Spinnangeln,gaaaaanz sportlich!

  • Es ist schon viele Jahre her, aber es ist mir unvergesslich geblieben.
    Damals war das Raubfischangeln auf dem Schweriner See sehr stark reglementiert.
    Auf dem Schweriner Innensee durfte nur mit der Spinnrute gefischt werden und auf dem Schweriner Außensee in einer bestimmten Zone nur mit dem Köderfisch, diese Bestimmungen galten jedenfalls für meisten von uns.
    Aber einmal im Jahr gab es das "Kreisoffene Spinnangeln" auf dem Außensee.
    Diese Wettfischveranstaltung war natürlich äußerst beliebt und der Andrang dementsprechend.
    Ich wollte natürlich auch dahin, aber mein Bootsmotor hatte grade mal seinen Geist aufgegeben, die Zündspule war kollabiert und an Ersatz war Mangels Selbiger nicht so schnell zu denken.
    Aber Rettung war in Sicht ein Bekannter wollte mich mitnehmen, das war gar nicht so schlecht dachte ich mir, sein Boot war wesentlich größer als meines und auch stärker motorisiert.
    Also an einem der letzten Oktobertage früh um 5 Uhr sollte es losgehen.
    Als ich am Bootshaus meines Bekannten ankam brannte da schon Licht, die Tür stand auf und laute Flüche drangen aus dieser, etwa so: "sch....Russentechnik !"
    Na was Das wohl wird???
    Vorsichtig betrat ich das Bootshaus, darin ein Mensch mit ölverschmierten Händen, hochrot im Gesicht, vor ihm teilweise zerlegt ein Produkt sowjetischer Motorenbaukunst.
    "Gleich hab ich`s hin !" tönte es mir entgegen "iss der Anlasser!", na gut also der Anlasser.
    "Macht nix wir starten von Hand !" ,also starten wir von Hand.
    Wir bauten das Ding wieder zusammen und starteten von Hand, Haube ab ,Leine rum, kräftig ziehen und schon lief die Kiste, na also !
    Durch die Bauerei waren wir zeitlich etwas in Verzug geraten, aber mein Bekannter sagte "die holen wir alle wieder ein !"
    Raus aus dem Schuppen und Vollgas Richtung Paulsdamm, da war der Treffpunkt.
    Der See war ziemlich rauh an diesem Morgen, wir hatten Nordwestwind.
    Nach wenigen Minuten waren wir klatschnass, die Gischt kam über Kajüte und Windschutzscheibe, macht nix Vollgas bleibt stehen ! Und tatsächlich holten wir Einen nach dem Anderen ein von denen die pünktlicher losgekommen waren.
    Inzwischen waren wir im windgeschützten Bereich kurz vor dem Paulsdamm angekommen das Boot glitt sanft über die kleinen Kräuselwellen, schöner Moment.
    Kurz vor der Kanaleinfahrt Gas weg und langsam rein, plötzlich fing der Motor so komisch an zu Husten, "da iss bloß ein Popel an einer Kerze, hat er manchmal wenn er länger gestanden hat, das vergeht !" Na gut wolln wir das mal glauben.
    Der Motor lief weiter und hüstelte nur noch selten, also ein Liegeplatz gesucht und festgemacht.
    Nach der allgemeinen Begrüßung folgte noch ein bisschen organisatorischer Kram und Starnummern wurden ausgegeben.
    Nichts wie zurück zum Boot, die Zeit lief, überall dröhnten die Motoren und Boote stürmten dem Außensee entgegen.
    Die Haube runter, Leine rum und kräftig gezogen und.....hust....peng....schnauf....Ruhe!
    Kerzen raus, Drahtbürste, Kerzen putzen und wieder rein mit den Dingern.
    Leine rum ,kräftig ziehen.......peng.....hust.... peng......Ruhe!
    Eingehendere Studien an der sowjetischen Motorbaukunst ergaben :Bruch eines Membranventils........ganz große Sch.......!
    Aufgeben ? Niemals !
    Schleppen lassen ? Das erübrigte sich es war keiner mehr da zum Schleppen.
