So nun mal ein Bericht von der Insel Als. Zusammen mit Freundin und unserem Kleinen waren wir zwei Wochen dort, also eher Familienurlaub mit Angelintermezzi.
Gewohnt haben wir im Süden der Insel nahe der Halbinsel Kaegnas in der Ferienhaussiedlung Skovmose. Wie sich herausgestellt hat ein ziemlich guter Ausgangspunkt für einen Urlaub solcher Art.
Mein sehnlichster Wunsch war endlich Mal eine Meerforelle an den Haken zu bekommen. Hinter denen bin ich schon seit fünf Jahren her, eher sporadisch zwar aber irgendwie doch konstant. Mal eine Woche Rügen, verlängerte Wochenenden oder eintägige Anhängsel an Dienstreisen, alles in allem um die 25 Angeltage … ohne Meerforelle. Oft zur falschen Zeit (gerade zu kalt, zu warm, zu viel, zu wenig Wind) oder am falschen Ort oder beides, selten ganz knapp vorbei wie in der Woche Rügen im Februar 2000 als ich mit Zug angereist ohne Auto eine Woche Gewaltmärsche bei Scheißwetter zurückgelegt habe und am letzten Tag ein Typ beim dritten Wurf an einer Stelle, die ich eine halbe Stunde früher ergebnislos beharkt habe einen fetten Brocken Silber rausgeholt hat, dass mir der Mund offen stand.
Trotz aller Erfolglosigkeit fand ich die Küstenangelei immer richtig klasse – die Umstände bisweilen eine Herausforderung, das Wetter hat eigentlich immer für einen klaren Kopf gesorgt und dann die geile Landschaft – Angelei wie sie besser nicht geht.
In den fischarmen Zeiten, die ich an der Küste erlebt, fand ich eins besonders auffallend: die gute Stimmung unter den Anglern. Immer freundlich, sehr oft hilfreich, selten Fischneid – nicht unbedingt was ich aus heimischen Gewässern kenne.
Und dann gabs auch noch richtige Anglerfreundschaften wie Marc-Oliver aus Hamburg, den ich mal am Strand kennen gelernt habe und dem ich ein paar Küstenlektionen zu verdanken habe. Und mit ihm dann auch die ersten Fische – Hornhechte. Aber die Meerforelle wollte immer noch nicht.
Wie dem auch sei der erste Familienurlaub mit unserem 6monatigen Sohn sollte ohne Familienpflicht und Vaterlust zu sehr zu strapazieren auch diesem Fisch gewidmet sein. Da ich bisher weder in einem Forellenpuff noch auf einem typischen Ostseekutter war und beides zumindest mal gemacht haben wollte habe ich neben Spingerät auch für diese beiden Sachen Angelkram eingepackt plus ein bisschen Zeug falls man doch ein Kleinboot mietet, ein tolles Hechtgewässer auftaucht oder der Hafen Sonderburgs immer noch so verlockend aussieht wie zu Kindertagen.
Wegen der geliehenen Dachbox hat dann auch alles samt Kinderwagen ins Auto gepasst.
Wegen des beruhigenden Gefühls würde ich das auch wieder so machen, selbst wenn ich wüsste, dass es tatsächlich außer zum Küstenspinnangeln nur zu einem Kuttertag kommt.
Wie dem auch sei, das Haus war hübsch, die Küche gut ausgestattet und der Strand zum Spazierengehen und Sandessen für den Kleinen nah. Bei anderem Wetter – Nichtanglern würden wohl sagen schlechterem – auch gut zum Brandungsangeln taugen würde, fiel mir zwar auf, war aber nicht so wichtig, weil das Wetter für September ausgesprochen sonnig war. Wenn kein Wind da war, war es sogar richtig warm. Am Strand allerdings war es fast sonnig und windig, für meinen Geschmack zu windig.
Eigentlich wollte ich noch den dänischen Angelschein in Flensburg kaufen, aber anders als in der Anzeige im Rapsbandeführer hatte der Laden Samstag schon mittags zu. Am Sonntag habe ich mir dann unerfreulich viel Zeit auf der Suche nach einer Ausgabestelle verbracht, die tatsächlich Scheine hat. Zwei Campingplätze, die sie auch mal hatten – keine mehr im Angebot. Touristeninfos zu. Nachdem ich zwei Stunden erfolglos rumgekurvt bin, war es mir ehrlich gesagt wurscht. Man fährt wie ein Irrer am tollsten Wasser vorbei und angelt nicht weil es nirgendswo einen Schein gibt. Da ich ohnehin am nächsten Tag einen kaufen wollte … habe ich das erste Mal seit sehr langer Zeit ohne Schein geangelt.
Am nächsten Tag gab es dann einen, allerdings auch nicht im Angelladen, sondern in der Touristeninfo. Keine 20 Euro für eine Jahreskarte und alles geht in Besatz – dass gibt man gerne aus.
