Es war voriges Jahr,an dem gleichen Gewässer wo die Geschichte mit dem dritten großen Aal in 15 Jahren stattfand.
Mein Sohn(damals 17) hatte ein paar Tage frei und nervte, er wollte unbedingt an diesen See zum Angeln.
Ich war aber gerade dienstlich sehr angespannt und hatte kaum Zeit.
Aber es ergab sich,daß ich in Wismar etwas zu tun hatte und so beschlossen wir,daß ich meinen Sohn auf der Hinfahrt dort gewissermaßen abwerfe und auf dem Rückweg wieder aufsammle.
Also den Angeltrödel ins Auto und ab.
Der See liegt ja direkt an der Straße von Schwerin nach Wismar und ist von dieser Straße sehr gut einzusehen.
Am See also kurz gestoppt und den Sohn "abgeworfen", dann weiter nach Wismar.
So gegen 19 Uhr war ich in Wismar mit meinen Kunden durch und fuhr zurück zum See.
Von Junior keine Spur, nichts zu sehen von der Straße.
Also lief ich langsam um den See herum, nach etwa 200 Metern fand ich seinen Angelplatz, seine beiden Grundruten hatte er aus dem Wasser genommen, die Haken in den Leitring gehängt.
Auf seinem Angelstuhl und auf seiner Gerätekiste lagen seine gesamten Angelpapiere, VDSF-Ausweis, Fischereischein und Landesangelkarte, alles aufgeschlagen und mit Steinen gegen den Wind gesichert, bloß von dem Bengel keine Spur.
Wie ich mir den Angelplatz so angucke bemerke ich Blut, überall Blut.
Mit einem Mal war alles anders, mein Herz raste und ich raste auch um den See, der Bengel war weg, nicht zu sehen von ihm.
Ich kann das Gefühl nicht beschreiben was einen da so überkommt, irgendwo zwischen Verzweiflung und Wut, man weiß nicht was man tun soll.
Ich steh also am Ufer mit rasendem Puls, da tippt mir jemand auf die Schulter, ich dreh mich um, da steht er der Bengel.
Ich mußte mich hinsetzen, mir wurde ganz komisch.
"Was los mit dir, Papi?"
Irgendwie quetschte ich raus :"Das Blut, die Papiere?"
Verdutzt steht der Junge da, die Spinnrute in der rechten und einen 3kg-Hecht in der linken Hand, völlig unversehrt und heil.
"Ach das Blut, haste den Karpfen nicht gesehen? Ich hab den gleich ausgenommen."
Nee, den Karpfen hatte ich nicht gesehen.
Wir latschten zu seinem Angelplatz zurück.
Da lag etwas abseits unter einem Handtuch ein mittlerer Karpfen, die Eingeweide hatte er säuberlich in eine Plastiktüte gesammelt, daher die Blutschmiererei.
"Und was soll das mit den Papieren fragte ich?"
Also das war so, erzählte er, ich sei gerade weg gewesen, da sein schon ein Mann aus dem Bahnwärterhäuschen gekommen und habe sich als Fischereiaufseher ausgewiesen und ihn peinlichst kontrolliert, als der wieder weg war hielt ein Auto, ein Mann kam und kontrollierte ebenfalls, als dieser wieder ging begegnete er einem weiteren Mann, beide begrüßten sich mit Handschlag, dieser andere Mann kontrolliert desto trotz meinen Sohn ebenfalls allerdings auf die unfreundlichste Art, auch dieser entfernte sich darauf hin wieder.
10 Minuten später war der nächste Fischereiaufseher da, dieser soll sehr freundlich gewesen sein und habe meinem Sohn beim Keschern des Karpfens geholfen.
Mein Sohn war nun in der Annahme an diesem Gewässer ein Abonement für ausschweifende Kontrolltätigkeit inne zu haben, um den Vorgang so rationell und zeitsparend zu gestalten legte er seine gesamten Papiere zur Besichtigung aus.
Irgendwie war ihm dann aber langweilig geworden, so holte er seine Angeln ein und tigerte mit der Spinnrute um den See, als ich eintraf muß er wohl den Hecht gerade raus gehabt haben und wollte zurück zu seinem ersten Angelplatz, so kürzte er über den welligen Acker ab und ich konnte ihn dadurch nicht sehen.
Auf der Rückfahrt kam ich ins Grübeln und dachte mir so, es gibt schlimmeres als solche Sorgen, denn bis auf solche Dinger hab ich kaum ernsthafte Sorgen mit dem Jungen.
Kinder, Kinder.....
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klasse story - wie all die anderen auch
ist der "bengel" auch im forum angemeldet ? -
Nein bis jetzt "bengelt" er hier noch nicht rum.
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KLASSE WEITER SO
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Tolle Story!!
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Oh man, das Gewässer wird ja richtig gut Bewacht. Sowas habe ich auch noch nie Erlebt. Hat ja schon was von ner Grenzkontrolle. Und vorallem ist da nix mit in Ruhe mal Angeln und die Natur genießen können. Gute Story Wolfgang. Weiter so! Schmeiß doch noch mal eine Story aus den Ost-Zeiten auf den Markt! Die sind echt immer total Klasse!
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