Guten Morgen zusammen,
nach einem anstrengenden Wochenende auf einem Seminar und einem knackigen Wochenbeginn wollte ich gestern unbedingt mal wieder ans Wasser, um die Zander zu ärgern.
Einfach so, egal, wie spät es schon war.
Auch die Tatsache, dass es zum Spinfischen gehen sollte, obwohl es bereits vollkommen dunkel war, sollte mich nicht von meinem Trip in den Duisburger Hafen abhalten.
Kaum angekommen, musste ich erst einmal feststellen, dass Spinfischen im Dunklen doch nicht ganz so einfach ist, wie ich dachte, vor allem dann nicht, wenn man sich nicht vorher im Hellen die Stelle genau ansehen kann. Gott sei Dank kenne ich die Ecke dort recht gut und so konnte der Blindflug starten.
Zunächst tat sich garnichts, erst einmal die Augen an die Bedingungen gewöhnen lassen und ein Gefühl für den Köder bekommen, denn erschwerend kam hinzu, dass ich von der hohen Spundwand nicht mit Wobblern fischen wollte, sondern Gufis zum Einsatz kommen sollten.
Nach etwa einer halben Stunde und einigen guten Stellen war es dann so weit, der erste Biss. Gleich ein ordentliches "Tock" in der Rute, Anhieb, sitzt. Nach kurzem Drill zeigt sich ein schöner 50er Küchenzander, gut genährt, der sich den Gufi voll reingeschraubt hat. Der 12cm Köder schaut kaum noch aus dem Maul heraus.
Topmotiviert geht es nun weiter, als ich ca. 20 Meter weiter links im Hafenbecken einen weiteren Biss erhalte.
Doch was war das?
Nicht das klassische "Tock" sondern einfach nur "rumms". Noch bevor ich überhaupt einen Anhieb setzen kann, muss ich feststellen, dass der Fisch mit seinem ultraagressiven Biss mal eben das 35er Flourocarbon-Vorfach einfach abgerissen hat und das, obwohl ich es erst kurz vorher auf Beschädigungen untersucht hatte.
....muss also etwas Großes gewesen sein - und denke unterbewusst an einen Waller, als ich plötzlich einen Riesenzander kurz an der Oberfläche ca. 10 Meter von mir entfernt platschen sehe. Offensichtlich hat sich der Räuber den Gufi gerade abgeschüttelt.....
...zitternd montiere ich ein stabiles Stahlvorfach und ein 15cm Hechtgummi, in der Hoffnung, noch eine zweite Chance auf den Fisch zu erhalten.
Schnell rein ins Wasser, tock, tock, tock, tock, viele kurze kleine Sprünge des überbleiten Gufis, um dem Zander so richtig auf die Nerven zu gehen... doch erfolglos.
Noch einmal die gleiche Bahn.... und noch mal.... und noch mal.... und dann passiert es ca. 5 Meter von der Spundwand entfernt.
Kein Rucken...Ein Biss? Nicht wirklich.
Der Köder bleibt einfach stehen und es fühlt sich so an als würden die Rollen getauscht. Am anderen Ende der Schnur scheint jemand plötzlich den Faden fest in der Hand zu halten und ich fühle mich gedrillt, was mir bleibt ist nur noch ein reflexartiger Anhieb.... und der Wiederstand lässt näch.
Zittrig kurbele ich den Gufi ein und sehe eine Risen-Zanderschuppe am Haken hängen. Bei späterer Betrachtung zu Hause wird die Größe erst richtig sichtbar, in der Breite ist sie größer als ein 1Euro-Stück und beim Zählen der Ringe zeigt sich, dass der Zander bereits deutlich über 10 Sommer auf dem Buckel haben muss.
Was für ein Fisch!
Doch wie ihr euch sicher denken könnt, soll das trotz intensivem weiterangelns in der Dunkelheit für diese Nacht der letzte Fischkontakt gewesen sein. Ich hatte den Zander meines Lebens gleich doppelt vergeigt. Noch immer voller Adrenalin und zittrig packe ich meine Sachen und fahre nach Hause. In dieser Nacht liege ich noch lange wach und stelle mir vor, wie dieser Zander ausgesehen haben mag. Unruhig wälze ich mich von einer Seite auf die andere und eines ist sicher: Ich komme wieder und ich stelle fest, dass es nicht die gefangenen Fische sind, sondern die Fische, die man nicht fängt, die unser Hobby so spannend machen.