Ich hab da noch eine Geschichte,auch in ihr kommt mein Kumpel Fränki vor,diesmal allerdings unblutig,ohne Fliege in der Nase.
Es war ein Freitagmorgen, ich saß im Büro,als mal wieder das Telefon klingelte: "Verwaltungsgemeinschaft O.....,Moment ich verbinde.....Hallo Wolfgang....."
Es war Fränki mein Angelkumpel, nach den üblichen Fragen zur allgemeinen Befindlichkeit sprudelte er los, von sagenhaften Fängen und von einer unschlagbaren, neuen Angelstelle die er aufgetan hatte und das wir da unbedingt Morgen hin müssten, es klang fast wie ein Befehl!
Es war schon Mitte Dezember und es war längere Zeit saukalt gewesen und die Fische waren eigentlich aus den flachen Küstengewässern ins Tiefe zurück gewichen, er sei aber vor ein paar Tagen da gewesen und hätte trotzdem gut gefangen.
Neugierig geworden sagte ich zu, ich hatte ja noch keine Ahnung!
Fränki hatte schon alles minutiös vorgeplant!
Um 10 bei dir, um 11 am Wasser, um 11,15 im Wasser, du besorgst Wattwürmer!!!
Jo, zu Befehl, Fränki wird gemacht!
Um 9 Uhr war er schon da und drängelte zum Aufbruch, es gelang meiner Frau mit Mühe eine Tasse Kaffee in ihn rein zu füllen.
Während ich mich anzog erläuterte er mir den weiteren Tagesplan:
1.Spinnangeln auf Meerforelle, bis es nicht mehr geht, eventuell noch Fliegenfischen bis zum bitteren Ende.
2.Anschließend Brandungsangeln bis es auch nicht mehr geht!
3. Keine Widerrede!
4.Breites Grinsen seinerseits.
5.Wir nehmen dein Auto!
6.Jawohl,Fränki!
Also als wir dann den ganzen Kram in mein Auto geschmissen hatten ging es los, Fränki gab den Kurs an: "erst mal Richtung Boltenhagen!"
Das waren so 60-65 km, so hatte ich Zeit mir so meine Gedanken zu machen.
Wie soll ich Fränki beschreiben, er gehört einer Gruppe von Individuen an die beim Angeln ihre gesamten Körperfunktionen die dafür nicht gebraucht werden auf ein Minimum herunter zu fahren können! Wenn er angelte brauchte er nichts! Da gab es für ihn weder Zeit noch Raum. Der Mann ist das Angeln persönlich, könnte man sagen.
Inzwischen waren wir in Boltenhagen, rechts, links, geradeaus, den Weg rein, jetzt abbiegen......Jawoll Massa!
Dann versperrte uns ein Verbotsschild den Weg, ignorieren!
Gern Massa!
Haaalt!!!
Aber immer Fränki, wenn du es sagst!
Wir waren da. Angekommen an einem verfallenen Kasernenbau der Grenztruppen.
Auspacken, Wathose anziehen, Gerät geschultert und ab. Erstmal 500 Meter über den Acker, dann standen wir an der Steilküste, ausgerechnet da wo sie am höchsten ist, bei grober Schätzung ca.30 Meter.
"Da gibt's nen Weg!"Jo, Fränki geh du voran!
An einer Stelle konnte man sehen das da schon mal jemand runter geklettert ist, da hatte jemand Stufen reingehauen und die Reste von Seilen wurden sichtbar, ein Glück das Frost war! Sonst wäre das extrem gefährlich geworden, alles Lehm.
Unten angekommen wurde ausgepackt und ein Eiertanz auf den überfrorenen Steinen begann, ich war froh als ich endlich im Wasser war, dann wurde geangelt Küste hoch, Küste runter. Drei Würfe, dann die vereisten Ringe auftauen und so weiter bis zu Dämmerung, pausenlos. Kein Biss, kein Fisch zu sehen, die Kälte kroch in einem hoch, auch 4 mm Neopren schützen auf die Dauer nicht trotz Thermounterwäsche.
