Der wohl erfolgloseste Angler aller Zeiten starb gestern bei dem Versuch, einen weißen Hai von 6 Metern Länge zu fangen.
Er hatte gehört, dass diese auch Menschen auf ihrem Speisezettel haben, und sich nach Freiwilligen umgesehen, die sich als Köder zur Verfügung stellen. Erwartungsgemäß war niemand bereit, in diesem Pilotversuch als Proband zu dienen.
Daher hängte sich Ranseier selbt an eine Montage mit 6(!) Haihaken 14/0. Zuverlässigen Berichten zufolge soll er an der australischen Küste tatsächlich einen Biss gehabt haben, der einzig nachweisbare während seiner 40-jährigen Karriere als Angler, jedenfalls läßt sich das aus seiner jetzigen körperlichen Verfassung schließen. Ranseier verlor beide Beine und einen guten Teil des restlichen Körpers, er verstarb, noch bevor er den anwesenden Zeugen berichten konnte.
Ranseier begann seine Karriere als erfolglosester Angler aller Zeiten schon in frühester Jugend. Er hatte "Der alte Mann und das Meer" gelesen und versuchte fortan, in den Gräben und Seen seiner Heimat, Ostfriesland, mit sehr begrenztem Erfolg, einen Marlin zu erbeuten. Ranseier perfektionierte dabei das Schleppfischen mit Thunfischen als Köder vom Ufer aus, ohne jedoch jemals seinen Zielfisch zu Gesicht zu bekommen.
Ihn ärgerten zwar die dummen Sprüche, wenn er mal wieder mit stoischer Ruhe mit seiner Rute, IGFA-Klasse 260lbs, kilometerlang die Thunfische durch die Gegend schleppte, aber seiner Hartnäckigkeit tat das bis zu seinem 40sten Lebensjahr keinen Abbruch.
An eben diesem 40. Geburtstag bekam Ranseier eine Fliegenrute samt Rolle, Schnur und Trockenfliegen geschenkt. Auch wenn Ranseier es zu einem Meister des Werfens gebracht hat, er hat auch bei dieser Angelart keinen einzigen Fisch gefangen. Sein Hauptproblem lag darin, dass die schönen Trockenfliegen nass wurden, sobald sie auf das Wasser fielen. Jedesmal musste er sie sofort wieder einholen und umständlich trocknen. Extra für diesen Zweck erfand Ranseier den ersten akkubetriebenen Trockenfliegenfön. Stunden um Stunden fönte Ranseier seine Fliegen trocken.
Das ärgerte ihn dermaßen, dass er das "Boots-Fliegenfischen" erfand. Fortan servierte er seine Trockenfliegen auf eigens entwickelten kleinen Plastikbooten. Seit diesem Tag benötigte Ranseier seinen Fön nicht mehr, ohne dass der Erfolg dieser revolutionären Angelmethode jemals dokumentiert wurde.
Als Karl Ranseier 53 Jahre alt war, musste er diese Art des Fischens leider einstellen. Er verlor seinen rechten Arm bei dem Versuch, in Kanada einen Grizzlybären zu enthaken, den er bei einem missglückten Wurfversuch an den Lachsblinker bekommen hatte. Ranseier zufolge sei der Drill des Kolosses jedoch ein ihm unvergessliches Erlebnis gewesen.
Aus der Not heraus erfand Ranseier daraufhin das beidfüßige Brandungsangeln. Diese ungewöhliche Angelmethode sorgte in den Folgejahren für erstaunte Blicke an den Stränden von Weißenhaus und Westermakelsdorf. Leider gelang es Ranseier trotz größter Anstrengungen nicht, seine Ruten vorwärts auszuwerfen, und so landeten seine Köder nicht auf der zweiten Sandbank, sondern hinter der zweiten Sanddüne. Seine einzige Beute war in den letzten Jahren seines Lebens demzufolge nur ein zufällig vorbei streunender Golden Retriever, der sich in Ranseiers Monatage verheddert hatte. Zu Ranseiers größtem Bedauern wurde dieser Fang nicht als IGFA-Weltrekord in der Schnurklasse bis 30lbs anerkannt, da der Hund nach Zeugenaussagen nicht ordnungsgemäß gehakt worden war.
Ranseier hat das bis zu seinem plötzlichen und unerwartetem Tod nie verwinden können. Wir verlieren in Karl Ranseier einen geschätzten und unermüdlichen Kollegen, dessen Lücke so schnell niemand schließen können wird. Unsere Zunft hat einen ihrer ganz Großen verloren!
Es grüßt euch euer in tiefer Trauer versunkener
Peter