Bin genervt

  • Moin,


    ich muss mal was loswerden und denke das Ihr das ruhig mal zu Kenntnis nehmen könnt.
    Kommentare sind ebenfalls erwünscht.


    Vor ca. 1 Jahr bin ich aus beruflichen Gründen aus meiner Heimat entfleucht, was mir sehr schwer fiel. Mittlerweile wohne ich nun, mit Frau und Kind, in einem kleinen Vorort von Buxtehude (im Grunde ist es eingemeindet, man besteht aber hier auf seine Eigenständigkeit- Lokalpatrioten eben).


    Derzeit bin ich extrem genervt von dem Umfeld hier.
    Schuld daran sind ein Haufen junger Mütter, die ich witzigerweise kaum bis gar nicht kenne.
    Meine Tochter ist hier in einer Krabbelgruppe/Spielgruppe die leider im Kirchengebäude ist.


    Darum drehen sich in letzter Zeit auch immer mehr Diskussionen zwischen meiner Frau und mir. Nicht so sehr um die Location selbst, dafür um die Diskussionen meiner Frau mit den anderen Müttern.
    Dazu muss man sagen, in diesem Dorf sind die meisten „Besserverdienend“ und zudem noch religiös od. zumindest in der Kirche. Daraus resultiert, dass meine Tochter, die weder getauft noch ansatzweise christlich erzogen wird, immer mehr ausgeschlossen wird.
    Und das pisst mich echt an.


    Diese arroganten Gören (die Mütter) deren einzige Errungenschaft in ihren kurzen Leben, die Geburt des Kindes war, bilden sich ein über uns Urteil abzulegen.
    Das ganze natürlich auch recht subtil, ins Gesicht gesagt bekommt man es selten.
    Die meisten von denen sind mit dem goldenen (zumindest Silber) Löffel aufgewachsen oder haben sich reich eingeheiratet.


    Und es ist mir echt schleierhaft warum diese Frauen, ansonsten so auf Toleranz bedacht (scheinbar nur scheinbar), es nicht verstehen das es nun mal Menschen gibt die nicht an die Existenz eines Gottes oder einer höheren Macht glauben.
    Der dämlichste Spruch der Damenriege, man kann die Kirche ja auch als Verein sehen und da muss man auch bezahlen. Als obs immer nur um Geld ginge. Hier geht’s um MEINE Prinzipien. Ich habe kein Problem damit monatlich einen Obolus zu zahlen, damit meine Tochter irgendwo mitspielen kann (Verein etc.), dass ist schon mal klar. Aber so nicht!


    Die Angst dass meine Tochter irgendwann alleine dasteht, geht soweit dass sich meine Frau schon Gedanken macht ob wir Yasmin nicht taufen lassen sollten, nur damit sie nicht als Außenseiterin dasteht. Was so oder so kaum möglich ist, da wir nicht getauft und nicht kirchlich sind.
    Und ich für meinen Teil werde das auch definitiv nicht tun.
    Und ganz ehrlich, ich würde nicht mal zur Taufe meiner eigenen Tochter gehen, geschweige den freiwillig eine Kirche besuchen. Ob sie irgendwann mal eintritt ist mir egal, aber ich werde das nicht fördern.
    In dem Punkt lasse ich mich auch nicht verbiegen, auch nicht damit meine Tochter es leichter hat.
    Es gibt Prinzipien die man für sein Kind jederzeit brechen würde, dass gehört nicht dazu!

  • Ganz kurz und bündig:


    Lass' dich und deine Familie nicht verbiegen und mache keinen Kotau vor dieser "Gemeinde". Bleib entweder standhafter Einzelkämpfer, oder sucht dir Verbündete. Die wirds sicher geben, die gibts in solchen Orten immer.

  • OK, dazu muss ich Folgendes sagen:
    Am Sonntag findet die Taufe meines Juniors statt, weder meine Frau noch ich sind streng religiös erzogen. Meine Frau ist vor geraumer Zeit aus der Kirche ausgetreten - aus rein finanziellen Gründen. Sie vertritt die Auffassung - die ich weitestgehend mit ihr teile- dass sie Glauben kann (egal an wen oder was), ohne dafür zahlen zu müssen.


