Hier in der Nähe gibt es ein Gewässer in dem es etliche Welse gibt, nicht unbedingt die ganz großen Giganten, aber schon ganz schöne Fische.
Im letzten Sommer habe ich das also etliche Male versucht, allerdings nicht sehr intensiv, weil ich nicht genügend Zeit hatte, die Versuche blieben natürlich erfolglos.
An einem Sonntagmorgen konnte ich einen Wels in einer kleinen Bucht ausmachen, der Bursche war recht betriebsam und manchmal zeigte er sich sogar im Flachwasser des gegenüber liegenden Ufers.
Ich dachte mir nun, das könne ja klappen und kreiste den Fisch mit meinen Ködern ein, links ein großes Rotauge und rechts ein großes Tauwurmbündel, der Wels schwamm brav Slalom zwischen den Ködern und jagte direkt am Ufer.
Irgendwann hatte er dann genug vom Slalomschwimmen und vom Jagen, er verschwand, beziehungsweise machte sich unsichtbar.
Gegen Mittag war es unerträglich heiß geworden, auch der Angelschirm brachte kaum Abhilfe, also beschloß ich dem Treiben ein Ende zu machen.
Der Wels war augenscheinlich weg, es war sehr heiß, ich hatte Hunger, Durst und müde war ich auch, einige Gründe den Heimweg anzutreten.
Nun hatte ich allerhand Angelzeug zum Wasser geschleppt und einen Gepäckmarsch bei den Temperaturen wollte ich nicht gerade machen, also machte ich das in zwei leichteren Gängen, beim ersten Lastengang verlor ich ungefähr einen halben Liter Schweiß, also habe ich erst mal mit einer schönen warmen Cola aus dem Auto nachgefüllt, widerlich, aber zumindest wasserhaltig.
Zwischenzeitlich war ein anderer scheinbar hitzefester Angler an meinem Angelplatz erschienen und brachte seine Geräte ins Wasser.
Ich schleppte mich triefend zurück um den zweiten Lastengang zu bewältigen, als ich ankam konnte ich aber erst mal beim Landen des Welses helfen, der doofe Fisch hatte den einzelnen Tauwurm an einer Posenmontage sofort nach dem Einwurf genommen, der arme Rentner dem sie gehörte war völlig überfordert, aber er hatte ihn nach ner Weile doch rausgezuppelt. Worauf er seinen Krempel und den Wels sofort einpackte und freudestrahlend Richtung Heimat oder Kneipe entschwand.
Ich ließ die nächsten Wochen die Welse Welse sein und kümmerte mich nicht mehr um das Gewässer.
Vorgestern habe ich allerdings das Gewässer wieder besucht, nicht wegen der Welse sondern eher wegen der dort vorhandenen großen Regenbogenforellen, als ich ankam war ich ganz allein am Wasser , nach einer halben Stunde erschien plötzlich mein Kumpel Fränki, den ihr ja schon kennt.
Fränki war ganz gut über den Sommer gekommen, komischerweise behauptete er das gleiche von mir.........
Eine Stunde lang passierte gar nichts, langsam am Ufer entlang gehend folgte ein Wurf dem Anderen, Fränki kommentierte :" Still ruht der See, die Fische schlafen....."
Mit einem Mal war Schluß mit Stille, ein guter Fisch hatte meinen grün - gelben Phantasiestreamer genommen, Fränki kommentierte wieder :"Hm, der wills aber wissen!"
Der Fisch ging zwei mal bis ins Backing und sprang dabei recht oft, aber dann war die Luft raus, die Endphase des Drills erfolgte direkt an der Uferkante.
Plötzlich eine große Welle und ein Strudel hinter meiner Forelle, ein Wels schnappte mehrfach nach der Forelle, kein Riese, nicht in der Lage den Fisch tatsächlich zu schlucken. Fränki : "Dat kein Wels, dat ne Kreuzung mit nem Köter!"
Unbeschadet konnte ich meine Forelle landen, allerdings war diese etwas "geschuppt". Der Fisch wog immerhin 4 kg, der Wels höchstens 10 oder 12 kg.
Eine halbe Stunde später erschien ein uns bekannter Angler und bezog zielstrebig dort Stellung wo der bissige "Köterwels" wohnte, der Mann gilt an dem Gewässer als absoluter Karpfen/Wels - Spezialist, er ist Rentner und wohnt nur ein paar hundert Meter vom Gewässer entfernt, daher verbringt er auch viel Zeit dort und weiß natürlich entsprechend viel von dem Gewässer.
