Vatertag – endlich darf ich ihn richtig feiern und muss ihn nicht als „Herrentag“ tarnen.
Seit Jahren treffe ich mich mit Angelkollegen an unserem Vereinssee zum Nachtangeln, meist die ganze Nacht.
Deshalb: Liege ins Auto, Angelzubehör -auf das Nötigste beschränkt-, Schlafsack kann auch nicht schaden, soll ja kalt werden heute Nacht und los geht’s. Komisch, irgendwie hatte ich meinen Kombi größer in Erinnerung, obwohl ich nur das wirklich Notwendigste eingepackt habe.
Los geht’s, schnell noch von Frau und Sohn mit den Worten „Komme erst morgen wieder heim“ verabschiedet, eine gute Stunde Fahrt liegt nun vor mir.
Am Gewässer angekommen und die erste Feststellung ist : Mist, es regnet noch immer, auch wenn es inzwischen etwas nachgelassen hat.
Was mir gleich auffällt:
Die Ente die seit Wochen gebrütet hat, hat inzwischen 8 Küken – wie süß.
OK, die Tür schnell aufgeschlossen und in Windeseile die Ausrüstung ins Trockene gestellt, Auto verschlossen und jetzt erstmal einen ruhigen Einstand in den Vatertag – ein kühles Blondes.
Die zweite Feststellung lautet: Das Bierchen ist richtig schön temperiert, klasse gekühlt. Außerdem steht es zu Hause im Kühlschrank. Aber macht ja nichts, die Kollegen werden bestimmt bald auftauchen, dann werde ich eben von ihnen zu dem ein oder anderen Schoppen eingeladen – hoffentlich kein Original Oettinger.
Vorsichtshalber rufe ich aber doch mal schnell einen Mit-Vatertags-Bestreiter an und schon kommt die dritte Erkenntnis des Tages: Ohne Handy ist telefonieren schwer möglich, aber wenigstens ist der Akku gut aufgeladen und hängt zusammen mit dem Telefon zu Hause an der Steckdose. So erspare ich mit wenigstens zynische Bemerkungen meiner holden Angetrauten bezüglich des vergessenen Bieres.
Inzwischen lässt der Regen weiter nach und das ist gut so. Zwar habe ich vorsichtshalber zwei Päckchen Tauwürmer aus dem Kühlschrank genommen, aber die dickeren Aale beißen bei uns doch auf Köderfischfetzen. Aber aus welchem Grund habe ich bloß das Bier übersehen, als ich die Würmer aus dem Kühlschrank genommen habe? Man wird halt nicht jünger.
Köderstippen sollte eigentlich kein Problem sein, 5-Meter-Telerute ausgepackt, Made auf den Haken gepiekt und ab an das erste Seerosenfeld. Gott sei Dank habe ich –nur falls die Fische schlecht beißen- ein Paket Mondial Surface eingepackt, sollte aber auch so gehen.
Nach einer halben Stunde ohne Biss klappere ich erstmal noch eine todsichere Stelle für kleine Rotaugen ab, unter der überhängenden Trauerweide lassen die sich nie lange bitten.
Kaum angekommen auch schon der erste Biss und siehe da? Ein kleiner Barsch. Der darf zurück, meiner Meinung nach kein guter Köderfisch.
Jetzt hab ich aber doch Durst bekommen – wo bleiben die Mitangler?
Als ich so darüber sinniere sehe ich aus dem Augenwinkel den zweiten Biss – auch wieder „nur“ ein Barsch, zurück in das nasse Element. Neue Made-neuer Fisch. Dieser lässt nicht lange auf sich warten. Schon im Drill (falls man es so nennen soll) merke ich –Das ist kein Barsch. Es ist ein Sonnenbarsch.
Nun ist aber mal Schluss mit Geiz, Futtertüte geöffnet, Wasser hinzu und Platzwechsel, auf zum nächsten Seerosenfeld.
Inzwischen sinkt meine Stimmung etwas.
Wieso kommt die Ente mit ihren Küken eigentlich immer zu mir?
Anfüttern macht heute scheinbar keinen Sinn – weit und breit keine Spur eines der begehrten Flossenträger. Zurück zum Ausgangspunkt, auch hier etwas Futter einbringen und warten. Und siehe da – ein Barsch. Der darf jetzt aber mal „für den Notfall“ in den Eimer, genau wie die fünf folgenden Artgenossen. Schließlich brauchen die Mitangler ja auch Köderfische.
