Laut Fangstatistiken soll ja im Mittellandkanal der eine oder andere Zander schwimmen.
Endlich mit den nötigen Papieren bewaffnet, hab ich mich die letzten Tage immer mal wieder an das Wasser gemacht mit dem Gedanken was an der Elbe klappt, klappt auch am Mittellandkanal
Mit ner Tasche voll Gummi vollbepackt, radelte ich am Kanal entlang und suchte nach geeigneten Stellen.
Gleichzeitig versuchte ich eine Stelle zu finden, wo man ein wenig von den Fußgängern, Radlern, Joggern, Walkern (also die Senioren, die zum Spazieren neuerdings zwei Stöcker brauchen und dann auch noch behaupten vital zu sein) geschützt ist und in Ruhe angeln kann.
Das ist es doch, worauf ich hinaus wollte RUHE.
Vielleicht sollte man das den vorbeilaufenden mal sagen. Ich habe leider vergeblich auf die Frage gewartet, ob angeln nicht langweilig sei. Meine Antwort wäre nämlich gewesen: "Nee, langweilig sind nur die ewig gleichen Anmerkungen von Passanten!"
Mittlerweile weiß ich, das Gegenteil ist der Fall..
Und was einem nicht für Leute über den Weg laufen. 13-jährige Jungs, die mit ihren Inlinern über Schotter schlürfen, sich dabei die Kugellager kaputt machen, nur um einem zu erzählen, dass sie ja kein Wodka mehr trinken, weil sie davon neulich im Krankenhaus gelandet sind.
Oder die Männerheimbewohner ohne Zähne, die auf nem verrosteten Drahtesel nach dem Weg zum FKK-Strand fragen. (Im Oktober) Ich wusste zwar den Weg nicht, wohl aber, dass da wahrscheinlich eher weniger los ist
Er nuschelte nur: "ich wollt' da mal guggn"
Ich musste mir doch echt das Lachen verkneifen..
Zum angeln bin ich dann auch noch gekommen. Etwas mühsam war's, wollte sich doch kein Biß anbahnen..nachdem ich mein komplettes Gummiarsenal ausprobiert hatte, ruckelte es dann doch noch an der Rutenspitze. Nach kurzem Drill hab ich einen ordentlichen Barsch gekeschert und die Spundwand hochgehieft. War zwar kein Zander, aber schmecke sollte der auch
Nun hatte ich Hoffnung geschöpft und pfefferte weiter die Gummifische entlang der Spundwand.
Erneut ruckelte es und zu Gesicht bekam ich diesen kleinen Kollegen. Richtige Gattung dachte ich, auch wenn ich lieber seine Großmutter erwischt hätte
Meine Hartnäckigkeit bescherte mir dann noch diesen Kollegen
Alle samt wirklich keine Riesen..Aber nachdem ich die Tage zuvor immer ordentlich den Wesley Snijder machte, war ich doch froh, endlich mal Fisch gesichtet zu haben.
Nachdem ich an der Stelle jeden Millimeter ohne weitere Erfolge abgeworfen hatte, fuhr ich mit dem Rad noch weiter am Kanal lang, immer nach interessanten Stellen suchend. Plötzlich hörte ich ein lautes klicken, ein Rauschen und dann in ohrenbetäubender Lautstärke eine Lautsprecheransage "Und der Radfahrer nimmt bitte die Hände an den Lenker"
Ich drehte mich schlagartig nach rechts zur Kanalseite und sah, dass direkt neben mir ein blau-weißes Schiff fuhr. Die meinen wohl mich, stellte ich schnell fest, hatte ich doch meine linke Hand in der wärmenden Tasche meiner Jacke und in der rechten die Rute + Kescher. Etwas beschämt fuhr ich weiter und dachte Na viel kann ja an niedersachsens Gewässern nicht los sein, wenn die einen Radfahrer fast vom Rad brüllen
Weiter gefangen hab ich dann nix mehr.
Gelernt hab ich an diesem Tag aber einige wesentlichen Dinge:
- Wer im Kanal Fische sucht, der sucht lange
- fahre nie freihändig mit Rute, Kescher, Rucksack und Ködertasche Fahrrad, wenn doch, halte Ausschau nach blau-weißen Booten
- lass dich nicht auf Gespräche mit saufenden Teenagern ein, die können einem den letzten Nerv rauben
- Manche Leute fahren sogar im Oktober noch 12 Kilometer auf nem 12 Jahre alten Fahrrad, nur um zum FKK-Strand zu gelangen
- Angeln ist alles andere als langweilig, es ist manchmal auch ein wenig Feldforschung, die sich besonders zur Beobachtung sog. Randgruppen, und damit meinte ich nicht nur die Walker, eignet..
Für's nächste mal weiß ich, wenn dir schon kein Fisch über'n Weg läuft, dann bestimmt ein paar interessante Menschen
Gute Nacht!