Die Angelläden in Sonderburg sind klein, aber gut sortiert. Mir hat P&G in der Fussgängerzone besonders gut gefallen. Neben günstigen Küstenködern und Pilkern gab es den einen oder anderen wertvollen Hinweis ;). Beim ersten Besuch eher moderate Chancenberschreibungen, die zumindest eine erstaunliche Gemeinsamkeit mit Marc-Olivers Als-Beschreibung hatte: „Fisch ist auf Als immer da!“
Ich hatte mir vorgenommen mich auf eher wenige Strände zu konzentrieren, die möglichst ohne allzu lange Anfahrt zu erreichen sind und diese lieber öfter in Augenschein zu nehmen. Ich hoffte so ein paar Strände besser kennen zu lernen und idealerweise im Laufe des Urlaubs effektiver befischen zu können. Die Halbinsel Kaegnas die nur mit einem schmalen Damm mit Als verbunden ist bot sich dafür an.
Dort habe ich insbesondere den Damm auf der Seeseite mit der Ostspitze der Insel sowie ein langes Sandriff namens Kaegnas Faerge häufiger befischt. An ersterem kann man direkt parken, das Riff zum Haff braucht einen längeren Anfahrtsweg. Angesehen habe ich mir auch Kaegnas Ende, dass in Richtung Flensburg liegt, und immer wenn ich da war eher schlechte Bedingungen hatte sowie den Gammelpol auf Als.
Während der ersten Woche habe ich fast jeden Tag meistens Spätnachmittags oder abends ein paar Stündchen geangelt. Wie immer an der Oststee: Wetter, wie es nur an der Küste sein kann, schöne Landschaft und … kein Fisch.
Ab und zu mal andere Angler, alles Deutsche einer auch erfolglos auf Forelle, andere erfolglos in der Brandung. Das Wasser war zu warm und der Wind war stark.
Eine Schrecksekunde gab es … der bekloppte Hund von einem Brandungsanglerpärchen, die sich vor dem Wind in eine Bucht an der Steilküste verkrochen hatten, mochte unsere gepflegte Konversation nicht oder meine heißgeliebte Watbüx zu sehr. Auf jeden Fall hat er auf Kniehöhe zugeschnappt.
Den Magiern der Firma Simms sei Dank und gepriesen sei der unfähige Dentist des Köters: trotz blutiger Schramme und blauem Fleck ist das Teil wasserdicht und unversehrt geblieben.
Glücklicherweise recht frühzeitig hatte ich mich bei dem Captain der Nana, über die ich im Netz gutes gelesen hatte, für eine Ausfahrt angemeldet. Wie sich rausstellte gab es wenig Kuttertouren, die Leute mitnahmen. Die meisten waren immer komplett verchartert, so auch überraschenderweise die Nana als ich morgends ankam.
Ich wurde an ein anderes Boot verwiesen, die Rasmus aus Sonderburg. Während die Nana mit 12 Anglern voll belegt war, waren wir zu fünft, also viel Platz auf dem kleinen Kutter. Gefangen wurde dürftig und wenn dann kleine Fische. Der Kapitän Hans war zunächst fröhlich, später hat er dann wegen des Wetters mehr zu tun gehabt und leider wurden auch die Driften kurz, teilweise viel kurz dass man gerade kurz Grundkontakt hatte. Ab Mittag war der Angelanteil der Tour sehr kurz, allerdings wurde auch die See recht ruppig.
Ingesamt gab es vier mäßige Dorsche an Bord, ich hatte zum Glück einen vergleichsweise guten plus einen Wittling. Ein anderer und ich haben uns durch je ein knappes Duzend Kleinfisch geangelt, bei den anderen gab es generell wenig Bisse. Auf der Nana gab es die gleiche Situation. Lange Gesichter allenthalben.
Die gesamte erste Woche war Ostwind, dies ändert sich binnen einer Nacht und es blies stramm aus west. Nachdem ich wieder erfolglos die alten Plätze bei den neuen Bedingungen besucht hatte und vergeblich den Zugang zu einem anderen Strand gesucht habe, beschloss ich einen Platz, den ich mir nur einmal angesehen hatte, anzusteuern den Gammel Pol. Auf der Fahrt klappert irgendetwas auf dem Dach … voll Panik stelle ich fest, es ist meine Rute!! Glücklicherweise hat sich das gute Stück zwischen Box und Gepäckträger verhakt und 10 km überstanden.
Ich habe dann in den Abend rein geangelt, richtiges Waten war kaum möglich, da es schnell tief wurde und die Wellen zeitweise recht hoch waren. Bei interessanten Stellen vorsichtig rein, ordentlich abangeln, vorsichtig wieder raus und von vorne.
Ich war irgendwann beim Salty von Kinetic hängengeblieben, 12 gr. in einem grellen Design, bei den Wellen und viel Kraut zumindest einigermaßen hängerfrei .
