Verblinkern...!?

  • Verblinkern, Ködergewöhnung, neue Reize sind Schlagworte, die man immer wieder liest und hört.


    Was ist dran? Gewöhnen sich die Räuber wirklich an die Köder und meiden sie dann? Wieso fangen dann die Klassiker (Heintz, Effzett, Mepps etc.) nach wie vor ihre Fische, auch in stark frequentierten Gewässern?

  • Hallo Andal,
    das mit dem Phänomen ?Verblinkern" umschriebene Phänomen der Ködergewöhnung von Raubfischen gibt es wirklich. Biologisch einfach zu erklären: Neugeborene Fische haben keine Eltern, die ihnen erklären, was sie fressen dürfen und was sie nicht fressen dürfen. Also müssen sie nach dem Versuch und Erfolg- Prinzip selbst herausfinden, was fressbar ist und was nicht. Zunächst wird dazu alles attackiert, was fressbar erscheint - und mit zunehmender Lebenserfahrung wird dann das gemieden, was bei solchen Versuchen Zahn- oder Kopfschmerzen oder gar noch größeren Stress bereitet hat. Je kleiner und je stärker beangelt ein Gewässer ist (und je mehr Catch'n'release gemacht wird), desto eher und desto öfter hatten die Räuber Gelegenheit, solche Erfahrungen zu machen - desto ausgeprägter ist also das Phänomen des Verblinkerns. Umkehrschluss: Je größer und weitläufiger bzw. je weniger beangelt ein Gewässer ist, umso eher wird man auch auf größere Fische treffen, die keine Gelegenheit zum Lernen hatten, weil sich im Extremfall eine Handvoll Angler samt ihren Kunstködern auf einer riesigen Fläche verteilen ñ bestes Beispiel sind Meck-Pomms Boddengewässer. Hier kommt es mangels ausreichender Lerngelegenheit für die Masse der Fische auch nicht zum ?Verblinkern" ñ was aber nicht heißt, dass einzelne Fische nicht doch durchaus Gelegenheit zum Lernen hatten - dass sind dann die berühmten Nachläufer.
    Deine Frage ?Wieso fangen dann die Klassiker (Heintz, Effzett, Mepps etc.) nach wie vor ihre Fische, auch in stark frequentierten Gewässern?" trägt die Antwort schon in sich - mit den beiden Worten ?stark frequentiert"! Simple Wahrscheinlichkeitsrechnung: Wenn die Wahrscheinlichkeit, in einem überblinkerten Gewässer einen kapitalen Hecht mit dem Effzett zu fangen, nur noch verschwindende 1:1 Million beträgt, fällt auch dieser Hecht, wenn dort 1000 Angler je 1000 Mal den Effzett auswerfen. Ich vergleiche das immer mit Auto-Unfällen: Wer nur 1 mal im Jahr 10 Kilometer fährt, hat eine geringere Unfallwahrscheinlichkeit als derjenige, der 300 Tage im Jahr insgesamt 300.000 Kilometer zurücklegt - irgendwann erwischt es gerade den Vielfahrer, obwohl er mit Sicherheit der erfahrenere Autofahrer ist. Zurück zur Effzett-Rechnung: Die Wahrscheinlichkeit, den Hecht irgendwann auch mit Effzett zu kriegen, sagt überhaupt nichts darüber, dass man den gleichen Fisch mit einem toten Hering am System nicht vielleicht schon nach einer Stunde gehabt hätte - weil er damit noch keine schlechte Erfahrung gemacht hat. Zurück von der hohen Mathematik ins wirkliche Leben: In meinen Vereinsgewässern fischen alle mit Gummifischen und Effzett-Blinkern. Sie fangen natürlich ihre Fische, sind aber offenbar doch nicht zufrieden mit den Erfolgen und rufen deswegen immer nach Besatz. Ich befische die gleichen Gewässer, bin jedoch mit meinen Erfolgen durchaus zufrieden - fische dort aber weder mit Gummifisch noch mit Effzett. Alles klar?

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