    Wenige Augenblicke später sah man zwei unentwegte Gestalten am Bug des Bootes sitzen ,einer rechts der andere links und mit kräftigen Schlägen der Paddel Dieses in Richtung Außensee zu bewegen.
    Wir hatten wie schon gesagt NW-Wind also fast genau Gegenwind und der Kahn war groß und bot dem Wind viel Angriffsfläche, nach etwa 250 Metern war der Kanal zu Ende ,wir auch !
    Jetzt hatten wir den vollen Wind gegen uns und dazu noch die Wellen, so sehr wir auch paddelten wir gewannen kaum Raum, vorne auf der Steinpackung der Kanalausfahrt saß ein Angler....grinsend !
    Dem Winddruck nachgebend kämpften wir uns rechts neben die Kanaleinfahrt in eine flache Bucht.
    Erstmal den Anker rein und verschnauft und ein bisschen geflucht.
    Die Anderen waren schon längst weit draußen auf dem See und zogen sicher einen Meterhecht nach dem anderen an Bord.
    Och, dachte ich lass uns wenigstens mal so tun.
    Ruten raus und losgesponnen, zwei Würfe gemacht und schon zitterte was an der Rute, na ja wenigstens ein Barsch. Aber was für einer über 2 Kg ! Und in seinem Gefolge kamen noch drei vier andere mit.
    Aber die bissen dann doch nicht mehr. Nach zwei Stunden ohne Fischkontakt hatte der Wind nachgelassen und wir verlegten uns so ca.100 Meter weiter.
    Kontakt ! In kurzer Folge wanderten 5 Hechte ins Boot, keine Riesen, so 2 - 2,5 kg aber immerhin dann Ruhe, nochmal 50 Meter weiter wieder ein paar Hechte und ein paar kleinere Barsche. Dann war die Zeit rum und wir mußten zurück.
    Anker hoch und mit leichtem Rückenwind zurück in den Kanal.
    Wir waren uns im Zweifel ob wir überhaupt zum Wiegen gehen sollten, man will sich ja nicht blamieren.
    Langsam füllte sich der Platz um die Waage, neugierige Gesichter überall.
    Wie ich so eine Weile zuschaue stelle ich fest so berauschend waren die Fänge gar nicht die da so zur Waage geschleppt wurden, obwohl einige gute Hechte dabei waren aber keine Giganten.
    Das gab uns dann den Mut doch wiegen zu gehen, immerhin belegten wir den 8. und 10. Platz und bekamen noch einen Sonderpreis für den größten Barsch des Tages und das bei einer Teilnehmerzahl von über 200 Anglern.
    Dann sind wir erstmal betteln gegangen um jemanden zu finden der uns abschleppt was uns auch gelang, denn die 7 Km zurück zu paddeln auch mit Rückenwind wäre uns dann doch zu sportlich gewesen.
    Mir tun heute noch die Arme weh wenn ich an die Sache denke.

    Diese Nachricht entspricht dem deutschen Forenreinheitsgebot von 2005, besteht aus 100 % chlorfrei gebleichten, FCKW-freien, wiederverwendbaren, geschmacksneutralen, nicht genmanipulierten Bits und ist frei von jeglichen Editierungen!©

  • Noch ein paar Anmerkungen zu der Geschichte, das was ich beschrieb liegt etwa 25 Jahre zurück.
    An derartigen Veranstaltungen habe ich eigentlich keinerlei Interesse, damals war es aber die einzige Möglichkeit legal auf diesem See mal die Spinnrute zu benutzen.
    Zu der Anmerkung, lieber am Ufer zu bleiben muß gesagt werden, daß an diesen Seen das Uferangeln nur an ganz wenigen Plätzen möglich ist, da diese Gewässer mit Schilfgürteln oder Flachzonen von teilweise 150m Breite ausgestattet sind und nur vom Boot effektiv beangelt werden können, der beschriebene See ist über 20km lang und durchschnittlich etwa 5-6km breit.

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