Ich träum so vor mich hin und dann passierts … pamm, Anschlag automatisch, dann fang ich langsam zu denken an und drille bewusster … ich sehe einen Fisch .. eindeutig Forelle .. normale Forellengröße … ich beschließe den Fisch zu keschern und werde langsam echt nervös … kurz vorm Kescher narrt mich das rote Abendlicht kurz und es durchzuckt mich: Scheiße – eine Regenbogenforelle, aber dann beim Abhaken ist eindeutig eine kleine blanke Meerforelle. So mitte dreissig, also ab dafür oder doch Foto … wo ist das Handy …. im Aquasafe … scheißegal schwimm!
Der Fisch taucht ruckizucki ins aufgewühlte Wasser und ich stolpere am Strand rum und schreie wie ein Bekloppter in den Wind. Zuhause treffe ich die Süße, die sofort sieht was los ist, nach zwei Stunden aber langsam zweifelt, ob es eine gesunde Entscheidung war diesem Mann ein Kind zu bekommen, der die ganze Zeit debil grinst und „Ich habe eine Meerforelle gefangen“ murmelt.
Der nächste Tag war ein richtig netter Familientag, mit einem kleinem Stopp im Hafen von Augustenburg. Zum Glück hatte ich eine Ersatzspule und ein paar frisch geshopte Blinker im Auto … im Hafen gibt es Barsch, die ich wie ein kleiner Junge nur mit der Schnur gezockt habe – super!
Am nächsten Tag hatte ich vor die Familie man nicht nur abends zu verlassen sondern schon gegen Mittag. Da der Wind unverändert blies, wollte ich endlich mal im Fjord angeln. Eigentlich wollte ich mir verschiedene Stellen mal ansehen, um zu ganz anderer Gelegenheit mehr Ortskenntnis zu haben. Ein Platz hatte ich ganz oben auf der Liste. Dort kam ich späten Mittag an. Im Fjord war der Wind deutlich schwächer, allerdings deutlich spürbar, das Wasser aber klarer.
Mittlerweile vom Lauf der Kinetics überzeugt nahm ich eine gedecktere Farbe. An einer kleinen Felsnase fing ich an, nach einem guten Duzend Würfen Biss! Zum Anhieb kam ich nicht, schnelle Flucht, ordentlicher Fisch, satter Drill – sicher vierzig! Aber leicht angefärbt – was tun? Ich habe den Fisch abgeschlagen. Mit schlechtem Gewissen, auch jetzt noch. Legal ist es, sein muss es eigentlich nicht, aber es war immerhin die erste Maßige.
Weiterangeln. 10 Meter weiter: Kurzer Stupser .. Weiterkurbeln .. Biss! Schneller Drill, knappe 30er, blank, im Wasser gelöst. Wow, zwei Fische an einem Tag.
Ein paar Schritt weiter dann der Hammer. Ich stehe auf einem Stein und hole ein, dann knapp vor der Rutenspitze ein Schatten, ein Rucken, bevor ich anschlagen kann macht ein mächtiger Fisch eine Kehrtwende und schießt zurück ins Tiefe Wasser! Und ich stehe mit Herzrasen und nassen Händen auf dem Stein! Was ein Monster!
60 hatte die sicher, wenn es ein Hecht gewesen wäre, würde ich mich auf die 70 festlegen – auf jeden Fall ein Brocken. Und zwar ein aggressiver.
Fiebrig werfen, einholen, werfen. Langsam wate ich weiter, erst mal nichts mehr. Es wird ein bisschen krautiger, ich sehe eine Kleine, die will aber nicht.
Dann wieder Kraut – nein – Fisch! Schnell merke ich es ist ein ordentlicher, gibt Gas, zieht Schnur und kurvt herum … eigentlich will ich sie handlanden, aber dann greife ich doch zum Kescher. Im Wasser gelöst und gemessen: 55cm! Schnell ein Foto und zurück.
Kurz darauf noch eine 30. Alles wie im Traum. Ich brauch ne Pause, essen … trinken … Mammamia.
Ich laufe den Strand weiter, die Sonne knallt und angele wie ein Mönch an der Gebetsmühle. Irgendwann kommt mir ein englisches Pärchen entgegen in Badeklamotten. Ich angele die ganze Strecke ab, nichts mehr.
Zurück am Auto steht ein Fliegenfischer, gratuliert, checkt mich ab.
Als er hört das ich eine größere zurückgesetzt hab sagt er nur „Das machen nicht alle Deutschen“ und wird danach richtig gesprächig. Mein schlechtes Gewissen wegen des Gelbtons wischt er weg und meint es sei üblich solche Fische mitzunehmen wenn man einen essen wolle. Die leichte Betonung des „einen“ war auch hier zu hören.
Kurz darauf kommt sein Kumpel. Netter Schnack. Ich krieg Fliegen gezeigt, lerne anglerdänisch und sitze gegen 18 Uhr im Auto – obwohl ich bis open end abgemeldet bin. Kaputt, sonnenverbrannt und durchgeschwitzt und sauglücklich!
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