wahrnahm, zischte er unbeirrt davon um mir wieder einen ordentlichen Schwung Schnur von der Rolle zu ziehen.
    "Der hat mindestens 20Pfund", staunte Ralf als wir für einen kurzen Moment den rundlichen Bauch des Karpfens entdecken konnten. Doch die Worte sollten erst gesprochen werden, wenn der Fisch sicher in den Keschermaschen liegt.
    Wieder am Ufer machte der Spiegler diesmal wenig Theater und Ralf wartete erneut den genauen Moment ab, um den Koloss zu überführen.
    Mit viel Gefühl führte ich den Karpfen über den Kescher.
    Ralf hob den Kescher an und das wilde Schütteln des Fisches in Begleitung von spritzendem Wasser, ließ mich bald erkennen das der Karpfen gelandet werden kann. Ich legte die Rute mit eingeschalteten Freilauf ab und gemeinsam trugen wir den dickbauchigen Spiegler in dem Kescher auf die große Abhakmatte.
    Mit einer Arterienklemme konnte ich mit behutsam eingesetzter Kraft den 2er Haken aus dem großen, rüsselnden Maul entfernen.
    Die Boilies die sich immer noch am Haar befanden wirkten wie ein paar Erbsen im vergleich zu diesem großen wulstigen Maul.
    Das Maßband wurde gezückt und ließ uns wissen das der Prachtbursche 82cm maß!
    Den Karpfen vorsichtig in den Wiegesack bugsiert sollte nun die Waage die Angaben des Fisches noch erweitern. 12500 Gramm und die Nadel blieb stehen.
    Ich konnte mein Glück kaum fassen als ich den wunderschönen Spiegler auf Händen trug um ihn von Ralf knipsen zu lassen.




    Überglücklich stolzierte ich achtungsvoll mit dem Wasserschweinchen an das Wasser um ihn mit einem gut gemeinten Schubser wieder in die Freiheit zu entlassen.
    Der Spiegler schien förmlich beleidigt als er mit sanften Flossenschlägen in die Tiefe verschwand und mir keines Blickes würdigte, während ich ihm hinterher winkte und einen Handkuss zuwarf.
    Das Glück schien perfekt und so köderte ich ein weiteres mal die erfolgsversprechenden Boilies an.
    Auch diese Montage erhielt ihren zuvorigen Platz der weiter vom Ufer entfernt lag.


    Nach einer weiteren Stunde war die Dämmerung in Kraft getreten. Der Polarstern kündigte die bevorstehende Nacht an während vereinzelt die Rufe eines Waldkauzes zu hören waren.
    Ralf und ich beschlossen den mitgebrachten Grill anzuschmeißen und so konnten wir uns anschließend an Würstchen und Koteletts begnügen.
    Mit vollem Bauch beschloss ich mein bodenloses Zelt aufzuschalagen um mich ein Stündchen aufs Ohr zu legen.
    Die Luft war deutlich kühler als am Tag, also sollten mir gleich zwei Fleece Jacken genügend Wärme bieten. Ich verkroch mich in das Zelt und mummelte mich in den Schlafsack.
    Ralf rief mir noch aus seinem Zelt gute Nacht zu und schon bald versank ich im Land der Träume...



