Das Sedgefressende Ufergras

  • Das Sedgefressende Ufergras


    Unser Verein hat einen 3-5m breiten Forellenbach gepachtet, dessen Ufer größtenteils dicht mit Strauchwerk und Bäumen bewachsen sind. Für Fliegenfischer also eine Herausforderung.


    Eine meiner Lieblingsstellen ist der Wehrschuss an der Rückseite einer alten Mühle, genauer das Kehrwasser mit dem Gumpen unterhalb des Wehrschusses. Dort stehen - mit dem Kopf in Fließrichtung des Wehrschusses, denn so stark ist das Kehrwasser - hart am jenseitigen, gemauerten Ufer die Forellen.
    Man muss sie vom diesseitigen Ufer über das dahinschießende Wasser hinweg, mit einem Airmend-Wurf anwerfen. Nach hinten ist aller Platz der Welt für den Rückschwung.


    Nun sah ich auch neulich wieder am späteren nachmittag eine schöne, große Regenbogenforelle mehrmals steigen - dicht an der Mauer, auf deren Krone ein paar einzelne herausgeschossene Grashalme stehen.
    Ihr kennt das wohl, wie das Jagdfieber bei einem solchen anblick in einem immer heißer wird, wie die Hände zu schwitzen beginnen, sich der Sabber im Mund sammelt und das Herz bis zum Hals pocht.


    An einer Sedge soll diese Prachtforelle hängen bleiben!
    Distanz abschätzen, zusätzlich Schnurvorrat einplanen für den Airmend, zielen. Dann Rückschwung, Vorschwung - ja, die Richtung passt genau! - nochmals Rückschwung - auch die Schnurlänge ist nun richtig - Vorschwung, Bogen in die Luft schreiben - die Fliege saust genau dorthin, wo ich sie haben will, während sich der Schnurbogen der Hauptschnur trotzig über das rauhe Wasser des Schusses legt. Sachte sinkt die Fliege hart an der Mauer auf die Wasseroberfläche - perfekt - o neiiiiin! Blöde, dürre Quecke! Statt dem Fisch vor die Nase zu schweben, bleibt die Sedge exakt 30cm über ihm in diesem %$§+*!!! Grashalm hängen!. Darunter schnappt sich die Regenbogenforelle derweil eine echte Sedge (oder was auch immer).


    Naja, ist ja nur ein Grashalm, denke ich. Aber es muss das berüchtigte Sedgefressende Raubgras sein, das ebensowenig wie die Fische meine Imitation von einem echten Insekt unterscheiden kann und sie darum eisern festhält. Zug, Zug, Zug,... zing! In endlos vielen Schlangenlinien schnellt mir erst die Hauptschnur und der Rest vom Vorfach entgegen - ohne die Fliege.


    Neues Tippet anknoten. Neue Sedge anknoten. Die Regenbogenforelle steigt schon wieder! Rückschwung - Vorschwung - Rückschwung - Vorschwung, Stopp, Bogen legen. Wieder rollt das Vorfach sauber ab, wieder sieht es so aus, als würde die Sedge genau 20cm vor dem Fisch aufsetzen. §$%&*+~"grksnf!!! Muss gerade jetzt dieser blöde Windstoß den Grashalm so zur Seite biegen, dass er wieder meine Fliege erwischt?
    Ist da ein Komplott im Gange, eine unselige Schutzalianz zwischen Wind, Gras und Fisch? Wer denkt an die armen echten Fliegen? Und wer an meine Zeit am Bindestock, an das Rehhaar und an meinen jagenden Schwager, der das Reh geschossen hat?


    Wieder erweist sich der Grashalm als stärker als mein Tippet, stärker sogar als der vordere Teil meines gezogenen Vorfachs, von dem er mir gerade mal 1,20m zurückgibt.


    Ich knote ein neues Vorfach an, ein neues Tippet, eine neue Sedge.
    Denn die Regenbogenforelle steigt noch immer.
    Aber diesmal sitzt mir der Schock tief in der Seele. Die Würfe sind nicht mehr präzise. Einmal landet die Sedge einen Meter vor dem Fisch, einmal so, dass er sie erreichen könnte. Aber der Airmendbogen ist zu klein ausgefallen. Kaum gelandet, dreggt die Fliege weg.
    Kurz: ich werfe noch etwa 10 mal. Aber ich schaffe es nicht mehr, dem Fisch, der nach allem Möglichen steigt, aber nicht nach meiner Sedge, selbige sauber zu servieren.


    Dass ein einziger, dürrer Grashalm einen Fischer so derart demoralisieren kann! Schließlich hole ich ein und wechsle den Angelplatz. Bevor ich ihn wieder aufsuche, werde ich dem Eigentümer des Grundstücks am gegenüberliegenden Ufer anbieten, auf seinem Rasen Unkraut zu jäten. Besonders an den Stellen dicht am Wasser.

  • :D Manchmal ist die Natur gegen den Menschen!


    Aber was wäre die Angelei ohne solche Erlebnisse ^^


    Ich glaube ich wäre irgndwann rüber geschwommen und hätte die ganze Wiese abgemäht ;)

    !!!mehr als nichtsfangen kann man nicht!!!


    spreche hiermit für alle rhein herne kanal angler ;) ihr wisst was ich meine

  • Hallo Gerhard,


    ja ja, so ist das Leben eines Fliegenfischers manchmal.


    Trotzdem eine sehr nette Geschichte. Wie würde Herr Polt sagen: Wie im richtigen Leben :D :D


    Cheers


    P.S. Ich kenne das mit Gras, Blättern und ganz fies - Brombeerranken

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