Wie ja keiner weiß war ich die letzte Woche am alten Peenestrom angeln. Gegenüber von Peenemünde (deswegen V2) liegt die Marina Kröslin. Diese war zu DDR Zeiten der Liegeplatz der NVA- Landungsboote.
Heute findet sich dort eine wunderschöne Marina mit Booten aus allen Ostseestaaten vom billigen Ruderboot bis zur millionenschweren Jacht da sieht man alles.
Ebenfalls vor Ort einige Floating Houses, eines davon (günstiger Weise das beste zum Angeln) hatten meine Großeltern für eine Woche angemietet. Natürlich hatten sie auch ihr Boot mitgebracht.
Wie meine Großeltern so sind, haben Sie uns eingeladen die Woche mit ihnen auf dem Hausboot zu verbringen. Kosten für uns: Hin-, und Rückfahrt und Lebensmittel
Gesagt getan, wir packten bis in die frühen Morgenstunden des Sonntags unsere Klamotten und Spielsachen für meine Tochter. Meine Spielsachen waren natürlich insgeheim Prio 1*g*
Der Ansage meines Großvaters: „Nimm nur 3 Angeln mit und nicht dein ganzes Zeug“ leistete ich ja fast Folge.
Nach dem packen reduzierte ich auf:
1 Spinnrute bis 90gr
2 feederruten
1 Stippe (6m)
1 Stippe (1,50m für meine zweijährige)
1 Allroundrute bis 140gr WG
1 Grundrute für Frauchen
Ich fand das war an der 3 nahe genug dran, zumal ja davon 2 Angeln für die Familie waren und Stippen zählen sowie so nicht. Also waren es 4 Ruten *g
Sonntag morgen, nach ca. 3 Stunden Schlaf, ging die fahrt los. Dem Sekundenschlaf um Trotz habe ich uns nicht in die Leitplanken gesetzt, auch wenn es ab und an recht knapp war.
AUSSCHLAFEN VOR GROSSEN FAHRTEN!!!
Gegen 11 Uhr kamen wir dann an der Marina an, und parkten etwas außerhalb um meine Großeltern zu finden.
Opa kam uns schon freudestrahlend entgegen (was wohl vor allem an seiner Urenkelin lag *g), meine Tochter rannte auf ihn zu mit kindlichem „OPA, OPA...angggel?, Boot?, Nummer 1!“ (Nummer 1 war die Nummer des Floating Houses)
Schlussendlich lud ich meine Family beim Hausboot ab und ging schwitzend zurück zum Auto – ausladen war angesagt-. Das erledigte ich dann auch recht schnell. Das dicke Grinsen meines Großvaters, als er die Ruten sah, sagte alles.
Nach dem obligatorischen Mittagessen und als Frau und Kind im Bett verschwunden waren, packte ich erst mal meine Spinnrute aus und suchte das Gewässer rund ums Hausboot ab. Dabei fiel mir (2 versenkte Gummifische) auf, dass in Wurfweite ein Unterwasserhindernis war. Dort müssen doch Barsche stehen? Recht hatte ich! Ich bekam mit der Spinnrute zwar keinen zu fassen, hatte allerdings paar schöne Nachläufer.
Ich schaute dann erst einmal beim Marinashop vorbei der neben Bootsausstattung auch Angelkram haben sollte. Die Würmer hatte ich auf Grund der Temperaturen noch nicht besorgt, leider. Der Shop hatte keine Lebenköder.
Diese Hiobsbotschaft musste erst mal verarbeitet werden. Leider gibt es in Kröslin auch keinen weiteren Angelshop, also fuhr ich am Montag nach Wolgast. Bei Meier&s Angelshop fand ich dann alles was ich brauchte. Es konnte losgehen! Mittags fing ich auf die Feederruten einige schöne Barsche, keine Riesen aber immerhin VIELLLLEEEE. Ein paar Beifänge in Form von Rotfedern und Plötzen waren natürlich auch dabei. Die Rotfedern waren übrigens alle an der Oberfläche zu finden. Somit brauchte ich nur den Wurm auf das Wasser zu halten und Sekunden später hatte ich die Erste verhaftet.
Eigentlich wollte ich mit Opa noch rausfahren, aber meine Verwandschaft hatte sich angesagt...
Der Abend wurde dann kräftig begossen. Und auf allen 4en fand ich dann so gegen 2 uhr auch mein Bettchen.
Am Dienstag war es dann soweit, der Tag der Tage brach an.