Erfolgloser Abbruch bei Eintritt der Dunkelheit, jetzt wurde das Brandungsgeschirr scharf gemacht. Nach einer Weile stellte ich fest draußen war es noch kälter als im Wasser, ich musste doch mal auf das Thermometer schauen, Uff 10° minus,brrrr.
Mir war gleich noch kälter!
Im Wattwurmeimer mußte man alle 5 Minuten die Eisschicht einschlagen.
Aber mit einem Mal ging das Beißen los, ein Fisch nach dem anderen landete am Strand, brauchbare Dorsche und gute Flundern, welche übrigens nach wenigen Minuten steinhart gefroren waren.
Das schlimmste aber war der Eiertanz auf den überfrorenen Steinen, vor allem wenn man seine Füße nicht mehr spürt.
So gegen 23 Uhr hatte ich gelinde gesagt die Schn... voll, Fränki scheinbar nicht, oder war er etwa schon eingefroren? Ich stolperte die 50 Meter zu ihm rüber,"bischen frisch, was?" schallte es mir entgegen und der Kerl grinste noch dabei! Also noch nicht eingefroren, das kann ja noch lustig werden!
So gegen 1 Uhr morgens hörte das Beißen langsam auf und eine Reifschicht überzog die Angeln. Ich dämmerte in Kältestarre so vor mich hin, müde war ich auch.
Da stand Fränki plötzlich vor mir,"Ich glaub hier passiert nicht mehr viel. Laß uns mal abhauen". Welch frohe Kunde! Schnell begann ich einzupacken, so schnell das in dem halberfrorenen Zustand so geht.
Aber das Beste sollte ja noch kommen, irgendwie mußten wir die Steilküste wieder hoch.
Es wurde ein Drama, eine viertel Stunde haben wir erst mal den Einstieg in die "Wand" gesucht , im Dunkeln sieht das alles anders aus!
Und dann gings hoch, die lange Rutentasche umgehängt, die Angeltasche auch, den Beutel mit den Fischen in der Hand und die Lampe zwischen den Zähnen, alle 2 Meter blieb man mit dem Querbalken von Rutentasche in irgendwelchen Dornbüschen hängen und fand man mal ein Stück "Weg" war es eine Sackgasse, weil hier das Ufer ständig abbrach, nach sage und schreibe 1 Stunde waren wir endlich oben, völlig fertig. So richtig warm ist uns dabei auch nicht geworden, jedenfalls nicht an den Füßen, jetzt noch zurück über den Acker das war auch noch eine Strapaze.
Endlich geschafft, die Geräte ins Auto und die Wathose vom Leib, meine Füße waren inzwischen so ein paar schmerzende Klumpen an den Enden der Beine, was sich noch steigerte als ich normale Schuhe an hatte, ich hätte schreien mögen wenns was genutzt hätte. Fränki der "Eiserne" sah genau so mitgenommen aus, aus ihm war Fränki der "Eisige" geworden.
Endlich saßen wir im Auto, Zündschlüssel rein und nichts wie ab, dachte ich, endlos lange dauerten die Rudolf - Diesel - Gedenksekunden bis die Glühkontrollampe endlich ausging und dann nichts wie weg. Heizung voll an und schnurstracks nach Hause, als dann so die erste Wärme spürbar wurde, herrlich!
Aus Fränki dem "Eisigen" wurde prommt Fränki der "Schläfrige" und ich mußte einen Schlafwagen nach Hause fahren.
Später als ich mit immernoch feuernden Füßen im Bett lag, schwor ich mir "Nie, niemals wieder !!!"
An einem Freitag eine Woche später sitze ich im Büro, da klingelt das Telefon : "Verwaltungsgemeinschaft O.......Moment ich verbinde..................