    Mein Wohnort ist recht religiös, ihr Kirchenaustritt glich einem Spießrutenlauf. Diesen haben wir jedoch auch gemeistert, inzwischen ist Gras über die Sache gewachsen. Wir mussten uns einfach durchbeißen, zum Glück war das - auch unter Mithilfe unseres recht großen Bekanntenkreis- gut zu bewältigen.
    Aber wie gesagt - wir hatten Verbündete. Wie Euer Bekanntenkreis ausschaut vermag ich nicht zu beurteilen, jedoch würde ich darin anfangen, Verbündete zu suchen ohgne aufdringlich zu sein, d.h. gegen die Kirche zu wettern.
    Auch würde ich mich nicht verbiegen lassen, irgendwann bricht man dann nämlich.


    Mit Deiner Kleinen ist es halt schon etwas doof, aber ich bin felsenfest davon überzeugt, dass sie einen Freundeskreis hat, der sie nicht "mobbt", weil sie nicht getauft ist. Kindern ist dies nämlich sch...egal, da zählen andere Werte und Dinge.


    Mein Tipp : Durchbeißen


    Wünsch Dir viel Glück und ein dickes Fell

  • ... und da schimpft Ihr (Dorfbewohner) über die Anonymität der Großstadt :lol: :lol:


    Dieses Dorfgetümel würde mir dermaßen auf den Senkel gehen 8)
    Diese "Wir sind Wir"-Mentalität :roll:


    Dabei scheffeln sie die Kohle in den ach so verpönten Metropolen oder leben vom ererbten Bauland.


    Aufs Dorf fahr ich wenn ich schmuddelige Kartoffeln oder glückliche Eier von frischen Hühnern (?) brauch ...
    ... aber dort wohnen? Nähh!!!!


    Ich kenne bei mir im Haus nicht eine/n Einzigen beim Namen - und das ist auch gut so und wird so bleiben!
    (Schade finde ich es eigentlich nur bei der süssen Schwarzhaarigen)


    Mein Tip:


    Such Dir ne Bleibe in der Dein Kind in einer Athmosphäre aufwächst die es lebensfähig macht.
    Dieses von Dir so verachtete Verhalten färbt unweigerlich auf Deine heranwachsende Tochter ab.


    Gruß,
    Peter

  • Tut mir leid, wies dir da ergeht, laß dich einfach nicht verbiegen, ich weiß wie das ist, wenn man in so einem kleinen Kaff wohnt, in dem jeder glaubt durch die "Zugehörigkeit" zur Kirche sich einen Platz im Paradies erkaufen zu wollen.
    Ein Rezept wird es wohl nicht geben, aber deine Tochter wird es dir später einmal danken wenn ihr weiterhin geradeaus denkt und handelt.
    Ich hoffe für euch, dass sich dieses Problem noch lösen wird, und wie Andal schon geschrieben hat, irgend wer wird den ganzen Mist da wohl nicht mitmachen, und das sollten dann deine .... werden.
    Mir persönlich sind ein oder zwei gute "Freunde" mehr wert wie 100 geheuchelte die nur auf Aüßerlichkeiten abfahren.

    An jedem Ort zu jeder Zeit
    Ruhe und Gelassenheit



    Es sprach der Herr zu seinen Jüngern,
    wer keine Gabel hat isst mit den Fingern!

  • Liege ich mit RDG mit Ribnitz-Damgarten als Herkunft richtig?


