Trockenfliegen mit upside-down Haken

  • Hallo,


    vor einiger Zeit habe ich in einem Prospekt Trockenfliegen mit einem upside-down angebrachten Haken (Hakenspitze zeigt nach oben, liegt also über der Fliege) gesehen. Im ersten Augenblick sieht das ja relativ logisch aus, weil der Fisch die trockenfliege ja von unten sieht und somit in diesem Fall keinen Haken zu Gesicht bekommt. Die grossen "Renner" dürften derartige Fliegen geschäftlich aber nicht sein. Gibt es dabei vermehrt Fehlbisse ? Über Bericht über eure Erfahrungen damit danke ich im Voraus.


    Grüsse
    Heinz

  • In den meisten Fällen dürfte es nicht zu einer erhöhten Fehlbissrate kommen, allenfalls bei kleinen Weißfischen.
    Da die Fliegen im Normalfall voll eingesaugt werden.
    Selbst sehr sperrige Fliegenmuster, mit steifen, überstehenden Hinterkörpern, wie manche Maifliegenmuster haken ja recht sicher.


    Vor einiger Zeit fand ich mal Bindeanleitungen zu Fliegen, die sich auch mit der Sichtbarkeit des Hakenbogens und der Vorfachspitze beschäftigten.
    Es handelte sich dabei um "umgekehrt" gebundene Fliegen.
    So lag bei diesen Mustern der "Kopf" mit seinem Hechelkranz nicht an der Hakenöse sondern am Hakenbogen, sodaß der Hakenbogen in den Hecheln etwas verborgen war, der Schwanz der Fliege lag nun demzufolge zur Öse, da bei vielen Eintagsfliegenmustern Schwanzfibern eingebunden werden, ging man davon aus, daß das angeknüpfte Vorfach durch die Fibern optisch unauffälliger sei.
    Das mag durchaus so sein, ich habe eine Zeit lang derartige Muster versucht, sie fingen nicht besser, zumindest empfand ich es nicht so, allerdings waren sie umständlicher zu binden, was mich bewog wieder zu der gewohnten Bindeweise zurück zu kehren.

    Diese Nachricht entspricht dem deutschen Forenreinheitsgebot von 2005, besteht aus 100 % chlorfrei gebleichten, FCKW-freien, wiederverwendbaren, geschmacksneutralen, nicht genmanipulierten Bits und ist frei von jeglichen Editierungen!©

  • Wenn die Fliegen tatsächlich so schwimmen würden, dass der Haken nach oben zeigt. Ich habe vor Jahren mal zwei Upside-down-Muster geworfen (ohne ernsthaft zu fischen). Die Fliege schwamm auf dem Kopf - Hakenspitze im Wasser - vielleicht auch daher der Name...!

  • Zitat von Holger Wulf

    Die Fliege schwamm auf dem Kopf - Hakenspitze im Wasser - vielleicht auch daher der Name...!


    :lol: :lol: :lol:


    Eigentlich logisch - allein schon wegen der Gewichtverteilung >:(


    Gruß,
    Peter

  • Hm...na ja........bei einigen Bindeweisen ließe sich die Upside-down- Schwimmlage schon realisieren.
    Setzt dann allerdings gewisse "aerodynamische" Hilfen voraus, die bewirken, daß die Fliege richtig herum aufs Wasser fällt, sowie eine Behechelung die dann die Schwimmlage stabilisiert, meinetwegen eine breitere Parachutehechel oder ähnliches. Sehr dünndrähtige Haken sollten dann auch Verwendung finden.
    Bei sehr kleinen Mustern sicher schwieriger zu bewerkstelligen.


    Ist allerdings in der Praxis die Frage, ob es wirklich etwas bringt.


    Ich denke auch, daß der Fisch kaum in der Lage ist, einen Haken als solchen zu erkennen.


    Wie der Fisch so eine Trockenfliege sieht ist ja auch wieder eine ganz andere Frage, es gibt da irgendwo, meines Wissens auf einer japanischen Internetseite interessante "von unten"-Fotos treibender Insekten, die einen oftmals kaum erahnen lassen was da tatsächlich langschwimmt.
    Die Ansicht für den Fisch reduziert sich so ziemlich auf die Kontur, auf einen Helligkeitswert eventuell noch auf einen Farbwert, wenn es die Tageslichverhältnisse und der Lichteinfallswinkel hergeben.



    Noch ne kleine langweilige Betrachtung dazu...



