Also wie ich zu menem ersten Hecht kam,war auch eine recht lustige Sache.
Einen Angelschein hatte ich schon mit 11 Jahren,aber das Raubfischangeln,welches einer besonderen Prüfung bedurfte damals,konnte man erst mit dem 14.Lebensjahr legal betreiben.
Damals waren Spinnköder bei uns ziemlich billig,so kostete ein kleiner Spinner 49 Pfennig,bloß ich habe mich einfach nicht getraut einen zu kaufen,wegen meines Alters.
Also hab ich mir mal so ein Ding angesehen und gedacht,sowas bauste einfach selber.
Es wurde ein absoluter Spitzenspinner,ein Einzelstück,auf das ich noch heute stolz bin.
Wenn man jung ist muß ja Alles möglichst schnell gehen,am besten sofort.
Also zu Hause alles mögliche durchgekramt um etwas geeignetes zu finden.
Wenn ich jetzt so zurückdenke,stelle ich fest,daß ich damals schon die Ansätze zum Minimalisten hatte und schon etwas von Materialsubstitution verstand.
Also ich minimalierte dann eben mal los,als erstes substituierte ich die Drahtachse weg und ersetzte diese durch ein Stück 60er Mono,was gerade so rumlag.
An einem Ende wurde ein Haken angebammelt,ein Einfachhaken mit Öhr natürlich,das war eigentlich keine echte Substitution,sondern mehr Materialimprovisation(damals in der DDR eine gefragte Fähigkeit!) aus Mangel.
Der Körper wurde eins-zwei-fix aus einer Bleikugel und 2 roten Stopperperlen aus Glas hergestellt,was heißt eigentlich hergestellt,also einfach über den Haken auf die 60er fertig.
Nun galt es das Kernstück des Spinners,das Spinnerblatt,mit viel geistiger Arbeit herzustellen,dabei sollte der Aufwand an körperlicher Arbeit so klein wie möglich gehalten werden.
Messingblech war nicht da,Konservendose war zu scharfkantig und viel zu aufwändig.
Nach einer Weile völliger Durchgeistigung fand ich das ultimative Teil!
Dieses komische goldig eloxierte Alublech von einem Schnellhefter mit den 2 Löchern.
Dieses Material schien mir geeignet,erstens waren schon Löcher drinn,sogar 2 Stück,was 2 Spinnerblätter ergeben könnte(Ansätze im Bereich Materialökonomie!),durch diese Materialsubstitution wurden natürlich auch wertvolle Rohstoffe gespart!
Zweitens setzt dieses Material einer gewöhnlichen Haushaltsschere kaum nennenswerten Widerstand entgegen,also minimaler Einsatz an Technik und körperlicher Arbeit.
Oben drauf kam noch ne rote Glasperle,eine Öse in die 60er fertig der Lack.
Mein allerbestes Allroundgerät bestand aus einer Bambusrute,aus einem Blumenladen von 2,50m Länge,mit richtigen,echten Rutenringen aus dem sozialistischen Fachhandel,welche aus verzinktem Stahldraht gezwirbelt waren,der ganze Satz so um 2,50.
Angebunden waren die Dinger mit grüner Wolle,welche ich meiner Mutter wegsubstituierte.Die Lackierung erfolgte mit allerbestem Angelrutenlack(welcher bei Feuchtigkeit milchig wurde!),was der Wollwicklung die Kratzigkeit eines Scheuerschwamms verlieh.
Am Griff nun tronte das Traumstück zahlreicher Jungs im Alter von 6-12 Jahren,eine goldfarben eloxierte Alublechrolle welche sagenhafte 7,- kostete(mein Sohn fand sie neulich wieder,irgendwo im Keller).
Darauf natürlich Markenschnur was sonst! 20er Leska,Tragkraft 1,8kg.
Die Erprobung fand natürlich wie bei allen großen Erfindungen und Konstruktionen im geheimen statt,man kann aber auch behaupten ich hätte das aus Angst gemacht erwischt zu werden,böse Zungen behaupten sogar aus Angst vor der Blamage.
Aber mit Nichten!
Die Erprobung war natürlich kompliziert und bedurfte der Vorbereitung,sowas schmeißt man ja nicht einfach irgendwo so ins Wasser.
Auch bedurfte es einer gewissen Optimierung des Wurfstils,mit einer Stationärrolle kann das ja jeder,aber mit meiner Blechrolle sah das schon anders aus.
Irgendwie ging das aber doch,so mit Schnur abziehen und so,aber die Einholgeschwindigkeit war bei dem kleinen Rollendurchmesser natürlich extrem langsam.
Also wendete ich eine Technik ähnlich wie beim Fliegenfischen an und holte die Schnur mit der Hand ein.
Die erste scharfe Erprobung verlief furios,beim ersten Wurf zappelte ein Barsch an dem Superspinner,der zweite Wurf strafte dann alle Zweifler Lügen.
Ein kurzer harter Hieb gleich nach dem Eintauchen des Spinners und nach meisterlich geführten Drill lag er am Ufer,der Gigant,die Bestie,der Hai des Süsswassers,Esox lucius mindestens 50cm lang! Ein wahrer Recke seiner Art,1200000 Milligramm schwer!
Es gibt Leute die behaupten,meine Jubelschreie seien von Klein Laasch an der Elde bis nach Neustadt Glewe(5km weiter) zu hören gewesen,was natürlich völlig abwegig ist!