    Wenn dem so ist, so liegen da noch andere historisch gewachsene Dinge vor, welche den geschilderten Sachverhalt noch vom Eindruck her verschärfen.
    Die neuen Bundesländer, insbesondere der Norden sind auf Grund der geschichtlichen Entwicklung nach 1945 sehr stark atheistisch geprägt, die kleinbürgerlichen Anschauungen sind nicht so ausgeprägt, Religionsgemeinschaften, beziehungsweise die Zugehörigkeit zu solchen spielen kaum eine Rolle im täglichen Umgang.
    Daher ist der Eindruck der kleinbürgerlichen Welt, wie man sie nun da antrifft, wo sie sich ungestört entwickeln konnte um so krasser.
    Nun glaube ich beobachtet zu haben, daß insbesondere bei nichtberufstätigen Frauen, die auf Grund ihrer finanziell sichergestellten Lebenssituation in einer verhältnismäßig heilen Welt leben, die Neigung besteht, sich diese "heile" Welt noch heiler zu denken und nicht mehr über den Tellerrand der selben zu schauen, dabei wird oft altes Rollendenken übernommen.
    Nun hatte ich nach 1989 auch mal die Fühler nach neuen Betätigungsfeldern ausgestreckt, dabei landete zufällig mal ein Fühler in Buxtehude, es kam zu einem geschäftlichen Kontakt mit einer Firma.
    Wie die Sache so ist, kam ich mit dem dortigen Firmenchef(Handwerksbetrieb) mal in ein völlig privates Gespräch über dieses und jenes, dabei kristallisierte sich heraus, daß man als kleinerer Unternehmer dort nur gute Chancen hat, wenn man in der (richtigen) Kirche ist und zumindest im örtlichen Schützenverein, sowie nach Möglichkeit noch im Gesangsverein und im Bürgerverein ist, sonst geht die Sache schnell nach hinten los.
    Als "gelernter DDR-Bürger" fand ich diese Ausführungen zumindest sehr interessant......(ohne Wertung)...
    Ich bin nicht in den Schützenverein eingetreten, auch nicht in die Kirche....obwohl der dortige Firmenchef stark für den Schützenverein warb. Der geschäftliche Kontakt funktionierte aber trotzdem.


    Ich würde mich nicht verbiegen lassen und versuchen da durch zu kommen, oft legt sich das nach einer Weile, weil sich die Leute an die Tatsache gewöhnen, man ist dann zwar klassifiziert unter: "die sind eben so"........aber wayne juckts........Verlangt allerdings Nerven!


    Wohnortwechsel ist die andere Möglichkeit, aber ich denke mal in den Zeiten des totalen Überflusses an Arbeit u.s.w.................oft schwierig, denn aus Jux und Dollerei oder weil die Äpfel im Alten Land so gut schmecken, ist AnglerRDG da bestimmt nicht hingezogen.

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  • Für mich persönlich ist es nicht schlimm im Dorf kaum Anschluss zu haben. Mit solchen Menschen mag ich eh nix zu tun haben, ausserdem arbeite ich ziemlich lange und brauch noch Zeit zum Angeln.
    Einzig meine Tochter ist die wirklich Leidtragende und im Alter von 2 Jahren ist es mit einem Freundeskreis eben schlecht. Da definieren doch eher die Eltern noch wer Freund ist und wer nicht.
    Sie hat zum Glück ja etwas Kontakt mit anderen Kindern (über die Tagesmutter) und ich vermute das sie (wenn sie nach ihren Eltern kommt) da gehörig auf die blasierten Einwohner sch....schimpfen wird.*g*


    Nur jetzt ist es halt eben blöde...und für mich völlig unverständlich.
    Naja, zum Glück haben wir eine Nachbarin, die auf unserer Wellenlänge schwimmt. Die kommt auch aus dem Osten und damit hat man schonmal in vielen Kleinigkeiten ähnliche Erfahrungen / Meinungen und nen riesen Zusammenhalt.


    Von mir aus wird es nie ein GO geben für irgendwelche kirchlichen Aktivitäten. Und wie ihr schon sagtet ich werde dem Standhaft gegenüber stehen. Und wohl auch mal bei Gelegenheit mit den "Damen" Tacheles reden. Ich habe keine Lust mit meiner Meinung hinterm Berg zu halten nur weil sie denen nicht passt. Und nur weils sie etwas nicht kennen gleich alles als Schwachsinn zu bezeichnen.
    (Meine Frau glaubt nicht an Gott, ist aber, sagen wir mal, spirituell veranlagt...was aber mit Energien zu tun hat*hier fehlt das Schulterzuck-Smilie* andres Thema kindertag :rumms: )
    Ich bin normalerweise nicht auf Krawall gebürstet, aber wenn mir mal der Kamm platzt.... und das dauert echt nicht mehr lange und die Mädels bekommen mal Nachhilfeunterricht im Fach "Benehmen-Anstand und Toleranz".