    Pieeeeeeeep! Schallte es plötzlich laut und unaufhaltsam durch die frühmorgentliche Stille der Natur.
    Aus meinen Träumen entrissen und völlig verschlafen begriff ich das es die Realität war. Mit taumelnden müden Schritten, die einem betrunkenen Gaststättenbesucher ähnelten, flitzte ich zu der Rute die ich durch den aufgekommenen dichtesten Nebel kaum zu erkennen vermochte und streifte mir rasch die Kopflampe um die Stirn.
    Auch Ralf war durch den Alarm aufgeschreckt und war erneut hifsbereit zur Stelle.
    Nachdem ich die Kurbelumdrehung setzte die den Freilauf ausschaltete, spürte ich das der Drillgegner noch größer sein musste als der zuvor gelandete Brocken.
    "Ralf, der ist noch größer..." murmelte ich freudig und eingeschüchtert zugleich.
    Die Fluchten waren sehr kraftvoll, zwischendurch von Kopfschlägen unterbrochen die die nächst bevorstehenden Fluchten anzukündigen schien.
    Es war ebenfalls ein Tauziehen, jedoch hatte der jetzige Gegner wesentlich mehr Kraftreserven.
    Ralf vermutete schon einen kleineren Wels der sich an den Boilies zu schaffen wagte.
    Mit zitternden Knien verwarf ich seine Vermutung.
    Die nur etwa drei Meter Sichtweite die durch den dichten Nebel verursacht waren, ließen mich das Drillgeschehen ausnahmslos nur an den ersten sichtbaren Metern Schnur mitverfolgen. Nach ungefähr 10Minuten ließ die Schnur endlich einen immer spitzer werdenden Winkel zur Rute erkennen. Ralf leuchtete auf den Wasserspiegel als ein paar Wellen den Karpfen ankündigten. Völlig verschwommen konnte man die breite Flanke des Karpfens erkennen. Erneut ein Spiegelkarpfen.
    Erschrocken durch den Lichtkegel der Kopflampen drehte er um und verschwand so schnell wie er aufgetaucht war.
    Nachdem ich ihn von seiner langanhaltenden aber gemächlicheren Flucht abzubringen versuchte, klopfte mir Ralf erstaunt auf die Schulter: "Das wird die Krönung sein..."
    Ich erwiederte seine Worte mit einem recht verschlafenem aber eindeutigen Lächeln.
    Der Fisch ließ sich nun auch wieder an das Ufer heraunkurbeln.
    Nach 5Minuten war er kurz davor in den Kescher bugsiert zu werden.
    Wir leuchteten erneut auf dem von Nebel bedecktem Wasserspiegel, sahen für einen Moment die kraftvoll wirkende Silhouette des Spieglers, der sich erneut mit einem lauten Platschen deavon machte.
    Ich hielt entschlossen dagegen und raubte ihn nun letztendlich die verbrauchten Kraftreserven.
    Ich hob die Rute vorsichtig an und der Karpfen ließ sich ohne weiteres zum Kescher führen.
    "ich hab ihn," sagte Ralf begleitend von einem ächzen, während er mit verzerrtem Gesicht den Rüssler in dem Kescher aus dem Wasser hob.
    Die Waage lag schon parat und es wurde ein ehrfurchtsvoller Anblick als der Karpfen den Wiegesack scheinbar fast aus allen Nähten platzen ließ.
    Ralf hievte den Karpfen in die Luft "Und?" fragte er, als ich mit der Hand vor dem Mund murmelte "36 Pfund!"
    Mit zitternden Armen legte er den Spiegler vorsichtig ab und brüllte mir schon förmlich ein lautes "Petri Heil" zu.
    Das Maßband wurde ausgezogen und zeigte uns das der dicke Karpfen 92cm lang war und meinen bisherigen Rekord in den Schatten stellte.
    Schnell den Rüssler fotografiert durfte auch dieser wieder die Freiheit genießen.




    Er verharrte einen Moment im Kraut um dann wieder mit gemächlichen Schwanzschlägen davon zu schwimmen.
    Ich kniete noch ein weilchen im Schilf um ihn in den Nebelschwaden verschwinden zu sehen.
    Als ich den Spiegler entgültig aus den Augen verlor, sah ich ihn trotz der Tatsache das dieser nicht mehr zu sehen war, in seiner gesamten Pracht vor mir umherschwimmen.
    Ich schlenderte gemächlich und überglücklich zurück zu meinem Zelt um mich erneut meinen unterbrochenem Traum von einem 36 pfündigen Spiegelkarpfen zu widmen...
    Richtig, es war ja die Wirklichkeit!
    Als ich mich in den Schlafsack kuschelte und die Augen schloss wurde mir etwas bewusst.
    Man muss sich an Dingen die einem wichtig sind festhalten und eventuell auch ein wenig Ärgernis in Kauf nehmen, um sie zu verwirklichen.
    Denn seit diesem ganz besonderen Tag weiß ich, dass Träume wahr werden können!

