Achtung! langatmig, abschweifend und angeberisch! Ganz ohne Karpfen!!! Also völlig fehl am Platze!
Also mein coolster Drill, im wahrsten Sinn des Wortes liegt etwa 2 Jahre zurück.
Es war die ganze letzte Zeit schon recht cool gewesen, ich meine die Temperaturen waren recht niedrig, tagsüber um 0°C und gegen Abend wurde es schon manchmal frostig.
Gut ausgerüstet mit passender Kleidung und Thermostiefeln ließ sich das Wetter aber gut ertragen, war es doch trocken und windstill.
Mein Sohn und ich waren schon etliche Stunden unterwegs, jeder benutzte eine Seite des Gewässers, irgendwie lief es aber nicht richtig, die ganze Zeit keine Kontakt, auch keine Fischsichtung.
Wir hatten schon alles durch, sämtliche Farben und Größen die die Fliegenbox hergab, sämtliche Tiefenbereiche hatten wir abgesucht, es war aber scheinbar nichts zu machen.
Ich entschloß mich zu einem letzten Versuch, am Ende der Strecke, unmittelbar vor Beginn der Schonstrecke war ein sehr tiefes Loch, ich lief daher zu Auto zurück um die "Brechstange" zu holen.
Bei der Brechstange handelt es sich um eine Fliegenrute AFTMA 9 in 3,00m Länge, nicht das man an dem Gewässer ein derartiges Gerät benötigt, aber auf der Rolle befand sich eine 9er Sinktip und ich wollte ja ganz tief runter, mit der Schwimmschnur klappte das nicht so, obwohl ich das Vorfach schon auf über 5 m verlängert hatte.
Also den Knüppel gegriffen und in Richtung des tiefen Lochs gewandert, zu meiner Überraschung saß dort ein Angler, der es auf Quappen abgesehen hatte, er hatte ein kleines Biwak aufgeschlagen und sah nicht so aus als ob er demnächst die Stelle räumen würde.
Nun gut, ich bezog etwa 30m von ihm Stellung und begann den tiefen Gumpen auszufischen.
Wie schon gesagt es war recht cool, was die Temperaturen angeht, beim Einstrippen der Fliegenschnur rollte sich das Eis immer schön am Daumennagel der Rutenhand ab und bei jeden 3. Wurf blieb die Schnur stecken weil der dicke Belly nicht durch die vereisten Ringe passte.
Das Eintauchen der Rutenspitze brachte eine gewisse Abhilfe, die immer wieder propagierten Mittelchen wie Glyzerin, Labello-Lippenstifte und so weiter sind meiner Erfahrung nach mehr Augenauswischerei als eine echte Hilfe, da sie durch die Fliegenschnur im Handumdrehen abgestreift werden.
Langsam fing es an zu dämmern, kein Lüftchen bewegte sich, auf dem Wasser bildeten sich bereits kleine Schlieren hauchdünnen Eises.
Plötzlich kurz vor dem Ausheben der Schnur hielt jemand am anderen Ende fest, der Anhieb kam automatisch, aber vorsichtshalber nur sehr schwach dosiert, die Antwort war ein starker Gegenhieb und eine lange nicht bremsbare Flucht, stur auf die ausgelegten Ruten des Quappenanglers zu, der Quappenangler hatte es schon mitbekommen und sah mich finster an. "Halt den Fisch bei dir, ich nehm meine Ruten nicht raus!" tönte es herüber.
Dem Fisch war das natürlich völlig Banane, hätte mein Sohn gesagt.
Während der Fisch weiter in Richtung der Grundruten zog, kam es zu einem kurzen Augenkontakt zwischen mir und dem Quappenangler, und plötzlich, man mag es garnicht glauben holte er seine Ruten ein.
Ich schickte ein kurzes freundliche "Danke!" hinüber und begann dem Fisch am Ufer zu folgen, der Fisch zog immernoch auf die tiefste Stelle des Gumpens zu, genau vor den Angelplatz des Quappenanglers.
Dort stellte er sich ein und machte nur kurze halbkreisförmige Fluchten, ließ sich aber nicht vom Gewässergrund lösen, so ging es immer ein paar Meter hin und her, es war inzwischen schon recht dunkel geworden, da stellte ich fest wie meine Schnur die Wasseroberfläche recht eigenartig durchschnitt, immer so komisch ruckartig, erst nach einer Weile realisierte ich, daß es sich um das dünne Oberflächeneis handelte.
Der Quappenangler stand die ganze Zeit wortlos hinter mir, dann kramte er in seiner Tasche und kam mit einer Taschenlampe direkt ans Ufer.
Langsam erlahmte der Widerstand des Fisches, ich gewann immer mehr Schnur, dann war der Fisch in Ufernähe und schüttelte hart mit dem Kopf, daß einen ein ungutes Gefühl überkam, das Vertrauen auf ein 20er Vorfach hat schließlich seine Grenzen.
Inzwischen war es ganz dunkel, der Quappenangler gab mir Beleuchtungshilfe und fingerte nach seinem Kescher, auf mein Bitten ließ er jedoch davon ab seinen Kescher ins Wasser zu bringen, das wollte ich lieber selber machen, der Fisch war jetzt ganz in Ufernähe und im Lampenschein gut zu sehen, halbquer folgte er dem Zug der Leine, einen Meter vor mir kam dann noch eine kurze schnelle Flucht, dann stand der Fisch im Flachwasser Kopf, die Schwanzflosse ragte aus dem Wasser, das war das Zeichen, der Drill war zu Ende, alles weitere ging ohne Probleme.
Also zumindest fast, als erstes ging der Kescher nicht ins Wasser weil schon ganz dünnes Randeis war, was man im Schein der Lampe nicht sah, dann musste ich noch einen Schritt ins Wasser machen, eigentlich kein Problem, aber dann kam es, der Fisch war im Kescher, die Stiefelsohlen waren nass, das Gras mit Reif überzogen und ich mußte das Wasser rückwärts verlassen, weit kam ich nicht nach 2 Schritten rutschte ich weg, und fiel auf den Rücken, dabei mit dem Hintern in einem leicht vereisten Schlammloch landend, es muß ein herrliches Bild gewesen sein, so mit vom Körper weggestreckter Angelrute, wie eine Schildkröte auf den Rücken.
Der Quappenangler hat aber nicht gelacht, er hatte wohl Angst, daß ich in seine Gerätschaften stürze.
Nach dem Versorgen des Fisches ging ich langsam zurück zum Auto, dort wartete schon mein Sohn mit stolzgeschwellter Brust und zeigte auf eine recht stattliche Regenbogenforelle von ca. 3kg, da ich aus dem Dunkel kam hatte er meinen Fisch noch nicht gesehen, amüsierte sich aber über meine schlammverschmierte Kluft, verstummt aber beim Blick auf meinen Kescher,ihm entfleuchte ein "Cool!" diesmal hatte ich ihn geschlagen, fast so vernichtend wie er das oft mit mir macht, 8 kg wog meine Forelle wie das Wiegen zu Hause ergab.