In den Tiefen des Forums bin ich auch folgenden Beitrag gestoßen:
Ich hoffe der Verfasser, übrigens immer noch aktiv, hat nichts dagegen, dass ich diesen "Leckerbissen " nochmals aufwärme !
Ein moderner Karpfenangler nennt sich nicht so. Er ist ein Carper, oder noch besser, ein Carp Hunter. Er geht auch nicht nur ganz banal zum Fischen. Er veranstaltet Sessions.
Überhaupt verbrämt er sein Tun mit allerlei Anglizismen, hauptsächlich um sich vom gemeinen Volk der Posenkieker und Wurmbader zu unterscheiden.
Das schaut dann ungefähr so aus.
Zu Hause hat er mit seiner Boiliegun und seinem Rollingtable geflavourte High Protein Boilies hergestellt. Diese Selfmades sind den Readys natürlich haushoch überlegen, da er sie nach den neuesten Erkenntnissen seiner Specimen Hunting Group gemischt hat. Wer jetzt glaubt, dass der Hunter nun zum Fischen geht, der irrt!
Jetzt wird der Hot Spot vorbereitet und die schönen, für teures Geld gemachten Boilies fliegen ins Wasser.
Am Tage der Session selbst gleicht der Carper einem total überladenen Sherpa. Bepackt mit Carryall, Quiver, Rods, Rod Pod, Bivy, Carp Bed, Unhooking Mat, Bait Canteen, Soundern, Landing Net, Weight Sling, Carp Sack und sonstigen Bergen von Tackle müht er sich ans Wasser, um dort das perfekt Carp Camp zu installieren. Gelegentlich schaut das aus, als wollte der gute Mann dort sesshaft werden. So können ohne weiteres einigen Stunden ins Land gehen, bis alles seinen Platz gefunden hat und eine weitere Ladung Futter per Bait Rocket, Boilie Catty, oder Cobra Feeding Tube gen Horizont verbracht ist. Zu guter Letzt werden tatsächlich die Ruten ausgeworfen, selbstverständlich bestückt mit den ausgeklügeltsten Rigs, an denen optimal mit Dips geboostete Baits baumeln. Perfektionisten schicken ihre hochkomplizierten Montagen gar mit ferngesteuerten Bait Boats auf die Reise. Nur so lässt sich „Karl der Große“ millimetergenau befischen! Die Plätze liegen natürlich mindesten einhundert Meter entfernt. Neueste Studien der Carp Society haben nämlich ergeben, dass Big Carps niemals näher am Hunter stehen.
Endlich kehrt Ruhe ein im Camp. Die Rods ruhen auf dem Pod, die Baitrunner sind auf „Run“ geschaltet, die Swinger in Position. Jede Form des bisherigen Aktionismus ist urplötzlich verflogen. Lange Stunden, ja Tage des ereignislosen Wartens können folgen und oft genug tun sie das auch. Der Carphunter weiß diese Zeit komfortabel zu verbringen. Geschützt vor den Unbilden der grausamen Natur hält er ein Nickerchen auf seinem Carp Bed im wohlig warmen Carp Dome. Einen Biss versäumt er dabei aber nicht. Seine Sounder sind mit der Sounderbox verbunden. Antiquierte machen das mit einem Kabel, wer aber en vogue sein möchte vertraut auf die Errungenschaften der Funktechnik. So gerüstet kann man den Drill gut aufnehmen, vorausgesetzt der Reißverschluss des Four Seasons Sleepingbag verklemmt sich nicht und man legt sich beim Sprint zur Rod nicht in der Dunkelheit auf das Antlitz. Nach dem Niederringen von „Karl dem Großen“, womöglich vom Schlauchboot der Marke „Green Duck“ aus, wird der Fisch nicht etwa schnöde gekeschert. Nein, diese Aufgabe erledigt das Landing Net. Jetzt zeigt sich die wahre Passion der Specimen Carp Hunter. Mit äußerster Sorgfalt wird Karl auf eine butterweiche und angefeuchtete Unhooking Mat gebettet, vom scharfen Boiliehook befreit, die Einstichstelle mit Klinic desinfiziert, das Gewicht in einer Weight Sling genauestens ermittelt, sowie sämtliche Maße akribisch ermittelt. Lassen die äußeren Umstände keine sofortige fotographische Dokumentation zu, wird Karl in einem seidenweichen Carp Sack im Uferwasser zwischengelagert, auch damit er sich von den erlittenen Strapazen erholen kann, aber nur so lange, wie man es unbedingt für nötig hält. Danach wird er mindestens genauso liebevoll und unter der gelegentlichen Selbsteinbringung in das Gewässer released.
Und Schneidertage kennt der Hunter nicht. Er hat Blanks.
ca. 3 Jahre her aber immer noch aktuell.