Ich kuck ja manchmal nicht nur ins Blinker-, sondern auch ins Fliegenfischerforum. Dort sucht derzeit jemand Ersatz für Haare vom Widderhoden, weil die laut seiner Bindeanleitung für eine Tups Indispensable benötigt werden. Ich bin ja beim Fliegenfischen und Fliegenbinden noch ziemlich neu und unerfahren, aber dieser Heckmeck mit den Haaren finde ich etwas übertrieben. Spielt das wirklich eine Rolle, dass das Nymphenschwänzchen aus der Augenbraue einer schwangeren Bisamratte stammen muss oder reicht es nicht einfach aus, wenn beim Dubbing die Farbe in etwa stimmt ?
irritiert
der Dorfener
Widderschamhaardubbing
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Zitat von dorfener
[...[Spielt das wirklich eine Rolle, dass das Nymphenschwänzchen aus der Augenbraue einer schwangeren Bisamratte stammen muss oder reicht es nicht einfach aus, wenn beim Dubbing die Farbe in etwa stimmt ?
irritiert
der DorfenerWas für eine Formulierung... ich hau mich weg!
Meiner bisherigen Erfahrung nach ist Improvisation beim Fliegenbinden mit das das Wichtigste... Und wenn der Schwanz einer Red Tag nicht aus roter Wolle, sondern in Ermangelung einer solchen aus Dubbingfaden besteht, dann ist mir das persönlich ziemlich wurscht... Hauptsache die Fische mögen es!
Gruß
Bonefish -
Zitat von dorfener
Spielt das wirklich eine Rolle, dass das Nymphenschwänzchen aus der Augenbraue einer schwangeren Bisamratte stammen muss ....
Ja absout, es muß auch noch mit der linken Hand, bei Vollmond einer freilaufenden Bisamatte ausgerissen werden !!!
Es ging ja in dem Forum bei der Anfrage darum Ersatzmaterialen zum Binden von "Tups Indispensable" zu finden.
Nun ist es einfach so, daß manchmal Fliegen nach den alten Orignalbindeanleitungen gebunden werden sollen.
Dabei tauchen dann manchmal derartige Materialien auf wie eben "Tups", was nun tatsächlich das Haar von Widderhoden beschreibt.Nun wird natürlich kaum jemand mit einem Rasierapparat hinter einem armen Schafbock herlaufen........
Die alten Originalbindeanleitungen entstanden ja zu neiner Zeit in der die heutigen, oft synthetischen Materialien unbekannt waren.
Solche Fliegen, nach Originalanleitungen werden auch oft nur aus rein handwerklicher Freude gebunden, weniger zum Fischen.
Zum Thema kunstvoller Lachsfliegen, bei denen oft Federsegmente verschiedener Federn zu einer zusammengesetzt werden, schrieb mal irgendein berühmter Fliegenbinder/fischer sinngemäß:
"Der Fang eines Lachses ist eine kultische Handlung und bedarf eines entsprechenden Opfers(die kunstvolle Fliege), wobei zum bloßen Fang dieses Fisches ein Bündel Hundehaare und etwas Flaschenhalsstaniol den gleichen Zweck erfüllen!" -
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Hallo,
ZitatDort sucht derzeit jemand Ersatz für Haare vom Widderhoden, weil die laut seiner Bindeanleitung für eine Tups Indispensable benötigt werden
Also, da muß ich schon sagen: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Ich fragte nach einer Bindeanleitung, die mir genau diese Art von Material erspart. Die original Tups ist heutzutage schon eher als historisches Schaumuster zu sehen.
Generell gilt: Jedes Material, das in Farbe, Struktur, Auflösung, Schwimmfähigkeit etc. den Job macht, kann verwendet werden. Das sture Beharren auf den vorgeschriebenen Materialien ist erzkonservativer britischer Fliegenfischersnobismus
Cheers
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Wobei eines muss man ja aber auch mal sagen...