    Hier bei uns in M/V ist die Maifliegenzeit eigentlich das Highlight der Trockenfliegenfischerei, um nicht zu sagen, es ist zumindest an einigen Gewässern die einzige Zeit im Jahr um mit der Trockenfliege zum Erfolg zu kommen. Da unsere Niederungsforellen, faul und nahrungsopportunistisch wie sie sind, sich lieber andere Dinge, wie Bachflohkrebse u.s.w. reinschaufeln, als den beschwerlichen und anstrengenden Weg bis zur Wasseroberfläche zu nehmen, so ein halber Meter nach oben kostet ja schließlich Kraft.........


    So werden diese kräfteraubenden Aufstiege an die Wasseroberfläche nur gemacht, wenn es sich wirklich lohnt, dies ist nun hier lediglich bei den Massenschlupfen von Ephemera danica und Ephemera vulgata und oder beiden gleichzeitig der Fall, Schlupfe anderer Arten bleiben meist völlig unbeachtet, höchstens ein paar "Winzdöbel" reagieren darauf.


    So kann ich zum Beispiel überhaupt nicht verstehen, daß einige Fliegenfischer hier unbedingt Muster der Gelben Eintagsfliege(Heptagenia sulphurea) anbieten wollen, die gibt es hier zwar auch reichlich und über die ganze warme Jahreszeit...........ich habe allerdings noch nie beobachtet, daß die Dinger gefressen werden...........
    OK ich schweife ab.........


    Da nun die Maifliege also der Nabel der Trockenfliegenfischerei an einigen Bächen hier ist, an meinem Hausbach auch dreht sich also bindetechnisch bei mir sehr viel um den Nabel.....äh....die Maifliegen...


    So bin ich also ernsthaft bemüht, seit über 30 Jahren die ideale Maifliege zu kreieren. Da sind schon ganz dolle Dinger bei rausgekommen.........
    Bei Blicken anderer Fliegenfischer in meine Fliegendose erntete ich etwa gleichermaßen Bewunderung, Erschrecken, Gelächter.............



    Die kreative Phase beginnt etwa jetzt zu dieser Jahreszeit und das jedes Jahr aufs Neue........


    Heraus kommt jedes Mal ein neuer, abgeänderter Prototyp, der erstmal in Kleinstserie zu 10 Stück vom Band...Bindestock läuft.


    Wenn es dann soweit ist und die diggen Fliechen fliechen.............
    erfolgt der Stapellauf.


    So hatte ich im vorigen Jahr eine CDC-Rehhaar-Variante am Start, die eigentlich unschlagbar hätte sein müssen, allein schon diese Kontur..und erst die Schwimmlage..........traumhaft.



    Nun fand ich gegen Abend eine Stelle, an der 3 recht akzeptable Fische regelmäßig stiegen, ich konnte mich so in die Uferböschung kuscheln, daß ich alle drei von meinem Standplatz/Sitzplatz anwerfen konnte, eine quer rüber, eine schräg stromab und eine ganz ideal schräg stromauf.


    Meine Kreation kam nun also in die scharfe Phase.......ich warf die Fische an, die Fliege schwamm ideal..........blieb aber unbeachtet, die Fische stiegen munter weiter, nahmen frecherweise oft ein natürliches Insekt, daß direkt neben meiner Fliege trieb.
    Da ich mit der Zeit wohl etwas nervöser wurde, zum einen von der Ignoranz dieser dämlichen Fische zum anderen vom ständigen Ändern der Wurfrichtung, kam das was kommen musste, die Fliege blieb einige Male in den hohen Brennesseln hinter mir hängen, zweimal sogar am Koppeldraht.
    Aus den vertrockneten Brennesselhalmen kriegte ich sie durch Zerren am Vorfach wieder los, da ich meine Deckung nicht aufgeben wollte, was die Fische verprellt hätte.
    Nach einer dieser Nessel-Zerrungen kam die Fliege dann stark lädiert zurück, sie war sehr zerzaust, eigentlich völlig aus der Facon....nen richtiger oller Pinsel.........
    Diesen Fliegenlumpi klatschte ich trotzdem nochmal auf Wasser, Lumpi trieb nicht lange, da gab es einen Schwall und weg war er, der Anschlag kam vielleicht etwas spät, was aber nichts machte, der Fisch hing sicher.