    Taxler:
    wir hatten uns für das Dorf entschieden, weil ich keinen Bock hatte dass meine Tochter in einem der Großstadtghettos aufwächst. Hier haben wir wenigstens noch etwas Natur.
    und ich würde in ner Großstadt wahrscheinlich blöd werden.
    Wenn ich in meiner alten Heimat Arbeit finden würde, würde ich auch sofort zurückgehen, da gab es solche Probleme nicht. Einige waren in der Kirche andere nicht, dass war meist völlig egal.


    MArcus

  • Du redest immer von Toleranz. Du schickst deine Tochter in eine kirchliche Gruppe und hast für die Kirche null Toleranz ... solltest vielleicht mal drüber nachdenken. Gewiss sollte man keinen seines Glaubens (oder Nichtglaubens) wegen irgendwo ausschließen, aber andersrum darf man es auch nicht machen. Ihr wurdet in der ehemaligen DDR nunmal ohne Glauben aufgezogen, für euch ist das Ganze wohl mehr oder weniger unbekannt. Bei uns im Westen ist es aber andersrum: Hier gehört der Glaube (v.a. auf dem Land) noch meist stark zum Leben dazu!


    Also hier heisst es entweder sich ein bißchen anpassen oder mit dem Gegenwind leben, aber nicht fordern, dass andere einem die Toleranz einräumen, die man den anderen selbst nicht zusteht.

  • Zitat von SkYlaX

    Ihr wurdet in der ehemaligen DDR... Bei uns im Westen ist...


    Mit so einer "Mauer im Kopf" solltest du aber besser auch keine Toleranz anmahnen!

  • wolfgang:


    jep du hast völlig recht sowohl mit Ribnitz-Damgarten als auch mit der "Analyse".


    die heile Welttheorie kann ich nur unterstützen, die wissen zumeist nicht was es heisst lange zeit mit nur 1000¤ zu dritt auszukommen (davon ging noch miete ab), die kennen keine wirtschaftlichen Ängste und Sorgen. Dafür haben Oma/Opa und manchmal MAMA/PAPA hart gearbeitet. Aber sie selbst kennen es nicht. Es ist hier für viele unnormal, dass die Frau überhaupt arbeiten will. und dann noch wenn das Kind noch nicht mal 3 Jahre alt ist ...


    Die Vereinsmeierei ist hier wirklich zum :Q__ *
    Zu den obligatorischen Mittäterschaften im Schützenverein, Kirche; Chor kommt dann noch die erforderliche Teilnahme an allen Dorffesten (also ich schleppe meine 2 jährige nicht über einen prope vollen Pfingsmarkt) und Tupper, Dessous und sonstwas-Partys.


    Zitat

    Ich würde mich nicht verbiegen lassen und versuchen da durch zu kommen, oft legt sich das nach einer Weile, weil sich die Leute an die Tatsache gewöhnen, man ist dann zwar klassifiziert unter: "die sind eben so"........aber wayne juckts........Verlangt allerdings Nerven!


    Glaubs mir, als gestandener Mecklenburger hab ich die Nerven und die Klappe dazu ;-)
    und als Angler die Geduld.


    Danke an euch


    Marcus

  • SkYlaX:


    Zitat

    Du schickst deine Tochter in eine kirchliche Gruppe und hast für die Kirche null Toleranz ... solltest vielleicht mal drüber nachdenken.


    Es ist keine kirchliche Gruppe, die kirche stellt einfach den Raum zur
    Verfügung. Der Rest resultiert aus der verbohrtheit der Erwachsenen.