Wenn Du an den Fluß gehts und einen schönen Fisch fängst... und Du dann gefragt wirst, was für eine Fliege Du benutzt hast.... und dann die Aussage kommt ... so kurz und kapp "Widdersack"
... ich lach mich kringeliech ...
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Meine Meinung ist: Was in Farbe und Materialbeschaffenheit (schwimmend, sinkend...) auch nur in etwa dem Material der Originalbindeanleitung entspricht, kann auch für das noch "klassische" Muster verwendet werden.
Ich habe schon Royal Wulff's gebunden, bei denen ich das Kalbshaar der Schwingen einfach durch weißes CDC ersetzt habe. Das ERgebnis war eine Trockenfliege, die hinsichtlich ihrer SChwimmfähigkeit wohl selbst den Erfinder überzeugt hätte.
Ebenso bin ich dazu übergegangen, bei Trockenfliegenmustern schwarzes, greaues oder braunes Körperdubbing - egal, ob nun in der Bindeanleitung steht: Antron, Hare's ear, black squirrel or what ever else -durch schwarze, graue oder braune CDC-Fibern zu ersetzen, die ich in der Schlaufentechnik dubbe. Das gibt unsinkbare Trockenfliegen - ohne jegliches Fliegenfett.
Der klassische Bachflohkrebspanzer wird mit Raffia gebunden. Ich mag das spröde Zeug nicht und ersetze es durch Kunststoffmaterial, das "magig shrimp foil" heißt. Sieht sogar noch besser aus als Raffia.
Überhaupt: wenn man an die vielen synthetischen Bindematerialien denkt, die die Pioniere des Fliegenfischens noch nicht kannten - wozu würden wir greifen, wenn wir sie nicht hätten?
Würden wir "synthetic sedge wings" durch mit Klarlack gestärkte Damenstrümpfe ersetzen? Oder eben durch Federn?
Würden wir statt Polycelon einzubinden, wieder meisterlich die Muddlertechnik mit Rehhaaren von der Winterdecke pflegen? Würden wir statt mit Holographic-Tinsel wieder mit Monofilschnur rippen?
Würden wir gar - in Ermangelung von Antron - die Schamhaare eines Hammels für Dubbings verwenden? Sogar des Hammels, der da am Bindestock sitzt? -
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Lieber Spessart Räuber,
ich wollte Dir keineswegs auf den Schlips treten. Ich habe doch geschrieben, der Binder suche ERSATZ für dieses Material. Ich habe dieses doch sehr exotische Ausgangsmaterial nur als Anknüpfpunkt für meine tatsächlich ernst gemeinte Frage als Anfänger genommen, inwieweit Werktreue bei Bindeanleitungen eine Rolle für den Fangerfolg spielt. Die Erklärungen von Bonefish, Wolfgang und Reverend zielen ja auch auf diese Frage; danke euch. Widdersackfliege... das wäre mal eine echte Herausforderung bei Jauchs Millionenquiz. Oder lieber doch nicht --- unsere Zunft würde wohl reichlich Hohn und Spott ernten
Nix für ungut & Petri Heil
Dorfener -
Hallo Dorfener,
auch von meiner Seite - sorry für den etwas scharfen Ton - war nicht mein Tag der Donnerstag
Das mit den zum Teil sehr exotisch anmutenden Bindematerial ist teilweise schon comedyfähig. Ich habe einige Fachbücher aus der Britischen Zone. Da stehen Sachen drin .
Cheers
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Passt schon Spessart Räuber, ich hätte meinen Eingangstext auch etwas weniger despektierlich formulieren können. Aber mit Deiner Andeutung hast Du mich neugierig gemacht: Womit haben denn manche Altvorderen bei den Briten ihre Fliegen gebunden, und wo liegt Deines Erachtens der Verdacht nahe, dass sie sich einen Scherz mit den Nachbindern erlaubt haben?