Klatsch, schon landete ein dickes Tauwurmbündel im Wasser, aus der Kühltasche zauberte er dann eine schöne Forelle die er extra vorher an einem Forellenteich geangelt hatte, der Fisch mag etwa 600-800g gewogen haben.
Mit einer kräftigen Bootsrute wurde die Forelle gewässert.
Nach höchstens einer Minute kreischte sein Bißanzeiger, der "Köter" machte auf sich aufmerksam, eine Weile ließ er den Fisch abziehen, dann Anschlag, eine dicke Welle und nichts außer der recht zerlumpten Forelle kam ans Ufer.
Der Haken wurde noch mal anders angebracht und das Forellenlumpi flog wieder ins Wasser.
5 Minuten später blökte der Bißanzeiger wieder, der Fisch nahm sehr viel Schnur, dann blieb er liegen. Ratlose Gesichter, der Angler nahm ganz vorsichtig Fühlung auf langsam holte er die lose Schnur ein, nach einer Weile spürte man leichten Widerstand, was nun tun?
Anschlagen wollte er nicht, er nahm als ganz langsam die Schnur mit dem undefinierbaren leichten Widerstand am anderen Ende auf und siehe da der Wels folgte dem sanften Zug, deutlich konnte man ihn sehen, die Forelle quer im Maul, den Haken außerhalb des Mauls, also den Bügel wieder auf und warten, 20 min lang keine Veränderung, erneutes leichtes anziehen, wieder kam der Wels mit, die Forelle wie vorher im Maul, also Bügel wieder auf und wieder warten, dann plötzlicher Schnurabzug und Anschlag durch den Angler, das Ergebnis, ein leerer Haken.
Der nächste Griff in die Kühltasche förderte eine neue Forelle zu Tage, die wurde rangefummelt und ging zu Wasser.
Lange passierte nichts, wir zogen weiter, Fränki erwischte auch noch eine große Forelle so um die 4 kg und ich hatte nach einer weiteren Weile auch noch mal Glück, meine war sogar 5kg schwer.
Da blökte es wieder aus Richtung der Welsangel, an der Oberfläche konnte man eine imposante Bugwelle erkennen, welche zielstrebig die Gewässermitte ansteuerte.
Es begann wie aus Eimern zu regnen und wir stellten uns unter einen Baum, von da aus hatten wir den Welsangler gut im Auge, der brüllte rüber :"sacht mir mal was ich als nächstes falsch machen soll?!"
So richtig wußten wir das nun auch nicht, hielten uns daher bedeckt mit klugen Ratschlägen, der olle Wels hörte nicht auf zu ziehen, "bald muß ich was machen" sagte der Welsangler mit einem Seitenblick auf seine schon recht leere Spule.
Der Wels zog ganz konstant weiter, der Angler entschloß sich zum Anschlag, ein großer Strudel und ein aufklatschender Schwanz waren die Antwort, dann Ruhe, ein leerer Haken kam zurück.
Die dritte angebotene Forelle fand dann keine Beachtung mehr.
Der Mann erzählte von seinen Versuchen in den Vortagen, da hatte er es mit kleineren Köderfischen versucht, welche jedoch keine Beachtung fanden, nur so große Köderfische wurden angenommen, der Einsatz von Drillingen oder mehreren Haken war nicht möglich, weil diese an jenem Privatgewässer verboten sind, das gleiche gilt auch für sämtliche Formen der Spinnangelei.
Ganz als Schneider mußte der Mann dann doch nicht nach Hause gehen, beim Einholen seines Tauwurmbündels machte sich eine gute Forelle fest, welche sich den 6/0er Haken mit 12 Tauwürmern voll reinwürgte.
Irgendwie waren die Fische an dem Tag größenwahnsinnig, die spinnen, die Fische.
Die spinnen. die Fische...
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Mal wieder eine wunderschöne "Wolfgang-Geschichte".
Man denkt fasst man sei dabei!
Von mir wird nun eine folgen.CU
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Toll
Du hast wirklich Talent gute Geschichten zu schreiben .
Cu
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Gute Geschichte. Da kann man sich richtig an den See versetzen, so detailiert wie die geschrieben ist. Echt klasse.
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