    Glaub mir ich hab genug Toleranz. Es ist mir schlichtweg egal ob die in die Kirche gehen, an Gott glauben oder den heiligen Tauwurm oder an die unfehlbarkeit von Windows ...sollen Sie.
    Aber ich bin der Meinung, dass man durchaus normal miteinander umgehen kann auch wenn der eine ne andre Lebenseinstellung oder religiöse Einstellung hat.


    Warum ich persönlich nichts mit der Kirche und dem Glauben am Hut haben mag ist zweitrangig und geht auch keinen was an.
    Wobei ich, sofern man mich fragen würde, auch relaxt und cool antworten könnte ohne dabei an die DEcke zu hüpfen wie ich es vielleicht mal zu Hause mache.
    Ob DDR oder BRD ist im Grunde egal, dass verpasst mir hier zwar nen negativpunkt mehr...but who care...
    Dieses Ausschlussprinzip in der Denke der Mitbürger findet ja auch in anderen Belangen statt.

  • Zitat von SkYlaX

    Ihr wurdet in der ehemaligen DDR nunmal ohne Glauben aufgezogen, für euch ist das Ganze wohl mehr oder weniger unbekannt. Bei uns im Westen ist es aber andersrum: Hier gehört der Glaube (v.a. auf dem Land) noch meist stark zum Leben dazu!


    Also hier heisst es entweder sich ein bißchen anpassen oder mit dem Gegenwind leben, aber nicht fordern, dass andere einem die Toleranz einräumen, die man den anderen selbst nicht zusteht.


    Aus den Aussagen von Angler RDG lese ich eigentlich, dass er eine Meinung hat und diese auch vertritt.
    Und er glaubt scheinbar nicht an die "kirchliche Geschichte", was ihm durchaus zusteht.


    Glaube gehört, ob jetzt Ost oder West zu jedem Leben, ob man jetzt an Gott, Buddha, die CDU/SPD oder an die deutsche Bank glaubt.
    Aber ohne Glaube an irgendetwas geht es nunmal nicht. Dass der Osten der Republik ohne Glauben an Religion aufgewachsen ist, kann ich mir schwerlich vorstellen, sicherlich wurde dort nur nicht solch ein Kult um Religionszugehörigkeit gemacht. Wenn man an etwas glaubt, dann glaubt man daran, egal was der Rest der Bevölkerung meint. Das ist nunmal so. Und diesen Glauben zu vertreten oder aber einen anderen nicht anzunehmen steht jedem zu.


    Ein sehr christlicher Bekannter hat mir vor Jahren einen Satz gesagt, der mir schwer imponiert hat und sich in mein Gehirn eingebrannt hat. Wie gesagt, er ist absolut streng katholisch mit Wallfahrten etc, der Satz lautet : Gott drängt sich nicht auf, er bietet sich an.


    Und ein Ost/West-Denken sollte doch langsam wirklich aus unseren Köpfen verschwunden sein.

  • Kenn ich. Hab auch mal aus beruflichen Gruenden in so einem kleinkarierten Vorort einer westfaelischen Stadt gewohnt.


    Da war es nicht nur wichtig einer Kirche anzugehoeren, wenn man akzeptiert werden wollte, sondern es spielte auch eine Rolle ob man katholisch oder evangelisch war.


    Naja, und ich als Atheist und Ossi kam da im Ranking halt auf die selbe Stufe wie die Satanisten.


    Gut. Mir egal. Waere denen wahrscheinlich zu hoch gewesen, wenn man denen versucht haette zu erklaeren, dass jemand, der nicht an Gott glaubt, zwangslaeufig auch nicht an den Teufel glaubt, weil das eben 2 Seiten derselben Medaille sind, die sich ein Atheist nunmal nicht umhaengt.


    Ich habe nie einen der Pfarrer kennengelernt und auf irgendwelche Grundsatzdiskussionen hatte ich sowieso keinen Bock. Meine Meinung ist, solange mir niemand beweisen kann, dass es einen Gott gibt, muss ich Niemandem beweisen, dass es ihn nicht gibt.


