Bei unserem letzten Angelurlaub, der uns vier Angelkameraden in den hohen Norden Norwegens führte, hatten wir, leider anders als erwartet, ein einschneidendes, besser gesagt ein finales Erlebnis.
Ihr werdet die Geschichte nicht glauben, aber die frischen Gräber, die Ihr an der Nordseite des höllischen Fjordes vorfinden werdet, werden Euch eines besseren belehren.
Am letzten Tag unserer Nordland-Excursion hatten wir beschlossen, mit Naturködern gezielt auf kapitalen Heilbutt zu angeln.
Wir fuhren mit unserer Nussschale, angetrieben mit einem Außenbordmotor, in den frühen Morgenstunden weit hinaus auf den Fjord. Die zurückzulegende Strecke war lang und würde mit einer Tankfüllung gerade zu bewältigen sein.
Die Wassertiefe lag an der geplanten Angelstelle laut Seekarte bei weit über 300 Metern.
Unsere Ausrüstung bestand aus schweren Hochseeruten, überdimensionalen Multirollen gefüllt mit einem halben Kilometer geflochtener 60er, die Haken bestückt mit 2-pfündigen Köhlern und damit das ganze auch ordentlich auf Grund geschickt werden kann, beschwert durch Bleie im Kilobereich.
Ebenfalls wie Blei hingen die Wolken an diesem Morgen gespenstisch zwischen den Steilwänden des Fjordes und erreichten fast die Wasseroberfläche, die dunkel und bedrohlich unter unserem Bootsrumpf schwappte.
Wir ließen die ersten Montagen über die Bordwand gleiten und dank der Gewichte schossen die Köder ins Bodenlose.
Wir bemerkten bald, dass die Drift im Unterwasserbereich des Fjords viel zu stark war und unsere Angelschnüre statt senkrecht nach unten immer mehr diagonal vom Boot wegdeuteten. Das Resultat war, dass wir den Grund nicht erreichten.
Jetzt war guter Rat teuer! Noch mehr Gewicht an die Montage hängen wäre nicht sinnvoll gewesen, da sich der seitliche Druck auf die Montage dadurch noch erhöhen würde.
Der Drift durch Motorkraft entgegenzuwirken erledigte sich allein mit einem Blick in den ca. halbvollen Tank.
Einem von uns, wer es letztendlich war weis ich nicht mehr, kam der im nachhinein gesehen unheilvolle Gedanke, an unseren Anker einen im Staukasten des Bootes liegenden, robusten Seesack zu binden, die 50m Ankerschnur am Bug fest zu vertäuen und das ganze in der Tiefe wie einen Treibanker zu nutzen.
Gesagt - getan! Wiederum sauste eine Montage, in diesem Fall unser Provisorium in die Tiefe. Die Ankerleine war beinahe komplett ausgebracht, als sie plötzlich für einen Augenblick stillstand.
Wir sahen uns verblüfft an, hatten jedoch keine Zeit mehr uns über diesen merkwürdigen Vorfall Gedanken zu machen.
Im nächsten Augenblick riss etwas die letzen beiden Klänge des Seils aus meiner Hand und unser Boot wurde ruckartig in Bewegung gesetzt.
Wir stürzten heillos übereinander, ein Teil der Ausrüstung ging über Bord, der Rest verteilte sich auf dem Boden unseres Bootes, das mit tiefer Nase durch das Wasser pflügte.
In Panik schossen mir alle möglichen Gedanken durch den Kopf und sie fokussierten sich auf eine einzige mögliche Lösung: die Ankerleine musste gekappt werden!
Ich versuchte vergeblich, zwischen meinen Angelkollegen und dem Durcheinander der verstreuten Ausrüstung ein Messer oder etwas ähnliches zu finden - jedoch vergeblich!
Ich robbte mit schmerzenden Rippen vor zum Bug und hoffte, den Knoten öffnen zu können, jedoch der Zug auf dem Ankerseil war so enorm, dass die Hanfwindungen in hohen Tönen sirrten.
Ich bemerkte mit nacktem Entsetzen, dass sich die Nase unseres Bootes unaufhaltsam Richtung Wasseroberfläche senkte, dann diese leicht durchbrach und schlagartig Wasser in das Boot schaufelte.
Meine letzten Gedanken die ich im Angstgeschrei meiner Kameraden sammeln konnte waren, dass es sich niemals um einen Fisch handeln konnte der versehentlich den Anker nebst Seesack genommen hat - wir mussten ein U-Boot gehakt haben, dass sich gerade unter uns durchbewegt hatte und das jetzt, ohne unsere Nussschale im Schlepp zu bemerken, scheinbar tiefergelegene Wasserschichten aufsuchen will!
Jetzt wollt Ihr natürlich wissen, wie wir uns aus dieser brenzligen Situation retten konnten?!
Leider überhaupt nicht. Unser Boot ist mit Mann und Maus gesunken und ..... -
wir sind alle Vier, ohne Ausnahme, ertrunken!
Gruß,
Peter