    Das Gebilde auf das der Fisch dann stieg, war alles nur keine Fliege mehr, der Bindefaden, der dem Rehhaarkörper die Form gab, war kaputt, der Köpfer hatte sich pinselartig aufgelöst, trotzden löste das Gebilde den Beißreflex aus, die scheinbar so ideale Fliege nicht........
    An solchen Abenden kommt es manchmal zu einem starken Spinnerfall, Spinner sind die eifrig umherflatternden Maifliegen, die nach einer letzten Häutung aus den sogenannten Duns hervorgehen, also in ihrem letzten Stadium in dem sie ihre Eier ablegen und anschließend absterben und dann als "Spent"(mit augebreiteten Flügeln) abzutreiben
    Da dieses Absterben in den Abendstunden recht geballt stattfindet, spricht man halt vom sogenannten Spinnerfall, dann ist die Wasseroberfläche oft übersät mit toten und sterbenden Maifliegen, in kleineren Kehrströmungen bildet sich oft eine richtige "Fliegensuppe".
    Wie bringt man nun einen Fisch dazu, bei diesem Überangebot an Nahrung ausgerechnet die komische künstliche Fliege zu nehmen, die man in der Suppe anbietet?
    Es funktioniert, zumindest oft, die Fliege muß auffallen, sie muß größer als die anderen sein. Oft werden dann Fliegen genommen, die in ihrer Dimension weit über der natürlichen Größe liegen.
    Ich hatte mal bei ener der unter Fliegenfischer üblichen Fliegentauschaktionen am Wasser einige Exemplare riesiger Korkleib-Maifliegen bekommen, der Korkkörper war nahezu 5mm dick und 25mm lang, die Dinger schwammen wie kleine Boote, nachdem sie mit einem gewaltigen Platscher gewassert sind.
    Sie fingen jedoch prächtig, hatten jedoch den Nachteil nur einen Drill zu überstehen, dann war der Korkleib zerkrümelt.


    Nun aber genug der Abschweifungen............obwohl man sone "Korkboote" ohne Zweifel auch Upside-down binden...basteln...schnitzen könnte

    Diese Nachricht entspricht dem deutschen Forenreinheitsgebot von 2005, besteht aus 100 % chlorfrei gebleichten, FCKW-freien, wiederverwendbaren, geschmacksneutralen, nicht genmanipulierten Bits und ist frei von jeglichen Editierungen!©

  • Hallo,


    das mit den USD-Fliegen stammt ürsprünglich aus den USA und wurde von John Goddard und Brian Clarke wieder aufgegriffen. Der Faktor, der zählt, ist, das wenn die Fliege richtig auf dem Wasser landet, sie ziemlich exakt dem Abbild eines Eintagsfliegenimagos auf der Wasseroberfläche entspricht.


    Bindetechnisch braucht so eine Fliege relativ große Flügel und einen sehr dünndrahtigen Haken. Ich bin gerade dabei, diese Fliegenart zu testen, binden kann ich die schon.


    Weiterführende Info's sind in dem Buch: Die Forelle und die Fliege von John Goddard und Brian Clarke nachlesbar.


    Cheers

  • Ein weiterer, sehr versierter Erf(b)inder ist Roy Christie aus England.


    Besonders bekannt für seine "Avon Special"



    Weitere Fliegen von Roy:


    http://www.danica.com/flytier/rchristie/rchristie.htm
    http://www.flyanglersonline.co…ing/fotw2/080904fotw.html
    http://www.bazzflyfishing.com/forum/viewtopic.php?t=216


    Man beachte die Hechel- Technik. Unkaputtbar, genau wie die schützende Mono- Rippung des Abdomens. Interessante Konstruktionsprinzipen allemal. Wenn richtig gebunden landen sie auch richtig.


    Roy ist ein sehr netter Mensch, der einem gerne alle Details seiner Fliegen erklärt. Ich hatte das grosse Vergnügen zusammen mit ihm auf der diesjährigen Messe in Stockholm zu binden. Wichtiger Bestandteil seiner Philosophie ist dass er das Vorfach verbergen möchte. Daher sollte man es seiner Meinung nach immer entfetten.


    Die ersten Erwähnungen so-genanter USD (Upside Down) Fliegen gab es wohl schon weit früher. In Colonel Robert Venables Buch, The Experienced Angler von 1662 ist da schon die Rede von. Das Prinzip konnte sich aber nicht so wirklich durchsetzen.


    Neuer Entwicklungen von Fliegen mit versunkenem Abdomen scheinen da fängiger. Dies liegt daran dass der Fisch den Körper einmal versunken und zum zweiten in der Oberfläche gespiegelt sieht. Solch ein optisches Muster kommt nur bei einem Insekt vor. Ein Stückchen Holz oder andere Dinge die so auf dem Wasser treiben werden wohl nur im alleräussersten Zufall so aussehen. Ich persönlich bevorzuge allerdings die Klinkhamer Variante.


    Nächstes Bild zeig einen realistisch gebundenen Maifliegen Emerger von Ulf Hagström. (http://www.artonhook.com) Die Spiegelung ist da schön zu erkennen.



    Frohes Binden :-)

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