Mit der Fliege am Mühlbach

  • Als ich vor ein paar Tagen mit der Spinnrute beim Mühlbach ankam bemerkte ich dass wie jedes Jahr eine Schleuse für eine Woche zugedreht war. Ich stand auf der Brücke und schaute in das halb vertrocknete Flussbett .Das verbleibende Wasser war höchstens knietief.

    Das hat den Vorteil dass man praktisch alle Fische sehen kann. Lieber wäre es mir aber wenn man das nicht sehen würde. Ich entdecke nur einen Schwarm kleine Schneider und ein paar Aitel, allerdings keiner größer als 20cm. Nichteinmahl die Forellen vom Frühjahrsbesatz sind noch da. Traurig!
    Noch vor drei Jahren war das ganz anders. Von der Brücke aus konnte man riesige Schwärme von Lauben und Schneidern sehen, darunter Gründlinge und Koppen, unter den Büschen am Ufer hielten sich größere Aiteln und Haseln auf, beim Wehr war ein Schwarm Barben und einige Brassen und sogar einen Hecht konnte man sehen. Aus einem Nebenarm retteten wir Barsche, Zander, Hechte und viele verschiedene Weißfischarten vor dem vertrocknen indem wir sie aus den immer kleiner werdenden Schlammpfützen in den Hauptarm setzten.
    Warum die ganzen Fische verschwunden sin weiß ich nicht.
    Doch zurück zur Gegenwart:
    "Wenn ich schon da bin dann mach ich auch ein paar Würfe", denke ich mir. Ich montiere einen kleinen Wobbler und steige ins trockene Flussbett. Plötzlich sehe ich etwas. Eine ca.30cm langes Etwas das fast bewegungslos unter einem überhängenden Baum steht. Forelle! Es gibt also doch noch eine. Allerdings kann ich sie an diesem Tag nicht zum Anbiss verleiten. Entweder sie steht unter einem Baum, sie ignoriert meinen Köder oder sie flüchtet vor ihm. So geht das eine halbe Stunde dahin. Suchen, anwerfen, suchen, anwerfen,..... . Als es dunkel wird fahre ich nach Hause. Am Sonntag will ich wieder zum Bach. Diesmal aber mit der Fliegenrute. Ich muss dazu bemerken dass ich kein guter Fliegenfischer bin. Da das Wasser allerdings so seicht ist und man die (wenigen)Fische sieht erhoffe ich mir trotzdem ein oder zwei Aiteln. Zuvor habe ich im Mühlbach noch nie etwas mit der Fliege gefangen, probiert hätte ich es aber oft genug. Also stand ich am Bach und montierte eine schwarze Nassfliege. Diese zeigte aber keine Wirkung auf die Aiteln. Etwas Kleineres musste her. Ich hatte noch eine kleine gelbe Nymphe die am ehesten einem Bachflohkrebs ähnelte, von denen es hier genug gibt. Ich warf sie in den kleinen Schwarm und nach ein paar Würfen kam der erste Biss, den ich versaute. Genauso wie den zweiten. Beim dritten schlug ich dann richtig an und der Haken saß. Der kleine Aitel von 15-20cm war schnell beim Ufer und nach ein paar Fotos durfte er wieder schwimmen.

    Im Laufe von einer Stunde fing ich noch zwei Aiteln.

    Auch die Forelle sah ich wieder. Leider ignorierte sie auch diesen Köder. Am Montag wollte ich es erneut versuchen. Wieder mit der Fliege. Die kleine gelbe Nymphe montiert und los gings. Die Aiteln wollten aber nichts mehr von ihr wissen. Sie zeigten sogar Angst vor ihr. Anscheinend hatten sie sich die negativen Erfahrungen die drei von ihnen mit ihr gemacht hatten gemerkt. Dann wollte ich wieder die Forelle beangeln. Da ich ihre Standplätze schon kannte hatte ich sie relativ schnell gefunden. Auch heute zeigte sie keine Reaktion auf die Fliege, bis ich sie durch einen misslungenen Wurf verscheuchte. Sie floh unter die Brücke. Ich folgte ihr und warf ihr ca.20 mal die Fliege direkt vor die Nase. Nichts. Fliegenwechsel. Ich tausche die Nymphe gegen eine Schwarze Nassfliege und gehe wieder unter die Brücke. Die Forelle ist weg. Ich mache aber trotzdem ein paar Würfe und fange einen Schneider.

    Dann mache ich mich wieder auf die Suche nach der Forelle, doch ich kann sie nicht finden. Also wieder zurück unter die Brücke, und richtig, da steht sie. Der erste Wurf sitzt. Die Fliege treibt 30cm vor der Forelle vorbei, diese macht einen kurzen Flossenschlag und inhaliert sie. Der Anhieb sitzt. Der Fisch wehrt sich sehr kräftig. Ich muss ihn unter der Brücke herauskriegen weil sich dort einiger Müll angesammelt hat den irgendwelche A********** hineingeworfen haben. Vor zwei Jahren lag sogar ein ganzer Bankomat im Bach. Der Drill geht weiter. Ich bringe die Forelle trotz heftiger Gegenwehr ins freie Wasser wo sie an der Oberfläche weiterkämpft. Gerade kommen zwei Spaziergänger über die Brücke. Fasziniert dass in dem Rinnsal größere Fische sind bleiben sie stehen und beobachten den Drill. Einer von ihnen holt freundlicherweise sogar meinen Kescher, den ich natürlich nicht zur Brücke mitgenommen, sondern bei meinem Rad liegengelassen habe. Als mit dem Netz da ist glaube ich der Fisch ist bereit zur Landung, doch dem ist nicht so. Noch drei, vier mal flüchtet er kurz vorm Kescher, dann kann ihn der freundliche Spaziergänger keschern.

    Da die Regenbognerin das Mindestmaß locker überschreitet schlage sie ab.
    Als sie noch im Wasser war hatte ich sie auf 30cm geschätzt, doch eine Messung ergibt 39cm. Im Wasser sieht alles anders aus.

    Beim Ausnehmen entdecke ich eine unverdaute Koppe im Rachen der Forelle.

    Eine echte Raubforelle die sich an ihre Umgebung angepasst hat. Ich mache noch ein paar Fotos und fahre nach Hause.

  • Petri von mir.
    Nette Story, gut geschrieben und ich freue mich für Dich das Deine Mühe und Dein Durchhaltevermögen belohnt worden sind.


    Es ist immer das selbe bei Leuten die nie was fangen, sie versuchen es nicht lange genug.


    Wer durchhält wird eben oftmals belohnt.


    MFG... Udo

  • Zitat von saaler-mühle angler

    schade das du sie abgeschlagen hast wenn es die einzige dort war :cry:


    Hätte wenig Sinn gehabt sie wieder reinzuwerfen. Bei einer Bachforelle hätte ich mir das ganze zweimal überlegt, aber bei einer Refo die wahrscheinlich im Frühling gesetzt worden ist :roll:

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