  • Zitat von TincaTinca

    Wat für 'ne Story :shock:
    Da können sich die Handys und Wieths dieses Theaters mal ein Scheibchen von abschneiden :badgrin:


    Auch hier nochmal Petri Michaela, machst einem ja Angst!



    Meine Meinung! Dickes Petri Heil Auch von mir! {ß*# {ß*# {ß*#

  • Wow - wirklich eine gelungene Story {ß*#


    Es bleibt nach dem lesen der Eindruck, dass man dabei war....


    Klasse geschrieben - ... und natürlich Petri heil an die Fängerin! 8)


    Gruß,
    Peter

  • Ein neues Sternchen "blinkert" da auf am Journalistenhimmel... :D
    Petri, Ela, zu den feisten Moosbuckeln.
    Fast könnte es einen überkommen, doch noch zum Carper zu werden.

  • Jo Ela, Sauber gemacht und nett geschrieben. :D
    Auch hier nochmals Petri zu den feisten Fischen. So langsam bekommst echt nen neuen Titel verliehen. ;)
    Stehe zwar überhaupt nicht auf Teichschweine, aber bei den klopper sach ich doch mal Petri. 8)


    Gruß


    Tom

  • Zitat von Deckert


    Auch hier nochmals Petri zu den feisten Fischen. So langsam bekommst echt nen neuen Titel verliehen. ;)
    Stehe zwar überhaupt nicht auf Teichschweine, aber bei den klopper sach ich doch mal Petri. 8)


    Tom:
    Richtiiiich :D
    Nix mehr mit Aal-Elli!
    Da lass dir mal wat neues einfallen... In Bezug auf die Wasserschweine wäre "Miss Piggy" doch schon ein netter Anfang :lol: :lol: :lol:

  • Zitat von Angelmaus20

    Tom:
    Richtiiiich :D
    Nix mehr mit Aal-Elli!
    Da lass dir mal wat neues einfallen... In Bezug auf die Wasserschweine wäre "Miss Piggy" doch schon ein netter Anfang :lol: :lol: :lol:



    :lol: :lol: :lol: , gröööööööööööööööööhl, wenn du das gerne so möchtest, kein Prob :lol: :lol: :lol:

  • Zitat von Angelmaus20


    Da lass dir mal wat neues einfallen... In Bezug auf die Wasserschweine wäre "Miss Piggy" doch schon ein netter Anfang :lol: :lol: :lol:


    Fischarten übergreifender Vorschlag meinerseits:


    Glücksschwein! :p


    Wenn man jetzt noch Körpergröße und Gesichtsfarbe auf den Nachtaufnahmen mit addiert
    dann wäre am treffensten:


    Rosa Glücksschweinchen :p


    (Autsch - nicht hauen 8) >kopfeinzieh<)


    Gruß,
    Peter

  • Fettes Petri zu den fetten Schweinchen! :D


    Schöne Story! Hoffentlich kannste jetzt noch angeln, wo deine Finger doch wund vom tippen sein müssen!


    PS: Normalerweise gucken Mütter ihr Babys nach der Geburt so an, wie du den Karpfen auf dem 2. Bild anguckst! ;)

  • Zitat von Tobbes

    PS: Normalerweise gucken Mütter ihr Babys nach der Geburt so an, wie du den Karpfen auf dem 2. Bild anguckst! ;)


    Na ja, ich habe den Spiegler auch ganz liebevoller Weise "mein Baby" genannt :D


    ... Es war ja auch quasi eine Wassergeburt :lol: :lol: :lol:



    Taxler:
    Rosa Schweinchen??? :shock: *dir mal kräftig die Ohren langzieh* >:C ;)
    Obwohl, Schweinchen Babe wäre mir da noch so im Sinn... :kugel

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