Gegen Mittag brachte ich wieder meine Grundrute und Feederruten raus. Meine Frau fing ihren ersten Barsch, wollte dann aber noch Postkarten kaufen. Kaum verliess sie das Hausboot, als ein kleiner Ruck durch die Grundrute ( die mit 140WG) ging. Die weiche Spitze verriet mir das entweder ein kleiner Barsch gebissen hatte oder ein größerer nur am Tauwurm nuckelt. Also wartete ich noch ein paar Minuten, aber nichts passierte. Dann der Hammer, die Grundrute machte auf einmal fast ein Looping über die Reling und ich bekam sie noch grad so zu fassen. Ein leichter Anhieb liess mich erst einmal an einen Brassen denken... Pustekuchen. Dummerweise...oder Glücklicherweise (??) hatte ich die Rute steil gehalten und so den Fisch an die Oberfläche gezwungen, eigentlich ein Kardinalfehler...aber hier verriet sie mir das nicht ein Klodeckel sondern was wesentlich größeres am Haken hing. EIN HECHT!!! Und was für ein Klopper....
Zuerst stellte ich die Frontbremse neu ein, und fing langsam an zu drillen...
Ihr könnt mir glauben, ich hatte bereits einen 72cm Hecht an der Rute und das war „quiet easy“ gegen das was sich da abspielte. Der Hecht liess sich paar Meter rankurbeln, dann die erste Flucht...Richtung Unterwasserhindernis. Die konnte ich gerade so stoppen. Wieder ließ er sich paar Meter rankurbeln.
Die 2 Flucht ... die Bremste surrte als er Meter für Meter von der Spule riß. Ungefähr zu dem Zeitpunkt stürmte meine Oma raus, während mir mein Opa paar gute Tips gab. „Gib mehr Schnur!!“ Gesagt getan, er riß weitere Meter von der Rolle. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie froh ich war, die 6000er Rolle in der Hand zu halten.
Dann plötzlich Stop. Der Hecht liess sich bis auf sichtweite rankurbeln, bevor er erneut die Flucht ergriff... Richtung Schilf... Wort mit SCH und eisse... auf biegen und brechen hinderte ich ihn daran ins Schilf zu gehen und zwang ihn zur Umkehr.
Da hatte ich noch mal Glück, was sich aber relativierte weil ich nämlich keinen Kescher vorbereitet hatte und ein Gaff war auch nicht da....
Der Hecht war auf 5m am Hausboot ran, und zeigte sich kurz an der Oberfläche...
Zitat meine Oma „Ist das ein Riese....“ sieh überlegte wohl schon wie sie den Hecht zubereiten sollte...
Auf jeden fall wollte ich ihn noch nicht oben haben...also Rutenspitze in Wasser. Der Hecht tauchte ab... und nahm Kurs Richtung Bootssteg. Ich wusste nicht wie der befestigt war also zwang ich ihn wieder in meine Richtung.... FLUCHT!!! Unter das Hausboot... mit Müh und Not konnte ich ihn hoch holen. Jetzt kam es drauf an, der Hecht schwamm direkt vor mir und ich musste nur die Kette an der Reeling lösen um besser agieren zu können. Das tat ich auch, als der Hecht die 2 und danach die 3 Flucht unter das Hausboot versuchte. Alle konnte ich abwehren. Dann holte ich den Hecht hoch, legte mich auf den Boden, als er die 4 und letztendlich erfolgreiche Flucht antrat. Die Sehne hatte ich bereits in der einen Hand, während ich mich auf den Kiemengriff vorbereitete.
Doch dann passierte was schon längst hätte passieren sollen. Der Hecht kappte das Vorfach des Wurmhakens.
Das Vorfach war direkt nach dem Hakenschenkel wie durchgeschnitten....
Mein Puls war so ca bei 270, das Adrenalin pumpte und mein Handgelenk schmerzte immer noch.
Zu dem Zeitpunkt kam meine Frau wieder, die alles sofort brühwarm erzählt bekam.
Leider konnte ich die anderen Tage den Hecht, trotz aller Versuche, nicht mehr an die Angel zwingen. Und ich fing selbst bei den Touren auf dem Peenestrom und im Greifswalder Bodden nur noch ein paar Barsche.
Aber ich weiß jetzt einiges.
1. wenn man schon auf Barsche angelt, dann mit Stahlvorfach am Wurmhaken (hatte eine ähnliche Begegnung ja schon zu Ostern)
2. Ich kaufe mir ein Handgaff und eins fürs Boot
Ich selbst wollte mich nicht so recht auf meine Schätzungen verlassen, aber mein Opa (hat ein super Augenmaß und kennt sich gut aus mit Fischgrößen schätzen) meinte das der Hecht ca. 1 m lang war. Das Kreuz/Rücken des Hechtes habe ich selbst gesehen, das war ein ganz Dicker. Zwar nicht Hitparadenverdächtig aber zumindest mein Erfolgsfisch NR 1!
Ich werde wohl bald wieder nach Kröslin fahren, ich habe da noch eine offene Rechnung zu begleichen....
Marcus