Es ist Freitag geworden. Eine stressige Woche ist zu Ende gegangen.
Das Wetter ist herrlich, kaum Wind, die Sonne scheint, ich schmeiße ein paar Angelsachen ins Auto und ziehe mir die Wathose gleich im Keller an, zum Wasser ist es nicht weit knapp 10 Minuten.
Dort angekommen stelle ich das Auto unter die alte Eiche ,da wo ich mein Auto schon seit 30 Jahren hinstelle.
Als ich dann die Rute in der Hand habe und den Kofferraum schließe fällt so langsam der Stress der ganzen letzten Woche von mir ab.
Langsam gehe ich stromauf ,weit kann man über die Wiesen sehen, kein Mensch ist zu sehen, kein Zivilisationslaut ist zu hören. An einer Buschgruppe bleibe ich stehen, und sehe zu wie einige blaue Prachtlibellen Jagt auf Maifliegen machen, irgendwo klatscht ein Fisch. Wie ich so weitergehe sehe ich einen kleinen Schatten vor mir auf dem Weg langhoppeln, ein Mauswiesel, immer wenn ich stehenbleibe verharrt es und macht Männchen, gehe ich weiter hoppelt es in der Fahrspur weiter, aber so richtig eilig hat es der Wicht nicht, irgendwann verschwindet das Bürschchen aber im hohen Gras. Ein Stück weiter den Fluß hoch ist auf der einen Seite eine Reihe alter Schwarzerlen, die Äste hängen weit über das Wasser, teilweise reichen sie bis hinein. Dort ist eigentlich immer etwas zu holen, wenn man denn heran kommt und einen Wurf hinkriegt. Heute steigt da aber scheinbar nichts, langsam wate ich an der Erlenreihe entlang, direkt neben mir entdecke ich die alte Nutriafamilie, die beiden alten dösen mit geschlossenen Augen in der Abendsonne, zwischen ihnen hampeln drei meerschweinchengroße Jungtiere herum, ich hätte sie berühren können ,aber von einem Fisch ist nichts zu sehen. Am Ende der Erlenreihe ist eine alte Brücke aus zwei Baumstämmen mit Geländer, also raus aus dem Wasser und von dieser Brücke erstmal ein wenig stromauf geschaut, dort ist der Fluß ein ganzes Stück recht gerade und man sieht verhältnismäßig weit. Außer einem Graureiher ist aber nichts zu entdecken, als ich dann näherkomme macht sich der Graue etwa 50 Meter weiter hoch und stellt sich wieder am Ufer ein, das macht er genau drei mal, dann hat er genug von dem Spiel, er erhebt sich in die Luft macht einen großen Bogen und stellt sich stromab etwa dort wieder ein wo ich ihn zuerst aufscheuchte.
Langsam gehe ich weiter, ein Stück oberhalb kommen drei Sohlgleiten kurz hintereinander in deren Unterwasser könnte noch etwas gehen.
Ich knipse die Maifliege ab und tausche sie gegen eine große graubraune Nymphe aus. Natürlich ging dort auch nichts.
Beim Weitergehen hatte ich einige Rehe verscheucht, ein Rehbock steht nun am Waldrand und bellt mich laut an.
Langsam beginnt es dunkel zu werden und ich beschließe umzudrehen.
Der Nebel beginnt aus dem Fluß aufzusteigen und ein bisschen kühl wird es auch langsam, die Prachtlibellen fliegen nicht mehr, sie sitzen in Massen im hohen Ufergras, es ist ihnen sicher zu feucht um die Flügel, von den Maifliegen ist auch nichts mehr zu sehen. Plötzlich klatscht es ganz fürchterlich neben mir mitten im Fluß, ein Fisch war das nicht, ein brauner Schatten zieht knapp unter Wasser an mir vorbei, ein Stück weiter kommt ein klobiger Kopf aus dem Wasser, der Biber war wohl mit meiner Anwesenheit nicht so ganz einverstanden und hatte lautstark demonstriert wer hier der Chef im Ring ist.
In der Luft wuseln unzählige Fledermäuse herum, wenn man genau hinhört dann hört man sogar ihre Fluggeräusche.
So langsam bin ich fast am Auto angekommen, von Westen her kommt noch ein bisschen Licht und aus einem bestimmten Blickwinkel kann man auf der spiegelnden Wasseröberfäche noch einige Stein-und Schlammfliegen über das Wasser ziehen sehen. Und plötzlich sah ich einen größeren Fisch sehr regelmäßig steigen, einen von den alten, erfahrenen Fischen, die man am Tage nicht zu Gesicht bekommt.
Irgendwo in meiner Fliegenschachtel hatte ich noch ein paar Rehhaarsedges, den Schnurclip hatte ich schon in der Hand, aber nein ich wechselte die Fliege nicht mehr. Ich setzte mich leise oben auf die Böschung und sah dem Fisch noch ein paar Minuten zu, dann ging ich langsam zum Auto, verstaute meine Gerät und fuhr so leise wie ich konnte ganz langsam davon.
Auf dem Rückweg mußte ich noch schnell an die Tankstelle, der Tankwart sah mich ganz komisch an als ich zahlte, ach jeh, die Wathose und außerdem hinterließ ich noch immer eine nasse Spur von dem Wasser das aus meinen Filzsohlen quoll.
Es war also mal wieder ein totaler Schneidertag aber das hat mich genau so wenig gestört wie der komische Blick des Tankwarts, an einem solchen Tag kann einen glaube ich, so schnell gar nichts stören.