mein erster Hecht, etwas andere Story

  • Ich erinnere mich heute wieder daran, als wäre es gestern gewesen.
    Meine Urlaube bei meinen Großeltern in Mecklenburg. Schon im Kindergarten war ich jeden Sommer da, und auch später zu Schulzeiten war ich mindestens 2 Wochen im Jahr dort.


    Die beiden haben einen Bungalow an einem Fluß, ein eigenes Boot. Alles was man sich wünschen konnte.
    Ich glaube ich war gerade 3 Jahre und konnte gerade mal ein Angel halten als mein Opa mir eine Bambusrute zusammenbaute und mir zeigte wie man stippt.
    Einige Jahre später, ich war so 8 oder 9 jahre alt, nahm er mich wieder auf eine längere Angeltour mit, zerbrach mir die Spitze meiner neuen Rute. Ich war so traurig, aber Opa nahm mir die Rute aus den Händen kramte eine Weile in seiner Tasche und zauberte einen neuen Spitzenring hervor. Ich muss erwähnen, dass mein Großvater sehr große Hände hat.
    Ich staunte mit welcher Behändigkeit er diesen Ring anmontierte. Naja 15min nach meinem „Unfall“ konnte ich weiter angeln.
    Dann kamen wir, ich weiß nicht mehr warum, auf seine Kindheit zu sprechen.
    Dieses Gespräch habe ich bis heute nicht vergessen, auch wenn er mir „seine“ Geschichte noch mehrmals erzählte.


    2. Weltkrieg, Opa wohnte damals mit seinen 2 jüngeren Brüdern in Stargard (heute Polen bei Stettin), sein Vater war Offizier der Wehrmacht. Im letzten Urlaub dem sein Vater antreten sollte, am letzten Tag, nahm er meinen Opa zur Seite, gab ihm eine Pistole mit den Worten. „Wenn die Russen kommen, erschiesst du erst deine Brüder und Mama, dann dich!“ Wie groß muss die Angst gewesen sein, die mein Uropa hatte. Als mein Großvater mir das sagte, sah ich einen seltsamen Blick in seinen Augen, so hatte ich ihn bis jetzt nie erlebt.
    Am selben Abend nahm Uropa alle der Familie mit zum Bahnhof, um Abschied zu nehmen. Abschied für immer. Uropa fiel einige Tage später vor Stalingrad.

    Ein Jahr darauf, mein Opa war bei den Pimpfen, kam der bekannte Spruch. „Anglo- Amerikanische Verbände über der Deutschen Bucht.“ Über Funk. Was das heisst weiß ich auch nur aus seinen Erzählungen. Wenn diese Meldung kam bedeutete es, dass er am nächsten Morgen vieler seiner Freunde verloren hat. So erklärte es mir mein Opa. Sein Kumpel, oder „Vorgesetzter“, sagte damals wohl zu Opa er solle nach hause gehen, seine Brüder schnappen (mama inklusive) und abhauen. Was er auch tat. Ein Tag später stand nichts mehr!


    Nach einigen Irrungen, kamen sie schliesslich da an wo sie auch heute noch wohnen (gleicher Ort, andere Wohnung).


    Mit diesen Worten und unter sehr glasigen Augen, beendete er den Monolog, während er seinen 2. Hecht ins Boot zog. Ich selber hatte zwar auch meinen ersten Hecht überhaupt am Haken, aber es überhaupt nicht wahr genommen.


    Viele haben heute als so genannte Idole irgendwelche Promis, aber für mich ist es mein Opa. (Oma auch ;))
    Mein Opa der ehemalige Hauptmann, und immer sehr laute (nicht negativ) Mann, der am Wasser ganz anders war. Der Mann, der mir gezeigt hat, wie man richtig angelt, wie man Fische waidgerecht versorgt und wie man angeln leben und erleben kann.
    Der Mann, der mir die Natur nahe gebracht hat, der mir Biber, Seeadler und Eisvogel zeigte.
    Und nun viele Jahre später (bin ja nun schon 27 ;) ), ist es meine Tochter, die zwar erst 18 Monate alt ist, auf dem Schoß meines Großvaters sitzt. Der mit 75 immer noch so agil ist, dass er hoffentlich in 2 Jahren meiner Tochter das angeln beibringen wird.

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