der Dorfener,
der heute seine erste Bachforelle mit der Fliege gefangen hat und sich jetzt freut wie der Schellenober -
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Das von Reverend empfohlene Binden mit CDC klingt interessant, allerdings kann ich mit Schlaufentechnik und dergleichen noch zu wenig anfangen. Gibt es dazu im Netz oder als Buch etwas empfehlenswertes zu lesen? Bei den CDC-Mustern habe ich noch etwas Respekt, denn alle, die ich bislang gesehen habe, waren winzig klein.Und diese Binderei ab 14er Haken überfordert noch ein wenig meine Feinmotorik. Dies war mein erster Fliegenbindewinter. Mit welchen Mustern fängt man an, damit ein bisschen ein Erfolgserlebnis damit verbunden ist? Kann man mit CDC auch diese riesigen, fetten Maifliegen binden, die mit dem gelblichen Körper und den grünen Flügeln. Klar kann man das, aber wie? Diese Sorte schwärmt nämlich in ein paar Wochen hier aus und ich habe ein paar Nassfliegen in gelbgrün gebunden, bin aber nicht so ganz davon überzeugt. Eine Trockenfliege wäre ein Alternative, kennt jemand einen empfehlenswerten Link.
Ich nehm auch gerne einen Link zu einer traditionellen Hechelfliege, hauptsache, ich kann es binden und damit was fangen.
Petri Heil und krumme Ruten
Dorfener -
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Hallo Dorfener,
erstmal Petri zur ersten Fliegenforelle. So wird das was
Zum Thema Bindematerial. Das ist nahezu endlos, zum Teil amüsant. Ich liste mal ein paar nette Sachen auf:
Barthaare von der Bisamratte nach John Goddard
Körperfedern vom Waldkauz Tradition
Hechel vom Wachtelkönig Tradition
Aus:
Das komplette Handbuch Fliegenfischen & Fliegenbinden
Pale Watery #4
Körpermaterial: Hodensack des Hammels , cremefarbenes Seehundfell, gelber Spaniel , karmesinrotes Seehundfell
Das ist die originale Mischung der legendären "Tups Indispensable".
Haar vom Samojeden-Hund Tradition
Das ist ein kleiner Überblick über die in eher traditionellen Bindeanleitungen zu findenden Materialien. Der weiteren Phantansie sind keine Grenzen gesetzt.
Cheers
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Vielen Dank Euch beiden für die prima Links. Spessart, eine Frage noch: Bindest Du diese Kuriositäten tatsächlich aus handwerklichem Vergnügen nach?
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Hallo,
nein, das tue ich nicht. Ich suche dann nach entsprechendem Material mit dem das Muster erstellt werden kann. Die historischen Muster sind größtenteils sehr gut, deshalb immer einen Versuch wert. Das originale Material dafür zu kriegen ist eigentlich fast unmöglich.
Ein typisches Beispiel, was der "Materialwahn" anrichten kann, ist die Geschichte des Jungle Cock. Heißest begehrt bei Lachsfliegenbindern wurde dieses Tier fast ausgerottet. Nur dem beherzten Eingreifen der indischen Regierung ist es zu verdanken, das es die Burschen heute noch gibt. Mittlererweile haben es einige Züchter geschafft, gleichwertiges auf den Markt zu bringen. Immer noch sind diese Federn sehr teuer und können eigentlich durch Kunststoff ersetzt werden. Ich gebe zu, ich besitze auch einen Jungle Cock Balg . Ist einfach was anderes als Plaste.
Cheers
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Nö, für Barsche .
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Hi Leute,
Die Haare der Bisamratte sind keineswegs altmodisch egal von welchem Körperteil es gibt eines der besten Naturduppings das Zeug ist für Nymphen erstklassig und aus den Barthaaren bekommt man tolle Fühler hin !
Tight Lines
Flo -
Zitat von wolfgang
Nun wird natürlich kaum jemand mit einem Rasierapparat hinter einem armen Schafbock herlaufen........
Ich sehe es grad bildlich vor mir, wie sich der wackere Fliegenfischer mit seinem brummenden Braun an den Bock anschleicht... der Böses ahnt... und sich dann schlagartig die Reihung wechselt. So ein Schafbock rammt nicht nur tüchtig, der ist auch elend schnell auf den Beinen!
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