    Natuerlich weiss jeder, und die Einheimischen in deinem Ort raeumen es ja auch ein, dass es mit ihrer Religioesitaet meist nicht wirklich ernst zu nehmen ist. Aber sie stehen auf dem Standpunkt: Es gehoert sich halt, in der Kirche zu sein!


    Ergo ist, wer da nicht mitspielt automatisch jemand, der nicht weiss, was sich gehoert. Mit allen Konsequenzen.


    Im Grunde beneiden sie dich wahrscheinlich dafuer, dass du deinen Standpunkt so konsequent durchziehst und dazu stehst. Und sie hassen dich moeglicherweise dafuer, dass du ihnen damit ihre eigene Charakterschwaeche vor Augen haelst.


    Kann auch sein, dass die Kirche nur das vorgeschobene Argument ist und die Einheimischen nicht moegen, dass ploetzlich eine Ossi-Familie in ihrer heilen Welt auftaucht.


    Es ist halt typisch, dass Menschen mit verlogenem Charakter und wackligen Standpunkten auch nicht den Mut aufbringen einem erwachsenen Mann oder einer erwachsenen Frau ihre Meinung ins Gesicht zu sagen. So wird dann lieber der schwaechste Teil eurer Familie (und das auch mehr indirekt, natuerlich) attackiert. -Deine Tochter!


    Ich glaube, es spricht viel dafuer, sich von diesem Geschmeiss klar abzugrenzen. Eure Freunde werdet ihr woanders finden. Nicht unter diesen Dorf-Tussen.


    Es wird Freunde fuer euch in diesem Ort geben, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Seht euch mehr unter den anderen Zugereisten um. Ich denke, den gehts aehnlich wie euch.


    No pasaran!

  • Zitat von SkYlaX

    Das hat nix mit Mauer im Kopf zu tun, das ist eine Tatsache.


    Du weisst ja gut bescheid!
    Manchmal komme ich auf den Gedanken, dass du in der DDR aufgewachsen bist und nicht ich.
    Mal im Ernst: Wenn man keine Ahnung hat- einfach Klappe halten!

  • Auwei Marcus, das ist wirklich eine blöde Sache und ich kann deine Bedenken gut verstehen.
    Die Familie meines Vaters kommt auch aus einem kleinen norddeutschen Dörfchen, und ich kann mich gut dran erinnern, daß einige Kinder nicht mit mir spielen durften und ich von allen schief angesehen wurde, einfach deshalb weil ich aus der Stadt kam und man mir eine gewisse Verruchtheit und schlechten Einfluß unterstellte. Da war ich im Grundschulalter und bei einem Kind diesen Alters solche Gedanken zu hegen finde ich schon ziemlich krank. Wäre ich zudem nicht in der katholischen Kirche gewesen, wäre ich vermutlich schon am Ortseingang gesteinigt worden.
    Ist zwar schon ein paar Monde her, aber ich bin davon überzeugt, daß die Uhren da heute noch nicht anders ticken. Von daher kann ich mich gerade bestens in eure Situation hinein versetzen. Für ein Kind ist sowas wirklich nicht schön. Die spüren es schon sehr genau, wenn sie als Außenseiter betrachtet werden, und selbst wenn ihr als Erwachsene euch da durchbeißt, wird sich für die Kleine vermutlich nicht viel ändern.


