Hier in der Nähe gibt es einen Forellenpuff,an dem komme ich öfter mal vorbei,nein nicht etwa zum Angeln,sondern weil ich den Besitzer gut kenne,auch ist diese anglerische Einrichtung ein Quell unglaublicher Unterhaltung.
Zur Ehrenrettung des Besitzer muß man sagen,er bemüht sich die Anlage wirklich so gut wie möglich zu betreiben,aber trotzdem Einfluß auf die Auswahl seiner Gäste hat er dabei kaum.
Also wenn mal nichts mit dem Angeln los ist oder im Fernsehen nichts Vernünftiges läuft,man irgendwie Frust abbauen oder auch aufbauen will,dann nichts wie an einem schönen Samstagabend,am besten in der Ferienzeit hin zu so einem Puff.
Das Gewässer ist ein etwa 800m langer,etwa 6-8m breiter kanalartiger Graben mit leichter Strömung und nur von einer Seite beangelbar.
An dem unteren Ende wird das Gewässer von einer Straße begrenzt,dort befindet sich eine Balkenabsperrung auf der man vortrefflich sitzen kann.
Man gehe also in die kleine Kneipe hole sich eine Tasse Kaffee und nehme auf dem Balken platz,so hat man den Bach in ganzer Länge und Schönheit im Auge.
An solchen Tagen findet man dort den gesamten Querschnitt durch die tiefsten Abgründe der anglerischen Gesellschaft.
Dort findet man den "halbprofessionellen" Forellenhändler der seine Fänge geräuchert auf dem Markt verhökert,den typischen Bierdurchlauferhitzer,den militanten Daueranfänger,den Hau-Ruck-Angler,den "Meisterdriller" und ganz selten mal einen ganz normalen Angler oder einen Opa der mal mit seinen Enkeln schlichtweg angeln will.
An besonders guten Tagen stehen die Angler fast im Schulterschluß an dem Gewässer,denn nur vorn,wo die Hälter sind,sind ja auch die Fische so ist jedenfalls die Meinung.
Herrliche Szenen kann man dann erleben,der Meisterdriller drillt gerade was das Zeug hält,auf Biegen und Brechen,wobei er das Brechen oftmals sehr wörtlich nimmt und promt die Spitze seiner Aldi-Tele abknickt,so ein Drill einer 600g-Forelle ist ja schließlich nicht so eine alltägliche Sache,oder?
Der Hau-Ruck-Angler fetzt gerade den 10.Haken beim Anhieb weg,tja alles nicht so einfach.
Stück weiter hinten sind verzweifelte Rufe nach einem Kescher zu hören,aber der Kescher ist leider nicht entbehrlich,weil gerade eine dicke Frau,unter Mithilfe ihres etwas zurückgebliebenen 40-jährigen Sohnes mit diesem Kescher ihren Nachbarn verprügelt,weil dieser ein oder zwei Fische mehr gefangen hat als sie,tja in der Riege der "Halbprofessionellen" sind die Geschäftsgebaren eben hart,da darf man keine Konkurenz dulden.
Ruhig dagegen ist es am Platz des Bierdurchlauferhitzers,nur die Rutenspitze zottelt im Wasser rum,weil sich dort gerade ein Fisch im Selbstdrill befindet,echt inovativ,Selbsthakmontage mit Selbstdrillverfahren,ja der Mann verstömt Ruhe und Ausgeglichenheit,nur keine Hast.
Der Meisterdriller hat sein etwas verkürztes Gerät wieder scharf gemacht und ist grade wieder am Drillen,diesmal die Erle auf der anderen Seite,na wat dat wohl wird?
Gegen 22 Uhr lichten sich die Reihen,jetzt ist Nachtangeln angesagt und die wahren Könner erscheinen.
Die gehen die Sache viel professioneller an,die kaufen gleich 3 Kästen Bier,das erspart unnötige Wege.
Der Bach wird voller als am Tage.
Unzählige Knicklichter dümpeln auf der Wasseroberfläche und tauchen die Erlen am anderen Ufer in ein mystisches Licht.
Da kommt ein Angler an das Gewässer,er ist wohl das erste mal hier,er besieht sich die Sache und fragt den Besitzer:"Wo soll man hier noch angeln,ist doch alles total überfüllt?"
"Ach,warte mal bis um 11 oder spätestens bis halb 12,dann angeln hier bloß noch 3 Mann."
"Wie das?" fragt der Mann.
"Das ganz einfach,um 11 sind die alle voll,dann liegen die hier nur rum,mußte bloß über die rübersteigen."
"Wer sind denn die 3 die dann noch angeln?" fragt der Mann erstaunt.
"Die beiden da hinten und du." sagt der Besitzer und zeigt auf zwei Männer die mit zusammengepacktem Gerät etwas abseits auf einer Bank sitzen und sich unterhalten.
Sie warten da auf ihre Stunde,mit der Geduld einer Hyäne oder eines Geiers,dann werden sie über die Schnapsleichen steigen und ihr Werk tun.....................