Ein Pfarrer - ich rede nicht von mir - war schon immer ein begeisterter Fliegenfischer (nein, ich rede auch jetzt noch nicht von mir!).
Und eines herrlichen Maiensonntages, er hätte eigentlich Dienst, aber die Maifliegen steigen, ruft er seinen Vikar an und sagt mit heißer verstellter Stimme, dass er unpässlich sei und ihn um Vertretung bitten müsse.
(Wie gesagt, ich rede nicht von mir. Ich habe keinen Vikar.)
Und dann packt er seine Fliegenrute, seine Fliegenfischerweste und seine Wathose und macht sich auf an den Fluss.
Es ist ein Traum. Immer wieder bilden sich an der Wasseroberfläche jene Kringel, die einen Fliegenfischer das Herz höher schlagen lassen.
Der Pfarrer bindet eine Maifliege an und beginnt zu werfen.
Sanft rollt das Vorfach in einer sauberen Wurfschlaufe ab, und die Fliege landet sacht auf dem Wasser. Plötzlich ein Riesenschwall, die Rute krümmt sich zum Flitzebogen und nach einem aufregenden Drill landet der Pfarrer eine Regenbogenforelle von sage und schreibe 64cm.
Da schleicht sich im Himmel der Satan an den lieben Gott heran, um diesen Sünder anzuklagen: "Herr, dieser Tunichtgut (wie gesagt - das bin nicht ich!) vernachlässigt seine Dienstpflichten, belügt seinen armen Vikar und predigt der Gemeinde nicht das Evangelium, sondern geht zum Fischen. Und du schenkst ihm auch noch so einen kapitalen Fisch!"
"Ach", sagt der liebe Gott in seiner grenzenlosen Güte, "lass mal gut sein.
Wem kann er das denn jetzt erzählen?"