Der nächste Biss lässt nicht lange auf sich warten – da ist was anderes an der Leine. Eine Rotfeder, ca. 20 cm. Nach kurzem Überlegen entschließe ich mich zum Zurücksetzen, so ein schöner Fisch ist mir doch zu Schade zum Zerschneiden. Aber was macht diese kleine Drecksack? Warnt seine Schwarm-Mitbewohner, plötzlich beißt eine Rotfeder nach der anderen, alle in einer Größe. Aber ich bleibe meinem Grundsatz treu – alle dürfen schwimmen und ich entschließe mich erneut zu einem Platzwechsel an das nächste Seerosenfeld.
Siehe da, die Sonne kommt raus und schon fange ich das erste begehrte Rotauge in einer vernünftigen Größe. Jetzt geht es los – die „Notbarsche“ dürfen wieder schwimmen. Ich will mir ja später im Dunklen nicht beim Köderfischen aus dem Eimer ständig in die Finger stechen.
Sonne, Angeln – was fehlt ist ein kühles Bier.
Die Uhr zeigt 19 Uhr – weit und breit keine Spur von Erlösung.
Und wie sollte es anders sein? Das Rotauge war das einzige seiner Art.
Also wieder kleine Barsche gefangen und als Notköder in den Eimer.
Was finden diese doofen Wasservögel eigentlich an Anglern?
Aber was ist das? Ca 30 Meter vom Ufer entfernt beginnt das Wasser zu „kochen“. Die Sonne wirkt, einer der zwei im See vorhandenen Ukeleischwärme wird aktiv. Ist ja noch besser als kleine Rotaugen – Ukelei sind mein Lieblingsköder.
Jetzt stand ich da mit meinen Problemen: Kein Bier, kein Handy, keine Köderfische und zu allem Überfluss auch nur eine 5-Meter – Rute, Fische auf 30 Meter. Ich musste mir was einfallen lassen.
Wieso war mein Auto eigentlich so voll bepackt, wenn dann nur die Aalruten mit 25er Schnur drin sind und sonst keine brauchbaren Ruten? Was bleibt mir übrig? Also eine 2Gramm Pose an die 25er Schnur montiert, in Ermangelung feiner Bleischrote etwas grob ausgebleit, ein 0,08er Vorfach und einen 20er Haken. Könnte klappen. Die Wurfweite ermittelt sich wie folgt:
Rute mit 60g Wurfgewicht * 25er Schnur * 2 g Pose * Köderfische auf 30 Meter = 25 Meter Wurfweite. Sollten sich die Fische auf 35 Meter befinden verlängert sich die Wurfweite automatisch auf 30 Meter.
Schlussendlich gelang es mir doch noch, zwei Fische aus dem Schwarm zu fischen, es waren übrigens keine Ukelei sondern Rotaugen, war mir jetzt aber auch egal.
Und die Sch…Enten gehen mir auch auf den Sack.
Inzwischen ist es 21 Uhr – von den Kollegen weit und breit nichts zu sehen. Ist mir jetzt völlig schnurzegal – denen werde ich was erzählen.
Vor allem werde ich ihnen von den lecker Räucheraalen erzählen, die ich bestimmt gleich fangen werde.
Jetzt wird der Platz für die Nacht bezogen, Liege und Schlafsack verschwinden im Auto, werden nicht gebraucht, da ich morgen früh bestimmt in der Lage bin, Auto zu fahren.
Mein eigentlich ausgewählter Platz ist jedoch „besetzt“, hinter mir feiern Jugendliche lautstark Vatertag. Von den Bengeln hat doch noch keiner was geleistet-die sollen gefälligst verschwinden !!!! Obwohl, vielleicht haben sie ja einen Schoppen übrig.
Also an einen anderen Platz gegangen , Ruten montiert. Eine mit KöFi und eine mit Tauwurm.
Und wer kommt da ??
Ne, keine Angler – die Enten !!!
Der Rest ist recht schnell erzählt, um drei Uhr nachts habe ich dann eingepackt mit folgendem Resultat : Aale 0, Bisse 0, Bier 0, Schnackenstiche ca. 435.
Wenigstens die Enten haben mich jetzt in Ruhe gelassen.
Am Freitag starte ich einen neuen Versuch – zusammen mit den Kollegen. Auf meine Email kamen vier Antworten. Dreimal mit folgendem Inhalt : Bei dem Wetter angeln gehen – biste blöd? Und einmal : Nö Du, war am Mittwoch schon fischen – da geht im Moment gar nichts