    Natürlich verstehe ich andererseits euren Wunsch nach einer ländlichen Umgebung, in der eure Tochter aufwachsen soll. Wir wohnen nun auch wieder in einem ganz kleinen Dorf, aber die Unterschiede zwischen Dorf und Dorf können anscheinend ganz gewaltig sein. Hier interessiert es niemanden, wer in der Kirche ist und wer nicht, und was es beim Nachbarn des Mittags zu essen gibt. Aber die Kinder haben alle Vorteile, die das Dorfleben so mit sich bringt. Nachmittags werden die benachbarten Spielkameraden besucht, und ich weiß, ich muß mir keine Gedanken machen wenn meine Bande durch die Nachbarschaft turnt. Wenn sie einen Streichelzoo haben wollen, gehen sie einfach zum Nachbarn gegenüber, der hat Steinböcke, Schafe und eine Menge anderes Getier, und die Kids dürfen sich frei auf dem Gelände und in den Ställen bewegen (welches Stadtkind hat das schon noch ?).
    Und letztens, als mein Jüngster (4) klammheimlich durchs Schlafzimmerfenster abhaute (bis dahin wußten wir gar nicht, daß er das Fenster aufbekommt) und sich auf Socken und im Schlafanzug im Regen aufmachte, den Ort zu durchschreiten, wurde er er von der Nachbarin 3 Häuser weiter eingesammelt und wieder nach Hause verfrachtet. Auch das wäre in der Stadt wohl anders ausgegangen.
    Gut, meine Älteste (17) findet es hier ziemlich langweilig und ich muß halt oft das Taxi spielen, aber ansonsten würd ich nicht wieder in die Stadt ziehen wollen und die Kinder auch nicht.


    Heißt also, man kann schon Landleben und trotzdem nicht soviel Streß haben wie ihr jetzt....ich weiß nur nicht, ob ihr beruflich an Buxdehude gebunden seid. Ansonsten würde ich zum Umziehen raten, auch oder gerade eurer Tochter zuliebe.

  • lemiracell:


    ich möchte hier im Grunde auch keine Grundsatzdiskussion über die Existenz oder Nichtexistenz Gottes lostreten.
    Die Intoleranz der Leute hier erinnert mich immer chwer an ein bestimmtes Sprichwort. und um nach einem Jahr auch mal ein Vorurteil zu gebrauchen...
    "Was der Bauer nicht kennt frisst er nicht!" und das scheint hier der Fall zu sein, und die Konstantz der Meinung lässt mich manchmal denken, dass es eben wirklich nur Bauern sind, und zwar die mit den dicksten Kartoffeln.
    Sollte ich vielleicht mal erwähnen demnächst ;-)


    Übrigends ich hatte schon mehrfach das Vergnügen mit Pfarrern...während der BW und in meinem letzten Job. Es gab nur eine ruhmreiche Ausnahme. Aber der Rest kam irgendwann immer auf das leidliche Zitat "Im Schützengraben gibts kaum Atheisten" zu sprechen.


    Da hat Brecht (er wars glaub ich oder doch Tucholski???) mal treffend gesagt, dass dieses Zitat kein Argument gegen den Atheismus sondern gegen den Schützengraben sei....



    Marcus

  • An Buxtehude gebunden sind wir nicht direkt. Es müsste halt südlich von Hamburg sein, aber soweit ich gehört habe ist es in anderen Dörfern hier nicht wirklich anders.


    Und wir haben hier eine schöne, für die Größe günstige, DG-Wohnung und eine Nachbarin die wir schon fast in die Familie integriert haben.


    Ich hoffe mal das sich es noch bessern wird, vielleicht wenn ich meine kleine in einem der hiesigen Sportvereinen sitzen habe... ansonsten gibts hier aber auch noch paar richtig nette Ex-Russen. Muss ich meiner Tochter halt russisch beibringen. kann man ja noch etwas, dank schule.


    Mal ernsthaft, ich vermute mal wirklich das es sich irgendwann etwas einebnen wird. Und man sich an uns gewöhnt hat. Unsere Tagesmutter hilft meiner Frau auch etwas bei der Eingewöhnung.
    Aber ich musste das vorallem erst mal loswerden...sonst wäre ich heute geplatzt ;-)



