Einige User wissen ja, daß bei mir Angeln gehen nicht gleichzusetzen ist mit "normal" Angeln gehen.
Was mir heute wiederfahren ist, schlägt aber wirklich dem Fass den Boden aus!
Nun mal der Reihe nach. Gestern war ja das schönste Winterwetter und da ich heute mal fern von der Arbeit war, dachte ich gehste mal fischen.
Gesägt tun getan....
An der Klein-Machnower Schleuse zwischen Potsdam und Berlin, war immer ne Stelle, die im Winter fast 100% eisfrei war.
Zuerst wird das Futter angerührt (ein leerer Eisbehälter reicht da im Winter völlig) und dann das Tackle aufgebaut. So hat das Futter ordentlich Zeit zu "ziehen". Klitzekleine Haken mit 0,12er Vorfächer ca.70cm lang sollten reichen. Kleine Rotwurmstückchen garniert mit einer Made stellten den Köder dar. Die Stelle...ein warmer Einlauf!
So los kann es gehen...erst füttere ich ein paar Körbe nicht ganz so fest angedrücktes Futter, dann wird der Haken bestückt und losgeangelt.
20 Minuten...Nichts....Halbe Stunde....Nichts...auch das Nachfüttern bringt nicht wirklich viel.
Als ich dann mal nach oben blickte sah ich das Dilemma.
Kormorane über Kormorane...ich schätzte die Anzahl der vorbei geflogenen Vögel auf insgesamt über 100 Stück.
Ein Radfahrer in Shimano-Tribal Kleidung kam und im Gespräch erfuhr ich, daß an der Schleuse ordentlich gefischt wird.
Leider nur von schwarzen Vögeln. Raubfischangler würden überhaupt keine Köderfische bekommen.
Diese Strecke war mal Wettkampfstrecke des DAV der DDR. Dort wurden Wettkämpfe mit der Kopfrute ausgetragen, weil dort der Friedfischbestand exorbitant hoch war. Auch bei meinen Besuchen in anderen Jahren konnte ich das nur bestätigen. Egal wie kalt, egal wo der Wind herkam, Vollmond oder nicht, es war alles egal. Irgendein Friedfisch erbarmte sich immer und ging an die Feederrute.
Also sagte ich mir verteilste das bischen Futter noch im Wasser, was viele dressierte H5N1er an meine Angelstelle lockte.
Was der Mensch so alles anstellt, kaum macht man eine werfende Bewegung sind sie da die Virusträger. Wie leicht könnte man da Gegenmittel oder Impfungen anbringen.
Das Futter war nun alle und ich packte meine Siebensachen um noch mal mit der Matchrute und dem Würmchen doch noch den ein oder anderen entkommenen Barsch zu überlisten.
Große Schlaufe in die Schnur, die dann ungleichmäßig Aufschneiden. Ans kürzere Ende ein 15 Gramm Blei, ans Längere schlaufe ich das Vorfach mit dem kleinen Wurmhaken. Und los geht das vorsichtige Grundabtasten mit dem Würmchen.
Wie ich da so stehe, höre ich ein Kind in höchster Not schreien.
Es war ziemlich weit weg und erst war ich mir nicht sicher ob es Spaß, Spiel oder Ernst war.
Am Klang der Schreie hörte ich aber den puren Ernst raus.
Jeder der selber Kinder hat, bekommt ne Gänsehaut bei solchen Sachen. Der Weg zum Geschehen war ziemlich vereist, ich konnte nicht so schnell wie ich wollte. Eine Hand die Rute, andere Hand das Handy und irgendwo war auch mein Messer an Board. Meine Gedanken, die ich zuerst hatte will ich mal vorsichtig umschreiben. Missbrauch!!!
Also weiter, ich kam näher... nur wußte ich nicht genau auf welcher Kanalseite das Unglück war.
Als ich dann näher kam sah ich mehrere Kinder mit erschrockenen Gesichtern. Zwei erwachsene Frauen bemühten sich ein Kind, daß in den Kanal gefallen war rauszuhohlen.
Gott sei Dank, war es nicht das was ich dachte. Zugepackt und den kleinen Racker aus der eisigen Brühe rausgeholt. Er hatte Pech genau an einer Spundwand Baden gehen zu wollen. Wir haben ihn dann ruckzuck die nasse Kleidung ausgezogen und er durfte dann in meinen Thermoanzug.
Im Laufschritt ging es dann 200 Meter zum Auto, wobei ich merkte, dem Jüngling gehorchten die Beine nicht. Also ab auf die Schulter mit ihm. So ein zitternder Zwölfjähriger wird ganz schön schwer mit der Zeit. Ich denke er war mindestens 10 Minuten im Wasser.
Als er dann abfuhr und ich ein kleinlautes Danke von der Mutter hörte, war ich klitschnass aufm Rücken.
Kopfschüttelnd lief ich an den anderen Kindern vorbei und der Kleinste fragte mich nach meinen Namen....
Willi