  • Vorweg, das hat jetzt überhaupt nichts mit Ost/West-Denken zu tun, ich mag derartiges überhaupt nicht, es ist mir extrem zuwider!
    Nur zum Verständnis bestimmter Dinge.
    Der Umgang mit und die Einstellung zu Religionen hat ja sehr viel mit der Erziehung zu tun.
    Man möge bedenken, daß in der ehemaligen DDR die staatliche Erziehung sehr weitreichend war und in sehr frühem Lebensalter begann.
    Die Frauen waren zu einem weit größeren Teil als in den Altbundesländern voll berufstätig, das bedingte die Unterbringung der Kinder in entsprechende Einrichtungen, seien es Kinderkrippen(v.0-3 Jahre), Kindergärten(3-6 Jahre) oder Schule mit anschließenden Kinderhortaufenthalt.
    Diese Einrichtungen, die Schule ja sowieso, waren meist staatlich, kirchliche Kindergärten und Krippen gab es auch, allerdings nur in verschwindend geringer Anzahl.
    In den staatlichen Erziehungseinrichtungen wurde natürlich die "Staatsreligion" vertreten, also eine rein materialistisch geprägte Weltanschauung, mit je nach Epoche stalinistischen, marxistischen oder DDR-sozialistischen Einschlägen, auf religiöse Dinge wurde in dieser Staatsdoktrin keine Rücksicht genommen.
    Religiöses Leben wurde den Leuten nicht gerade leicht gemacht, zwar meist nicht aktiv sondern eher passiv, aber auch das tat seine Wirkung.
    Bekennende und aktive Menschen mit religiösen Weltanschauungen hatten es in vielen Dingen nicht leicht, obwohl auf dem stets geduldigen Papier natürlich Religionsfreiheit gewährt war.
    Auch wenn ein gut Teil der Erziehung ja bei den Elternhäusern lag, darf man nicht vergessen, daß fast 50 Jahre staatliche Erziehung gewisse Wirkungen haben, insbesondere in den Generationen die in Gänze darin aufgewachsen sind und deren Kindern.
    Daher die stark atheistische Prägung in den neuen Bundesländern, dazu kommt, daß die nördlichen Strandräuber es nie so sonderlich ernst mit der Religion hielten................ ;)


    Ich selber bin bekennender Atheist, stamme auch aus einem atheistischen Elternhaus, dazu hat allerdings die staatliche Erziehung recht wenig beigetragen, sondern eher nur das Elternhaus, welches zudem noch ein nicht gerade staatlich konform denkender Künstlerhaushalt war und den damals eher verdächtigen Ruf des Freigeistes verkörperte, was mir in meinem persönlichen Leben in der DDR viele Schwierigkeiten brachte und bestimmte Bildungswege(Studium im ersten Bildungsweg) völlig verschloss.
    Trotz der Tatsache, daß ich eben eine atheistische Weltanschauung habe, habe ich aber gelernt, Menschen die ihren Glauben leben und sich dazu bekennen zu achten, gerade aus der geschichtlichen Entwicklung heraus die ich andeutete, nichts anderes erwarte ich also von meiner Umwelt mir gegenüber.
    Ich missioniere nicht gegen religiösen Glauben, obwohl ich ihn persönlich ablehne, will ergo auch nicht missioniert werden!
    Ich denke mal in den Ansichten von Marcus wird es da gewisse Parallelen geben.

    Diese Nachricht entspricht dem deutschen Forenreinheitsgebot von 2005, besteht aus 100 % chlorfrei gebleichten, FCKW-freien, wiederverwendbaren, geschmacksneutralen, nicht genmanipulierten Bits und ist frei von jeglichen Editierungen!©

  • Zitat von lemiracell

    Du weisst ja gut bescheid!
    Manchmal komme ich auf den Gedanken, dass du in der DDR aufgewachsen bist und nicht ich.
    Mal im Ernst: Wenn man keine Ahnung hat- einfach Klappe halten!


    Du sagst ja selbst als Ossi, dass du Atheist bist. Und das wahrscheinlich nicht ohne Grund. Du wurdest vom System so erzogen.


    Wir Wessis lebten unter einem anderen System, da war der Glaube nicht von Staats wegen verboten und war, im Gegensatz zu den Jahrhunderten davor, frei, d.h. jeder konnte ihn so leben, wie er wollte.


    So hat im Westen jeder seine eigene Einstellung zum Glauben und die meisten sind zumindes christlich getauft, auch wenn viele diesen Glauben auch nicht leben. Und darauf prallt nun die Welt aus dem Osten, wo der Glaube keine Rolle spielte ...

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